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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.

Bei allen Triowalzenständern muss zur Vermeidung übermässiger
Reibungsverluste auf eine Einrichtung Bedacht genommen werden,
durch welche der beim Hindurchgehen des Walzstückes ausgeübte
Druck auf die Druckschraube übertragen werde, ohne dass dadurch
auch die Zapfen der dritten Walze in Mitleidenschaft gezogen werden.
Am einfachsten wird dieser Zweck erreicht, indem man die Lager aus
Einbaustücken bestehen lässt, welche eins von dem andern getragen
werden, so dass durch diese der Druck übertragen wird. Bei dem
abgebildeten Ständer ist das Unterlager, welches hier ebenso wie bei
Duowalzwerken nur aus einer Hälfte besteht, ohne Weiteres mit dem
Ständer in einem Stücke gegossen, eine Einrichtung, die nur dann
zulässig ist, wenn die Welle der Antriebsmaschine mit dem unteren
(statt dem mittleren) Getriebe gekuppelt ist. Die Lagerschale wird dann
durch untergeschobene Keile höher oder niedriger gestellt. Die untere
Hälfte des Mittelwalzenlagers wird vom Ständer getragen und ihre
Höherstellung wird durch Keile (bei b b) geregelt. Der Zapfen der
Unterwalze bleibt mithin völlig unbeeinflusst, wenn zwischen Ober-
und Mittelwalze ein Arbeitsstück hindurchgeht. Das Oberlager der
Mittelwalze und das Unterlager der Oberwalze bestehen aus einem
Stücke; auf diesem ruht oben das Obertheil des Oberwalzenlagers.
Zwischen die getrennten Theile kommen Einlegestücke, welche den
Druck von dem einen zum andern fortpflanzen und zugleich den Ab-
stand derselben von einander regeln. Mitunter benutzt man hierfür
Holzstücke; genauer lässt sich eine Regelung bewirken, wenn man,
wie bei dem abgebildeten Ständer, Stahlkeile anwendet, an Bolzen c c
befestigt, welche durch den Ständer hindurchgehen und durch Mutter
und Gegenmutter festgehalten werden.

Einen Triowalzenständer eines Feineisenwalzwerkes, dessen Ein-
richtung zwar im Wesentlichen auf denselben Grundsätzen beruht wie
die des vorstehend besprochenen Schienenwalzenständers, in den Einzel-
heiten aber doch verschiedene Abweichungen erkennen lässt, zeigen
die Abbildungen Fig. 193 und 194. 1) Sämmtliche Lager werden auch
hier durch Spannbügel in der richtigen Horizontalstellung eingestellt
und festgehalten. Bei Fig. 193 sind die Spannbügel an der dem Be-
schauer abgewendeten Seite des Ständers gedacht und man sieht daher
nur die vierkantigen Köpfe a a .. der Schraubenbolzen, welche durch
die Ständer hindurchgehen und die Stellung der Bügel vermitteln.
Durch Punktirung sind übrigens die Stellen angedeutet, wo die Füsse
der Bügel auf dem Ständer und den Lagern aufliegen. Das Lager der
Unterwalze ist als selbstständiges Stück gefertigt, da die Betriebs-
maschine dieses Walzwerkes mit dem mittleren Getriebe gekuppelt ist,
und ein Keil bewirkt in der leicht erkennbaren Art und Weise die
Verstellung des Unterwalzenlagers in der Höhenrichtung. Die untere
Hälfte des Mittelwalzenlagers ruht wieder im Ständer; die untere Hälfte
des Oberwalzenlagers aber besteht hier nicht, wie bei dem vorigen
Triowalzenständer, mit der Oberhälfte des Mittelwalzenlagers aus einem
Stücke, sondern ist in der schon früher besprochenen Art und Weise

1) Ständer des Feineisenwalzwerkes im Eisenwerk Phönix. "Stahl und Eisen"
1882, Heft 5, Taf. II.
Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung.

