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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.
Herzog von Richelieu (1803--1814), Prinz Michael von Worontzoff
(1823), ebenso die Gouverneure General Langeron, Graf A. Strogonoff
und Kotzebue haben unvergessliche Verdienste um die rasche Ent-
wicklung des Handels-Emporiums sich erworben.

Odessa liegt unter 46° 29' nördl. und 30° 44' östl. v. Gr.
(Kathedrale), auf einem fast ebenen, von einigen jetzt überbrückten
Einschnitten durchzogenen Plateau und ist, wie unser Plan zeigt, sehr
regelmässig gebaut.

Seine breiten schöngepflasterten Strassen werden häufig mit den
Pariser Boulevards verglichen. Unter denselben ist der die ganze
Stadt an der Landseite umspannende äussere Boulevard, eine Fahr-
strasse, welche die Vorstädte abgrenzt, seiner grossen Ausdehnung
wegen bemerkenswerth. Dagegen blickt der herrliche Boulevard Nicolas
hinab in das bewegte Leben des Hafens. Von den schattigen Anlagen
dieser einzig schönen Promenade geniesst man einen weiten Ausblick
auf den Hafen und die See. Das 1827 errichtete Standbild Richelieu's,
in der Richtung der hier mündenden monumentalen Freitreppe gelegen,
dann seit 1887 am südlichen Ende des Boulevards eine mit der
Bronzebüste des russischen Dichters Puschkin gezierte Fontaine, und
der säulengetragene Bau der Börse, welcher den Hintergrund ein-
nimmt, schmücken diesen vielbesuchten reizenden Platz.

Von der Freitreppe aus gelangt man über den Richelieu-Platz
zum Katharinen-Platz, und nach kurzer Strecke zu dem mit schönen
Parkanlagen gezierten Theater-Platz. Hier erhebt sich das imposante
und formenprächtige Theatergebäude -- ein Werk österreichisch-
ungarischer Kräfte.

Nach den Plänen der Wiener Architekten Fellner und Helmer vollführte
die Wiener Unternehmung Donat Zifferer den Bau, dessen Sculpturen Friedl aus
Wien in würdigster Weise schuf. Die herrlichen Plafondgemälde und der Vorhang
entstammen dem Atelier des Wiener Malers Leffer. Ganz & Comp. in Budapest
tauchten aber das prächtige Werk in ein Meer elektrischen Lichtes.

Das am 15. September 1887 eröffnete Theater erforderte einen Kostenauf-
wand von 1·1 Million Rubel.

Auch der Alexander-Park, dann die von hin und wieder
grösseren Gebäuden flankirten Strassen Richelieu, Deribas, Preobra-
schenska, Puschkin (früher italienische Strasse), die zu den belebtesten
der Stadt gehören, endlich der neue Bazar seien hier genannt.

Unter den öffentlichen Gebäuden sind die kirchlichen Bauten
beachtenswerth. Odessa besitzt 21 in verschiedenen Stylarten erbaute,
mitunter ansehnliche Kirchen, mehrere Klöster und Synagogen.

Das geistige Leben ist sehr entwickelt, das Unterrichtswesen

Das Mittelmeerbecken.
Herzog von Richelieu (1803—1814), Prinz Michael von Worontzoff
(1823), ebenso die Gouverneure General Langeron, Graf A. Strogonoff
und Kotzebue haben unvergessliche Verdienste um die rasche Ent-
wicklung des Handels-Emporiums sich erworben.

Odessa liegt unter 46° 29′ nördl. und 30° 44′ östl. v. Gr.
(Kathedrale), auf einem fast ebenen, von einigen jetzt überbrückten
Einschnitten durchzogenen Plateau und ist, wie unser Plan zeigt, sehr
regelmässig gebaut.

Seine breiten schöngepflasterten Strassen werden häufig mit den
Pariser Boulevards verglichen. Unter denselben ist der die ganze
Stadt an der Landseite umspannende äussere Boulevard, eine Fahr-
strasse, welche die Vorstädte abgrenzt, seiner grossen Ausdehnung
wegen bemerkenswerth. Dagegen blickt der herrliche Boulevard Nicolas
hinab in das bewegte Leben des Hafens. Von den schattigen Anlagen
dieser einzig schönen Promenade geniesst man einen weiten Ausblick
auf den Hafen und die See. Das 1827 errichtete Standbild Richelieu’s,
in der Richtung der hier mündenden monumentalen Freitreppe gelegen,
dann seit 1887 am südlichen Ende des Boulevards eine mit der
Bronzebüste des russischen Dichters Puschkin gezierte Fontaine, und
der säulengetragene Bau der Börse, welcher den Hintergrund ein-
nimmt, schmücken diesen vielbesuchten reizenden Platz.

