Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

gewöhnlich in der Gestalt als Mulden liegen,
so ist sich hiervon um desto besser eine Vor-
stellung zu machen. Ja, man kan also von
einigen dererselben in der That sagen, daß es
nichts unmögliches, daß solche ein doppeltes
ausgehendes haben könten. Denn, wenn
z. E. in der vorigen Figur die Flötze ihr
Streichen in einer Distance von 3 bis 4 Mei-
len behielten, so könnte es nicht fehlen, man
würde an dem Gebürge a. das eine, und an
dem Gebürge b. das zweyte ausgehende die-
ser Flötze finden. Allein, dieser Fall ist als-
dann erst möglich, wenn das Flötz Gebürge
zwischen zwey hohen Gang-Gebürgen einge-
schlossen wäre, und wer wollte sich hierauf so
sicher verlassen können, oder zuverläßig ange-
ben, daß solches in einer solchen Distance ei-
nerley Streichen behalten, und an beyden
Enden sich eben so edel erweisen werde, indem
es noch öffters möglich gewesen, daß dessen
ohngeachtet, die Wasser auch zwischen zwey
hohen Gang Gebürgen sich einen Weg ge-
brochen und nach dem flachen Lande zu ver-
laufen haben. Man wird mir einwenden,
es müsten sich nach meinen Satze die Schich-
ten allezeit so anlegen, wie ich gesagt, und
könnte also hierbey keine Anomalie vorgehen;
allein, keinesweges, man erwege nur die Art
der Entstehung derer Flötz-Lagen. Eine
grosse Menge Wasser durchweichte den Erd-
boden, es zerriß solchen so wohl auf denen ho-

hen

gewoͤhnlich in der Geſtalt als Mulden liegen,
ſo iſt ſich hiervon um deſto beſſer eine Vor-
ſtellung zu machen. Ja, man kan alſo von
einigen dererſelben in der That ſagen, daß es
nichts unmoͤgliches, daß ſolche ein doppeltes
ausgehendes haben koͤnten. Denn, wenn
z. E. in der vorigen Figur die Floͤtze ihr
Streichen in einer Diſtance von 3 bis 4 Mei-
len behielten, ſo koͤnnte es nicht fehlen, man
wuͤrde an dem Gebuͤrge a. das eine, und an
dem Gebuͤrge b. das zweyte ausgehende die-
ſer Floͤtze finden. Allein, dieſer Fall iſt als-
dann erſt moͤglich, wenn das Floͤtz Gebuͤrge
zwiſchen zwey hohen Gang-Gebuͤrgen einge-
ſchloſſen waͤre, und wer wollte ſich hierauf ſo
ſicher verlaſſen koͤnnen, oder zuverlaͤßig ange-
ben, daß ſolches in einer ſolchen Diſtance ei-
nerley Streichen behalten, und an beyden
Enden ſich eben ſo edel erweiſen werde, indem
es noch oͤffters moͤglich geweſen, daß deſſen
ohngeachtet, die Waſſer auch zwiſchen zwey
hohen Gang Gebuͤrgen ſich einen Weg ge-
brochen und nach dem flachen Lande zu ver-
laufen haben. Man wird mir einwenden,
es muͤſten ſich nach meinen Satze die Schich-
ten allezeit ſo anlegen, wie ich geſagt, und
koͤnnte alſo hierbey keine Anomalie vorgehen;
allein, keinesweges, man erwege nur die Art
der Entſtehung derer Floͤtz-Lagen. Eine
groſſe Menge Waſſer durchweichte den Erd-
boden, es zerriß ſolchen ſo wohl auf denen ho-

