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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Puddelofen.
wenn man, wie es in Fig. 222 und 223 dargestellt ist1), hinter dem
Puddelherde einen zweiten Herd, einen sogenannten Vorwärmherd oder
Vorherd, anordnet, über welchen die Flamme hinwegstreicht, ehe sie
zur Esse beziehentlich zum Dampfkessel gelangt. Der Wärmeverbrauch
zur Erhitzung dieses zweiten Herdes ist immerhin nicht sehr bedeutend,
so dass die Gase auch bei Einschaltung desselben noch zur Heizung
der Kessel ausreichen. Die Sohle des Vorherdes besteht aus Gusseisen-
platten, welche durch aufgelegte feuerfeste Ziegeln oder eine Lage feuer-
fester Masse vor dem Verbrennen geschützt sind. Damit nicht Schlacke
in den Vorherd gelange, pflegt man der Zwischenbrücke zwischen
Puddel- und Vorherd dieselbe Höhe wie der Feuerbrücke zu geben.

Man will durch Anwendung der Vorherde in einzelnen Fällen eine
Brennstoffersparung von mehr als 25 Proc. und eine Vergrösserung

[Abbildung] Fig. 222.
[Abbildung] Fig. 223.
der Leistungsfähigkeit des Ofens von mehr als 50 Proc. erzielt haben;
zweifellos sind jedoch diese Ziffern zu hoch, um als Durchschnitts-
ergebnisse gelten zu können. Eine Brennstoffersparung von 15 Proc.
und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit in dem gleichen Verhältnisse
dürfte ungefähr als der zu erzielende Nutzen angesehen werden können.
Jedenfalls würde dieses Vortheils halber die Anordnung der Vorherde
eine weit häufigere Anwendung finden als es thatsächlich der Fall ist,
wenn nicht der Uebelstand eines stärkeren Abbrandes beim Roheisen
damit verknüpft wäre. Während des längeren Glühens oxydirt sich ein
verhältnissmässig grosser Theil des Eisens und geht dann, wenn das
Schmelzen im Puddelherde beginnt, in die Schlacke. Nicht alle Roh-

1) Die Abbildung stellt einen in den sechziger Jahren auf der Carolihütte zu
Donawitz bei Leoben erbauten Puddelofen dar.

Der Puddelofen.
wenn man, wie es in Fig. 222 und 223 dargestellt ist1), hinter dem
Puddelherde einen zweiten Herd, einen sogenannten Vorwärmherd oder
Vorherd, anordnet, über welchen die Flamme hinwegstreicht, ehe sie
zur Esse beziehentlich zum Dampfkessel gelangt. Der Wärmeverbrauch
zur Erhitzung dieses zweiten Herdes ist immerhin nicht sehr bedeutend,
so dass die Gase auch bei Einschaltung desselben noch zur Heizung
der Kessel ausreichen. Die Sohle des Vorherdes besteht aus Gusseisen-
platten, welche durch aufgelegte feuerfeste Ziegeln oder eine Lage feuer-
fester Masse vor dem Verbrennen geschützt sind. Damit nicht Schlacke
in den Vorherd gelange, pflegt man der Zwischenbrücke zwischen
Puddel- und Vorherd dieselbe Höhe wie der Feuerbrücke zu geben.

Man will durch Anwendung der Vorherde in einzelnen Fällen eine
Brennstoffersparung von mehr als 25 Proc. und eine Vergrösserung

[Abbildung] Fig. 222.
[Abbildung] Fig. 223.
der Leistungsfähigkeit des Ofens von mehr als 50 Proc. erzielt haben;
zweifellos sind jedoch diese Ziffern zu hoch, um als Durchschnitts-
ergebnisse gelten zu können. Eine Brennstoffersparung von 15 Proc.
und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit in dem gleichen Verhältnisse
dürfte ungefähr als der zu erzielende Nutzen angesehen werden können.
Jedenfalls würde dieses Vortheils halber die Anordnung der Vorherde
eine weit häufigere Anwendung finden als es thatsächlich der Fall ist,
wenn nicht der Uebelstand eines stärkeren Abbrandes beim Roheisen
damit verknüpft wäre. Während des längeren Glühens oxydirt sich ein
verhältnissmässig grosser Theil des Eisens und geht dann, wenn das
Schmelzen im Puddelherde beginnt, in die Schlacke. Nicht alle Roh-

1) Die Abbildung stellt einen in den sechziger Jahren auf der Carolihütte zu
Donawitz bei Leoben erbauten Puddelofen dar.
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[781/0857] Der Puddelofen. wenn man, wie es in Fig. 222 und 223 dargestellt ist 1), hinter dem Puddelherde einen zweiten Herd, einen sogenannten Vorwärmherd oder Vorherd, anordnet, über welchen die Flamme hinwegstreicht, ehe sie zur Esse beziehentlich zum Dampfkessel gelangt. Der Wärmeverbrauch zur Erhitzung dieses zweiten Herdes ist immerhin nicht sehr bedeutend, so dass die Gase auch bei Einschaltung desselben noch zur Heizung der Kessel ausreichen. Die Sohle des Vorherdes besteht aus Gusseisen- platten, welche durch aufgelegte feuerfeste Ziegeln oder eine Lage feuer- fester Masse vor dem Verbrennen geschützt sind. Damit nicht Schlacke in den Vorherd gelange, pflegt man der Zwischenbrücke zwischen Puddel- und Vorherd dieselbe Höhe wie der Feuerbrücke zu geben. Man will durch Anwendung der Vorherde in einzelnen Fällen eine Brennstoffersparung von mehr als 25 Proc. und eine Vergrösserung [Abbildung Fig. 222.] [Abbildung Fig. 223.] der Leistungsfähigkeit des Ofens von mehr als 50 Proc. erzielt haben; zweifellos sind jedoch diese Ziffern zu hoch, um als Durchschnitts- ergebnisse gelten zu können. Eine Brennstoffersparung von 15 Proc. und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit in dem gleichen Verhältnisse dürfte ungefähr als der zu erzielende Nutzen angesehen werden können. Jedenfalls würde dieses Vortheils halber die Anordnung der Vorherde eine weit häufigere Anwendung finden als es thatsächlich der Fall ist, wenn nicht der Uebelstand eines stärkeren Abbrandes beim Roheisen damit verknüpft wäre. Während des längeren Glühens oxydirt sich ein verhältnissmässig grosser Theil des Eisens und geht dann, wenn das Schmelzen im Puddelherde beginnt, in die Schlacke. Nicht alle Roh- 1) Die Abbildung stellt einen in den sechziger Jahren auf der Carolihütte zu Donawitz bei Leoben erbauten Puddelofen dar.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/857>, abgerufen am 23.07.2024.