Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Gelegenheit bey Leerbach unter der Erde ge-
funden. Angestellte Verfuche hatten gewie-
sen, daß es eine würckliche Glätte war, und
viele waren Anfangs der Meinung gewesen,
es wäre dieses eine gewachsene Glätte. Die-
ser geschickte Mann aber, welcher bey sich
überlegte, daß diese Stücken alle einerley Ge-
stalt hatten und durchlöchert waren, ent-
deckte das Räthsel, und zeigte, daß es Ueber-
bleibsel von alten Schmeltzen wären, da man
sich nach der Anweisung des Agricola vor
Zeiten bey dem Treiben spitziger starcker Eisen
bedienet, um das treibende Werck damit zu
rühren, und die Glätte abzuziehen, welche
man in dem treibenden Bley umgewendet, da
sich denn die Glätte Schichtenweise herum-
gewickelt, und nachdem sie erhartet, abgestos-
sen worden, daher diese Stücken besagte Ge-
stalt erhalten, und vermuthlich durch Nach-
läßigkeit derer Schlackenläufer, oder weil
man die Sache nicht so sehr zu Rathe ge-
nommen, mit auf die Halde gelaufen wor-
den. So leicht kan man sich irren, wenn
man eine Sache nur obenhin ansiehet. Doch
ich entferne mich zu weit von meinen Zwecke,
und bitte bey meinen Leser deswegen um
Vergebung. Gediegen Eisen ist auf Flö-
tzen auch noch nicht erhört worden, da es
ohnedem eine grosse Seltenheit ist. Wir
kommen nunmehr auf die unvollkommenen
oder Halbmetalle. Hier kommt nun vor al-

len
O 3

Gelegenheit bey Leerbach unter der Erde ge-
funden. Angeſtellte Verfuche hatten gewie-
ſen, daß es eine wuͤrckliche Glaͤtte war, und
viele waren Anfangs der Meinung geweſen,
es waͤre dieſes eine gewachſene Glaͤtte. Die-
ſer geſchickte Mann aber, welcher bey ſich
uͤberlegte, daß dieſe Stuͤcken alle einerley Ge-
ſtalt hatten und durchloͤchert waren, ent-
deckte das Raͤthſel, und zeigte, daß es Ueber-
bleibſel von alten Schmeltzen waͤren, da man
ſich nach der Anweiſung des Agricola vor
Zeiten bey dem Treiben ſpitziger ſtarcker Eiſen
bedienet, um das treibende Werck damit zu
ruͤhren, und die Glaͤtte abzuziehen, welche
man in dem treibenden Bley umgewendet, da
ſich denn die Glaͤtte Schichtenweiſe herum-
gewickelt, und nachdem ſie erhartet, abgeſtoſ-
ſen worden, daher dieſe Stuͤcken beſagte Ge-
ſtalt erhalten, und vermuthlich durch Nach-
laͤßigkeit derer Schlackenlaͤufer, oder weil
man die Sache nicht ſo ſehr zu Rathe ge-
nommen, mit auf die Halde gelaufen wor-
den. So leicht kan man ſich irren, wenn
man eine Sache nur obenhin anſiehet. Doch
ich entferne mich zu weit von meinen Zwecke,
und bitte bey meinen Leſer deswegen um
Vergebung. Gediegen Eiſen iſt auf Floͤ-
tzen auch noch nicht erhoͤrt worden, da es
ohnedem eine groſſe Seltenheit iſt. Wir
kommen nunmehr auf die unvollkommenen
oder Halbmetalle. Hier kommt nun vor al-

