Am Hafenquai, wie überhaupt in der Neustadt herrscht ein sehr lebhaftes, ja sogar recht lärmendes Treiben. Nahe dem Quai liegt der mit schönen Platanen bepflanzte Leotsakos-Platz, der einzige Ort auf der Insel, der in heisser Tageszeit kühlenden Schatten bietet. Des Abends wogt dort die promenirende Menge.
Eine prächtige Illumination bieten des Abends, besonders wenn irgend ein Fest gefeiert wird, die zahllosen Lichter der Stadt.
Syra ist arm an Sehenswürdigkeiten. Ausser der griechischen Metropolitankirche Hag. Metamorphosis (Verklärung Christi) ist in der unteren Stadt noch die stattliche Kuppelkirche Hag. Nikolaos be- achtenswerth. In Alt-Syra, das auf steilen Treppen erreicht wird, nimmt die katholische Kirche St. Georgios den höchsten Punkt ein. Der Kirchenplatz ist seiner herrlichen Aussicht wegen ein Anziehungs- punkt für schaulustige Touristen, aber noch lohnender ist der Ausblick von der Höhe des weiter nördlich bis 492 m über das Meeresnivean ansteigenden Pyrgos-Berges. Von da aus überblickt man die ganze Kykladen-Gruppe und einen grossen Theil des griechischen Festlandes.
Hermupolis ist der Sitz des Nomarchen des Kykladen-Bezirkes, eines römisch-katholischen Bischofs und eines griechischen Erzbischofs.
Die Einwohnerzahl von Neu-Syra ist in Abnahme begriffen, welche Erscheinung mit dem Schwanken oder Niedergehen des Verkehres in Zusammenhang steht. Gegenwärtig hat die Stadt etwa 21.000 Ein- wohner.
Hermupolis ist der Mittelpunkt des Handels der Kykladen und Centrum der Kabellinien des ägäischen Meeres. Zwei Stränge der Eastern Telegraph-Com- pany gehen nach Piräus-Athen, einer nach Candia und einer nach Chio-Smyrna. Die Bevölkerung ist thätig und wohlhabend; Schiffahrt, Handel und Fabrikswesen sind die Quellen des Wohlstandes.
Der Handel von Syra betrug in Drachmen:
[Tabelle]
Verhältnissmässig hoch ist also der Entrepotverkehr, klein der Ausfuhr- handel. Die Einfuhr wird dadurch wesentlich gefördert, dass Hermupolis einer der ersten Industrieplätze Griechenlands ist. Es werden hier Gerberei, Seilerei und Schiffbau betrieben. Die Gerberei beschäftigt 3000 Arbeiter. Die griechische Handelstatistik zieht leider rohe Häute mit einer Reihe anderer thierischer Pro- ducte in Eins zusammen. Bei Syra machen offenbar rohe Häute den grösseren Theil dieser Einfuhr-Post (1888 Specialhandel) von 16.600 q im Werthe von 1·7 Mill. Drachmen aus. Im Jahre 1887 wurden unter diesem Titel 21.055 q ein- geführt. Auch von zubereiteten Häuten findet eine ansehnliche Einfuhr statt. Ein Theil der Häute stammt aus Südamerika und kommt über Antwerpen und Marseille.
Das Mittelmeerbecken.
Am Hafenquai, wie überhaupt in der Neustadt herrscht ein sehr lebhaftes, ja sogar recht lärmendes Treiben. Nahe dem Quai liegt der mit schönen Platanen bepflanzte Leotsakos-Platz, der einzige Ort auf der Insel, der in heisser Tageszeit kühlenden Schatten bietet. Des Abends wogt dort die promenirende Menge.
Eine prächtige Illumination bieten des Abends, besonders wenn irgend ein Fest gefeiert wird, die zahllosen Lichter der Stadt.
Syra ist arm an Sehenswürdigkeiten. Ausser der griechischen Metropolitankirche Hag. Metamorphosis (Verklärung Christi) ist in der unteren Stadt noch die stattliche Kuppelkirche Hag. Nikolaos be- achtenswerth. In Alt-Syra, das auf steilen Treppen erreicht wird, nimmt die katholische Kirche St. Georgios den höchsten Punkt ein. Der Kirchenplatz ist seiner herrlichen Aussicht wegen ein Anziehungs- punkt für schaulustige Touristen, aber noch lohnender ist der Ausblick von der Höhe des weiter nördlich bis 492 m über das Meeresnivean ansteigenden Pyrgos-Berges. Von da aus überblickt man die ganze Kykladen-Gruppe und einen grossen Theil des griechischen Festlandes.
Hermupolis ist der Sitz des Nomarchen des Kykladen-Bezirkes, eines römisch-katholischen Bischofs und eines griechischen Erzbischofs.
Die Einwohnerzahl von Neu-Syra ist in Abnahme begriffen, welche Erscheinung mit dem Schwanken oder Niedergehen des Verkehres in Zusammenhang steht. Gegenwärtig hat die Stadt etwa 21.000 Ein- wohner.
