worden, ohne dass jedoch die Frage als vollständig gelöst betrachtet werden könnte.1)
Bei der Anwendung des Spectroskopes für den in Rede stehenden Zweck darf man nicht vergessen, dass verschiedene Roheisensorten bei ihrer Verarbeitung auch verschiedene Merkmale liefern können, man also auch nur so lange vor Irrthümern geschützt ist, als dieselbe Roh- eisensorte verarbeitet wird.
Beim Beginne des Blasens zeigt sich, so lange die Flamme noch wenig leuchtet, regelmässig ein schwaches ununterbrochenes Spectrum ohne helle Linien. Steigt die Temperatur, so wird das Spectrum deut- licher, breitet sich aus, und nun mit einem Male blitzt eine gelbe Linie (Natriumlinie) auf, deutlich sich abhebend. Anfänglich erscheint und verschwindet sie rasch mehrmals hinter einander, alsdann wird sie heller und bleibt beständig. Ausser der einen starken gelben Linie erscheinen häufig mehrere schwächere neben derselben. Nach der Natriumlinie tritt gewöhnlich links davon eine Linie in Roth auf, unter Umständen auch mehrere rothe Linien, rechts grüne Linien, noch weiter rechts blaue. Letztere entstehen, wie es scheint, nicht regelmässig, sondern nur bei einzelnen Roheisensorten.
In der umgekehrten Reihenfolge, als die Linien erschienen, ver- schwinden sie wieder, d. h. die zuletzt erschienenen verschwinden zuerst; aber die Periode des Verschwindens, welches während des Gaarfrischens eintritt, verläuft rascher als das Erscheinen. Zuletzt bleibt noch die gelbe Natriumlinie. Soll der Process bei bestimmtem Kohlenstoffgehalte des Bades unterbrochen werden, so giebt gewöhnlich das Verschwinden der einen oder anderen dieser Linien das Merkmal dafür an.
Bei dem basischen Processe lässt sich, wenn die Kohlenstoffver- brennung beendet ist, die erforderliche Zeit für das Nachblasen mit Hilfe der Uhr bestimmen; oder, was noch sicherer sein dürfte, man versieht die Gebläsemaschine mit einem Hubzähler und bläst so lange, als bis die durch Erfahrung als zweckentsprechend befundene Anzahl Hübe zurückgelegt ist.
Auch bei Benutzung des Spectroskopes pflegt man jedoch -- be- sonders bei Unterbrechung des Processes vor beendigter Entkohlung --, ehe der Zusatz von Spiegeleisen oder Eisenmangan gegeben wird, Proben des erblasenen Eisens wie der Schlacke zu nehmen, um sich von der Beschaffenheit desselben zu überzeugen. Das Verfahren dabei ist im Wesentlichen das nämliche wie es schon bei Besprechung des Martin- processes beschrieben wurde. Das Aeussere der Schlacken ist auch beim Bessemerprocesse verschieden, je nachdem man ein mangan- ärmeres oder manganreicheres Roheisen verarbeitete, und je nachdem die Entkohlung vorzeitig unterbrochen oder annähernd vollständig durch- geführt wurde; eben der letztere Umstand aber, der grössere Eisen- gehalt der Schlacke bei stärkerer Entkohlung und die durch diesen grösseren Eisengehalt hervorgerufene Schwarzfärbung, giebt unter übrigens gleichen Verhältnissen gewöhnlich ein ziemlich sicheres Merk- mal für den Grad der stattgehabten Entkohlung.
1) Näheres über diese Theorien: H. Wedding, Darstellung des schmiedbaren Eisens, S. 401.
Der Bessemer- und der Thomasprocess.
worden, ohne dass jedoch die Frage als vollständig gelöst betrachtet werden könnte.1)
Bei der Anwendung des Spectroskopes für den in Rede stehenden Zweck darf man nicht vergessen, dass verschiedene Roheisensorten bei ihrer Verarbeitung auch verschiedene Merkmale liefern können, man also auch nur so lange vor Irrthümern geschützt ist, als dieselbe Roh- eisensorte verarbeitet wird.
Beim Beginne des Blasens zeigt sich, so lange die Flamme noch wenig leuchtet, regelmässig ein schwaches ununterbrochenes Spectrum ohne helle Linien. Steigt die Temperatur, so wird das Spectrum deut- licher, breitet sich aus, und nun mit einem Male blitzt eine gelbe Linie (Natriumlinie) auf, deutlich sich abhebend. Anfänglich erscheint und verschwindet sie rasch mehrmals hinter einander, alsdann wird sie heller und bleibt beständig. Ausser der einen starken gelben Linie erscheinen häufig mehrere schwächere neben derselben. Nach der Natriumlinie tritt gewöhnlich links davon eine Linie in Roth auf, unter Umständen auch mehrere rothe Linien, rechts grüne Linien, noch weiter rechts blaue. Letztere entstehen, wie es scheint, nicht regelmässig, sondern nur bei einzelnen Roheisensorten.
In der umgekehrten Reihenfolge, als die Linien erschienen, ver- schwinden sie wieder, d. h. die zuletzt erschienenen verschwinden zuerst; aber die Periode des Verschwindens, welches während des Gaarfrischens eintritt, verläuft rascher als das Erscheinen. Zuletzt bleibt noch die gelbe Natriumlinie. Soll der Process bei bestimmtem Kohlenstoffgehalte des Bades unterbrochen werden, so giebt gewöhnlich das Verschwinden der einen oder anderen dieser Linien das Merkmal dafür an.
