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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Constantinopel.
ladium, das der Kaiser gleichfalls aus Rom herbeischaffen liess, als
schützender Talisman der Stadt, begraben sein. Constantin erbaute
(325), als er noch nicht den christlichen Glauben angenommen hatte,
die ursprüngliche, der heiligen Weisheit (Hagia Sophia) geweihte
Kirche und errichtete gleichfalls dem Frieden (Irene) -- noch heute
bestehend -- und der Auferstehung (Anastasia) geweihte Tempel.

Von demselben Kaiser wird berichtet, dass die Siebenzahl für ihn einen
mystischen Werth besessen habe; er wollte für die Sonne gelten, um welche die sieben
Planeten sich bewegen. Sein Standbild auf der vorne erwähnten Porphyrsäule
stellte ihn als Apollo-Sol mit der Inschrift "Soli invicto" (der unbesiegten Sonne)
dar; er hatte sieben hohe Würdenträger aus Rom mitgebracht, und die von ihm
errichtete Befestigungsmauer erhielt sieben Thore. In seinem Palaste war die
Wache in sieben Abtheilungen gesondert, und sieben Lampen zierten den Haupt-
saal desselben. Ebenso musste Neu-Rom gleich wie die ewige Stadt an der Tiber
sieben Hügel haben, wenn es auch etwas schwer fällt, dieselben heute heraus-
zufinden.

Zu den noch heute erhaltenen constantinischen Bauten zählen
auch die grossartigen Cisternen, worunter die nächst der heutigen
Sophien-Moschee befindliche Cisterne der 1001 Säulen (Binbirdirek)
die bedeutendste ist.

Byzanz war frühzeitig ein Hort des Christenthums gewesen, denn
dort erschien der Apostel Andreas und predigte das Evangelium. Die
von ihm begründete Christengemeinde war der Kern, aus dem das
spätere christliche Leben dort zu herrlicher Aeusserung sich entfaltete.

Die Stadt besass denn auch eine grosse Zahl schöner Kirchen,
und die Kaiser wetteiferten, selbe durch prächtige Bauten zu erhöhen.
Die Aja Sophia Justinian's blieb aber unerreicht. Dieser Kaiser wollte,
dass dieses Bauwerk das dauerhafteste und prächtigste aller Zeiten
wäre. Die Schätze des ganzen Reiches wurden zur Ausschmückung
geplündert. Dem Dianentempel von Ephesos, den Tempeln von Athen,
Delos, Kyzikos, Heliopolis u. a. entnahm man Kostbarkeiten, den
Riesenbau zu schmücken, dessen kühn gedachtes neues System von
imposanten, völlig schwebenden Kuppeln ihn zu einem Meisterwerk
aller Zeiten erhebt und den Ruhm seiner Erbauer (Anthemius von
Tralles, Isidor von Milet und Ignatius) sichert.

Unbeschreiblich war die Pracht und der verschwenderische
Reichthum an Kostbarkeiten im Innern des Tempels, bei dessen Ein-
weihung (26. December 537) Justinian mit Stolz ausrufen durfte:
"Salomon, ich habe dich besiegt."

Während der Plünderung Constantinopels durch die Türken war
die St. Sophia, in welcher Massen von Flüchtigen jeden Geschlechtes

Constantinopel.
ladium, das der Kaiser gleichfalls aus Rom herbeischaffen liess, als
schützender Talisman der Stadt, begraben sein. Constantin erbaute
(325), als er noch nicht den christlichen Glauben angenommen hatte,
die ursprüngliche, der heiligen Weisheit (Hagia Sophia) geweihte
Kirche und errichtete gleichfalls dem Frieden (Irene) — noch heute
bestehend — und der Auferstehung (Anastasia) geweihte Tempel.

Von demselben Kaiser wird berichtet, dass die Siebenzahl für ihn einen
mystischen Werth besessen habe; er wollte für die Sonne gelten, um welche die sieben
Planeten sich bewegen. Sein Standbild auf der vorne erwähnten Porphyrsäule
stellte ihn als Apollo-Sol mit der Inschrift „Soli invicto“ (der unbesiegten Sonne)
dar; er hatte sieben hohe Würdenträger aus Rom mitgebracht, und die von ihm
errichtete Befestigungsmauer erhielt sieben Thore. In seinem Palaste war die
Wache in sieben Abtheilungen gesondert, und sieben Lampen zierten den Haupt-
saal desselben. Ebenso musste Neu-Rom gleich wie die ewige Stadt an der Tiber
sieben Hügel haben, wenn es auch etwas schwer fällt, dieselben heute heraus-
zufinden.

Zu den noch heute erhaltenen constantinischen Bauten zählen
auch die grossartigen Cisternen, worunter die nächst der heutigen
Sophien-Moschee befindliche Cisterne der 1001 Säulen (Binbirdirek)
die bedeutendste ist.