Bei allen Triowalzenständern muss zur Vermeidung übermässiger
Reibungsverluste auf eine Einrichtung Bedacht genommen werden,
durch welche der beim Hindurchgehen des Walzstückes ausgeübte
Druck auf die Druckschraube übertragen werde, ohne dass dadurch
auch die Zapfen der dritten Walze in Mitleidenschaft gezogen werden.
Am einfachsten wird dieser Zweck erreicht, indem man die Lager aus
Einbaustücken bestehen lässt, welche eins von dem andern getragen
werden, so dass durch diese der Druck übertragen wird. Bei dem
abgebildeten Ständer ist das Unterlager, welches hier ebenso wie bei
Duowalzwerken nur aus einer Hälfte besteht, ohne Weiteres mit dem
Ständer in einem Stücke gegossen, eine Einrichtung, die nur dann
zulässig ist, wenn die Welle der Antriebsmaschine mit dem unteren
(statt dem mittleren) Getriebe gekuppelt ist. Die Lagerschale wird dann
durch untergeschobene Keile höher oder niedriger gestellt. Die untere
Hälfte des Mittelwalzenlagers wird vom Ständer getragen und ihre
Höherstellung wird durch Keile (bei b b) geregelt. Der Zapfen der
Unterwalze bleibt mithin völlig unbeeinflusst, wenn zwischen Ober-
und Mittelwalze ein Arbeitsstück hindurchgeht. Das Oberlager der
Mittelwalze und das Unterlager der Oberwalze bestehen aus einem
Stücke; auf diesem ruht oben das Obertheil des Oberwalzenlagers.
Zwischen die getrennten Theile kommen Einlegestücke, welche den
Druck von dem einen zum andern fortpflanzen und zugleich den Ab-
stand derselben von einander regeln. Mitunter benutzt man hierfür
Holzstücke; genauer lässt sich eine Regelung bewirken, wenn man,
wie bei dem abgebildeten Ständer, Stahlkeile anwendet, an Bolzen c c
befestigt, welche durch den Ständer hindurchgehen und durch Mutter
und Gegenmutter festgehalten werden.

Einen Triowalzenständer eines Feineisenwalzwerkes, dessen Ein-
richtung zwar im Wesentlichen auf denselben Grundsätzen beruht wie
die des vorstehend besprochenen Schienenwalzenständers, in den Einzel-
heiten aber doch verschiedene Abweichungen erkennen lässt, zeigen
die Abbildungen Fig. 193 und 194. 1) Sämmtliche Lager werden auch
hier durch Spannbügel in der richtigen Horizontalstellung eingestellt
und festgehalten. Bei Fig. 193 sind die Spannbügel an der dem Be-
schauer abgewendeten Seite des Ständers gedacht und man sieht daher
nur die vierkantigen Köpfe a a .. der Schraubenbolzen, welche durch
die Ständer hindurchgehen und die Stellung der Bügel vermitteln.
Durch Punktirung sind übrigens die Stellen angedeutet, wo die Füsse
der Bügel auf dem Ständer und den Lagern aufliegen. Das Lager der
Unterwalze ist als selbstständiges Stück gefertigt, da die Betriebs-
maschine dieses Walzwerkes mit dem mittleren Getriebe gekuppelt ist,
und ein Keil bewirkt in der leicht erkennbaren Art und Weise die
Verstellung des Unterwalzenlagers in der Höhenrichtung. Die untere
Hälfte des Mittelwalzenlagers ruht wieder im Ständer; die untere Hälfte
des Oberwalzenlagers aber besteht hier nicht, wie bei dem vorigen
Triowalzenständer, mit der Oberhälfte des Mittelwalzenlagers aus einem
Stücke, sondern ist in der schon früher besprochenen Art und Weise

