dern eine blosse Fabel seyn? Man erkläre doch, was in den angeführten 6ten Capitel im 4ten Vers stehet. Es waren auch zu den Zeiten Tyrannen auf Erden, denn, da die Kinder GOTTES die Töchter der Men- schen beschliefen, und ihnen Kinder zeugten, wurden daraus Gewaltige in der Welt, und berühmte Leute. Doch alle diese Dinge tra- gen weiter nichts zu der Erkentniß des neu- erschafnen Erdbodens bey, und also will ich mich auch dabey nicht unnöthiger Weise ver- weilen. Genug, der Erdboden bestand da- mals aus eben denen Theilen, woraus er itzo bestehet. Er war die Mutter aller Dinge, welche die von denen Naturkundigern ange- nommene drey Reiche hervor bringet. Er hatte in der Haupt-Sache eben die Forme und Gestalt, die er noch hat, und die Verände- rungen, die er ausgestanden, haben ihn nur in sehr wenigen Stücken, gegen das Gantze zu rechnen, verändert, welche aber seinen Haupt- Bau, so wohl ratione der Materie, als der Gestalt wenig oder gar nicht alteriret haben, obgleich einige zufällige Sachen dadurch ver- ursachet werden, wie wir in den nunmehr solgenden, weitläuftiger vernehmen werden.
Der
dern eine bloſſe Fabel ſeyn? Man erklaͤre doch, was in den angefuͤhrten 6ten Capitel im 4ten Vers ſtehet. Es waren auch zu den Zeiten Tyrannen auf Erden, denn, da die Kinder GOTTES die Toͤchter der Men- ſchen beſchliefen, und ihnen Kinder zeugten, wurden daraus Gewaltige in der Welt, und beruͤhmte Leute. Doch alle dieſe Dinge tra- gen weiter nichts zu der Erkentniß des neu- erſchafnen Erdbodens bey, und alſo will ich mich auch dabey nicht unnoͤthiger Weiſe ver- weilen. Genug, der Erdboden beſtand da- mals aus eben denen Theilen, woraus er itzo beſtehet. Er war die Mutter aller Dinge, welche die von denen Naturkundigern ange- nommene drey Reiche hervor bringet. Er hatte in der Haupt-Sache eben die Forme und Geſtalt, die er noch hat, und die Veraͤnde- rungen, die er ausgeſtanden, haben ihn nur in ſehr wenigen Stuͤcken, gegen das Gantze zu rechnen, veraͤndert, welche aber ſeinen Haupt- Bau, ſo wohl ratione der Materie, als der Geſtalt wenig oder gar nicht alteriret haben, obgleich einige zufaͤllige Sachen dadurch ver- urſachet werden, wie wir in den nunmehr ſolgenden, weitlaͤuftiger vernehmen werden.
Der
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dern eine bloſſe Fabel ſeyn? Man erklaͤre
doch, was in den angefuͤhrten 6ten Capitel im
4ten Vers ſtehet. Es waren auch zu den
Zeiten Tyrannen auf Erden, denn, da die
Kinder GOTTES die Toͤchter der Men-
ſchen beſchliefen, und ihnen Kinder zeugten,
wurden daraus Gewaltige in der Welt, und
beruͤhmte Leute. Doch alle dieſe Dinge tra-
gen weiter nichts zu der Erkentniß des neu-
erſchafnen Erdbodens bey, und alſo will ich
mich auch dabey nicht unnoͤthiger Weiſe ver-
weilen. Genug, der Erdboden beſtand da-
mals aus eben denen Theilen, woraus er itzo
beſtehet. Er war die Mutter aller Dinge,
welche die von denen Naturkundigern ange-
nommene drey Reiche hervor bringet. Er
hatte in der Haupt-Sache eben die Forme und
Geſtalt, die er noch hat, und die Veraͤnde-
rungen, die er ausgeſtanden, haben ihn nur
in ſehr wenigen Stuͤcken, gegen das Gantze zu
rechnen, veraͤndert, welche aber ſeinen Haupt-
Bau, ſo wohl ratione der Materie, als der
Geſtalt wenig oder gar nicht alteriret haben,
obgleich einige zufaͤllige Sachen dadurch ver-
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/96>, abgerufen am 21.11.2024.
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