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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Darstellung des Flusseisens.
schieden hohe Temperatur. Je höher die letztere schon beim Ein-
schmelzen ist, je weniger sie durch das Einsetzen der Eisenstücke
erniedrigt wird, desto stärker wird die Verbrennung sich auf den
Kohlenstoffgehalt werfen, desto mehr Mangan und insbesondere Silicium
werden im Bade zurückbleiben können.

Auf dem Martinwerke des Grazer Südbahnwalzwerkes wurden im
Jahre 1879 nach Lilienberg 1) Einsätze gegeben, bestehend aus 25.5 bis
28.7 Proc. Roheisen (grau), 42.5--63.7 Proc. alten Eisenbahnschienen,
8.2--26 Proc. Abfällen und schliesslich 2.5--3.4 Proc. Spiegeleisen,
deren chemische Zusammensetzung durchschnittlich folgende war:

[Tabelle]
Dagegen enthielten die dargestellten Gussblöcke:
[Tabelle]
Von dem Kohlenstoffgehalte wurde also 1 Proc. des Eisengewichtes
oder 77 Proc. des ursprünglichen Kohlenstoffgehaltes, von dem Mangan
0.9 Proc. oder 82 Proc. des ursprünglichen Mangangehaltes abgeschieden.

Zu bedauern ist, dass diese Untersuchungen nicht auch auf den
Siliciumgehalt des fertigen Eisens sowie auf die Zusammensetzung des
Eisenbades vor dem Spiegeleisenzusatze ausgedehnt wurden.

Eingehendere Untersuchungen wurden von Kollmann 2) bei dem
Martinprocess der Gutehoffnungshütte zu Oberhausen angestellt. Man
verarbeitete Einsätze, bestehend aus: 400 kg grauem Roheisen mit
4.05 Proc. Kohlenstoff, 2.50 Proc. Silicium, 0.08 Proc. Phosphor, 0.02 Proc.
Schwefel, 3.5 Proc. Mangan; 3000 kg Flusseisenblockenden mit 0.23 Proc.
Kohlenstoff, 0.40 Proc. Silicium, 0.10 Proc. Phosphor, Spur Schwefel;
0.80 Proc. Mangan; 1000 kg Flusseisenblechabfällen mit 0.16 Proc.
Kohlenstoff, 0.20 Proc. Silicium, 0.10 Proc. Phosphor, Spur Schwefel,
0.50 Proc. Mangan; 600 kg Schweisseisenblechabfällen mit 0.03 Proc.
Kohlenstoff, 0.02 Proc. Phosphor, übrigens frei von anderen Körpern.
Das Gewicht des gesammten Einsatzes excl. des später hinzugefügten
Eisenmangans war demnach 5000 kg und die durchschnittliche Zu-
sammensetzung desselben:

[Tabelle]
Nach Verlauf von 7--8 Stunden nach dem Beginne des Einsetzens,
nachdem das Bad vollständig geschmolzen, auf die höchste Temperatur
erhitzt und in starkes Wallen gerathen war, ergab sich folgende Zu-
sammensetzung:
[Tabelle]
Es waren also von dem ursprünglichen Kohlenstoffgehalte 88 Proc.,
von dem Siliciumgehalte 69 Proc., von dem Mangangehalte fast 100 Proc.

1) Jernkontorets Annaler 1879, S. 488; Zeitschr. d. berg- und hüttenm. Ver. f.
Steiermark und Kärnten 1880, S. 397.
2) Vergl. Literatur.

Die Darstellung des Flusseisens.
schieden hohe Temperatur. Je höher die letztere schon beim Ein-
schmelzen ist, je weniger sie durch das Einsetzen der Eisenstücke
erniedrigt wird, desto stärker wird die Verbrennung sich auf den
Kohlenstoffgehalt werfen, desto mehr Mangan und insbesondere Silicium
werden im Bade zurückbleiben können.

Auf dem Martinwerke des Grazer Südbahnwalzwerkes wurden im
Jahre 1879 nach Lilienberg 1) Einsätze gegeben, bestehend aus 25.5 bis
28.7 Proc. Roheisen (grau), 42.5—63.7 Proc. alten Eisenbahnschienen,
8.2—26 Proc. Abfällen und schliesslich 2.5—3.4 Proc. Spiegeleisen,
deren chemische Zusammensetzung durchschnittlich folgende war:

[Tabelle]
Dagegen enthielten die dargestellten Gussblöcke:
[Tabelle]
Von dem Kohlenstoffgehalte wurde also 1 Proc. des Eisengewichtes
oder 77 Proc. des ursprünglichen Kohlenstoffgehaltes, von dem Mangan
0.9 Proc. oder 82 Proc. des ursprünglichen Mangangehaltes abgeschieden.

Zu bedauern ist, dass diese Untersuchungen nicht auch auf den
Siliciumgehalt des fertigen Eisens sowie auf die Zusammensetzung des
Eisenbades vor dem Spiegeleisenzusatze ausgedehnt wurden.

