Diluv. test. auf der 230. und solgenden Seite angiebt, daß nämlich in denen Bottendorfer Schiefern Crystallinisches Saltz angetroffen worden, ja daß sogar ein dergleichen calcinir- ter Schiefer über Nacht mit Saltz beschla- gen sey. Nun will zwar besagter Au- tor hieraus erweisen, daß das Saltz und des- sen Quellen noch von der Sündfluth herrühr- ten, allein mir deuchtet die Natur ist noch täglich im Stande durch die Umkehrung, Aneignung, Verbindung, ganz neue Grund- mischungen und Dinge hervor zu bringen, und wer weiß es denn noch, was eine oder die an- dre Erde in der Folge der Zeit bloß durch Berbindung mit allerley Arten von Wassern auszurichten im Stande sey? Wir sehen auch auf denen Gradier Häusern, daß sich die Kalckerde häufig bey der Saltzsohle be- findet. Wir bemercken daher daß selbst in der Gegend von Pohlen wo das Steinsaltz gewonnen wird, nichts anders als Flötz-Ge- bürge sind, welche wegen der dabey häufig einbrechenden Schnecken und Muscheln, von nichts anders als einer vorgegangenen Ver- änderung des Erdbodens zeigen, wo aber eben- fals Thon und Kalcklagen mit einander ab- wechseln, ja das Steinsaltz selbst bricht nach des Herrn Berg Commissair Schobers Nach- richt Flötzweise. Da ich gleich Anfangs die- ses Tractats erinnert habe, daß ich mich bloß als einen Geschichtschreiber aufführen wolle,
so
Diluv. teſt. auf der 230. und ſolgenden Seite angiebt, daß naͤmlich in denen Bottendorfer Schiefern Cryſtalliniſches Saltz angetroffen worden, ja daß ſogar ein dergleichen calcinir- ter Schiefer uͤber Nacht mit Saltz beſchla- gen ſey. Nun will zwar beſagter Au- tor hieraus erweiſen, daß das Saltz und deſ- ſen Quellen noch von der Suͤndfluth herruͤhr- ten, allein mir deuchtet die Natur iſt noch taͤglich im Stande durch die Umkehrung, Aneignung, Verbindung, ganz neue Grund- miſchungen und Dinge hervor zu bringen, und wer weiß es denn noch, was eine oder die an- dre Erde in der Folge der Zeit bloß durch Berbindung mit allerley Arten von Waſſern auszurichten im Stande ſey? Wir ſehen auch auf denen Gradier Haͤuſern, daß ſich die Kalckerde haͤufig bey der Saltzſohle be- findet. Wir bemercken daher daß ſelbſt in der Gegend von Pohlen wo das Steinſaltz gewonnen wird, nichts anders als Floͤtz-Ge- buͤrge ſind, welche wegen der dabey haͤufig einbrechenden Schnecken und Muſcheln, von nichts anders als einer vorgegangenen Ver- aͤnderung des Erdbodens zeigen, wo aber eben- fals Thon und Kalcklagen mit einander ab- wechſeln, ja das Steinſaltz ſelbſt bricht nach des Herrn Berg Commiſſair Schobers Nach- richt Floͤtzweiſe. Da ich gleich Anfangs die- ſes Tractats erinnert habe, daß ich mich bloß als einen Geſchichtſchreiber auffuͤhren wolle,
ſo
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0294"n="203"/><hirendition="#aq">Diluv. teſt.</hi> auf der 230. und ſolgenden Seite<lb/>
angiebt, daß naͤmlich in denen Bottendorfer<lb/>
Schiefern Cryſtalliniſches Saltz angetroffen<lb/>
worden, ja daß ſogar ein dergleichen calcinir-<lb/>
ter Schiefer uͤber Nacht mit Saltz beſchla-<lb/>
gen ſey. Nun will zwar beſagter Au-<lb/>
tor hieraus erweiſen, daß das Saltz und deſ-<lb/>ſen Quellen noch von der Suͤndfluth herruͤhr-<lb/>
ten, allein mir deuchtet die Natur iſt noch<lb/>
taͤglich im Stande durch die Umkehrung,<lb/>
Aneignung, Verbindung, ganz neue Grund-<lb/>
miſchungen und Dinge hervor zu bringen, und<lb/>
wer weiß es denn noch, was eine oder die an-<lb/>
dre Erde in der Folge der Zeit bloß durch<lb/>
Berbindung mit allerley Arten von Waſſern<lb/>
auszurichten im Stande ſey? Wir ſehen<lb/>
auch auf denen Gradier Haͤuſern, daß ſich<lb/>
die Kalckerde haͤufig bey der Saltzſohle be-<lb/>
findet. Wir bemercken daher daß ſelbſt in<lb/>
der Gegend von Pohlen wo das Steinſaltz<lb/>
gewonnen wird, nichts anders als Floͤtz-Ge-<lb/>
buͤrge ſind, welche wegen der dabey haͤufig<lb/>
einbrechenden Schnecken und Muſcheln, von<lb/>
nichts anders als einer vorgegangenen Ver-<lb/>
aͤnderung des Erdbodens zeigen, wo aber eben-<lb/>
fals Thon und Kalcklagen mit einander ab-<lb/>
wechſeln, ja das Steinſaltz ſelbſt bricht nach<lb/>
des Herrn Berg <hirendition="#aq">Commiſſair</hi> Schobers Nach-<lb/>
richt Floͤtzweiſe. Da ich gleich Anfangs die-<lb/>ſes Tractats erinnert habe, daß ich mich bloß<lb/>
als einen Geſchichtſchreiber auffuͤhren wolle,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſo</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[203/0294]
Diluv. teſt. auf der 230. und ſolgenden Seite
angiebt, daß naͤmlich in denen Bottendorfer
Schiefern Cryſtalliniſches Saltz angetroffen
worden, ja daß ſogar ein dergleichen calcinir-
ter Schiefer uͤber Nacht mit Saltz beſchla-
gen ſey. Nun will zwar beſagter Au-
tor hieraus erweiſen, daß das Saltz und deſ-
ſen Quellen noch von der Suͤndfluth herruͤhr-
ten, allein mir deuchtet die Natur iſt noch
taͤglich im Stande durch die Umkehrung,
Aneignung, Verbindung, ganz neue Grund-
miſchungen und Dinge hervor zu bringen, und
wer weiß es denn noch, was eine oder die an-
dre Erde in der Folge der Zeit bloß durch
Berbindung mit allerley Arten von Waſſern
auszurichten im Stande ſey? Wir ſehen
auch auf denen Gradier Haͤuſern, daß ſich
die Kalckerde haͤufig bey der Saltzſohle be-
findet. Wir bemercken daher daß ſelbſt in
der Gegend von Pohlen wo das Steinſaltz
gewonnen wird, nichts anders als Floͤtz-Ge-
buͤrge ſind, welche wegen der dabey haͤufig
einbrechenden Schnecken und Muſcheln, von
nichts anders als einer vorgegangenen Ver-
aͤnderung des Erdbodens zeigen, wo aber eben-
fals Thon und Kalcklagen mit einander ab-
wechſeln, ja das Steinſaltz ſelbſt bricht nach
des Herrn Berg Commiſſair Schobers Nach-
richt Floͤtzweiſe. Da ich gleich Anfangs die-
ſes Tractats erinnert habe, daß ich mich bloß
als einen Geſchichtſchreiber auffuͤhren wolle,
ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/294>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.