1) Ständer des Feineisenwalzwerkes im Eisenwerk Phönix. „Stahl und Eisen“
1882, Heft 5, Taf. II.
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[708/0778] Die Maschinen für die Verdichtung und Formgebung. Bei allen Triowalzenständern muss zur Vermeidung übermässiger Reibungsverluste auf eine Einrichtung Bedacht genommen werden, durch welche der beim Hindurchgehen des Walzstückes ausgeübte Druck auf die Druckschraube übertragen werde, ohne dass dadurch auch die Zapfen der dritten Walze in Mitleidenschaft gezogen werden. Am einfachsten wird dieser Zweck erreicht, indem man die Lager aus Einbaustücken bestehen lässt, welche eins von dem andern getragen werden, so dass durch diese der Druck übertragen wird. Bei dem abgebildeten Ständer ist das Unterlager, welches hier ebenso wie bei Duowalzwerken nur aus einer Hälfte besteht, ohne Weiteres mit dem Ständer in einem Stücke gegossen, eine Einrichtung, die nur dann zulässig ist, wenn die Welle der Antriebsmaschine mit dem unteren (statt dem mittleren) Getriebe gekuppelt ist. Die Lagerschale wird dann durch untergeschobene Keile höher oder niedriger gestellt. Die untere Hälfte des Mittelwalzenlagers wird vom Ständer getragen und ihre Höherstellung wird durch Keile (bei b b) geregelt. Der Zapfen der Unterwalze bleibt mithin völlig unbeeinflusst, wenn zwischen Ober- und Mittelwalze ein Arbeitsstück hindurchgeht. Das Oberlager der Mittelwalze und das Unterlager der Oberwalze bestehen aus einem Stücke; auf diesem ruht oben das Obertheil des Oberwalzenlagers. Zwischen die getrennten Theile kommen Einlegestücke, welche den Druck von dem einen zum andern fortpflanzen und zugleich den Ab- stand derselben von einander regeln. Mitunter benutzt man hierfür Holzstücke; genauer lässt sich eine Regelung bewirken, wenn man, wie bei dem abgebildeten Ständer, Stahlkeile anwendet, an Bolzen c c befestigt, welche durch den Ständer hindurchgehen und durch Mutter und Gegenmutter festgehalten werden. Einen Triowalzenständer eines Feineisenwalzwerkes, dessen Ein- richtung zwar im Wesentlichen auf denselben Grundsätzen beruht wie die des vorstehend besprochenen Schienenwalzenständers, in den Einzel- heiten aber doch verschiedene Abweichungen erkennen lässt, zeigen die Abbildungen Fig. 193 und 194. 1) Sämmtliche Lager werden auch hier durch Spannbügel in der richtigen Horizontalstellung eingestellt und festgehalten. Bei Fig. 193 sind die Spannbügel an der dem Be- schauer abgewendeten Seite des Ständers gedacht und man sieht daher nur die vierkantigen Köpfe a a .. der Schraubenbolzen, welche durch die Ständer hindurchgehen und die Stellung der Bügel vermitteln. Durch Punktirung sind übrigens die Stellen angedeutet, wo die Füsse der Bügel auf dem Ständer und den Lagern aufliegen. Das Lager der Unterwalze ist als selbstständiges Stück gefertigt, da die Betriebs- maschine dieses Walzwerkes mit dem mittleren Getriebe gekuppelt ist, und ein Keil bewirkt in der leicht erkennbaren Art und Weise die Verstellung des Unterwalzenlagers in der Höhenrichtung. Die untere Hälfte des Mittelwalzenlagers ruht wieder im Ständer; die untere Hälfte des Oberwalzenlagers aber besteht hier nicht, wie bei dem vorigen Triowalzenständer, mit der Oberhälfte des Mittelwalzenlagers aus einem Stücke, sondern ist in der schon früher besprochenen Art und Weise 1) Ständer des Feineisenwalzwerkes im Eisenwerk Phönix. „Stahl und Eisen“ 1882, Heft 5, Taf. II.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/778>, abgerufen am 17.06.2024.