Eingehendere Untersuchungen wurden von Kollmann 2) bei dem
Martinprocess der Gutehoffnungshütte zu Oberhausen angestellt. Man
verarbeitete Einsätze, bestehend aus: 400 kg grauem Roheisen mit
4.05 Proc. Kohlenstoff, 2.50 Proc. Silicium, 0.08 Proc. Phosphor, 0.02 Proc.
Schwefel, 3.5 Proc. Mangan; 3000 kg Flusseisenblockenden mit 0.23 Proc.
Kohlenstoff, 0.40 Proc. Silicium, 0.10 Proc. Phosphor, Spur Schwefel;
0.80 Proc. Mangan; 1000 kg Flusseisenblechabfällen mit 0.16 Proc.
Kohlenstoff, 0.20 Proc. Silicium, 0.10 Proc. Phosphor, Spur Schwefel,
0.50 Proc. Mangan; 600 kg Schweisseisenblechabfällen mit 0.03 Proc.
Kohlenstoff, 0.02 Proc. Phosphor, übrigens frei von anderen Körpern.
Das Gewicht des gesammten Einsatzes excl. des später hinzugefügten
Eisenmangans war demnach 5000 kg und die durchschnittliche Zu-
sammensetzung desselben:

[Tabelle]
Nach Verlauf von 7—8 Stunden nach dem Beginne des Einsetzens,
nachdem das Bad vollständig geschmolzen, auf die höchste Temperatur
erhitzt und in starkes Wallen gerathen war, ergab sich folgende Zu-
sammensetzung:
[Tabelle]
Es waren also von dem ursprünglichen Kohlenstoffgehalte 88 Proc.,
von dem Siliciumgehalte 69 Proc., von dem Mangangehalte fast 100 Proc.

1) Jernkontorets Annaler 1879, S. 488; Zeitschr. d. berg- und hüttenm. Ver. f.
Steiermark und Kärnten 1880, S. 397.
2) Vergl. Literatur.
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[874/0958] Die Darstellung des Flusseisens. schieden hohe Temperatur. Je höher die letztere schon beim Ein- schmelzen ist, je weniger sie durch das Einsetzen der Eisenstücke erniedrigt wird, desto stärker wird die Verbrennung sich auf den Kohlenstoffgehalt werfen, desto mehr Mangan und insbesondere Silicium werden im Bade zurückbleiben können. Auf dem Martinwerke des Grazer Südbahnwalzwerkes wurden im Jahre 1879 nach Lilienberg 1) Einsätze gegeben, bestehend aus 25.5 bis 28.7 Proc. Roheisen (grau), 42.5—63.7 Proc. alten Eisenbahnschienen, 8.2—26 Proc. Abfällen und schliesslich 2.5—3.4 Proc. Spiegeleisen, deren chemische Zusammensetzung durchschnittlich folgende war: Dagegen enthielten die dargestellten Gussblöcke: Von dem Kohlenstoffgehalte wurde also 1 Proc. des Eisengewichtes oder 77 Proc. des ursprünglichen Kohlenstoffgehaltes, von dem Mangan 0.9 Proc. oder 82 Proc. des ursprünglichen Mangangehaltes abgeschieden. Zu bedauern ist, dass diese Untersuchungen nicht auch auf den Siliciumgehalt des fertigen Eisens sowie auf die Zusammensetzung des Eisenbades vor dem Spiegeleisenzusatze ausgedehnt wurden. Eingehendere Untersuchungen wurden von Kollmann 2) bei dem Martinprocess der Gutehoffnungshütte zu Oberhausen angestellt. Man verarbeitete Einsätze, bestehend aus: 400 kg grauem Roheisen mit 4.05 Proc. Kohlenstoff, 2.50 Proc. Silicium, 0.08 Proc. Phosphor, 0.02 Proc. Schwefel, 3.5 Proc. Mangan; 3000 kg Flusseisenblockenden mit 0.23 Proc. Kohlenstoff, 0.40 Proc. Silicium, 0.10 Proc. Phosphor, Spur Schwefel; 0.80 Proc. Mangan; 1000 kg Flusseisenblechabfällen mit 0.16 Proc. Kohlenstoff, 0.20 Proc. Silicium, 0.10 Proc. Phosphor, Spur Schwefel, 0.50 Proc. Mangan; 600 kg Schweisseisenblechabfällen mit 0.03 Proc. Kohlenstoff, 0.02 Proc. Phosphor, übrigens frei von anderen Körpern. Das Gewicht des gesammten Einsatzes excl. des später hinzugefügten Eisenmangans war demnach 5000 kg und die durchschnittliche Zu- sammensetzung desselben: Nach Verlauf von 7—8 Stunden nach dem Beginne des Einsetzens, nachdem das Bad vollständig geschmolzen, auf die höchste Temperatur erhitzt und in starkes Wallen gerathen war, ergab sich folgende Zu- sammensetzung: Es waren also von dem ursprünglichen Kohlenstoffgehalte 88 Proc., von dem Siliciumgehalte 69 Proc., von dem Mangangehalte fast 100 Proc. 1) Jernkontorets Annaler 1879, S. 488; Zeitschr. d. berg- und hüttenm. Ver. f. Steiermark und Kärnten 1880, S. 397. 2) Vergl. Literatur.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/958>, abgerufen am 18.05.2024.