Bei dem basischen Processe lässt sich, wenn die Kohlenstoffver- brennung beendet ist, die erforderliche Zeit für das Nachblasen mit Hilfe der Uhr bestimmen; oder, was noch sicherer sein dürfte, man versieht die Gebläsemaschine mit einem Hubzähler und bläst so lange, als bis die durch Erfahrung als zweckentsprechend befundene Anzahl Hübe zurückgelegt ist.
Auch bei Benutzung des Spectroskopes pflegt man jedoch — be- sonders bei Unterbrechung des Processes vor beendigter Entkohlung —, ehe der Zusatz von Spiegeleisen oder Eisenmangan gegeben wird, Proben des erblasenen Eisens wie der Schlacke zu nehmen, um sich von der Beschaffenheit desselben zu überzeugen. Das Verfahren dabei ist im Wesentlichen das nämliche wie es schon bei Besprechung des Martin- processes beschrieben wurde. Das Aeussere der Schlacken ist auch beim Bessemerprocesse verschieden, je nachdem man ein mangan- ärmeres oder manganreicheres Roheisen verarbeitete, und je nachdem die Entkohlung vorzeitig unterbrochen oder annähernd vollständig durch- geführt wurde; eben der letztere Umstand aber, der grössere Eisen- gehalt der Schlacke bei stärkerer Entkohlung und die durch diesen grösseren Eisengehalt hervorgerufene Schwarzfärbung, giebt unter übrigens gleichen Verhältnissen gewöhnlich ein ziemlich sicheres Merk- mal für den Grad der stattgehabten Entkohlung.
1) Näheres über diese Theorien: H. Wedding, Darstellung des schmiedbaren Eisens, S. 401.
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Der Bessemer- und der Thomasprocess.
worden, ohne dass jedoch die Frage als vollständig gelöst betrachtet
werden könnte. 1)
Bei der Anwendung des Spectroskopes für den in Rede stehenden
Zweck darf man nicht vergessen, dass verschiedene Roheisensorten bei
ihrer Verarbeitung auch verschiedene Merkmale liefern können, man
also auch nur so lange vor Irrthümern geschützt ist, als dieselbe Roh-
eisensorte verarbeitet wird.
Beim Beginne des Blasens zeigt sich, so lange die Flamme noch
wenig leuchtet, regelmässig ein schwaches ununterbrochenes Spectrum
ohne helle Linien. Steigt die Temperatur, so wird das Spectrum deut-
licher, breitet sich aus, und nun mit einem Male blitzt eine gelbe Linie
(Natriumlinie) auf, deutlich sich abhebend. Anfänglich erscheint und
verschwindet sie rasch mehrmals hinter einander, alsdann wird sie heller
und bleibt beständig. Ausser der einen starken gelben Linie erscheinen
häufig mehrere schwächere neben derselben. Nach der Natriumlinie
tritt gewöhnlich links davon eine Linie in Roth auf, unter Umständen
auch mehrere rothe Linien, rechts grüne Linien, noch weiter rechts
blaue. Letztere entstehen, wie es scheint, nicht regelmässig, sondern
nur bei einzelnen Roheisensorten.
In der umgekehrten Reihenfolge, als die Linien erschienen, ver-
schwinden sie wieder, d. h. die zuletzt erschienenen verschwinden zuerst;
aber die Periode des Verschwindens, welches während des Gaarfrischens
eintritt, verläuft rascher als das Erscheinen. Zuletzt bleibt noch die
gelbe Natriumlinie. Soll der Process bei bestimmtem Kohlenstoffgehalte
des Bades unterbrochen werden, so giebt gewöhnlich das Verschwinden
der einen oder anderen dieser Linien das Merkmal dafür an.
Bei dem basischen Processe lässt sich, wenn die Kohlenstoffver-
brennung beendet ist, die erforderliche Zeit für das Nachblasen mit
Hilfe der Uhr bestimmen; oder, was noch sicherer sein dürfte, man
versieht die Gebläsemaschine mit einem Hubzähler und bläst so lange,
als bis die durch Erfahrung als zweckentsprechend befundene Anzahl
Hübe zurückgelegt ist.
Auch bei Benutzung des Spectroskopes pflegt man jedoch — be-
sonders bei Unterbrechung des Processes vor beendigter Entkohlung —,
ehe der Zusatz von Spiegeleisen oder Eisenmangan gegeben wird, Proben
des erblasenen Eisens wie der Schlacke zu nehmen, um sich von der
Beschaffenheit desselben zu überzeugen. Das Verfahren dabei ist im
Wesentlichen das nämliche wie es schon bei Besprechung des Martin-
processes beschrieben wurde. Das Aeussere der Schlacken ist auch
beim Bessemerprocesse verschieden, je nachdem man ein mangan-
ärmeres oder manganreicheres Roheisen verarbeitete, und je nachdem
die Entkohlung vorzeitig unterbrochen oder annähernd vollständig durch-
geführt wurde; eben der letztere Umstand aber, der grössere Eisen-
gehalt der Schlacke bei stärkerer Entkohlung und die durch diesen
grösseren Eisengehalt hervorgerufene Schwarzfärbung, giebt unter
übrigens gleichen Verhältnissen gewöhnlich ein ziemlich sicheres Merk-
mal für den Grad der stattgehabten Entkohlung.
1) Näheres über diese Theorien: H. Wedding, Darstellung des schmiedbaren
Eisens, S. 401.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/999>, abgerufen am 21.11.2024.
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