station des Suez-Canales ist, und deshalb so ziemlich jedes Schiff hier -- zwischen zwei langen Seereisen -- seine Kohlenvorräthe ergänzt. Zu den markantesten Figuren zählen hier die "Kohlen-Araber". Ge- schäftiger als Ameisen befördern diese schlanken und kräftigen Ge- stalten in lebhaft bewegtem Gewirre unter fortwährendem lauten Reden, Rufen und Schreien ganze Berge der "schwarzen Diamanten" in die grossen, neue Kraft aufspeichernden, allen Flaggen angehören- den Dampfer, die hier zusammenkommen.
Wie unser Plan zeigt, ist das Hafenbecken ein Bassin von 53 ha Oberfläche, dessen Zufahrt gegen den Andrang der hohen See durch zwei mächtige Wellenbrecher geschützt ist.
Der westliche derselben hat ausser dem Wasser eine Länge von 2500 m und eine submarine Fortsetzung von 500 m, der östliche nur eine Länge von 1900 m, denn der westliche Damm muss zugleich den Hafen vor der Verschlammung durch die Sinkstoffe schützen, welche eine die Küste gegen Syrien hin verfolgende Meeresströmung herbeischleppt und an der bereits ganz verschlammten Küste Syriens ablagert. Leuchtschiffe und Bojen markiren das Fahrwasser. Das höchste Bauwerk ist der am Fusse des grossen Wellenbrechers auf- geführte imposante Leuchthurm, eines der ersten mit elektrischem Lichte ausgestattet gewesenen (1870) Leuchtfeuer, und der wichtigste Markpunkt zum Anlaufen der hiesigen Flachküste. Er liegt unter 31° 16' nördl. Breite und 32° 19' östl. Länge v. Gr. Am Hafenquai steht das Administrationsgebäude der Häfen und Leuchtthürme.
Port Said verdankt dem Suez-Canale sein Dasein und seine Blüthe. Die Arbeiten in den grossartigen Kohlendepots, die Ver- proviantirung der Schiffe mit Schlachtvieh, Geflügel und Gemüse, die Erweiterung des Canales seit 1883, der Bau des Süsswassercanales Port Said--Ismailia haben Tausende von Menschen herbeigezogen, und die Bevölkerung von Port Said wird auf mehr als 25.000 Seelen geschätzt, von denen zwei Drittel Eingeborene und Syrer, ein Drittel Europäer sind. Der Stock der starken flottanten Bevölkerung von Port Said besteht aus Engländern, die hier eine eigene Kirche und das "Lady Strangford Hospital" besitzen, in welchem Leitung und Wärter englisch sind.
Die Wasserleitung von Ismailia her, welche die Tonne Wasser um 11/2 Francs liefert, genügt schon lange nicht mehr der rasch steigenden Bevölkerung, und 1887 wurde der Bau eines Süsswasser- canals von dort aus begonnen, der vier Jahre später vollendet sein soll.
Das junge Port Said ist heute bereits die zweite Hafenstadt
Das Mittelmeerbecken.
station des Suez-Canales ist, und deshalb so ziemlich jedes Schiff hier — zwischen zwei langen Seereisen — seine Kohlenvorräthe ergänzt. Zu den markantesten Figuren zählen hier die „Kohlen-Araber“. Ge- schäftiger als Ameisen befördern diese schlanken und kräftigen Ge- stalten in lebhaft bewegtem Gewirre unter fortwährendem lauten Reden, Rufen und Schreien ganze Berge der „schwarzen Diamanten“ in die grossen, neue Kraft aufspeichernden, allen Flaggen angehören- den Dampfer, die hier zusammenkommen.
Wie unser Plan zeigt, ist das Hafenbecken ein Bassin von 53 ha Oberfläche, dessen Zufahrt gegen den Andrang der hohen See durch zwei mächtige Wellenbrecher geschützt ist.
Der westliche derselben hat ausser dem Wasser eine Länge von 2500 m und eine submarine Fortsetzung von 500 m, der östliche nur eine Länge von 1900 m, denn der westliche Damm muss zugleich den Hafen vor der Verschlammung durch die Sinkstoffe schützen, welche eine die Küste gegen Syrien hin verfolgende Meeresströmung herbeischleppt und an der bereits ganz verschlammten Küste Syriens ablagert. Leuchtschiffe und Bojen markiren das Fahrwasser. Das höchste Bauwerk ist der am Fusse des grossen Wellenbrechers auf- geführte imposante Leuchthurm, eines der ersten mit elektrischem Lichte ausgestattet gewesenen (1870) Leuchtfeuer, und der wichtigste Markpunkt zum Anlaufen der hiesigen Flachküste. Er liegt unter 31° 16′ nördl. Breite und 32° 19′ östl. Länge v. Gr. Am Hafenquai steht das Administrationsgebäude der Häfen und Leuchtthürme.
