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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Bessemer- und der Thomasprocess.
und die Anbringung der Halsöffnung an der Seite soll, wie oben
erwähnt wurde, das Herausschleudern von flüssigem Eisen erschweren. 1)

Wenn die Birne auf den Rücken gelegt, d. h. in wagerechte Lage
gebracht ist, müssen die Windöffnungen sich vollständig frei oberhalb
des flüssigen Eisens befinden, damit dieses nicht in dieselben eintreten
kann; aus diesem Grunde ist der Boden kleiner im Durchmesser als
das Mittelstück, und als vermittelndes Glied ist das kesselförmige
Bodenstück eingeschaltet.

Bei grossem Durchmesser einer Birne von vorgeschriebenem In-
halte ist natürlicherweise die Höhe des flüssigen Metalles in derselben
geringer als bei kleinerem Durchmesser; mit dieser Höhe aber steht
die erforderliche Spannung des Windes, welcher den Druck des Metalles
zu überwinden hat, und die erforderliche Arbeitsleistung des Ge-
bläses in geradem Verhältnisse. Eine zu geringe Höhe des Metalles
würde dagegen zur Folge haben, dass ein Theil des eingeblasenen
Sauerstoffes unverbraucht durch dasselbe hindurchgeht, die Arbeit
des Gebläses also ungünstig ausgenutzt und das Frischen verlang-
samt wird.

In jedem Falle muss die Gesammthöhe der Birne beträchtlich
genug sein, um dem Metalle bei dem stattfindenden heftigen Aufkochen
ausreichenden Raum zu gewähren und andererseits beim Kippen auf
den Rücken demselben eine hinlängliche Ausbreitung zu ermöglichen,
damit die Windöffnungen frei werden.

Gewöhnlich beträgt die äussere Höhe der Birne für 5--6 t Inhalt
von der Oberkante des Windkastens bis zur höchsten Stelle des Blech-
mantels an der Mündung gemessen annähernd 4 m oder etwas dar-
über; Birnen für 8 t Inhalt giebt man eine Höhe bis zu 4.5 m, für 10 t
Inhalt bis zu 5 m.

Der innere Durchmesser des Mittelstückes pflegt bei Birnen für
5 t Inhalt etwa 1.7 m zu betragen und sich am Boden auf 0.85--0.9 m
zusammenzuziehen. Birnen für 6 t Inhalt haben einen inneren Durch-
messer von 1.8--2 m in der Mitte und 1--1.2 m am Boden; sehr
grosse Birnen sind in der Mitte bis zu 2.7 m weit bei 1.3--1.5 m Boden-
durchmesser.

Die Stärke des feuerfesten Futters ist im Boden, welcher am rasche-
sten abgenutzt wird, am bedeutendsten; überdies bei Birnen für den
basischen Process gewöhnlich grösser als bei solchen für den sauren
Process. Den Böden für den sauren Process pflegt man 0.4--0.5 m
Höhe zu geben, für den basischen Process 0.55--0.65 m. Im Mittel-
stücke dagegen giebt man dem Futter Wandstärken von 0.2--0.3 m,
wenn es für den sauren Process bestimmt ist, 0.35--0.45 m für den
basischen Process. Nach der Mündung kann das Futter allmählich
schwächer werden.

Der äussere Durchmesser der meisten Birnen für 5--6 t Inhalt
pflegt daher 2.2--2.4 m zu sein, wenn sie für den sauren, 2.6--3 m,

1) In Witkowitz hat man neuerdings eiförmige Birnen, deren Mündung in der
Achse liegt, zur Anwendung gebracht. Vergl. "Stahl und Eisen" 1881, S. 183.
Ledebur, Handbuch. 57

Der Bessemer- und der Thomasprocess.
und die Anbringung der Halsöffnung an der Seite soll, wie oben
erwähnt wurde, das Herausschleudern von flüssigem Eisen erschweren. 1)

Wenn die Birne auf den Rücken gelegt, d. h. in wagerechte Lage
gebracht ist, müssen die Windöffnungen sich vollständig frei oberhalb
des flüssigen Eisens befinden, damit dieses nicht in dieselben eintreten
kann; aus diesem Grunde ist der Boden kleiner im Durchmesser als
das Mittelstück, und als vermittelndes Glied ist das kesselförmige
Bodenstück eingeschaltet.

Bei grossem Durchmesser einer Birne von vorgeschriebenem In-
halte ist natürlicherweise die Höhe des flüssigen Metalles in derselben
geringer als bei kleinerem Durchmesser; mit dieser Höhe aber steht
die erforderliche Spannung des Windes, welcher den Druck des Metalles
zu überwinden hat, und die erforderliche Arbeitsleistung des Ge-
bläses in geradem Verhältnisse. Eine zu geringe Höhe des Metalles
würde dagegen zur Folge haben, dass ein Theil des eingeblasenen
Sauerstoffes unverbraucht durch dasselbe hindurchgeht, die Arbeit
des Gebläses also ungünstig ausgenutzt und das Frischen verlang-
samt wird.

In jedem Falle muss die Gesammthöhe der Birne beträchtlich
genug sein, um dem Metalle bei dem stattfindenden heftigen Aufkochen
ausreichenden Raum zu gewähren und andererseits beim Kippen auf
den Rücken demselben eine hinlängliche Ausbreitung zu ermöglichen,
damit die Windöffnungen frei werden.