Hermupolis ist der Mittelpunkt des Handels der Kykladen und Centrum der Kabellinien des ägäischen Meeres. Zwei Stränge der Eastern Telegraph-Com- pany gehen nach Piräus-Athen, einer nach Candia und einer nach Chio-Smyrna. Die Bevölkerung ist thätig und wohlhabend; Schiffahrt, Handel und Fabrikswesen sind die Quellen des Wohlstandes.
Der Handel von Syra betrug in Drachmen:
[Tabelle]
Verhältnissmässig hoch ist also der Entrepôtverkehr, klein der Ausfuhr- handel. Die Einfuhr wird dadurch wesentlich gefördert, dass Hermupolis einer der ersten Industrieplätze Griechenlands ist. Es werden hier Gerberei, Seilerei und Schiffbau betrieben. Die Gerberei beschäftigt 3000 Arbeiter. Die griechische Handelstatistik zieht leider rohe Häute mit einer Reihe anderer thierischer Pro- ducte in Eins zusammen. Bei Syra machen offenbar rohe Häute den grösseren Theil dieser Einfuhr-Post (1888 Specialhandel) von 16.600 q im Werthe von 1·7 Mill. Drachmen aus. Im Jahre 1887 wurden unter diesem Titel 21.055 q ein- geführt. Auch von zubereiteten Häuten findet eine ansehnliche Einfuhr statt. Ein Theil der Häute stammt aus Südamerika und kommt über Antwerpen und Marseille.
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Das Mittelmeerbecken.
Am Hafenquai, wie überhaupt in der Neustadt herrscht ein sehr
lebhaftes, ja sogar recht lärmendes Treiben. Nahe dem Quai liegt
der mit schönen Platanen bepflanzte Leotsakos-Platz, der einzige
Ort auf der Insel, der in heisser Tageszeit kühlenden Schatten bietet.
Des Abends wogt dort die promenirende Menge.
Eine prächtige Illumination bieten des Abends, besonders wenn
irgend ein Fest gefeiert wird, die zahllosen Lichter der Stadt.
Syra ist arm an Sehenswürdigkeiten. Ausser der griechischen
Metropolitankirche Hag. Metamorphosis (Verklärung Christi) ist in der
unteren Stadt noch die stattliche Kuppelkirche Hag. Nikolaos be-
achtenswerth. In Alt-Syra, das auf steilen Treppen erreicht wird,
nimmt die katholische Kirche St. Georgios den höchsten Punkt ein.
Der Kirchenplatz ist seiner herrlichen Aussicht wegen ein Anziehungs-
punkt für schaulustige Touristen, aber noch lohnender ist der Ausblick
von der Höhe des weiter nördlich bis 492 m über das Meeresnivean
ansteigenden Pyrgos-Berges. Von da aus überblickt man die ganze
Kykladen-Gruppe und einen grossen Theil des griechischen Festlandes.
Hermupolis ist der Sitz des Nomarchen des Kykladen-Bezirkes,
eines römisch-katholischen Bischofs und eines griechischen Erzbischofs.
Die Einwohnerzahl von Neu-Syra ist in Abnahme begriffen, welche
Erscheinung mit dem Schwanken oder Niedergehen des Verkehres
in Zusammenhang steht. Gegenwärtig hat die Stadt etwa 21.000 Ein-
wohner.
Hermupolis ist der Mittelpunkt des Handels der Kykladen und Centrum
der Kabellinien des ägäischen Meeres. Zwei Stränge der Eastern Telegraph-Com-
pany gehen nach Piräus-Athen, einer nach Candia und einer nach Chio-Smyrna.
Die Bevölkerung ist thätig und wohlhabend; Schiffahrt, Handel und Fabrikswesen
sind die Quellen des Wohlstandes.
Der Handel von Syra betrug in Drachmen:
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Verhältnissmässig hoch ist also der Entrepôtverkehr, klein der Ausfuhr-
handel. Die Einfuhr wird dadurch wesentlich gefördert, dass Hermupolis einer
der ersten Industrieplätze Griechenlands ist. Es werden hier Gerberei, Seilerei
und Schiffbau betrieben. Die Gerberei beschäftigt 3000 Arbeiter. Die griechische
Handelstatistik zieht leider rohe Häute mit einer Reihe anderer thierischer Pro-
ducte in Eins zusammen. Bei Syra machen offenbar rohe Häute den grösseren
Theil dieser Einfuhr-Post (1888 Specialhandel) von 16.600 q im Werthe von
1·7 Mill. Drachmen aus. Im Jahre 1887 wurden unter diesem Titel 21.055 q ein-
geführt. Auch von zubereiteten Häuten findet eine ansehnliche Einfuhr statt. Ein
Theil der Häute stammt aus Südamerika und kommt über Antwerpen und Marseille.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/110>, abgerufen am 25.11.2024.
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