Port Saïd verdankt dem Suez-Canale sein Dasein und seine Blüthe. Die Arbeiten in den grossartigen Kohlendepots, die Ver- proviantirung der Schiffe mit Schlachtvieh, Geflügel und Gemüse, die Erweiterung des Canales seit 1883, der Bau des Süsswassercanales Port Saïd—Ismaïlia haben Tausende von Menschen herbeigezogen, und die Bevölkerung von Port Saïd wird auf mehr als 25.000 Seelen geschätzt, von denen zwei Drittel Eingeborene und Syrer, ein Drittel Europäer sind. Der Stock der starken flottanten Bevölkerung von Port Saïd besteht aus Engländern, die hier eine eigene Kirche und das „Lady Strangford Hospital“ besitzen, in welchem Leitung und Wärter englisch sind.
Die Wasserleitung von Ismaïlia her, welche die Tonne Wasser um 1½ Francs liefert, genügt schon lange nicht mehr der rasch steigenden Bevölkerung, und 1887 wurde der Bau eines Süsswasser- canals von dort aus begonnen, der vier Jahre später vollendet sein soll.
Das junge Port Saïd ist heute bereits die zweite Hafenstadt
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Das Mittelmeerbecken.
station des Suez-Canales ist, und deshalb so ziemlich jedes Schiff hier
— zwischen zwei langen Seereisen — seine Kohlenvorräthe ergänzt.
Zu den markantesten Figuren zählen hier die „Kohlen-Araber“. Ge-
schäftiger als Ameisen befördern diese schlanken und kräftigen Ge-
stalten in lebhaft bewegtem Gewirre unter fortwährendem lauten
Reden, Rufen und Schreien ganze Berge der „schwarzen Diamanten“
in die grossen, neue Kraft aufspeichernden, allen Flaggen angehören-
den Dampfer, die hier zusammenkommen.
Wie unser Plan zeigt, ist das Hafenbecken ein Bassin von
53 ha Oberfläche, dessen Zufahrt gegen den Andrang der hohen See
durch zwei mächtige Wellenbrecher geschützt ist.
Der westliche derselben hat ausser dem Wasser eine Länge von
2500 m und eine submarine Fortsetzung von 500 m, der östliche nur
eine Länge von 1900 m, denn der westliche Damm muss zugleich
den Hafen vor der Verschlammung durch die Sinkstoffe schützen,
welche eine die Küste gegen Syrien hin verfolgende Meeresströmung
herbeischleppt und an der bereits ganz verschlammten Küste Syriens
ablagert. Leuchtschiffe und Bojen markiren das Fahrwasser. Das
höchste Bauwerk ist der am Fusse des grossen Wellenbrechers auf-
geführte imposante Leuchthurm, eines der ersten mit elektrischem
Lichte ausgestattet gewesenen (1870) Leuchtfeuer, und der wichtigste
Markpunkt zum Anlaufen der hiesigen Flachküste. Er liegt unter
31° 16′ nördl. Breite und 32° 19′ östl. Länge v. Gr. Am Hafenquai
steht das Administrationsgebäude der Häfen und Leuchtthürme.
Port Saïd verdankt dem Suez-Canale sein Dasein und seine
Blüthe. Die Arbeiten in den grossartigen Kohlendepots, die Ver-
proviantirung der Schiffe mit Schlachtvieh, Geflügel und Gemüse, die
Erweiterung des Canales seit 1883, der Bau des Süsswassercanales
Port Saïd—Ismaïlia haben Tausende von Menschen herbeigezogen, und
die Bevölkerung von Port Saïd wird auf mehr als 25.000 Seelen
geschätzt, von denen zwei Drittel Eingeborene und Syrer, ein Drittel
Europäer sind. Der Stock der starken flottanten Bevölkerung von Port
Saïd besteht aus Engländern, die hier eine eigene Kirche und das
„Lady Strangford Hospital“ besitzen, in welchem Leitung und Wärter
englisch sind.
Die Wasserleitung von Ismaïlia her, welche die Tonne Wasser
um 1½ Francs liefert, genügt schon lange nicht mehr der rasch
steigenden Bevölkerung, und 1887 wurde der Bau eines Süsswasser-
canals von dort aus begonnen, der vier Jahre später vollendet sein soll.
Das junge Port Saïd ist heute bereits die zweite Hafenstadt
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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