Von der Freitreppe aus gelangt man über den Richelieu-Platz
zum Katharinen-Platz, und nach kurzer Strecke zu dem mit schönen
Parkanlagen gezierten Theater-Platz. Hier erhebt sich das imposante
und formenprächtige Theatergebäude — ein Werk österreichisch-
ungarischer Kräfte.

Nach den Plänen der Wiener Architekten Fellner und Helmer vollführte
die Wiener Unternehmung Donat Zifferer den Bau, dessen Sculpturen Friedl aus
Wien in würdigster Weise schuf. Die herrlichen Plafondgemälde und der Vorhang
entstammen dem Atelier des Wiener Malers Leffer. Ganz & Comp. in Budapest
tauchten aber das prächtige Werk in ein Meer elektrischen Lichtes.

Das am 15. September 1887 eröffnete Theater erforderte einen Kostenauf-
wand von 1·1 Million Rubel.

Auch der Alexander-Park, dann die von hin und wieder
grösseren Gebäuden flankirten Strassen Richelieu, Deribas, Preobra-
schenska, Puschkin (früher italienische Strasse), die zu den belebtesten
der Stadt gehören, endlich der neue Bazar seien hier genannt.

Unter den öffentlichen Gebäuden sind die kirchlichen Bauten
beachtenswerth. Odessa besitzt 21 in verschiedenen Stylarten erbaute,
mitunter ansehnliche Kirchen, mehrere Klöster und Synagogen.

Das geistige Leben ist sehr entwickelt, das Unterrichtswesen

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[168/0188] Das Mittelmeerbecken. Herzog von Richelieu (1803—1814), Prinz Michael von Worontzoff (1823), ebenso die Gouverneure General Langeron, Graf A. Strogonoff und Kotzebue haben unvergessliche Verdienste um die rasche Ent- wicklung des Handels-Emporiums sich erworben. Odessa liegt unter 46° 29′ nördl. und 30° 44′ östl. v. Gr. (Kathedrale), auf einem fast ebenen, von einigen jetzt überbrückten Einschnitten durchzogenen Plateau und ist, wie unser Plan zeigt, sehr regelmässig gebaut. Seine breiten schöngepflasterten Strassen werden häufig mit den Pariser Boulevards verglichen. Unter denselben ist der die ganze Stadt an der Landseite umspannende äussere Boulevard, eine Fahr- strasse, welche die Vorstädte abgrenzt, seiner grossen Ausdehnung wegen bemerkenswerth. Dagegen blickt der herrliche Boulevard Nicolas hinab in das bewegte Leben des Hafens. Von den schattigen Anlagen dieser einzig schönen Promenade geniesst man einen weiten Ausblick auf den Hafen und die See. Das 1827 errichtete Standbild Richelieu’s, in der Richtung der hier mündenden monumentalen Freitreppe gelegen, dann seit 1887 am südlichen Ende des Boulevards eine mit der Bronzebüste des russischen Dichters Puschkin gezierte Fontaine, und der säulengetragene Bau der Börse, welcher den Hintergrund ein- nimmt, schmücken diesen vielbesuchten reizenden Platz. Von der Freitreppe aus gelangt man über den Richelieu-Platz zum Katharinen-Platz, und nach kurzer Strecke zu dem mit schönen Parkanlagen gezierten Theater-Platz. Hier erhebt sich das imposante und formenprächtige Theatergebäude — ein Werk österreichisch- ungarischer Kräfte. Nach den Plänen der Wiener Architekten Fellner und Helmer vollführte die Wiener Unternehmung Donat Zifferer den Bau, dessen Sculpturen Friedl aus Wien in würdigster Weise schuf. Die herrlichen Plafondgemälde und der Vorhang entstammen dem Atelier des Wiener Malers Leffer. Ganz & Comp. in Budapest tauchten aber das prächtige Werk in ein Meer elektrischen Lichtes. Das am 15. September 1887 eröffnete Theater erforderte einen Kostenauf- wand von 1·1 Million Rubel. Auch der Alexander-Park, dann die von hin und wieder grösseren Gebäuden flankirten Strassen Richelieu, Deribas, Preobra- schenska, Puschkin (früher italienische Strasse), die zu den belebtesten der Stadt gehören, endlich der neue Bazar seien hier genannt. Unter den öffentlichen Gebäuden sind die kirchlichen Bauten beachtenswerth. Odessa besitzt 21 in verschiedenen Stylarten erbaute, mitunter ansehnliche Kirchen, mehrere Klöster und Synagogen. Das geistige Leben ist sehr entwickelt, das Unterrichtswesen

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/188>, abgerufen am 24.11.2024.