des Ständers an und für sich ist die nämliche wie bei den Walzwerken ohne Gewichtsausgleichung; er besteht aus einem starken Gusseisen- rahmen, in dessen Kopfe die Schraubenmutter der Druckschraube ein- gelassen ist. Das Lager der Oberwalze aber wird von zwei Stahl- stangen getragen, welche, durch Bohrungen des Ständerfusses hin- durchgehend, unten durch ein Querhaupt verbunden sind, und ver- mittelst desselben auf das kürzere Ende eines ungleicharmigen Hebels b b1c c1 drücken, an dessen längerem Ende ein Gegengewicht hängt. Für jedes Ständerpaar sind demnach zwei Hebel erforderlich, deren jeder die zwei Stangen eines Lagers trägt. Gewöhnlich belastet man jeden dieser beiden Hebel selbstständig; bei dem abgebildeten Walz- gerüste dient ein gemeinsames Gegengewicht zur Belastung beider Hebel, welche durch Zugstangen mit demselben verbunden sind.
Damit eine leichte Regelung der Belastung möglich sei, besteht das Gegengewicht aus einzelnen kreisrunden Gusseisenscheiben mit je einem radialen Schlitze, welcher es gestattet, die Scheiben über die zum Tragen dienende Stange überzuschieben und wieder abzu- nehmen.
Bei einem derartigen Walzwerke ist es nun natürlicherweise von grosser Wichtigkeit, dass die Verstellung beider Zapfen der Oberwalze stets ganz gleichmässig erfolge, und die horizontale Lage derselben unverändert bleibe. Aus diesem Grunde ist es nothwendig, eine Vor- richtung anzuordnen, mit deren Hilfe beide Druckschrauben gleich- zeitig ihre Verstellung um genau dasselbe Maass erhalten. Zu diesem Zwecke sind auf den oberen Enden derselben Schneckenräder g g (Fig. 195) befestigt, welche durch zwei auf einer gemeinschaftlichen horizontalen Welle befindliche Schnecken oder Schrauben in der einen oder andern Richtung gedreht werden können. Die Welle wird von Hand mit Hilfe des an dem Ende befestigten Rades h (Fig. 196) ge- dreht. Auch Winkelräder statt der Schneckenräder hätten zur Be- wegungsübertragung von der Welle aus dienen können und sind bei neueren Walzwerken noch häufiger als diese in Anwendung, da sie bei starkem Drucke ein selbstthätiges Zurückdrehen ermöglichen und daher die Gefahr eines Zapfenbruches der Walze vermindern (vergl. unten die Abbildung Fig. 197). Die Lager der horizontalen Welle müssen natürlicherweise, damit die Bewegungsübertragung in jedem Höhenstande der Druckschrauben stattfinde, mit diesen gehoben und gesenkt werden. Bei dem abgebildeten Walzwerke ist dieser Zweck dadurch erreicht, dass man sie auf einer gemeinschaftlichen Guss- eisenplatte befestigte, welche über die cylindrisch gedrehten Köpfe der Druckschrauben übergeschoben wurde.
Jene in Fig. 189 auf S. 706 dargestellte Lagerung der Oberwalze zur Abminderung der Zapfenreibung bei starkem Drucke lässt sich selbstverständlich auch bei Walzenständern mit Gewichtsausgleichung der Oberwalze ebenso gut und mit gleichem Vortheile als in jenem ersteren Falle anwenden. An die Stelle der Hängebolzen zum Auf- hängen des Oberlagers treten bei entlasteter Walze die oben besproche- nen, von Hebeln getragenen Stangen, welche von unten her das Ober- lager tragen.
Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
des Ständers an und für sich ist die nämliche wie bei den Walzwerken ohne Gewichtsausgleichung; er besteht aus einem starken Gusseisen- rahmen, in dessen Kopfe die Schraubenmutter der Druckschraube ein- gelassen ist. Das Lager der Oberwalze aber wird von zwei Stahl- stangen getragen, welche, durch Bohrungen des Ständerfusses hin- durchgehend, unten durch ein Querhaupt verbunden sind, und ver- mittelst desselben auf das kürzere Ende eines ungleicharmigen Hebels b b1c c1 drücken, an dessen längerem Ende ein Gegengewicht hängt. Für jedes Ständerpaar sind demnach zwei Hebel erforderlich, deren jeder die zwei Stangen eines Lagers trägt. Gewöhnlich belastet man jeden dieser beiden Hebel selbstständig; bei dem abgebildeten Walz- gerüste dient ein gemeinsames Gegengewicht zur Belastung beider Hebel, welche durch Zugstangen mit demselben verbunden sind.
Damit eine leichte Regelung der Belastung möglich sei, besteht das Gegengewicht aus einzelnen kreisrunden Gusseisenscheiben mit je einem radialen Schlitze, welcher es gestattet, die Scheiben über die zum Tragen dienende Stange überzuschieben und wieder abzu- nehmen.
