Der Verkehr einer grossen Anzahl derselben, und zwar gerade der der minderwerthigen, geht heute noch, um Kosten zu ersparen, auf Segelschiffen um das Cap der guten Hoffnung. Aber in demselben Masse, als der Segelschiffahrt allmälig die Verfrachtung einer ganzen Reihe von Gegenständen entzogen wird, die auf die Dampfschiffahrt übergehen, muss auch die Bedeutung des Suez-Canals steigen; der Betrag der Canaltaxe wird durch den geringeren Verbrauch von Kohlen, welche die Folge des kürzeren Weges durch den Suez-Canal ist, mindestens aufgewogen, die Ersparniss an Zeit ist überdies für den Handel reiner Gewinn.
Wir können daher mit Recht sagen, die volle Bedeutung des Suez-Canals wird sich erst in der Zukunft zeigen, trotz des riesigen Aufschwunges, welchen sein Verkehr in den letzten Jahren genom- men hat.
Die Schnelligkeit der Fahrt ist auf 10 km in der Stunde fest- gesetzt, nur in den grossen Bitterseen darf mit voller Dampfkraft ge- fahren werden.
Die Zeit, welche die Schiffe zu einer Fahrt durch den Canal benöthigen, wird daher immer kürzer. Dampfer, welche sich des elek- trischen Lichtes bedienten, brauchten 1888 zu einer Durchfahrt durch- schnittlich 22 Stunden 26 Minuten. Die schnellste Fahrt machte 1887 die Dampfyacht "Namouna", die den Weg in 13 Stunden 53 Minuten zurücklegte.
Das ist die Zeit des Verweilens im Canale, ungerechnet die Auf- enthalte in Port Said und Suez; die effective Canalfahrt ist natürlich kürzer. Auf diese verwendete 1888 das holländische Torpedoboot "Cerberus" nur 9 Stunden 47 Minuten.
Wenn der Canal so fertiggestellt sein wird, wie man beschlossen hat, werden also die Schiffe durchschnittlich 10 Stunden zum Passiren des Canals brauchen.
Neben der Verbreiterung des Canals ist jetzt auch die Vertiefung desselben sehr dringend geworden. Denn immer grösser werden die Dimensionen der Schiffe, welche den Weg durch den Suez-Canal suchen. Im Jahre 1870 hatte im Durchschnitte jedes Schiff eine Grösse von 891 t, 1889 von 2805 t. Im Jahre 1888 hatten 28 Schiffe mehr als je 1000 Passagiere bei einer Canalfahrt an Bord.
Gegenwärtig ist ein Tiefgang von 7·5 m gestattet. Schiffe, welche tiefer tauchen würden, dürfen in Port Said nicht die ganze Kohlen- ladung aufnehmen; sie ergänzen dieselbe in Suez. Die Vertiefung des Canals auf 8·5 m ist vollendet, und die Rheder werden Schiffe bauen
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Der Suez-Canal.
Der Verkehr einer grossen Anzahl derselben, und zwar gerade der der minderwerthigen, geht heute noch, um Kosten zu ersparen, auf Segelschiffen um das Cap der guten Hoffnung. Aber in demselben Masse, als der Segelschiffahrt allmälig die Verfrachtung einer ganzen Reihe von Gegenständen entzogen wird, die auf die Dampfschiffahrt übergehen, muss auch die Bedeutung des Suez-Canals steigen; der Betrag der Canaltaxe wird durch den geringeren Verbrauch von Kohlen, welche die Folge des kürzeren Weges durch den Suez-Canal ist, mindestens aufgewogen, die Ersparniss an Zeit ist überdies für den Handel reiner Gewinn.
Wir können daher mit Recht sagen, die volle Bedeutung des Suez-Canals wird sich erst in der Zukunft zeigen, trotz des riesigen Aufschwunges, welchen sein Verkehr in den letzten Jahren genom- men hat.
Die Schnelligkeit der Fahrt ist auf 10 km in der Stunde fest- gesetzt, nur in den grossen Bitterseen darf mit voller Dampfkraft ge- fahren werden.
Die Zeit, welche die Schiffe zu einer Fahrt durch den Canal benöthigen, wird daher immer kürzer. Dampfer, welche sich des elek- trischen Lichtes bedienten, brauchten 1888 zu einer Durchfahrt durch- schnittlich 22 Stunden 26 Minuten. Die schnellste Fahrt machte 1887 die Dampfyacht „Namouna“, die den Weg in 13 Stunden 53 Minuten zurücklegte.
