schmelzen schwefelreichen Stahles der Zusatz wohlthätig wirken. Durch den Kohlenstoffgehalt des Tiegels wie des Stahles selbst wird in hoher Temperatur Mangan reducirt; theils infolge der starken Verwandtschaft des Mangans zum Kohlenstoff, theils infolge der auflösenden Ein- wirkung der manganreichen Schlacke auf die Tiegelwände, durch welche der Kohlenstoffgehalt der letzteren blossgelegt und der unmittelbaren Berührung des Stahles preisgegeben wird, wird die Aufnahme von Kohlenstoff in Stahle befördert, und durch die Anreicherung ebenso- wohl seines Mangan- wie Kohlenstoffgehaltes wird derselbe härter (vergl. unten Chemische Untersuchungen). Durch Zusatz von Eisenmangan ist dasselbe Ziel einfacher, wenn auch vielleicht mitunter in nicht ganz so billiger Weise zu erreichen.
Der einzusetzende Stahl wird zu quadratischen Stäben von etwa 20 mm Stärke ausgereckt und glühend in Wasser geworfen. Er wird dadurch hart und spröde und lässt sich ohne Schwierigkeit in Stücke zerbrechen, welche nach dem Bruchaussehen sortirt werden. Auch die übrigen einzusetzenden Materialien werden derartig zerkleinert, dass der Tiegel möglichst dicht gefüllt werden kann.
Auf einzelnen Werken füllt man die Tiegel kalt, setzt sie dann in einen Glühofen, in welchem sie nunmehr überhaupt erst gebrannt werden, und bringt sie aus dem Glühofen, in welchem sie bis zur dunkeln Rothgluth erwärmt wurden, unmittelbar in den schon glühen- den Schmelzofen; in anderen Fällen erhitzt man die leeren Tiegel in einem Glüh- oder Vorwärmofen auf die angegebene Temperatur, bringt sie aus diesem unmittelbar in den Schmelzofen und füllt sie erst hier mit Hilfe eines aus Eisenblech gefertigten Fülltrichters.
Wenn das Füllen, beziehentlich Einsetzen der schon gefüllten und geglühten Tiegel beendet ist, die Deckel aufgelegt sind, beginnt das Schmelzen. Dasselbe pflegt bei Gasfeuerung etwa vier Stunden, bei Koksfeuerung und grossen Oefen fünf bis sechs Stunden Zeit zu beanspruchen, wobei die Zeit für das Einsetzen und Herausnehmen der Tiegel mit eingerechnet ist.
Aller Schweissstahl enthält, wie bekannt ist, eingemengte Schlacke, grossentheils aus Oxyden des Eisens bestehend. Die einzelnen Stahl- oder Eisenstücke aber, welche eingesetzt werden, pflegen, wie alles im heissen Zustande dargestellte oder bearbeitete Eisen, mit einer dünnen Schicht Eisenoxyduloxyd überzogen zu sein. Sobald das Metall flüssig wird, äussern diese Eisenoxyde eine chemische Einwirkung auf andere in dem Stahle anwesende und in der Schmelztemperatur leichter oxydir- bare Körper. War der Einsatz frei von Mangan oder Silicium, so wird durch die Oxydationswirkung jener Eisenoxyde lediglich der Kohlen- stoff des Stahles sowohl als der Tiegel betroffen, und es entsteht unter lebhaftem Aufwallen des flüssigen Metalles Kohlenoxydgas. Je mehr sich der Eisenoxydulgehalt der sich bildenden Schlacke verringert, desto ruhiger wird das Metall. Waren dagegen Mangan oder Silicium anwesend, so werden diese schon während des Einschmelzens zum Theil neben Kohlenstoff oxydirt, das Wallen ist schwächer. Je höher aber die Temperatur steigt, desto stärker wird die Verwandtschaft des Kohlenstoffes zum Sauerstoff, desto weniger vermögen jene Körper den
Die Darstellung des Flusseisens.