Bei einem derartigen Walzwerke ist es nun natürlicherweise von grosser Wichtigkeit, dass die Verstellung beider Zapfen der Oberwalze stets ganz gleichmässig erfolge, und die horizontale Lage derselben unverändert bleibe. Aus diesem Grunde ist es nothwendig, eine Vor- richtung anzuordnen, mit deren Hilfe beide Druckschrauben gleich- zeitig ihre Verstellung um genau dasselbe Maass erhalten. Zu diesem Zwecke sind auf den oberen Enden derselben Schneckenräder g g (Fig. 195) befestigt, welche durch zwei auf einer gemeinschaftlichen horizontalen Welle befindliche Schnecken oder Schrauben in der einen oder andern Richtung gedreht werden können. Die Welle wird von Hand mit Hilfe des an dem Ende befestigten Rades h (Fig. 196) ge- dreht. Auch Winkelräder statt der Schneckenräder hätten zur Be- wegungsübertragung von der Welle aus dienen können und sind bei neueren Walzwerken noch häufiger als diese in Anwendung, da sie bei starkem Drucke ein selbstthätiges Zurückdrehen ermöglichen und daher die Gefahr eines Zapfenbruches der Walze vermindern (vergl. unten die Abbildung Fig. 197). Die Lager der horizontalen Welle müssen natürlicherweise, damit die Bewegungsübertragung in jedem Höhenstande der Druckschrauben stattfinde, mit diesen gehoben und gesenkt werden. Bei dem abgebildeten Walzwerke ist dieser Zweck dadurch erreicht, dass man sie auf einer gemeinschaftlichen Guss- eisenplatte befestigte, welche über die cylindrisch gedrehten Köpfe der Druckschrauben übergeschoben wurde.
Jene in Fig. 189 auf S. 706 dargestellte Lagerung der Oberwalze zur Abminderung der Zapfenreibung bei starkem Drucke lässt sich selbstverständlich auch bei Walzenständern mit Gewichtsausgleichung der Oberwalze ebenso gut und mit gleichem Vortheile als in jenem ersteren Falle anwenden. An die Stelle der Hängebolzen zum Auf- hängen des Oberlagers treten bei entlasteter Walze die oben besproche- nen, von Hebeln getragenen Stangen, welche von unten her das Ober- lager tragen.
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[712/0782]
Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.
des Ständers an und für sich ist die nämliche wie bei den Walzwerken
ohne Gewichtsausgleichung; er besteht aus einem starken Gusseisen-
rahmen, in dessen Kopfe die Schraubenmutter der Druckschraube ein-
gelassen ist. Das Lager der Oberwalze aber wird von zwei Stahl-
stangen getragen, welche, durch Bohrungen des Ständerfusses hin-
durchgehend, unten durch ein Querhaupt verbunden sind, und ver-
mittelst desselben auf das kürzere Ende eines ungleicharmigen Hebels
b b1 c c1 drücken, an dessen längerem Ende ein Gegengewicht hängt.
Für jedes Ständerpaar sind demnach zwei Hebel erforderlich, deren
jeder die zwei Stangen eines Lagers trägt. Gewöhnlich belastet man
jeden dieser beiden Hebel selbstständig; bei dem abgebildeten Walz-
gerüste dient ein gemeinsames Gegengewicht zur Belastung beider
Hebel, welche durch Zugstangen mit demselben verbunden sind.
Damit eine leichte Regelung der Belastung möglich sei, besteht
das Gegengewicht aus einzelnen kreisrunden Gusseisenscheiben mit
je einem radialen Schlitze, welcher es gestattet, die Scheiben über
die zum Tragen dienende Stange überzuschieben und wieder abzu-
nehmen.
Bei einem derartigen Walzwerke ist es nun natürlicherweise von
grosser Wichtigkeit, dass die Verstellung beider Zapfen der Oberwalze
stets ganz gleichmässig erfolge, und die horizontale Lage derselben
unverändert bleibe. Aus diesem Grunde ist es nothwendig, eine Vor-
richtung anzuordnen, mit deren Hilfe beide Druckschrauben gleich-
zeitig ihre Verstellung um genau dasselbe Maass erhalten. Zu diesem
Zwecke sind auf den oberen Enden derselben Schneckenräder g g
(Fig. 195) befestigt, welche durch zwei auf einer gemeinschaftlichen
horizontalen Welle befindliche Schnecken oder Schrauben in der einen
oder andern Richtung gedreht werden können. Die Welle wird von
Hand mit Hilfe des an dem Ende befestigten Rades h (Fig. 196) ge-
dreht. Auch Winkelräder statt der Schneckenräder hätten zur Be-
wegungsübertragung von der Welle aus dienen können und sind bei
neueren Walzwerken noch häufiger als diese in Anwendung, da sie
bei starkem Drucke ein selbstthätiges Zurückdrehen ermöglichen und
daher die Gefahr eines Zapfenbruches der Walze vermindern (vergl.
unten die Abbildung Fig. 197). Die Lager der horizontalen Welle
müssen natürlicherweise, damit die Bewegungsübertragung in jedem
Höhenstande der Druckschrauben stattfinde, mit diesen gehoben und
gesenkt werden. Bei dem abgebildeten Walzwerke ist dieser Zweck
dadurch erreicht, dass man sie auf einer gemeinschaftlichen Guss-
eisenplatte befestigte, welche über die cylindrisch gedrehten Köpfe der
Druckschrauben übergeschoben wurde.
Jene in Fig. 189 auf S. 706 dargestellte Lagerung der Oberwalze
zur Abminderung der Zapfenreibung bei starkem Drucke lässt sich
selbstverständlich auch bei Walzenständern mit Gewichtsausgleichung
der Oberwalze ebenso gut und mit gleichem Vortheile als in jenem
ersteren Falle anwenden. An die Stelle der Hängebolzen zum Auf-
hängen des Oberlagers treten bei entlasteter Walze die oben besproche-
nen, von Hebeln getragenen Stangen, welche von unten her das Ober-
lager tragen.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/782>, abgerufen am 23.12.2024.
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