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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Walzwerke. Die Kalibrirung der Walzen.
2/3 . 1/8 A B = 10/24 A B; C E + D E = C D = 7/8 A B. Die Bogen
werden ebenso wie bei den Spitzbogenkalibern der Duowalzen (Fig. 205)
verzeichnet, d. h. man nimmt die Weite 3/4 A B in den Zirkel, be-
schreibt aus den gefundenen Eckpunkten A, D, B, C die Bogen, welche
in den Punkten i i . . sich schneiden, und aus diesen Kreuzungs-
punkten die das Kaliber begrenzenden Bogen. Bei A und B giebt
man auch hier eine schwache Erweiterung. Das zweite Kaliber liegt
zwischen Mittel- und Oberwalze; die untere Hälfte desselben wird
durch die nämliche Furche der Mittelwalze gebildet, welche als obere
Kaliberhälfte des ersten zwischen Mittel- und Unterwalze liegenden
Kalibers diente. F H G muss also gleich A B D sein. Alsdann nimmt
man H J = 7/8 C D und erhält so die vier Eckpunkte des zweiten
Kalibers. Das dritte Kaliber liegt wieder zwischen Mittel- und Unter-
walze; die Breite desselben ist gleich der Höhe des zweiten, also
L M = H J; die Eckpunkte N und O werden ebenso gefunden wie
bei dem ersten Kaliber; u. s. f.

Hinsichtlich der Art und Weise, wie man auch bei Herstellung
weniger einfacher Formen, z. B. Eisenbahnschienen, in Triowalzwerken
versucht hat, jenem Umstande bei der Kalibrirung Rechnung zu tragen,
dass das Kaliber der Mittelwalze ebensowohl mit dem der Ober- als
Unterwalze zusammengreift, muss auf die unten gegebene Literatur,
insbesondere die Abhandlungen von Daelen, Hollenberg und Diek-
mann
über Walzenkalibrirung, verwiesen werden.

Gewöhnlich freilich schlägt man in solchen Fällen einen ein-
facheren Weg ein, die in Rede stehende Schwierigkeit zu umgehen:
man verlegt die oberen und unteren Kaliber derartig, dass jedes Kaliber
der Mittelwalze entweder einem Kaliber der Oberwalze oder einem
solchen der Unterwalze, nicht aber beiden zugleich angehört, oben
und unten also abwechselnd immer nur ein benutztes Kaliber erscheint,
während über jedem unteren und unter jedem oberen benutzten Kaliber
ein sogenanntes Blindkaliber, eine einfache Furche, in welcher der
Ring der Mittelwalze Platz findet, angebracht ist.

Die soeben erwähnte Vertheilung der Kaliber hat jedoch die Folge,
dass die Walzen ungünstiger ausgenutzt werden; für die gleiche An-
zahl Kaliber ist die doppelte Zahl Walzen erforderlich als bei einem
Triowalzwerke, dessen Walzen in der zuerst erwähnten Weise kalibrirt
sind, die anderthalbfache Zahl als bei einem Duowalzwerke mit der
gleichen Kaliberzahl. Eine kalibrirte Walze aber ist ein kostspieliges
Inventarstück und jede grössere Walze ruft auch eine grössere Zapfen-
reibung hervor. In Rücksicht hierauf hat man, zuerst in Belgien,
neueren Triowalzwerken mitunter eine derartige Anordnung gegeben,
dass in einem und demselben Walzgerüste immer nur zwei Walzen
über einander liegen, die Stelle der dritten aber durch eine Kupplung
eingenommen wird, welche die Bewegung auf das benachbarte Walz-
gerüst überträgt. Die Skizze Fig. 209 auf S. 732 zeigt diese Einrich-
tung. Die beiden in einem Gerüste liegenden Walzen können nun-
mehr ebenso wie Duowalzen kalibrirt werden, d. h. die Blindkaliber
fallen weg, und die Zahl der erforderlichen Walzen beträgt nur zwei

