ofen erfolgenden Roheisens, welche den Betrieb unsicher macht und eine der Verwendung vorausgehende Sortirung, welche nur im kalten Zustande möglich ist, wünschenswerth erscheinen lässt. Aus diesem Grunde ist jenes Verfahren, obgleich erheblich billiger, doch das seltenere.
Noch weniger gebräuchlich ist das Umschmelzen in Flammöfen. Die Gründe, weshalb in den allermeisten Fällen der Cupolofen dem Flammofen vorzuziehen ist, sowie die Umstände, welche in Ausnahme- fällen die Anwendung der Flammöfen für den in Rede stehenden Zweck rechtfertigen können, wurden früher (S. 616) erörtert.
Die Abmessungen der Schmelzöfen richten sich nach der ins Auge gefassten Leistungsfähigkeit des Werkes und würden den früher (S. 606) gegebenen Regeln für die Construction dieser Oefen ent- sprechend zu bemessen sein; die Zahl der erforderlichen Oefen ist mindestens drei, damit die erforderlichen Schachtreparaturen ausgeführt
[Abbildung]
Fig. 265.
werden können, ohne dass eine Unterbrechung des Betriebes einzutreten braucht. Mindestens ein Ofen liegt regelmässig kalt, um sofort angeheizt werden zu können, wenn ein anderer reparaturbedürftig wird.
Während das Roheisen geschmolzen wird, erhitzt man die Birne durch ein in derselben unterhaltenes Koksfeuer zum Rothglühen. Die Verbrennung der Koks erfolgt durch einen schwachen, vom Gebläse zugeführten Windstrom. Alsdann kippt man die Birne in umgekehrte Stellung, um die noch in derselben zurückgebliebenen Koks und die Asche zu entfernen und legt sie auf den Rücken, mit der Mündung nach oben, um das Roheisen einlaufen zu lassen (Fig. 265). Eine ent- sprechend gekrümmte, mit feuerfester Masse ausgekleidete Rinne, welche, um leicht bewegt werden zu können, in Ketten zu hängen pflegt, wird von dem Stichloche des Schmelzofens, beziehentlich von der Ausguss- stelle der zum Emporheben des Roheisens von unten dienenden Pfanne nach der Birnenmündung gelegt, worauf das Einlassen des Roheisens beginnt. Sobald dasselbe beendet ist, wird die Rinne entfernt, das
Der Bessemer- und der Thomasprocess.
ofen erfolgenden Roheisens, welche den Betrieb unsicher macht und eine der Verwendung vorausgehende Sortirung, welche nur im kalten Zustande möglich ist, wünschenswerth erscheinen lässt. Aus diesem Grunde ist jenes Verfahren, obgleich erheblich billiger, doch das seltenere.
Noch weniger gebräuchlich ist das Umschmelzen in Flammöfen. Die Gründe, weshalb in den allermeisten Fällen der Cupolofen dem Flammofen vorzuziehen ist, sowie die Umstände, welche in Ausnahme- fällen die Anwendung der Flammöfen für den in Rede stehenden Zweck rechtfertigen können, wurden früher (S. 616) erörtert.
Die Abmessungen der Schmelzöfen richten sich nach der ins Auge gefassten Leistungsfähigkeit des Werkes und würden den früher (S. 606) gegebenen Regeln für die Construction dieser Oefen ent- sprechend zu bemessen sein; die Zahl der erforderlichen Oefen ist mindestens drei, damit die erforderlichen Schachtreparaturen ausgeführt
[Abbildung]
Fig. 265.
werden können, ohne dass eine Unterbrechung des Betriebes einzutreten braucht. Mindestens ein Ofen liegt regelmässig kalt, um sofort angeheizt werden zu können, wenn ein anderer reparaturbedürftig wird.
