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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Messina.
ungewöhnlich hoch mit 400 Seglern (51.114 t) und 92 Dampfern (68.687 t). Etwa
zwei Siebentel der Tonnenzahl entfallen auf den internationalen Verkehr, fünf
Siebentel auf den Küstenverkehr.

Bei der Küstenschiffahrt hat nach der Zahl der Tonnen die italienische
Flagge das Uebergewicht, im internationalen Verkehr aber sind die fremden
Flaggen namentlich in der Dampfschiffahrt weit wichtiger als die einheimischen.
England beschäftigt im internationalen Verkehre Messinas die meisten Tonnen.
dann folgen Italien, Frankreich, Deutschland und Griechenland.

Regelmässige Verbindungen mit Messina unterhalten die Navigazione gene-
rale, von Genua über Neapel, die Dampferlinie Slomann aus Hamburg.

Nach Reggio di Calabria, das zum Seebezirke Messina gehört, geht
ein Kabel.

Consuln haben in Messina: Argentina, Belgien, Dänemark, Deutsches
Reich, Frankreich, Griechenland, Japan, Monaco, Niederlande, Oesterreich-Ungarn,
Paraguay, Peru, Rumänien, Russland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Türkei
(G.-C.), Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Da in Sicilien kein Hauptthal vorhanden ist, das den Verkehr
der ganzen Insel bestimmen könnte. so haben auch die übrigen
Küstenplätze wohl für immer eine gewisse selbständige Bedeutung
gegenüber Palermo und Messina, weil sie die natürlichsten Versorger
ihres Nachbarterritoriums sind. Wir treffen von Messina südwärts-
gehend auf Riposto, welches 1887 noch eine Ausfuhr von fast
18 Millionen Lire hatte; es ist der erste Weinhafen Italiens und
lieferte früher die Aetnaweine nach Frankreich; der Handel ist in
den Händen von Sicilianern.

Es folgt Catania mit 106.000 Einwohnern, vom Aetna gegen
rauhe Winde geschützt, daher ein klimatischer Curort ersten Ranges,
mit Colonien von Fremden, unter denen die Deutschen hervorragen.
Die Einfuhr und die Ausfuhr erreichten 1887 jede 171/2 Millionen Lire.
Getreide (6 Millionen Lire) vom Schwarzen Meere, Erzeugnisse der
Textilindustrie aus England, Frankreich und Oesterreich-Ungarn, Holz
aus letzterem allein, ferner Leder und Häute sind die Hauptartikel
der Einfuhr; Schwefel, Agrumen, Mandeln, Haselnüsse und Asphalt
die der Ausfuhr. Eine Eisenbahn, welche rings um den Aetna führen
wird, ist im Bau, dann wird die Ausfuhr bedeutend steigen.

Der Küstenhandel ist für Catania von höchster Wichtigkeit, in
ihm werden grössere Werthe umgesetzt als im Aussenhandel.

Der nächste Hafen ist Syrakus, von dessen alter Pracht und
Herrlichkeit nur eine einzige Säule aufrecht steht; hier werden um
2--3 Millionen Lire harter Weizen aus Russland eingeführt, Wein
und Agrumen ausgeführt. An der Südküste sind zu nennen Ter-
ranova
, von wo täglich Verkehr mit Malta stattfindet, Liccata,

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Messina.
ungewöhnlich hoch mit 400 Seglern (51.114 t) und 92 Dampfern (68.687 t). Etwa
zwei Siebentel der Tonnenzahl entfallen auf den internationalen Verkehr, fünf
Siebentel auf den Küstenverkehr.

Bei der Küstenschiffahrt hat nach der Zahl der Tonnen die italienische
Flagge das Uebergewicht, im internationalen Verkehr aber sind die fremden
Flaggen namentlich in der Dampfschiffahrt weit wichtiger als die einheimischen.
England beschäftigt im internationalen Verkehre Messinas die meisten Tonnen.
dann folgen Italien, Frankreich, Deutschland und Griechenland.

Regelmässige Verbindungen mit Messina unterhalten die Navigazione gene-
rale, von Genua über Neapel, die Dampferlinie Slomann aus Hamburg.

Nach Reggio di Calabria, das zum Seebezirke Messina gehört, geht
ein Kabel.

Consuln haben in Messina: Argentina, Belgien, Dänemark, Deutsches
Reich, Frankreich, Griechenland, Japan, Monaco, Niederlande, Oesterreich-Ungarn,
Paraguay, Peru, Rumänien, Russland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Türkei
(G.-C.), Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Da in Sicilien kein Hauptthal vorhanden ist, das den Verkehr
der ganzen Insel bestimmen könnte. so haben auch die übrigen
Küstenplätze wohl für immer eine gewisse selbständige Bedeutung
gegenüber Palermo und Messina, weil sie die natürlichsten Versorger
ihres Nachbarterritoriums sind. Wir treffen von Messina südwärts-
gehend auf Riposto, welches 1887 noch eine Ausfuhr von fast
18 Millionen Lire hatte; es ist der erste Weinhafen Italiens und
lieferte früher die Aetnaweine nach Frankreich; der Handel ist in
den Händen von Sicilianern.