hen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0238" n="148"/>
gewo&#x0364;hnlich in der Ge&#x017F;talt als Mulden liegen,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ich hiervon um de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er eine Vor-<lb/>
&#x017F;tellung zu machen. Ja, man kan al&#x017F;o von<lb/>
einigen derer&#x017F;elben in der That &#x017F;agen, daß es<lb/>
nichts unmo&#x0364;gliches, daß &#x017F;olche ein doppeltes<lb/>
ausgehendes haben ko&#x0364;nten. Denn, wenn<lb/>
z. E. in der vorigen Figur die Flo&#x0364;tze ihr<lb/>
Streichen in einer <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tance</hi> von 3 bis 4 Mei-<lb/>
len behielten, &#x017F;o ko&#x0364;nnte es nicht fehlen, man<lb/>
wu&#x0364;rde an dem Gebu&#x0364;rge <hi rendition="#aq">a.</hi> das eine, und an<lb/>
dem Gebu&#x0364;rge <hi rendition="#aq">b.</hi> das zweyte ausgehende die-<lb/>
&#x017F;er Flo&#x0364;tze finden. Allein, die&#x017F;er Fall i&#x017F;t als-<lb/>
dann er&#x017F;t mo&#x0364;glich, wenn das Flo&#x0364;tz Gebu&#x0364;rge<lb/>
zwi&#x017F;chen zwey hohen Gang-Gebu&#x0364;rgen einge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;re, und wer wollte &#x017F;ich hierauf &#x017F;o<lb/>
&#x017F;icher verla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, oder zuverla&#x0364;ßig ange-<lb/>
ben, daß &#x017F;olches in einer &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tance</hi> ei-<lb/>
nerley Streichen behalten, und an beyden<lb/>
Enden &#x017F;ich eben &#x017F;o edel erwei&#x017F;en werde, indem<lb/>
es noch o&#x0364;ffters mo&#x0364;glich gewe&#x017F;en, daß de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ohngeachtet, die Wa&#x017F;&#x017F;er auch zwi&#x017F;chen zwey<lb/>
hohen Gang Gebu&#x0364;rgen &#x017F;ich einen Weg ge-<lb/>
brochen und nach dem flachen Lande zu ver-<lb/>
laufen haben. Man wird mir einwenden,<lb/>
es mu&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ich nach meinen Satze die Schich-<lb/>
ten allezeit &#x017F;o anlegen, wie ich ge&#x017F;agt, und<lb/>
ko&#x0364;nnte al&#x017F;o hierbey keine Anomalie vorgehen;<lb/>
allein, keinesweges, man erwege nur die Art<lb/>
der Ent&#x017F;tehung derer Flo&#x0364;tz-Lagen. Eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Menge Wa&#x017F;&#x017F;er durchweichte den Erd-<lb/>
boden, es zerriß &#x017F;olchen &#x017F;o wohl auf denen ho-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0238] gewoͤhnlich in der Geſtalt als Mulden liegen, ſo iſt ſich hiervon um deſto beſſer eine Vor- ſtellung zu machen. Ja, man kan alſo von einigen dererſelben in der That ſagen, daß es nichts unmoͤgliches, daß ſolche ein doppeltes ausgehendes haben koͤnten. Denn, wenn z. E. in der vorigen Figur die Floͤtze ihr Streichen in einer Diſtance von 3 bis 4 Mei- len behielten, ſo koͤnnte es nicht fehlen, man wuͤrde an dem Gebuͤrge a. das eine, und an dem Gebuͤrge b. das zweyte ausgehende die- ſer Floͤtze finden. Allein, dieſer Fall iſt als- dann erſt moͤglich, wenn das Floͤtz Gebuͤrge zwiſchen zwey hohen Gang-Gebuͤrgen einge- ſchloſſen waͤre, und wer wollte ſich hierauf ſo ſicher verlaſſen koͤnnen, oder zuverlaͤßig ange- ben, daß ſolches in einer ſolchen Diſtance ei- nerley Streichen behalten, und an beyden Enden ſich eben ſo edel erweiſen werde, indem es noch oͤffters moͤglich geweſen, daß deſſen ohngeachtet, die Waſſer auch zwiſchen zwey hohen Gang Gebuͤrgen ſich einen Weg ge- brochen und nach dem flachen Lande zu ver- laufen haben. Man wird mir einwenden, es muͤſten ſich nach meinen Satze die Schich- ten allezeit ſo anlegen, wie ich geſagt, und koͤnnte alſo hierbey keine Anomalie vorgehen; allein, keinesweges, man erwege nur die Art der Entſtehung derer Floͤtz-Lagen. Eine groſſe Menge Waſſer durchweichte den Erd- boden, es zerriß ſolchen ſo wohl auf denen ho- hen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/238
Zitationshilfe: Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/238>, abgerufen am 21.11.2024.