Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Aufbereitung der Steinkohlen.
Die Aufbereitung der Steinkohlen.

Der Umstand, dass der hohe Aschen- und insbesondere der
Schwefelkiesgehalt mancher Steinkohlen ihre Verwendbarkeit sowohl für
die unmittelbare Verbrennung als auch vorzugsweise für die Herstellung
von Koks -- verkohlten Steinkohlen -- ganz erheblich beeinträchtigt,
führte schon in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts zu Versuchen,
die Steinkohlen durch Aufbereitung auf mechanischem Wege von einem
Theile jener fremden Beimengungen zu befreien; und die schon seit
früherer Zeit betriebene Aufbereitung der Erze, besonders der Blei- und
Silbererze, zeigte naturgemäss den Weg für die Aufbereitung der Stein-
kohlen. Eine der ersten Aufbereitungsanstalten dieser Art wurde 1830
im Plauenschen Grunde bei Dresden angelegt; bald folgten andere
Kohlenwerke dem gegebenen Beispiele. Eine ausgedehntere Anwendung
jedoch fand die Steinkohlenaufbereitung erst seit den sechziger Jahren,
nachdem die von Jahr zu Jahr zunehmende Anwendung von Koks für
den Hochofenbetrieb der Aufgabe, aschenarme Koks darzustellen, eine
grössere Wichtigkeit als zuvor verliehen hatte.

Die Aufbereitung wird entweder unmittelbar auf der Kohlengrube,
nicht selten aber auch auf dem Eisenwerke vorgenommen. Sie beruht
im Wesentlichen auf dem physikalischen Gesetze, dass Körper von
annähernd gleicher Korngrösse im Wasser um so rascher zu Boden
sinken, je grösser ihr specifisches Gewicht ist, und dass mithin, wenn
man Körper von verschiedenem specifischen Gewichte, aber gleicher
Korngrösse, im Wasser sinken lässt, sie sich in horizontalen Lagen
gemäss dem Unterschiede ihrer specifischen Gewichte von einander
sondern werden. Bei der Behandlung der Steinkohlen in dieser Weise
werden mithin die specifisch schwereren "Berge", d. h. die beigemengten
fremden Gesteine zu unterst und die eigentlichen Kohlen zu oberst zu
liegen kommen und sich solcherart von einander sondern lassen. Wendet
man jedoch hierbei nicht ruhig stehendes Wasser an, sondern führt
man den niederfallenden Körpern einen aufsteigenden Wasserstrom ent-
gegen, so wird dadurch die Geschwindigkeit der fallenden Körper um
so mehr verlangsamt werden, je grösser die Geschwindigkeit des Wassers
ist; ja, durch entsprechende Regelung dieser Wassergeschwindigkeit wird
man im Stande sein, den leichteren Bestandtheilen des zu sortirenden
Gemisches, in diesem Falle also den Kohlen, eine mit dem Wasserstrome
aufsteigende Bewegung zu ertheilen und sie von dem Wasser fort-
führen zu lassen, um sie an einer anderen Stelle aufzufangen, während
die schwereren Bestandtheile, die Berge, nach wie vor ihre Bewegung
abwärts, dem Wasserstrome entgegen, beibehalten.

Setzt man endlich Körper von verschiedenem specifischen Gewichte,
aber gleicher Grösse, der Einwirkung eines horizontal oder mit schwacher
Neigung abwärts bewegten Wasserstromes aus, so sinken innerhalb des
Stromes zunächst die schwereren Bestandtheile, dann allmählich in
grösserer Entfernung von der ersten Stelle auch die leichteren zu Boden;
und wenn die Geschwindigkeit des Stromes allmählich sich verringert
und seine Tiefe ausreichend gross ist, so werden schliesslich auch die
feinsten Mehle aus demselben abgeschieden werden.

Die Aufbereitung der Steinkohlen.
Die Aufbereitung der Steinkohlen.