Während das Roheisen geschmolzen wird, erhitzt man die Birne durch ein in derselben unterhaltenes Koksfeuer zum Rothglühen. Die Verbrennung der Koks erfolgt durch einen schwachen, vom Gebläse zugeführten Windstrom. Alsdann kippt man die Birne in umgekehrte Stellung, um die noch in derselben zurückgebliebenen Koks und die Asche zu entfernen und legt sie auf den Rücken, mit der Mündung nach oben, um das Roheisen einlaufen zu lassen (Fig. 265). Eine ent- sprechend gekrümmte, mit feuerfester Masse ausgekleidete Rinne, welche, um leicht bewegt werden zu können, in Ketten zu hängen pflegt, wird von dem Stichloche des Schmelzofens, beziehentlich von der Ausguss- stelle der zum Emporheben des Roheisens von unten dienenden Pfanne nach der Birnenmündung gelegt, worauf das Einlassen des Roheisens beginnt. Sobald dasselbe beendet ist, wird die Rinne entfernt, das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0989"n="901"/><fwplace="top"type="header">Der Bessemer- und der Thomasprocess.</fw><lb/>
ofen erfolgenden Roheisens, welche den Betrieb unsicher macht und<lb/>
eine der Verwendung vorausgehende Sortirung, welche nur im kalten<lb/>
Zustande möglich ist, wünschenswerth erscheinen lässt. Aus diesem<lb/>
Grunde ist jenes Verfahren, obgleich erheblich billiger, doch das<lb/>
seltenere.</p><lb/><p>Noch weniger gebräuchlich ist das Umschmelzen in Flammöfen.<lb/>
Die Gründe, weshalb in den allermeisten Fällen der Cupolofen dem<lb/>
Flammofen vorzuziehen ist, sowie die Umstände, welche in Ausnahme-<lb/>
fällen die Anwendung der Flammöfen für den in Rede stehenden Zweck<lb/>
rechtfertigen können, wurden früher (S. 616) erörtert.</p><lb/><p>Die Abmessungen der Schmelzöfen richten sich nach der ins Auge<lb/>
gefassten Leistungsfähigkeit des Werkes und würden den früher<lb/>
(S. 606) gegebenen Regeln für die Construction dieser Oefen ent-<lb/>
sprechend zu bemessen sein; die Zahl der erforderlichen Oefen ist<lb/>
mindestens drei, damit die erforderlichen Schachtreparaturen ausgeführt<lb/><figure><head>Fig. 265.</head></figure><lb/>
werden können, ohne dass eine Unterbrechung des Betriebes einzutreten<lb/>
braucht. Mindestens ein Ofen liegt regelmässig kalt, um sofort angeheizt<lb/>
werden zu können, wenn ein anderer reparaturbedürftig wird.</p><lb/><p>Während das Roheisen geschmolzen wird, erhitzt man die Birne<lb/>
durch ein in derselben unterhaltenes Koksfeuer zum Rothglühen. Die<lb/>
Verbrennung der Koks erfolgt durch einen schwachen, vom Gebläse<lb/>
zugeführten Windstrom. Alsdann kippt man die Birne in umgekehrte<lb/>
Stellung, um die noch in derselben zurückgebliebenen Koks und die<lb/>
Asche zu entfernen und legt sie auf den Rücken, mit der Mündung<lb/>
nach oben, um das Roheisen einlaufen zu lassen (Fig. 265). Eine ent-<lb/>
sprechend gekrümmte, mit feuerfester Masse ausgekleidete Rinne, welche,<lb/>
um leicht bewegt werden zu können, in Ketten zu hängen pflegt, wird<lb/>
von dem Stichloche des Schmelzofens, beziehentlich von der Ausguss-<lb/>
stelle der zum Emporheben des Roheisens von unten dienenden Pfanne<lb/>
nach der Birnenmündung gelegt, worauf das Einlassen des Roheisens<lb/>
beginnt. Sobald dasselbe beendet ist, wird die Rinne entfernt, das<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[901/0989]
Der Bessemer- und der Thomasprocess.
ofen erfolgenden Roheisens, welche den Betrieb unsicher macht und
eine der Verwendung vorausgehende Sortirung, welche nur im kalten
Zustande möglich ist, wünschenswerth erscheinen lässt. Aus diesem
Grunde ist jenes Verfahren, obgleich erheblich billiger, doch das
seltenere.
Noch weniger gebräuchlich ist das Umschmelzen in Flammöfen.
Die Gründe, weshalb in den allermeisten Fällen der Cupolofen dem
Flammofen vorzuziehen ist, sowie die Umstände, welche in Ausnahme-
fällen die Anwendung der Flammöfen für den in Rede stehenden Zweck
rechtfertigen können, wurden früher (S. 616) erörtert.
Die Abmessungen der Schmelzöfen richten sich nach der ins Auge
gefassten Leistungsfähigkeit des Werkes und würden den früher
(S. 606) gegebenen Regeln für die Construction dieser Oefen ent-
sprechend zu bemessen sein; die Zahl der erforderlichen Oefen ist
mindestens drei, damit die erforderlichen Schachtreparaturen ausgeführt
[Abbildung Fig. 265.]
werden können, ohne dass eine Unterbrechung des Betriebes einzutreten
braucht. Mindestens ein Ofen liegt regelmässig kalt, um sofort angeheizt
werden zu können, wenn ein anderer reparaturbedürftig wird.
Während das Roheisen geschmolzen wird, erhitzt man die Birne
durch ein in derselben unterhaltenes Koksfeuer zum Rothglühen. Die
Verbrennung der Koks erfolgt durch einen schwachen, vom Gebläse
zugeführten Windstrom. Alsdann kippt man die Birne in umgekehrte
Stellung, um die noch in derselben zurückgebliebenen Koks und die
Asche zu entfernen und legt sie auf den Rücken, mit der Mündung
nach oben, um das Roheisen einlaufen zu lassen (Fig. 265). Eine ent-
sprechend gekrümmte, mit feuerfester Masse ausgekleidete Rinne, welche,
um leicht bewegt werden zu können, in Ketten zu hängen pflegt, wird
von dem Stichloche des Schmelzofens, beziehentlich von der Ausguss-
stelle der zum Emporheben des Roheisens von unten dienenden Pfanne
nach der Birnenmündung gelegt, worauf das Einlassen des Roheisens
beginnt. Sobald dasselbe beendet ist, wird die Rinne entfernt, das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/989>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.