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Walzwerke. Die Kalibrirung der Walzen.
⅔ . 1/8 A B = 10/24 A B; C E + D E = C D = 7/8 A B. Die Bogen
werden ebenso wie bei den Spitzbogenkalibern der Duowalzen (Fig. 205)
verzeichnet, d. h. man nimmt die Weite ¾ A B in den Zirkel, be-
schreibt aus den gefundenen Eckpunkten A, D, B, C die Bogen, welche
in den Punkten i i . . sich schneiden, und aus diesen Kreuzungs-
punkten die das Kaliber begrenzenden Bogen. Bei A und B giebt
man auch hier eine schwache Erweiterung. Das zweite Kaliber liegt
zwischen Mittel- und Oberwalze; die untere Hälfte desselben wird
durch die nämliche Furche der Mittelwalze gebildet, welche als obere
Kaliberhälfte des ersten zwischen Mittel- und Unterwalze liegenden
Kalibers diente. F H G muss also gleich A B D sein. Alsdann nimmt
man H J = 7/8 C D und erhält so die vier Eckpunkte des zweiten
Kalibers. Das dritte Kaliber liegt wieder zwischen Mittel- und Unter-
walze; die Breite desselben ist gleich der Höhe des zweiten, also
L M = H J; die Eckpunkte N und O werden ebenso gefunden wie
bei dem ersten Kaliber; u. s. f.

Hinsichtlich der Art und Weise, wie man auch bei Herstellung
weniger einfacher Formen, z. B. Eisenbahnschienen, in Triowalzwerken
versucht hat, jenem Umstande bei der Kalibrirung Rechnung zu tragen,
dass das Kaliber der Mittelwalze ebensowohl mit dem der Ober- als
Unterwalze zusammengreift, muss auf die unten gegebene Literatur,
insbesondere die Abhandlungen von Daelen, Hollenberg und Diek-
mann
über Walzenkalibrirung, verwiesen werden.

Gewöhnlich freilich schlägt man in solchen Fällen einen ein-
facheren Weg ein, die in Rede stehende Schwierigkeit zu umgehen:
man verlegt die oberen und unteren Kaliber derartig, dass jedes Kaliber
der Mittelwalze entweder einem Kaliber der Oberwalze oder einem
solchen der Unterwalze, nicht aber beiden zugleich angehört, oben
und unten also abwechselnd immer nur ein benutztes Kaliber erscheint,
während über jedem unteren und unter jedem oberen benutzten Kaliber
ein sogenanntes Blindkaliber, eine einfache Furche, in welcher der
Ring der Mittelwalze Platz findet, angebracht ist.

Die soeben erwähnte Vertheilung der Kaliber hat jedoch die Folge,
dass die Walzen ungünstiger ausgenutzt werden; für die gleiche An-
zahl Kaliber ist die doppelte Zahl Walzen erforderlich als bei einem
Triowalzwerke, dessen Walzen in der zuerst erwähnten Weise kalibrirt
sind, die anderthalbfache Zahl als bei einem Duowalzwerke mit der
gleichen Kaliberzahl. Eine kalibrirte Walze aber ist ein kostspieliges
Inventarstück und jede grössere Walze ruft auch eine grössere Zapfen-
reibung hervor. In Rücksicht hierauf hat man, zuerst in Belgien,
neueren Triowalzwerken mitunter eine derartige Anordnung gegeben,
dass in einem und demselben Walzgerüste immer nur zwei Walzen
über einander liegen, die Stelle der dritten aber durch eine Kupplung
eingenommen wird, welche die Bewegung auf das benachbarte Walz-
gerüst überträgt. Die Skizze Fig. 209 auf S. 732 zeigt diese Einrich-
tung. Die beiden in einem Gerüste liegenden Walzen können nun-
mehr ebenso wie Duowalzen kalibrirt werden, d. h. die Blindkaliber
fallen weg, und die Zahl der erforderlichen Walzen beträgt nur zwei