Der Umstand, dass der hohe Aschen- und insbesondere der
Schwefelkiesgehalt mancher Steinkohlen ihre Verwendbarkeit sowohl für
die unmittelbare Verbrennung als auch vorzugsweise für die Herstellung
von Koks — verkohlten Steinkohlen — ganz erheblich beeinträchtigt,
führte schon in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts zu Versuchen,
die Steinkohlen durch Aufbereitung auf mechanischem Wege von einem
Theile jener fremden Beimengungen zu befreien; und die schon seit
früherer Zeit betriebene Aufbereitung der Erze, besonders der Blei- und
Silbererze, zeigte naturgemäss den Weg für die Aufbereitung der Stein-
kohlen. Eine der ersten Aufbereitungsanstalten dieser Art wurde 1830
im Plauenschen Grunde bei Dresden angelegt; bald folgten andere
Kohlenwerke dem gegebenen Beispiele. Eine ausgedehntere Anwendung
jedoch fand die Steinkohlenaufbereitung erst seit den sechziger Jahren,
nachdem die von Jahr zu Jahr zunehmende Anwendung von Koks für
den Hochofenbetrieb der Aufgabe, aschenarme Koks darzustellen, eine
grössere Wichtigkeit als zuvor verliehen hatte.

Die Aufbereitung wird entweder unmittelbar auf der Kohlengrube,
nicht selten aber auch auf dem Eisenwerke vorgenommen. Sie beruht
im Wesentlichen auf dem physikalischen Gesetze, dass Körper von
annähernd gleicher Korngrösse im Wasser um so rascher zu Boden
sinken, je grösser ihr specifisches Gewicht ist, und dass mithin, wenn
man Körper von verschiedenem specifischen Gewichte, aber gleicher
Korngrösse, im Wasser sinken lässt, sie sich in horizontalen Lagen
gemäss dem Unterschiede ihrer specifischen Gewichte von einander
sondern werden. Bei der Behandlung der Steinkohlen in dieser Weise
werden mithin die specifisch schwereren „Berge“, d. h. die beigemengten
fremden Gesteine zu unterst und die eigentlichen Kohlen zu oberst zu
liegen kommen und sich solcherart von einander sondern lassen. Wendet
man jedoch hierbei nicht ruhig stehendes Wasser an, sondern führt
man den niederfallenden Körpern einen aufsteigenden Wasserstrom ent-
gegen, so wird dadurch die Geschwindigkeit der fallenden Körper um
so mehr verlangsamt werden, je grösser die Geschwindigkeit des Wassers
ist; ja, durch entsprechende Regelung dieser Wassergeschwindigkeit wird
man im Stande sein, den leichteren Bestandtheilen des zu sortirenden
Gemisches, in diesem Falle also den Kohlen, eine mit dem Wasserstrome
aufsteigende Bewegung zu ertheilen und sie von dem Wasser fort-
führen zu lassen, um sie an einer anderen Stelle aufzufangen, während
die schwereren Bestandtheile, die Berge, nach wie vor ihre Bewegung
abwärts, dem Wasserstrome entgegen, beibehalten.