Das ist die Zeit des Verweilens im Canale, ungerechnet die Auf- enthalte in Port Saïd und Suez; die effective Canalfahrt ist natürlich kürzer. Auf diese verwendete 1888 das holländische Torpedoboot „Cerberus“ nur 9 Stunden 47 Minuten.
Wenn der Canal so fertiggestellt sein wird, wie man beschlossen hat, werden also die Schiffe durchschnittlich 10 Stunden zum Passiren des Canals brauchen.
Neben der Verbreiterung des Canals ist jetzt auch die Vertiefung desselben sehr dringend geworden. Denn immer grösser werden die Dimensionen der Schiffe, welche den Weg durch den Suez-Canal suchen. Im Jahre 1870 hatte im Durchschnitte jedes Schiff eine Grösse von 891 t, 1889 von 2805 t. Im Jahre 1888 hatten 28 Schiffe mehr als je 1000 Passagiere bei einer Canalfahrt an Bord.
Gegenwärtig ist ein Tiefgang von 7·5 m gestattet. Schiffe, welche tiefer tauchen würden, dürfen in Port Saïd nicht die ganze Kohlen- ladung aufnehmen; sie ergänzen dieselbe in Suez. Die Vertiefung des Canals auf 8·5 m ist vollendet, und die Rheder werden Schiffe bauen
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Der Suez-Canal.
Der Verkehr einer grossen Anzahl derselben, und zwar gerade
der der minderwerthigen, geht heute noch, um Kosten zu ersparen,
auf Segelschiffen um das Cap der guten Hoffnung. Aber in demselben
Masse, als der Segelschiffahrt allmälig die Verfrachtung einer ganzen
Reihe von Gegenständen entzogen wird, die auf die Dampfschiffahrt
übergehen, muss auch die Bedeutung des Suez-Canals steigen; der
Betrag der Canaltaxe wird durch den geringeren Verbrauch von
Kohlen, welche die Folge des kürzeren Weges durch den Suez-Canal
ist, mindestens aufgewogen, die Ersparniss an Zeit ist überdies für
den Handel reiner Gewinn.
Wir können daher mit Recht sagen, die volle Bedeutung des
Suez-Canals wird sich erst in der Zukunft zeigen, trotz des riesigen
Aufschwunges, welchen sein Verkehr in den letzten Jahren genom-
men hat.
Die Schnelligkeit der Fahrt ist auf 10 km in der Stunde fest-
gesetzt, nur in den grossen Bitterseen darf mit voller Dampfkraft ge-
fahren werden.
Die Zeit, welche die Schiffe zu einer Fahrt durch den Canal
benöthigen, wird daher immer kürzer. Dampfer, welche sich des elek-
trischen Lichtes bedienten, brauchten 1888 zu einer Durchfahrt durch-
schnittlich 22 Stunden 26 Minuten. Die schnellste Fahrt machte 1887
die Dampfyacht „Namouna“, die den Weg in 13 Stunden 53 Minuten
zurücklegte.
Das ist die Zeit des Verweilens im Canale, ungerechnet die Auf-
enthalte in Port Saïd und Suez; die effective Canalfahrt ist natürlich
kürzer. Auf diese verwendete 1888 das holländische Torpedoboot
„Cerberus“ nur 9 Stunden 47 Minuten.
Wenn der Canal so fertiggestellt sein wird, wie man beschlossen
hat, werden also die Schiffe durchschnittlich 10 Stunden zum Passiren
des Canals brauchen.
Neben der Verbreiterung des Canals ist jetzt auch die Vertiefung
desselben sehr dringend geworden. Denn immer grösser werden die
Dimensionen der Schiffe, welche den Weg durch den Suez-Canal
suchen. Im Jahre 1870 hatte im Durchschnitte jedes Schiff eine Grösse
von 891 t, 1889 von 2805 t. Im Jahre 1888 hatten 28 Schiffe mehr
als je 1000 Passagiere bei einer Canalfahrt an Bord.
Gegenwärtig ist ein Tiefgang von 7·5 m gestattet. Schiffe, welche
tiefer tauchen würden, dürfen in Port Saïd nicht die ganze Kohlen-
ladung aufnehmen; sie ergänzen dieselbe in Suez. Die Vertiefung des
Canals auf 8·5 m ist vollendet, und die Rheder werden Schiffe bauen
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/287>, abgerufen am 25.11.2024.
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