Gewöhnlich beträgt die äussere Höhe der Birne für 5—6 t Inhalt
von der Oberkante des Windkastens bis zur höchsten Stelle des Blech-
mantels an der Mündung gemessen annähernd 4 m oder etwas dar-
über; Birnen für 8 t Inhalt giebt man eine Höhe bis zu 4.5 m, für 10 t
Inhalt bis zu 5 m.

Der innere Durchmesser des Mittelstückes pflegt bei Birnen für
5 t Inhalt etwa 1.7 m zu betragen und sich am Boden auf 0.85—0.9 m
zusammenzuziehen. Birnen für 6 t Inhalt haben einen inneren Durch-
messer von 1.8—2 m in der Mitte und 1—1.2 m am Boden; sehr
grosse Birnen sind in der Mitte bis zu 2.7 m weit bei 1.3—1.5 m Boden-
durchmesser.

Die Stärke des feuerfesten Futters ist im Boden, welcher am rasche-
sten abgenutzt wird, am bedeutendsten; überdies bei Birnen für den
basischen Process gewöhnlich grösser als bei solchen für den sauren
Process. Den Böden für den sauren Process pflegt man 0.4—0.5 m
Höhe zu geben, für den basischen Process 0.55—0.65 m. Im Mittel-
stücke dagegen giebt man dem Futter Wandstärken von 0.2—0.3 m,
wenn es für den sauren Process bestimmt ist, 0.35—0.45 m für den
basischen Process. Nach der Mündung kann das Futter allmählich
schwächer werden.

Der äussere Durchmesser der meisten Birnen für 5—6 t Inhalt
pflegt daher 2.2—2.4 m zu sein, wenn sie für den sauren, 2.6—3 m,

1) In Witkowitz hat man neuerdings eiförmige Birnen, deren Mündung in der
Achse liegt, zur Anwendung gebracht. Vergl. „Stahl und Eisen“ 1881, S. 183.
Ledebur, Handbuch. 57
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[889/0977] Der Bessemer- und der Thomasprocess. und die Anbringung der Halsöffnung an der Seite soll, wie oben erwähnt wurde, das Herausschleudern von flüssigem Eisen erschweren. 1) Wenn die Birne auf den Rücken gelegt, d. h. in wagerechte Lage gebracht ist, müssen die Windöffnungen sich vollständig frei oberhalb des flüssigen Eisens befinden, damit dieses nicht in dieselben eintreten kann; aus diesem Grunde ist der Boden kleiner im Durchmesser als das Mittelstück, und als vermittelndes Glied ist das kesselförmige Bodenstück eingeschaltet. Bei grossem Durchmesser einer Birne von vorgeschriebenem In- halte ist natürlicherweise die Höhe des flüssigen Metalles in derselben geringer als bei kleinerem Durchmesser; mit dieser Höhe aber steht die erforderliche Spannung des Windes, welcher den Druck des Metalles zu überwinden hat, und die erforderliche Arbeitsleistung des Ge- bläses in geradem Verhältnisse. Eine zu geringe Höhe des Metalles würde dagegen zur Folge haben, dass ein Theil des eingeblasenen Sauerstoffes unverbraucht durch dasselbe hindurchgeht, die Arbeit des Gebläses also ungünstig ausgenutzt und das Frischen verlang- samt wird. In jedem Falle muss die Gesammthöhe der Birne beträchtlich genug sein, um dem Metalle bei dem stattfindenden heftigen Aufkochen ausreichenden Raum zu gewähren und andererseits beim Kippen auf den Rücken demselben eine hinlängliche Ausbreitung zu ermöglichen, damit die Windöffnungen frei werden. Gewöhnlich beträgt die äussere Höhe der Birne für 5—6 t Inhalt von der Oberkante des Windkastens bis zur höchsten Stelle des Blech- mantels an der Mündung gemessen annähernd 4 m oder etwas dar- über; Birnen für 8 t Inhalt giebt man eine Höhe bis zu 4.5 m, für 10 t Inhalt bis zu 5 m. Der innere Durchmesser des Mittelstückes pflegt bei Birnen für 5 t Inhalt etwa 1.7 m zu betragen und sich am Boden auf 0.85—0.9 m zusammenzuziehen. Birnen für 6 t Inhalt haben einen inneren Durch- messer von 1.8—2 m in der Mitte und 1—1.2 m am Boden; sehr grosse Birnen sind in der Mitte bis zu 2.7 m weit bei 1.3—1.5 m Boden- durchmesser. Die Stärke des feuerfesten Futters ist im Boden, welcher am rasche- sten abgenutzt wird, am bedeutendsten; überdies bei Birnen für den basischen Process gewöhnlich grösser als bei solchen für den sauren Process. Den Böden für den sauren Process pflegt man 0.4—0.5 m Höhe zu geben, für den basischen Process 0.55—0.65 m. Im Mittel- stücke dagegen giebt man dem Futter Wandstärken von 0.2—0.3 m, wenn es für den sauren Process bestimmt ist, 0.35—0.45 m für den basischen Process. Nach der Mündung kann das Futter allmählich schwächer werden. Der äussere Durchmesser der meisten Birnen für 5—6 t Inhalt pflegt daher 2.2—2.4 m zu sein, wenn sie für den sauren, 2.6—3 m, 1) In Witkowitz hat man neuerdings eiförmige Birnen, deren Mündung in der Achse liegt, zur Anwendung gebracht. Vergl. „Stahl und Eisen“ 1881, S. 183. Ledebur, Handbuch. 57

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/977>, abgerufen am 03.12.2024.