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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.
des Hafens, welche, wie erwähnt, durch ausgedehnte Regierungsdocks
vervollständigt werden.

Diese Stadt blüht seit der Aufhebung des Freihafens (1883)
mächtig auf, wofür die lebhafte Baulust und das Steigen des Werthes
aller Immobilien unzweifelhafte Beweise sind.

Gross ist die Zahl der Speculanten und Händler, aber auch die der Fuhr-
leute, Lastträger und Taglöhner, welche in dem Hauptartikel der Ausfuhr, Getreide,
Beschäftigung finden. Ein Theil des letzteren wird auch aus Bulgarien und Serbien auf
der Donau zugeführt. Zur Vermittlung des Verkehres besteht eine Getreidebörse. Im
Jahre 1887 wurden 12,053.621 q, 1888 14,554.041 q Getreide ausgeführt. Von den
letzteren waren 8,804.098 q mit Schiffen von den oberen Stationen, 5,750.041 q
mit der Eisenbahn hier angelangt, und wurden mit Dampfern nach England,
Frankreich, Holland, Belgien, Schweiz, Deutschland und Italien exportirt. Der
grösste Absatz fand nach England und Antwerpen statt. In der obigen Ziffer sind
enthalten (1888) 206.907 q Reps und 88.158 q Bohnen. Ansehnlich ist auch die
Ausfuhr von hier erzeugtem Mehl, 1888 113.965 q, 1887 64.689 q, der grösste
Theil geht in die Türkei, dann die von Spiritus, welche 1888 16.300 q (Werth
1,793.000 Francs), 1887 21.800 q betrug. Von hier versendet man Gemüse in be-
deutenden Quantitäten nach Galatz und anderen Donaustationen. Bulgaren sind
hier wie überall auf der Balkanhalbinsel und auch in vielen Orten Ungarns die
Pflanzer der Gemüse. Exportirt werden ferner russisches Petroleum, englische Stein-
kohlen, Colonialwaaren und eine Reihe von Industrieartikeln fremden Ursprungs.

Die wichtigsten Artikel der Einfuhr sind: Reis, Oele aller Art, Zucker,
Kaffee und Colonialwaaren, Hölzer, Petroleum und Steinkohlen. Den Haupttheil der
Einfuhr bilden aber Industrieartikel jeder Art. Bei vielen derselben ist eine Abnahme
bemerkbar, weil sich die einheimische Production durch eingewanderte Gewerbsleute
hebt. Hervorzuheben sind Pflaster- und Ziegelsteine für mehr als 1 Million Francs.
Von der Einfuhr in Braila gilt dasselbe, was bei Galatz erwähnt wurde, nur ist
die Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn verhältnissmässig bedeutender. Deutschland ist
bemüht, seine Producte mit der Eisenbahn auf den hiesigen Markt zu bringen und
auch den bisher zur See importirten Artikeln Concurrenz zu machen.

Der Seehandel von Braila betrug:


1)

Der Schiffsverkehr umfasste ohne Schleppschiffe, von denen 1888 2409
mit 423.250 Tonnen zumeist unter griechischer und rumänischer Flagge hier an-
kamen, ferner ohne die Passagierdampfer der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft,
welche von den oberen Donaustationen kamen, und ohne die Localdampfer zwischen
Galatz und Braila:

[Tabelle]

1) Ohne Cerealien.

Das Mittelmeerbecken.
des Hafens, welche, wie erwähnt, durch ausgedehnte Regierungsdocks
vervollständigt werden.

Diese Stadt blüht seit der Aufhebung des Freihafens (1883)
mächtig auf, wofür die lebhafte Baulust und das Steigen des Werthes
aller Immobilien unzweifelhafte Beweise sind.

Gross ist die Zahl der Speculanten und Händler, aber auch die der Fuhr-
leute, Lastträger und Taglöhner, welche in dem Hauptartikel der Ausfuhr, Getreide,
Beschäftigung finden. Ein Theil des letzteren wird auch aus Bulgarien und Serbien auf
der Donau zugeführt. Zur Vermittlung des Verkehres besteht eine Getreidebörse. Im
Jahre 1887 wurden 12,053.621 q, 1888 14,554.041 q Getreide ausgeführt. Von den
letzteren waren 8,804.098 q mit Schiffen von den oberen Stationen, 5,750.041 q
mit der Eisenbahn hier angelangt, und wurden mit Dampfern nach England,
Frankreich, Holland, Belgien, Schweiz, Deutschland und Italien exportirt. Der
grösste Absatz fand nach England und Antwerpen statt. In der obigen Ziffer sind
enthalten (1888) 206.907 q Reps und 88.158 q Bohnen. Ansehnlich ist auch die
Ausfuhr von hier erzeugtem Mehl, 1888 113.965 q, 1887 64.689 q, der grösste
Theil geht in die Türkei, dann die von Spiritus, welche 1888 16.300 q (Werth
1,793.000 Francs), 1887 21.800 q betrug. Von hier versendet man Gemüse in be-
deutenden Quantitäten nach Galatz und anderen Donaustationen. Bulgaren sind
hier wie überall auf der Balkanhalbinsel und auch in vielen Orten Ungarns die
Pflanzer der Gemüse. Exportirt werden ferner russisches Petroleum, englische Stein-
kohlen, Colonialwaaren und eine Reihe von Industrieartikeln fremden Ursprungs.