schmelzen schwefelreichen Stahles der Zusatz wohlthätig wirken. Durch den Kohlenstoffgehalt des Tiegels wie des Stahles selbst wird in hoher Temperatur Mangan reducirt; theils infolge der starken Verwandtschaft des Mangans zum Kohlenstoff, theils infolge der auflösenden Ein- wirkung der manganreichen Schlacke auf die Tiegelwände, durch welche der Kohlenstoffgehalt der letzteren blossgelegt und der unmittelbaren Berührung des Stahles preisgegeben wird, wird die Aufnahme von Kohlenstoff in Stahle befördert, und durch die Anreicherung ebenso- wohl seines Mangan- wie Kohlenstoffgehaltes wird derselbe härter (vergl. unten Chemische Untersuchungen). Durch Zusatz von Eisenmangan ist dasselbe Ziel einfacher, wenn auch vielleicht mitunter in nicht ganz so billiger Weise zu erreichen.
Der einzusetzende Stahl wird zu quadratischen Stäben von etwa 20 mm Stärke ausgereckt und glühend in Wasser geworfen. Er wird dadurch hart und spröde und lässt sich ohne Schwierigkeit in Stücke zerbrechen, welche nach dem Bruchaussehen sortirt werden. Auch die übrigen einzusetzenden Materialien werden derartig zerkleinert, dass der Tiegel möglichst dicht gefüllt werden kann.
Auf einzelnen Werken füllt man die Tiegel kalt, setzt sie dann in einen Glühofen, in welchem sie nunmehr überhaupt erst gebrannt werden, und bringt sie aus dem Glühofen, in welchem sie bis zur dunkeln Rothgluth erwärmt wurden, unmittelbar in den schon glühen- den Schmelzofen; in anderen Fällen erhitzt man die leeren Tiegel in einem Glüh- oder Vorwärmofen auf die angegebene Temperatur, bringt sie aus diesem unmittelbar in den Schmelzofen und füllt sie erst hier mit Hilfe eines aus Eisenblech gefertigten Fülltrichters.
Wenn das Füllen, beziehentlich Einsetzen der schon gefüllten und geglühten Tiegel beendet ist, die Deckel aufgelegt sind, beginnt das Schmelzen. Dasselbe pflegt bei Gasfeuerung etwa vier Stunden, bei Koksfeuerung und grossen Oefen fünf bis sechs Stunden Zeit zu beanspruchen, wobei die Zeit für das Einsetzen und Herausnehmen der Tiegel mit eingerechnet ist.
Aller Schweissstahl enthält, wie bekannt ist, eingemengte Schlacke, grossentheils aus Oxyden des Eisens bestehend. Die einzelnen Stahl- oder Eisenstücke aber, welche eingesetzt werden, pflegen, wie alles im heissen Zustande dargestellte oder bearbeitete Eisen, mit einer dünnen Schicht Eisenoxyduloxyd überzogen zu sein. Sobald das Metall flüssig wird, äussern diese Eisenoxyde eine chemische Einwirkung auf andere in dem Stahle anwesende und in der Schmelztemperatur leichter oxydir- bare Körper. War der Einsatz frei von Mangan oder Silicium, so wird durch die Oxydationswirkung jener Eisenoxyde lediglich der Kohlen- stoff des Stahles sowohl als der Tiegel betroffen, und es entsteht unter lebhaftem Aufwallen des flüssigen Metalles Kohlenoxydgas. Je mehr sich der Eisenoxydulgehalt der sich bildenden Schlacke verringert, desto ruhiger wird das Metall. Waren dagegen Mangan oder Silicium anwesend, so werden diese schon während des Einschmelzens zum Theil neben Kohlenstoff oxydirt, das Wallen ist schwächer. Je höher aber die Temperatur steigt, desto stärker wird die Verwandtschaft des Kohlenstoffes zum Sauerstoff, desto weniger vermögen jene Körper den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0930"n="850"/><fwplace="top"type="header">Die Darstellung des Flusseisens.</fw><lb/>
schmelzen schwefelreichen Stahles der Zusatz wohlthätig wirken. Durch<lb/>