Es folgt Catania mit 106.000 Einwohnern, vom Aetna gegen
rauhe Winde geschützt, daher ein klimatischer Curort ersten Ranges,
mit Colonien von Fremden, unter denen die Deutschen hervorragen.
Die Einfuhr und die Ausfuhr erreichten 1887 jede 17½ Millionen Lire.
Getreide (6 Millionen Lire) vom Schwarzen Meere, Erzeugnisse der
Textilindustrie aus England, Frankreich und Oesterreich-Ungarn, Holz
aus letzterem allein, ferner Leder und Häute sind die Hauptartikel
der Einfuhr; Schwefel, Agrumen, Mandeln, Haselnüsse und Asphalt
die der Ausfuhr. Eine Eisenbahn, welche rings um den Aetna führen
wird, ist im Bau, dann wird die Ausfuhr bedeutend steigen.

Der Küstenhandel ist für Catania von höchster Wichtigkeit, in
ihm werden grössere Werthe umgesetzt als im Aussenhandel.

Der nächste Hafen ist Syrakus, von dessen alter Pracht und
Herrlichkeit nur eine einzige Säule aufrecht steht; hier werden um
2—3 Millionen Lire harter Weizen aus Russland eingeführt, Wein
und Agrumen ausgeführt. An der Südküste sind zu nennen Ter-
ranova
, von wo täglich Verkehr mit Malta stattfindet, Liccata,

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[339/0359] Messina. ungewöhnlich hoch mit 400 Seglern (51.114 t) und 92 Dampfern (68.687 t). Etwa zwei Siebentel der Tonnenzahl entfallen auf den internationalen Verkehr, fünf Siebentel auf den Küstenverkehr. Bei der Küstenschiffahrt hat nach der Zahl der Tonnen die italienische Flagge das Uebergewicht, im internationalen Verkehr aber sind die fremden Flaggen namentlich in der Dampfschiffahrt weit wichtiger als die einheimischen. England beschäftigt im internationalen Verkehre Messinas die meisten Tonnen. dann folgen Italien, Frankreich, Deutschland und Griechenland. Regelmässige Verbindungen mit Messina unterhalten die Navigazione gene- rale, von Genua über Neapel, die Dampferlinie Slomann aus Hamburg. Nach Reggio di Calabria, das zum Seebezirke Messina gehört, geht ein Kabel. Consuln haben in Messina: Argentina, Belgien, Dänemark, Deutsches Reich, Frankreich, Griechenland, Japan, Monaco, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Paraguay, Peru, Rumänien, Russland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Türkei (G.-C.), Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika. Da in Sicilien kein Hauptthal vorhanden ist, das den Verkehr der ganzen Insel bestimmen könnte. so haben auch die übrigen Küstenplätze wohl für immer eine gewisse selbständige Bedeutung gegenüber Palermo und Messina, weil sie die natürlichsten Versorger ihres Nachbarterritoriums sind. Wir treffen von Messina südwärts- gehend auf Riposto, welches 1887 noch eine Ausfuhr von fast 18 Millionen Lire hatte; es ist der erste Weinhafen Italiens und lieferte früher die Aetnaweine nach Frankreich; der Handel ist in den Händen von Sicilianern. Es folgt Catania mit 106.000 Einwohnern, vom Aetna gegen rauhe Winde geschützt, daher ein klimatischer Curort ersten Ranges, mit Colonien von Fremden, unter denen die Deutschen hervorragen. Die Einfuhr und die Ausfuhr erreichten 1887 jede 17½ Millionen Lire. Getreide (6 Millionen Lire) vom Schwarzen Meere, Erzeugnisse der Textilindustrie aus England, Frankreich und Oesterreich-Ungarn, Holz aus letzterem allein, ferner Leder und Häute sind die Hauptartikel der Einfuhr; Schwefel, Agrumen, Mandeln, Haselnüsse und Asphalt die der Ausfuhr. Eine Eisenbahn, welche rings um den Aetna führen wird, ist im Bau, dann wird die Ausfuhr bedeutend steigen. Der Küstenhandel ist für Catania von höchster Wichtigkeit, in ihm werden grössere Werthe umgesetzt als im Aussenhandel. Der nächste Hafen ist Syrakus, von dessen alter Pracht und Herrlichkeit nur eine einzige Säule aufrecht steht; hier werden um 2—3 Millionen Lire harter Weizen aus Russland eingeführt, Wein und Agrumen ausgeführt. An der Südküste sind zu nennen Ter- ranova, von wo täglich Verkehr mit Malta stattfindet, Liccata, 43*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/359>, abgerufen am 17.05.2024.