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[731/0803] Walzwerke. Die Kalibrirung der Walzen. ⅔ . 1/8 A B = 10/24 A B; C E + D E = C D = 7/8 A B. Die Bogen werden ebenso wie bei den Spitzbogenkalibern der Duowalzen (Fig. 205) verzeichnet, d. h. man nimmt die Weite ¾ A B in den Zirkel, be- schreibt aus den gefundenen Eckpunkten A, D, B, C die Bogen, welche in den Punkten i i . . sich schneiden, und aus diesen Kreuzungs- punkten die das Kaliber begrenzenden Bogen. Bei A und B giebt man auch hier eine schwache Erweiterung. Das zweite Kaliber liegt zwischen Mittel- und Oberwalze; die untere Hälfte desselben wird durch die nämliche Furche der Mittelwalze gebildet, welche als obere Kaliberhälfte des ersten zwischen Mittel- und Unterwalze liegenden Kalibers diente. F H G muss also gleich A B D sein. Alsdann nimmt man H J = 7/8 C D und erhält so die vier Eckpunkte des zweiten Kalibers. Das dritte Kaliber liegt wieder zwischen Mittel- und Unter- walze; die Breite desselben ist gleich der Höhe des zweiten, also L M = H J; die Eckpunkte N und O werden ebenso gefunden wie bei dem ersten Kaliber; u. s. f. Hinsichtlich der Art und Weise, wie man auch bei Herstellung weniger einfacher Formen, z. B. Eisenbahnschienen, in Triowalzwerken versucht hat, jenem Umstande bei der Kalibrirung Rechnung zu tragen, dass das Kaliber der Mittelwalze ebensowohl mit dem der Ober- als Unterwalze zusammengreift, muss auf die unten gegebene Literatur, insbesondere die Abhandlungen von Daelen, Hollenberg und Diek- mann über Walzenkalibrirung, verwiesen werden. Gewöhnlich freilich schlägt man in solchen Fällen einen ein- facheren Weg ein, die in Rede stehende Schwierigkeit zu umgehen: man verlegt die oberen und unteren Kaliber derartig, dass jedes Kaliber der Mittelwalze entweder einem Kaliber der Oberwalze oder einem solchen der Unterwalze, nicht aber beiden zugleich angehört, oben und unten also abwechselnd immer nur ein benutztes Kaliber erscheint, während über jedem unteren und unter jedem oberen benutzten Kaliber ein sogenanntes Blindkaliber, eine einfache Furche, in welcher der Ring der Mittelwalze Platz findet, angebracht ist. Die soeben erwähnte Vertheilung der Kaliber hat jedoch die Folge, dass die Walzen ungünstiger ausgenutzt werden; für die gleiche An- zahl Kaliber ist die doppelte Zahl Walzen erforderlich als bei einem Triowalzwerke, dessen Walzen in der zuerst erwähnten Weise kalibrirt sind, die anderthalbfache Zahl als bei einem Duowalzwerke mit der gleichen Kaliberzahl. Eine kalibrirte Walze aber ist ein kostspieliges Inventarstück und jede grössere Walze ruft auch eine grössere Zapfen- reibung hervor. In Rücksicht hierauf hat man, zuerst in Belgien, neueren Triowalzwerken mitunter eine derartige Anordnung gegeben, dass in einem und demselben Walzgerüste immer nur zwei Walzen über einander liegen, die Stelle der dritten aber durch eine Kupplung eingenommen wird, welche die Bewegung auf das benachbarte Walz- gerüst überträgt. Die Skizze Fig. 209 auf S. 732 zeigt diese Einrich- tung. Die beiden in einem Gerüste liegenden Walzen können nun- mehr ebenso wie Duowalzen kalibrirt werden, d. h. die Blindkaliber fallen weg, und die Zahl der erforderlichen Walzen beträgt nur zwei 47*

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/803>, abgerufen am 23.07.2024.