len
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0304" n="213"/>
Gelegenheit bey Leerbach unter der Erde ge-<lb/>
funden. Ange&#x017F;tellte Verfuche hatten gewie-<lb/>
&#x017F;en, daß es eine wu&#x0364;rckliche Gla&#x0364;tte war, und<lb/>
viele waren Anfangs der Meinung gewe&#x017F;en,<lb/>
es wa&#x0364;re die&#x017F;es eine gewach&#x017F;ene Gla&#x0364;tte. Die-<lb/>
&#x017F;er ge&#x017F;chickte Mann aber, welcher bey &#x017F;ich<lb/>
u&#x0364;berlegte, daß die&#x017F;e Stu&#x0364;cken alle einerley Ge-<lb/>
&#x017F;talt hatten und durchlo&#x0364;chert waren, ent-<lb/>
deckte das Ra&#x0364;th&#x017F;el, und zeigte, daß es Ueber-<lb/>
bleib&#x017F;el von alten Schmeltzen wa&#x0364;ren, da man<lb/>
&#x017F;ich nach der Anwei&#x017F;ung des Agricola vor<lb/>
Zeiten bey dem Treiben &#x017F;pitziger &#x017F;tarcker Ei&#x017F;en<lb/>
bedienet, um das treibende Werck damit zu<lb/>
ru&#x0364;hren, und die Gla&#x0364;tte abzuziehen, welche<lb/>
man in dem treibenden Bley umgewendet, da<lb/>
&#x017F;ich denn die Gla&#x0364;tte Schichtenwei&#x017F;e herum-<lb/>
gewickelt, und nachdem &#x017F;ie erhartet, abge&#x017F;to&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en worden, daher die&#x017F;e Stu&#x0364;cken be&#x017F;agte Ge-<lb/>
&#x017F;talt erhalten, und vermuthlich durch Nach-<lb/>
la&#x0364;ßigkeit derer Schlackenla&#x0364;ufer, oder weil<lb/>
man die Sache nicht &#x017F;o &#x017F;ehr zu Rathe ge-<lb/>
nommen, mit auf die Halde gelaufen wor-<lb/>
den. So leicht kan man &#x017F;ich irren, wenn<lb/>
man eine Sache nur obenhin an&#x017F;iehet. Doch<lb/>
ich entferne mich zu weit von meinen Zwecke,<lb/>
und bitte bey meinen Le&#x017F;er deswegen um<lb/>
Vergebung. <hi rendition="#fr">Gediegen Ei&#x017F;en</hi> i&#x017F;t auf Flo&#x0364;-<lb/>
tzen auch noch nicht erho&#x0364;rt worden, da es<lb/>
ohnedem eine gro&#x017F;&#x017F;e Seltenheit i&#x017F;t. Wir<lb/>
kommen nunmehr auf die <hi rendition="#fr">unvollkommenen</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">Halbmetalle.</hi> Hier kommt nun vor al-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch">len</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0304] Gelegenheit bey Leerbach unter der Erde ge- funden. Angeſtellte Verfuche hatten gewie- ſen, daß es eine wuͤrckliche Glaͤtte war, und viele waren Anfangs der Meinung geweſen, es waͤre dieſes eine gewachſene Glaͤtte. Die- ſer geſchickte Mann aber, welcher bey ſich uͤberlegte, daß dieſe Stuͤcken alle einerley Ge- ſtalt hatten und durchloͤchert waren, ent- deckte das Raͤthſel, und zeigte, daß es Ueber- bleibſel von alten Schmeltzen waͤren, da man ſich nach der Anweiſung des Agricola vor Zeiten bey dem Treiben ſpitziger ſtarcker Eiſen bedienet, um das treibende Werck damit zu ruͤhren, und die Glaͤtte abzuziehen, welche man in dem treibenden Bley umgewendet, da ſich denn die Glaͤtte Schichtenweiſe herum- gewickelt, und nachdem ſie erhartet, abgeſtoſ- ſen worden, daher dieſe Stuͤcken beſagte Ge- ſtalt erhalten, und vermuthlich durch Nach- laͤßigkeit derer Schlackenlaͤufer, oder weil man die Sache nicht ſo ſehr zu Rathe ge- nommen, mit auf die Halde gelaufen wor- den. So leicht kan man ſich irren, wenn man eine Sache nur obenhin anſiehet. Doch ich entferne mich zu weit von meinen Zwecke, und bitte bey meinen Leſer deswegen um Vergebung. Gediegen Eiſen iſt auf Floͤ- tzen auch noch nicht erhoͤrt worden, da es ohnedem eine groſſe Seltenheit iſt. Wir kommen nunmehr auf die unvollkommenen oder Halbmetalle. Hier kommt nun vor al- len O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/304
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/304>, abgerufen am 06.05.2024.