Die wichtigsten Artikel der Einfuhr sind: Reis, Oele aller Art, Zucker,
Kaffee und Colonialwaaren, Hölzer, Petroleum und Steinkohlen. Den Haupttheil der
Einfuhr bilden aber Industrieartikel jeder Art. Bei vielen derselben ist eine Abnahme
bemerkbar, weil sich die einheimische Production durch eingewanderte Gewerbsleute
hebt. Hervorzuheben sind Pflaster- und Ziegelsteine für mehr als 1 Million Francs.
Von der Einfuhr in Braila gilt dasselbe, was bei Galatz erwähnt wurde, nur ist
die Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn verhältnissmässig bedeutender. Deutschland ist
bemüht, seine Producte mit der Eisenbahn auf den hiesigen Markt zu bringen und
auch den bisher zur See importirten Artikeln Concurrenz zu machen.

Der Seehandel von Braila betrug:


1)

Der Schiffsverkehr umfasste ohne Schleppschiffe, von denen 1888 2409
mit 423.250 Tonnen zumeist unter griechischer und rumänischer Flagge hier an-
kamen, ferner ohne die Passagierdampfer der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft,
welche von den oberen Donaustationen kamen, und ohne die Localdampfer zwischen
Galatz und Braila:

[Tabelle]

1) Ohne Cerealien.
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[164/0184] Das Mittelmeerbecken. des Hafens, welche, wie erwähnt, durch ausgedehnte Regierungsdocks vervollständigt werden. Diese Stadt blüht seit der Aufhebung des Freihafens (1883) mächtig auf, wofür die lebhafte Baulust und das Steigen des Werthes aller Immobilien unzweifelhafte Beweise sind. Gross ist die Zahl der Speculanten und Händler, aber auch die der Fuhr- leute, Lastträger und Taglöhner, welche in dem Hauptartikel der Ausfuhr, Getreide, Beschäftigung finden. Ein Theil des letzteren wird auch aus Bulgarien und Serbien auf der Donau zugeführt. Zur Vermittlung des Verkehres besteht eine Getreidebörse. Im Jahre 1887 wurden 12,053.621 q, 1888 14,554.041 q Getreide ausgeführt. Von den letzteren waren 8,804.098 q mit Schiffen von den oberen Stationen, 5,750.041 q mit der Eisenbahn hier angelangt, und wurden mit Dampfern nach England, Frankreich, Holland, Belgien, Schweiz, Deutschland und Italien exportirt. Der grösste Absatz fand nach England und Antwerpen statt. In der obigen Ziffer sind enthalten (1888) 206.907 q Reps und 88.158 q Bohnen. Ansehnlich ist auch die Ausfuhr von hier erzeugtem Mehl, 1888 113.965 q, 1887 64.689 q, der grösste Theil geht in die Türkei, dann die von Spiritus, welche 1888 16.300 q (Werth 1,793.000 Francs), 1887 21.800 q betrug. Von hier versendet man Gemüse in be- deutenden Quantitäten nach Galatz und anderen Donaustationen. Bulgaren sind hier wie überall auf der Balkanhalbinsel und auch in vielen Orten Ungarns die Pflanzer der Gemüse. Exportirt werden ferner russisches Petroleum, englische Stein- kohlen, Colonialwaaren und eine Reihe von Industrieartikeln fremden Ursprungs. Die wichtigsten Artikel der Einfuhr sind: Reis, Oele aller Art, Zucker, Kaffee und Colonialwaaren, Hölzer, Petroleum und Steinkohlen. Den Haupttheil der Einfuhr bilden aber Industrieartikel jeder Art. Bei vielen derselben ist eine Abnahme bemerkbar, weil sich die einheimische Production durch eingewanderte Gewerbsleute hebt. Hervorzuheben sind Pflaster- und Ziegelsteine für mehr als 1 Million Francs. Von der Einfuhr in Braila gilt dasselbe, was bei Galatz erwähnt wurde, nur ist die Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn verhältnissmässig bedeutender. Deutschland ist bemüht, seine Producte mit der Eisenbahn auf den hiesigen Markt zu bringen und auch den bisher zur See importirten Artikeln Concurrenz zu machen. Der Seehandel von Braila betrug: 1) Der Schiffsverkehr umfasste ohne Schleppschiffe, von denen 1888 2409 mit 423.250 Tonnen zumeist unter griechischer und rumänischer Flagge hier an- kamen, ferner ohne die Passagierdampfer der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, welche von den oberen Donaustationen kamen, und ohne die Localdampfer zwischen Galatz und Braila: _ 1) Ohne Cerealien.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/184>, abgerufen am 02.05.2024.