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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Brennstoffe.
Maschenweite oder der grösseren Haltbarkeit halber aus gelochtem
Eisenbleche gefertigt und um eine horizontale oder schwach geneigte
Achse gedreht, so dass hierbei die feineren Stücke durch die Oeffnungen
hindurchfallen. Obgleich -- wenigstens bei den conischen Trommeln
und den horizontalen Trommeln mit geneigter Achse -- die Vorwärts-
bewegung der Kohle schon durch ihr eigenes Gewicht auf der geneigten
Ebene bewirkt wird, so pflegt man doch zur besseren Regelung dieser
Bewegung im Innern der Trommeln eine oder auch zwei schrauben-
förmig gewundene Rippen aus gebogenem Winkeleisen zu befestigen,
so dass Schraubengänge entstehen, in denen die Kohle vorwärts gleitet.
Indem man nun jede Trommel ihrer Länge nach in mehrere Abtheilungen
mit verschiedenen Lochweiten eintheilt, erhält man beim einmaligen
Durchgange der Kohle durch die Trommel ebenso viele Classen als
Abtheilungen vorhanden sind.

Man pflegt Vortrommeln und Vertheilungstrommeln (letztere
auch wohl im engern Sinne als Classirtrommeln bezeichnet) anzu-
wenden. Die Vortrommeln, welche in Längen von 1.25--4 m bei 1 bis
2.5 m Durchmesser gefertigt werden, sondern die gröbsten Stücke von
den übrigen und diese häufig von der Staubkohle (bis zu 5 oder 6 mm
Durchmesser). Für letzteren Zweck ist dann um die eigentliche Trommel
herum und concentrisch zu derselben noch eine zweite, im Durchmesser
grössere, Trommel angeordnet, welche nur die Staubkohle hindurchfallen
lässt. Die Ablösung des an den grösseren Stücken haftenden Staubes
erleichtert man nicht selten durch Anwendung einer kräftig wirkenden
Brause, welche Wasser gegen die Trommeln ausströmt.

Die Vertheilungstrommeln sind mit so vielen Abtheilungen ver-
sehen, als Kohlenclassen für die Wäsche gebildet werden sollen; unter
jeder Abtheilung pflegt eine eigene Lutte angeordnet zu sein, welche
die durchfallende Kohle sofort ihrem Bestimmungsorte zuführt.

Aus dem Umstande, dass bei der Wäsche stets kleinere Körner
von grösserem specifischen Gewichte neben grösseren von geringerem
specifischen Gewichte niederfallen werden, sofern der Unterschied in
der Korngrösse über ein gewisses vom specifischen Gewichte abhängiges
Maass hinausgeht, lässt sich theoretisch die erforderliche Abstufung in
den Lochdurchmessern für die einzelnen Classen ableiten. Hat man
zwei Körner von den Durchmessern D1 und D2 und den verschiedenen
specifischen Gewichten d1 und d2, so ergiebt sich aus der auf S. 48
mitgetheilten Formel für die Geschwindigkeit derselben im Wasser das
Verhältniss für die Gleichfälligkeit:
[Formel 1] .

Beträgt also das specifische Gewicht der Steinkohle 1.3, dasjenige
der verunreinigenden Bestandtheile 2, so würde
[Formel 2] sein, d. h. der Durchmesser der grössten Steinkohlenstücke darf, wenn
die Setzarbeit ein befriedigendes Ergebniss liefern soll, höchstens 3.3 Mal
so gross sein als der kleinste Durchmesser der Berge, oder, mit anderen

Die Brennstoffe.
Maschenweite oder der grösseren Haltbarkeit halber aus gelochtem
Eisenbleche gefertigt und um eine horizontale oder schwach geneigte
Achse gedreht, so dass hierbei die feineren Stücke durch die Oeffnungen
hindurchfallen. Obgleich — wenigstens bei den conischen Trommeln
und den horizontalen Trommeln mit geneigter Achse — die Vorwärts-
bewegung der Kohle schon durch ihr eigenes Gewicht auf der geneigten
Ebene bewirkt wird, so pflegt man doch zur besseren Regelung dieser
Bewegung im Innern der Trommeln eine oder auch zwei schrauben-
förmig gewundene Rippen aus gebogenem Winkeleisen zu befestigen,
so dass Schraubengänge entstehen, in denen die Kohle vorwärts gleitet.
Indem man nun jede Trommel ihrer Länge nach in mehrere Abtheilungen
mit verschiedenen Lochweiten eintheilt, erhält man beim einmaligen
Durchgange der Kohle durch die Trommel ebenso viele Classen als
Abtheilungen vorhanden sind.

Man pflegt Vortrommeln und Vertheilungstrommeln (letztere
auch wohl im engern Sinne als Classirtrommeln bezeichnet) anzu-
wenden. Die Vortrommeln, welche in Längen von 1.25—4 m bei 1 bis
2.5 m Durchmesser gefertigt werden, sondern die gröbsten Stücke von
den übrigen und diese häufig von der Staubkohle (bis zu 5 oder 6 mm
Durchmesser). Für letzteren Zweck ist dann um die eigentliche Trommel
herum und concentrisch zu derselben noch eine zweite, im Durchmesser
grössere, Trommel angeordnet, welche nur die Staubkohle hindurchfallen
lässt. Die Ablösung des an den grösseren Stücken haftenden Staubes
erleichtert man nicht selten durch Anwendung einer kräftig wirkenden
Brause, welche Wasser gegen die Trommeln ausströmt.