den Kohlenstoffgehalt des Tiegels wie des Stahles selbst wird in hoher<lb/>
Temperatur Mangan reducirt; theils infolge der starken Verwandtschaft<lb/>
des Mangans zum Kohlenstoff, theils infolge der auflösenden Ein-<lb/>
wirkung der manganreichen Schlacke auf die Tiegelwände, durch welche<lb/>
der Kohlenstoffgehalt der letzteren blossgelegt und der unmittelbaren<lb/>
Berührung des Stahles preisgegeben wird, wird die Aufnahme von<lb/>
Kohlenstoff in Stahle befördert, und durch die Anreicherung ebenso-<lb/>
wohl seines Mangan- wie Kohlenstoffgehaltes wird derselbe härter (vergl.<lb/>
unten Chemische Untersuchungen). Durch Zusatz von Eisenmangan ist<lb/>
dasselbe Ziel einfacher, wenn auch vielleicht mitunter in nicht ganz so<lb/>
billiger Weise zu erreichen.</p><lb/><p>Der einzusetzende Stahl wird zu quadratischen Stäben von etwa<lb/>
20 mm Stärke ausgereckt und glühend in Wasser geworfen. Er wird<lb/>
dadurch hart und spröde und lässt sich ohne Schwierigkeit in Stücke<lb/>
zerbrechen, welche nach dem Bruchaussehen sortirt werden. Auch die<lb/>
übrigen einzusetzenden Materialien werden derartig zerkleinert, dass der<lb/>
Tiegel möglichst dicht gefüllt werden kann.</p><lb/><p>Auf einzelnen Werken füllt man die Tiegel kalt, setzt sie dann<lb/>
in einen Glühofen, in welchem sie nunmehr überhaupt erst gebrannt<lb/>
werden, und bringt sie aus dem Glühofen, in welchem sie bis zur<lb/>
dunkeln Rothgluth erwärmt wurden, unmittelbar in den schon glühen-<lb/>
den Schmelzofen; in anderen Fällen erhitzt man die leeren Tiegel in<lb/>
einem Glüh- oder Vorwärmofen auf die angegebene Temperatur, bringt<lb/>
sie aus diesem unmittelbar in den Schmelzofen und füllt sie erst hier<lb/>
mit Hilfe eines aus Eisenblech gefertigten Fülltrichters.</p><lb/><p>Wenn das Füllen, beziehentlich Einsetzen der schon gefüllten<lb/>
und geglühten Tiegel beendet ist, die Deckel aufgelegt sind, beginnt<lb/>
das Schmelzen. Dasselbe pflegt bei Gasfeuerung etwa vier Stunden,<lb/>
bei Koksfeuerung und grossen Oefen fünf bis sechs Stunden Zeit zu<lb/>
beanspruchen, wobei die Zeit für das Einsetzen und Herausnehmen der<lb/>
Tiegel mit eingerechnet ist.</p><lb/><p>Aller Schweissstahl enthält, wie bekannt ist, eingemengte Schlacke,<lb/>
grossentheils aus Oxyden des Eisens bestehend. Die einzelnen Stahl-<lb/>
oder Eisenstücke aber, welche eingesetzt werden, pflegen, wie alles im<lb/>
heissen Zustande dargestellte oder bearbeitete Eisen, mit einer dünnen<lb/>
Schicht Eisenoxyduloxyd überzogen zu sein. Sobald das Metall flüssig<lb/>
wird, äussern diese Eisenoxyde eine chemische Einwirkung auf andere<lb/>
in dem Stahle anwesende und in der Schmelztemperatur leichter oxydir-<lb/>
bare Körper. War der Einsatz frei von Mangan oder Silicium, so wird<lb/>
durch die Oxydationswirkung jener Eisenoxyde lediglich der Kohlen-<lb/>
stoff des Stahles sowohl als der Tiegel betroffen, und es entsteht unter<lb/>
lebhaftem Aufwallen des flüssigen Metalles Kohlenoxydgas. Je mehr<lb/>
sich der Eisenoxydulgehalt der sich bildenden Schlacke verringert,<lb/>
desto ruhiger wird das Metall. Waren dagegen Mangan oder Silicium<lb/>
anwesend, so werden diese schon während des Einschmelzens zum<lb/>
Theil neben Kohlenstoff oxydirt, das Wallen ist schwächer. Je höher<lb/>
aber die Temperatur steigt, desto stärker wird die Verwandtschaft des<lb/>
Kohlenstoffes zum Sauerstoff, desto weniger vermögen jene Körper den<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[850/0930]
Die Darstellung des Flusseisens.
