ter einander vermischten Theile vorzunehmen. Diese Scheidung ging vermuthlich auf fol- gende Art zu. Da alles in einer Vermi- schung von Wasser bestand, welches in einer starcken Bewegung war, so hemmete der weise Schöpfer diese starcke Bewegung, hier- durch bekamen die darinnen aufgelösten fe- sten Theile Zeit, sich nieder zu schlagen. Da- mit aber solche auch einen Raum haben möchten, welcher sie nach geschehener Schei- dung zusammen und im Gleichgewichte er- hielte; so hatte der Schöpfer schon an den zweyten Tage davor gesorget, daß der Lufft- Kreyß des Erdbodens fertig war, denn mir deuchtet, dieses will hier hauptsächlich die Er- schaffung des Himmels sagen. Diese Schei- dung geschahe also in dem dritten Tage- wercke. Bey diesen niederfallen derer ve- stern und gegen das Wasser zu rechnen, schwerern Theile, konnte es nicht fehlen, es musten der Natur gemäß, die schwersten zu- erst fallen, die leichtern aber überzogen her- nach diese zuerst gefallenen vesten Theile als mit einer Rinde; diese zuerst gefallenen vesten Theile, welche also die inwendige Schaale des Erdbodens ausmachten, setzten sich we- gen ihrer natürlichen und eigenthümlichen Schwere dichter zusammen, als die äussern und leichtern. Es entstunden also aus de- nenselben diejenigen Ausgeburthen, welche unter den Nahmen derer Steine bekannt
sind.
ter einander vermiſchten Theile vorzunehmen. Dieſe Scheidung ging vermuthlich auf fol- gende Art zu. Da alles in einer Vermi- ſchung von Waſſer beſtand, welches in einer ſtarcken Bewegung war, ſo hemmete der weiſe Schoͤpfer dieſe ſtarcke Bewegung, hier- durch bekamen die darinnen aufgeloͤſten fe- ſten Theile Zeit, ſich nieder zu ſchlagen. Da- mit aber ſolche auch einen Raum haben moͤchten, welcher ſie nach geſchehener Schei- dung zuſammen und im Gleichgewichte er- hielte; ſo hatte der Schoͤpfer ſchon an den zweyten Tage davor geſorget, daß der Lufft- Kreyß des Erdbodens fertig war, denn mir deuchtet, dieſes will hier hauptſaͤchlich die Er- ſchaffung des Himmels ſagen. Dieſe Schei- dung geſchahe alſo in dem dritten Tage- wercke. Bey dieſen niederfallen derer ve- ſtern und gegen das Waſſer zu rechnen, ſchwerern Theile, konnte es nicht fehlen, es muſten der Natur gemaͤß, die ſchwerſten zu- erſt fallen, die leichtern aber uͤberzogen her- nach dieſe zuerſt gefallenen veſten Theile als mit einer Rinde; dieſe zuerſt gefallenen veſten Theile, welche alſo die inwendige Schaale des Erdbodens ausmachten, ſetzten ſich we- gen ihrer natuͤrlichen und eigenthuͤmlichen Schwere dichter zuſammen, als die aͤuſſern und leichtern. Es entſtunden alſo aus de- nenſelben diejenigen Ausgeburthen, welche unter den Nahmen derer Steine bekannt
ſind.
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ter einander vermiſchten Theile vorzunehmen.
Dieſe Scheidung ging vermuthlich auf fol-
gende Art zu. Da alles in einer Vermi-
ſchung von Waſſer beſtand, welches in einer
ſtarcken Bewegung war, ſo hemmete der
weiſe Schoͤpfer dieſe ſtarcke Bewegung, hier-
durch bekamen die darinnen aufgeloͤſten fe-
ſten Theile Zeit, ſich nieder zu ſchlagen. Da-
mit aber ſolche auch einen Raum haben
moͤchten, welcher ſie nach geſchehener Schei-
dung zuſammen und im Gleichgewichte er-
hielte; ſo hatte der Schoͤpfer ſchon an den
zweyten Tage davor geſorget, daß der Lufft-
Kreyß des Erdbodens fertig war, denn mir
deuchtet, dieſes will hier hauptſaͤchlich die Er-
ſchaffung des Himmels ſagen. Dieſe Schei-
dung geſchahe alſo in dem dritten Tage-
wercke. Bey dieſen niederfallen derer ve-
ſtern und gegen das Waſſer zu rechnen,
ſchwerern Theile, konnte es nicht fehlen, es
muſten der Natur gemaͤß, die ſchwerſten zu-
erſt fallen, die leichtern aber uͤberzogen her-
nach dieſe zuerſt gefallenen veſten Theile als
mit einer Rinde; dieſe zuerſt gefallenen veſten
Theile, welche alſo die inwendige Schaale
des Erdbodens ausmachten, ſetzten ſich we-
gen ihrer natuͤrlichen und eigenthuͤmlichen
Schwere dichter zuſammen, als die aͤuſſern
und leichtern. Es entſtunden alſo aus de-
nenſelben diejenigen Ausgeburthen, welche
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/90>, abgerufen am 21.11.2024.
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