Die Vertheilungstrommeln sind mit so vielen Abtheilungen ver-
sehen, als Kohlenclassen für die Wäsche gebildet werden sollen; unter
jeder Abtheilung pflegt eine eigene Lutte angeordnet zu sein, welche
die durchfallende Kohle sofort ihrem Bestimmungsorte zuführt.

Aus dem Umstande, dass bei der Wäsche stets kleinere Körner
von grösserem specifischen Gewichte neben grösseren von geringerem
specifischen Gewichte niederfallen werden, sofern der Unterschied in
der Korngrösse über ein gewisses vom specifischen Gewichte abhängiges
Maass hinausgeht, lässt sich theoretisch die erforderliche Abstufung in
den Lochdurchmessern für die einzelnen Classen ableiten. Hat man
zwei Körner von den Durchmessern D1 und D2 und den verschiedenen
specifischen Gewichten δ1 und δ2, so ergiebt sich aus der auf S. 48
mitgetheilten Formel für die Geschwindigkeit derselben im Wasser das
Verhältniss für die Gleichfälligkeit:
[Formel 1] .

Beträgt also das specifische Gewicht der Steinkohle 1.3, dasjenige
der verunreinigenden Bestandtheile 2, so würde
[Formel 2] sein, d. h. der Durchmesser der grössten Steinkohlenstücke darf, wenn
die Setzarbeit ein befriedigendes Ergebniss liefern soll, höchstens 3.3 Mal
so gross sein als der kleinste Durchmesser der Berge, oder, mit anderen

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[52/0080] Die Brennstoffe. Maschenweite oder der grösseren Haltbarkeit halber aus gelochtem Eisenbleche gefertigt und um eine horizontale oder schwach geneigte Achse gedreht, so dass hierbei die feineren Stücke durch die Oeffnungen hindurchfallen. Obgleich — wenigstens bei den conischen Trommeln und den horizontalen Trommeln mit geneigter Achse — die Vorwärts- bewegung der Kohle schon durch ihr eigenes Gewicht auf der geneigten Ebene bewirkt wird, so pflegt man doch zur besseren Regelung dieser Bewegung im Innern der Trommeln eine oder auch zwei schrauben- förmig gewundene Rippen aus gebogenem Winkeleisen zu befestigen, so dass Schraubengänge entstehen, in denen die Kohle vorwärts gleitet. Indem man nun jede Trommel ihrer Länge nach in mehrere Abtheilungen mit verschiedenen Lochweiten eintheilt, erhält man beim einmaligen Durchgange der Kohle durch die Trommel ebenso viele Classen als Abtheilungen vorhanden sind. Man pflegt Vortrommeln und Vertheilungstrommeln (letztere auch wohl im engern Sinne als Classirtrommeln bezeichnet) anzu- wenden. Die Vortrommeln, welche in Längen von 1.25—4 m bei 1 bis 2.5 m Durchmesser gefertigt werden, sondern die gröbsten Stücke von den übrigen und diese häufig von der Staubkohle (bis zu 5 oder 6 mm Durchmesser). Für letzteren Zweck ist dann um die eigentliche Trommel herum und concentrisch zu derselben noch eine zweite, im Durchmesser grössere, Trommel angeordnet, welche nur die Staubkohle hindurchfallen lässt. Die Ablösung des an den grösseren Stücken haftenden Staubes erleichtert man nicht selten durch Anwendung einer kräftig wirkenden Brause, welche Wasser gegen die Trommeln ausströmt. Die Vertheilungstrommeln sind mit so vielen Abtheilungen ver- sehen, als Kohlenclassen für die Wäsche gebildet werden sollen; unter jeder Abtheilung pflegt eine eigene Lutte angeordnet zu sein, welche die durchfallende Kohle sofort ihrem Bestimmungsorte zuführt. Aus dem Umstande, dass bei der Wäsche stets kleinere Körner von grösserem specifischen Gewichte neben grösseren von geringerem specifischen Gewichte niederfallen werden, sofern der Unterschied in der Korngrösse über ein gewisses vom specifischen Gewichte abhängiges Maass hinausgeht, lässt sich theoretisch die erforderliche Abstufung in den Lochdurchmessern für die einzelnen Classen ableiten. Hat man zwei Körner von den Durchmessern D1 und D2 und den verschiedenen specifischen Gewichten δ1 und δ2, so ergiebt sich aus der auf S. 48 mitgetheilten Formel für die Geschwindigkeit derselben im Wasser das Verhältniss für die Gleichfälligkeit: [FORMEL]. Beträgt also das specifische Gewicht der Steinkohle 1.3, dasjenige der verunreinigenden Bestandtheile 2, so würde [FORMEL] sein, d. h. der Durchmesser der grössten Steinkohlenstücke darf, wenn die Setzarbeit ein befriedigendes Ergebniss liefern soll, höchstens 3.3 Mal so gross sein als der kleinste Durchmesser der Berge, oder, mit anderen

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/80>, abgerufen am 04.05.2024.