schmelzen schwefelreichen Stahles der Zusatz wohlthätig wirken. Durch
den Kohlenstoffgehalt des Tiegels wie des Stahles selbst wird in hoher
Temperatur Mangan reducirt; theils infolge der starken Verwandtschaft
des Mangans zum Kohlenstoff, theils infolge der auflösenden Ein-
wirkung der manganreichen Schlacke auf die Tiegelwände, durch welche
der Kohlenstoffgehalt der letzteren blossgelegt und der unmittelbaren
Berührung des Stahles preisgegeben wird, wird die Aufnahme von
Kohlenstoff in Stahle befördert, und durch die Anreicherung ebenso-
wohl seines Mangan- wie Kohlenstoffgehaltes wird derselbe härter (vergl.
unten Chemische Untersuchungen). Durch Zusatz von Eisenmangan ist
dasselbe Ziel einfacher, wenn auch vielleicht mitunter in nicht ganz so
billiger Weise zu erreichen.
Der einzusetzende Stahl wird zu quadratischen Stäben von etwa
20 mm Stärke ausgereckt und glühend in Wasser geworfen. Er wird
dadurch hart und spröde und lässt sich ohne Schwierigkeit in Stücke
zerbrechen, welche nach dem Bruchaussehen sortirt werden. Auch die
übrigen einzusetzenden Materialien werden derartig zerkleinert, dass der
Tiegel möglichst dicht gefüllt werden kann.
Auf einzelnen Werken füllt man die Tiegel kalt, setzt sie dann
in einen Glühofen, in welchem sie nunmehr überhaupt erst gebrannt
werden, und bringt sie aus dem Glühofen, in welchem sie bis zur
dunkeln Rothgluth erwärmt wurden, unmittelbar in den schon glühen-
den Schmelzofen; in anderen Fällen erhitzt man die leeren Tiegel in
einem Glüh- oder Vorwärmofen auf die angegebene Temperatur, bringt
sie aus diesem unmittelbar in den Schmelzofen und füllt sie erst hier
mit Hilfe eines aus Eisenblech gefertigten Fülltrichters.
Wenn das Füllen, beziehentlich Einsetzen der schon gefüllten
und geglühten Tiegel beendet ist, die Deckel aufgelegt sind, beginnt
das Schmelzen. Dasselbe pflegt bei Gasfeuerung etwa vier Stunden,
bei Koksfeuerung und grossen Oefen fünf bis sechs Stunden Zeit zu
beanspruchen, wobei die Zeit für das Einsetzen und Herausnehmen der
Tiegel mit eingerechnet ist.
Aller Schweissstahl enthält, wie bekannt ist, eingemengte Schlacke,
grossentheils aus Oxyden des Eisens bestehend. Die einzelnen Stahl-
oder Eisenstücke aber, welche eingesetzt werden, pflegen, wie alles im
heissen Zustande dargestellte oder bearbeitete Eisen, mit einer dünnen
Schicht Eisenoxyduloxyd überzogen zu sein. Sobald das Metall flüssig
wird, äussern diese Eisenoxyde eine chemische Einwirkung auf andere
in dem Stahle anwesende und in der Schmelztemperatur leichter oxydir-
bare Körper. War der Einsatz frei von Mangan oder Silicium, so wird
durch die Oxydationswirkung jener Eisenoxyde lediglich der Kohlen-
stoff des Stahles sowohl als der Tiegel betroffen, und es entsteht unter
lebhaftem Aufwallen des flüssigen Metalles Kohlenoxydgas. Je mehr
sich der Eisenoxydulgehalt der sich bildenden Schlacke verringert,
desto ruhiger wird das Metall. Waren dagegen Mangan oder Silicium
anwesend, so werden diese schon während des Einschmelzens zum
Theil neben Kohlenstoff oxydirt, das Wallen ist schwächer. Je höher
aber die Temperatur steigt, desto stärker wird die Verwandtschaft des
Kohlenstoffes zum Sauerstoff, desto weniger vermögen jene Körper den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/930>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.