Byzanz war frühzeitig ein Hort des Christenthums gewesen, denn
dort erschien der Apostel Andreas und predigte das Evangelium. Die
von ihm begründete Christengemeinde war der Kern, aus dem das
spätere christliche Leben dort zu herrlicher Aeusserung sich entfaltete.

Die Stadt besass denn auch eine grosse Zahl schöner Kirchen,
und die Kaiser wetteiferten, selbe durch prächtige Bauten zu erhöhen.
Die Aja Sophia Justinian’s blieb aber unerreicht. Dieser Kaiser wollte,
dass dieses Bauwerk das dauerhafteste und prächtigste aller Zeiten
wäre. Die Schätze des ganzen Reiches wurden zur Ausschmückung
geplündert. Dem Dianentempel von Ephesos, den Tempeln von Athen,
Delos, Kyzikos, Heliopolis u. a. entnahm man Kostbarkeiten, den
Riesenbau zu schmücken, dessen kühn gedachtes neues System von
imposanten, völlig schwebenden Kuppeln ihn zu einem Meisterwerk
aller Zeiten erhebt und den Ruhm seiner Erbauer (Anthemius von
Tralles, Isidor von Milet und Ignatius) sichert.

Unbeschreiblich war die Pracht und der verschwenderische
Reichthum an Kostbarkeiten im Innern des Tempels, bei dessen Ein-
weihung (26. December 537) Justinian mit Stolz ausrufen durfte:
„Salomon, ich habe dich besiegt.“

Während der Plünderung Constantinopels durch die Türken war
die St. Sophia, in welcher Massen von Flüchtigen jeden Geschlechtes

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[119/0139] Constantinopel. ladium, das der Kaiser gleichfalls aus Rom herbeischaffen liess, als schützender Talisman der Stadt, begraben sein. Constantin erbaute (325), als er noch nicht den christlichen Glauben angenommen hatte, die ursprüngliche, der heiligen Weisheit (Hagia Sophia) geweihte Kirche und errichtete gleichfalls dem Frieden (Irene) — noch heute bestehend — und der Auferstehung (Anastasia) geweihte Tempel. Von demselben Kaiser wird berichtet, dass die Siebenzahl für ihn einen mystischen Werth besessen habe; er wollte für die Sonne gelten, um welche die sieben Planeten sich bewegen. Sein Standbild auf der vorne erwähnten Porphyrsäule stellte ihn als Apollo-Sol mit der Inschrift „Soli invicto“ (der unbesiegten Sonne) dar; er hatte sieben hohe Würdenträger aus Rom mitgebracht, und die von ihm errichtete Befestigungsmauer erhielt sieben Thore. In seinem Palaste war die Wache in sieben Abtheilungen gesondert, und sieben Lampen zierten den Haupt- saal desselben. Ebenso musste Neu-Rom gleich wie die ewige Stadt an der Tiber sieben Hügel haben, wenn es auch etwas schwer fällt, dieselben heute heraus- zufinden. Zu den noch heute erhaltenen constantinischen Bauten zählen auch die grossartigen Cisternen, worunter die nächst der heutigen Sophien-Moschee befindliche Cisterne der 1001 Säulen (Binbirdirek) die bedeutendste ist. Byzanz war frühzeitig ein Hort des Christenthums gewesen, denn dort erschien der Apostel Andreas und predigte das Evangelium. Die von ihm begründete Christengemeinde war der Kern, aus dem das spätere christliche Leben dort zu herrlicher Aeusserung sich entfaltete. Die Stadt besass denn auch eine grosse Zahl schöner Kirchen, und die Kaiser wetteiferten, selbe durch prächtige Bauten zu erhöhen. Die Aja Sophia Justinian’s blieb aber unerreicht. Dieser Kaiser wollte, dass dieses Bauwerk das dauerhafteste und prächtigste aller Zeiten wäre. Die Schätze des ganzen Reiches wurden zur Ausschmückung geplündert. Dem Dianentempel von Ephesos, den Tempeln von Athen, Delos, Kyzikos, Heliopolis u. a. entnahm man Kostbarkeiten, den Riesenbau zu schmücken, dessen kühn gedachtes neues System von imposanten, völlig schwebenden Kuppeln ihn zu einem Meisterwerk aller Zeiten erhebt und den Ruhm seiner Erbauer (Anthemius von Tralles, Isidor von Milet und Ignatius) sichert. Unbeschreiblich war die Pracht und der verschwenderische Reichthum an Kostbarkeiten im Innern des Tempels, bei dessen Ein- weihung (26. December 537) Justinian mit Stolz ausrufen durfte: „Salomon, ich habe dich besiegt.“ Während der Plünderung Constantinopels durch die Türken war die St. Sophia, in welcher Massen von Flüchtigen jeden Geschlechtes

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/139>, abgerufen am 25.11.2024.