Setzt man endlich Körper von verschiedenem specifischen Gewichte,
aber gleicher Grösse, der Einwirkung eines horizontal oder mit schwacher
Neigung abwärts bewegten Wasserstromes aus, so sinken innerhalb des
Stromes zunächst die schwereren Bestandtheile, dann allmählich in
grösserer Entfernung von der ersten Stelle auch die leichteren zu Boden;
und wenn die Geschwindigkeit des Stromes allmählich sich verringert
und seine Tiefe ausreichend gross ist, so werden schliesslich auch die
feinsten Mehle aus demselben abgeschieden werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0075" n="47"/>
            <fw place="top" type="header">Die Aufbereitung der Steinkohlen.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Die Aufbereitung der Steinkohlen.</hi> </head><lb/>
              <p>Der Umstand, dass der hohe Aschen- und insbesondere der<lb/>
Schwefelkiesgehalt mancher Steinkohlen ihre Verwendbarkeit sowohl für<lb/>
die unmittelbare Verbrennung als auch vorzugsweise für die Herstellung<lb/>
von Koks &#x2014; verkohlten Steinkohlen &#x2014; ganz erheblich beeinträchtigt,<lb/>
führte schon in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts zu Versuchen,<lb/>
die Steinkohlen durch Aufbereitung auf mechanischem Wege von einem<lb/>
Theile jener fremden Beimengungen zu befreien; und die schon seit<lb/>
früherer Zeit betriebene Aufbereitung der Erze, besonders der Blei- und<lb/>
Silbererze, zeigte naturgemäss den Weg für die Aufbereitung der Stein-<lb/>
kohlen. Eine der ersten Aufbereitungsanstalten dieser Art wurde 1830<lb/>
im Plauenschen Grunde bei Dresden angelegt; bald folgten andere<lb/>
Kohlenwerke dem gegebenen Beispiele. Eine ausgedehntere Anwendung<lb/>
jedoch fand die Steinkohlenaufbereitung erst seit den sechziger Jahren,<lb/>
nachdem die von Jahr zu Jahr zunehmende Anwendung von Koks für<lb/>
den Hochofenbetrieb der Aufgabe, aschenarme Koks darzustellen, eine<lb/>
grössere Wichtigkeit als zuvor verliehen hatte.</p><lb/>
              <p>Die Aufbereitung wird entweder unmittelbar auf der Kohlengrube,<lb/>
nicht selten aber auch auf dem Eisenwerke vorgenommen. Sie beruht<lb/>
im Wesentlichen auf dem physikalischen Gesetze, dass Körper von<lb/>
annähernd gleicher Korngrösse im Wasser um so rascher zu Boden<lb/>
sinken, je grösser ihr specifisches Gewicht ist, und dass mithin, wenn<lb/>
man Körper von verschiedenem specifischen Gewichte, aber gleicher<lb/>
Korngrösse, im Wasser sinken lässt, sie sich in horizontalen Lagen<lb/>
gemäss dem Unterschiede ihrer specifischen Gewichte von einander<lb/>
sondern werden. Bei der Behandlung der Steinkohlen in dieser Weise<lb/>
werden mithin die specifisch schwereren &#x201E;Berge&#x201C;, d. h. die beigemengten<lb/>
fremden Gesteine zu unterst und die eigentlichen Kohlen zu oberst zu<lb/>
liegen kommen und sich solcherart von einander sondern lassen. Wendet<lb/>
man jedoch hierbei nicht ruhig stehendes Wasser an, sondern führt<lb/>
man den niederfallenden Körpern einen aufsteigenden Wasserstrom ent-<lb/>
gegen, so wird dadurch die Geschwindigkeit der fallenden Körper um<lb/>
so mehr verlangsamt werden, je grösser die Geschwindigkeit des Wassers<lb/>
ist; ja, durch entsprechende Regelung dieser Wassergeschwindigkeit wird<lb/>
man im Stande sein, den leichteren Bestandtheilen des zu sortirenden<lb/>
Gemisches, in diesem Falle also den Kohlen, eine mit dem Wasserstrome<lb/><hi rendition="#g">aufsteigende</hi> Bewegung zu ertheilen und sie von dem Wasser fort-<lb/>
führen zu lassen, um sie an einer anderen Stelle aufzufangen, während<lb/>
die schwereren Bestandtheile, die Berge, nach wie vor ihre Bewegung<lb/>
abwärts, dem Wasserstrome entgegen, beibehalten.</p><lb/>
              <p>Setzt man endlich Körper von verschiedenem specifischen Gewichte,<lb/>
aber gleicher Grösse, der Einwirkung eines horizontal oder mit schwacher<lb/>
Neigung abwärts bewegten Wasserstromes aus, so sinken innerhalb des<lb/>
Stromes zunächst die schwereren Bestandtheile, dann allmählich in<lb/>
grösserer Entfernung von der ersten Stelle auch die leichteren zu Boden;<lb/>
und wenn die Geschwindigkeit des Stromes allmählich sich verringert<lb/>
und seine Tiefe ausreichend gross ist, so werden schliesslich auch die<lb/>
feinsten Mehle aus demselben abgeschieden werden.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0075] Die Aufbereitung der Steinkohlen. Die Aufbereitung der Steinkohlen. Der Umstand, dass der hohe Aschen- und insbesondere der Schwefelkiesgehalt mancher Steinkohlen ihre Verwendbarkeit sowohl für die unmittelbare Verbrennung als auch vorzugsweise für die Herstellung von Koks — verkohlten Steinkohlen — ganz erheblich beeinträchtigt, führte schon in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts zu Versuchen, die Steinkohlen durch Aufbereitung auf mechanischem Wege von einem Theile jener fremden Beimengungen zu befreien; und die schon seit früherer Zeit betriebene Aufbereitung der Erze, besonders der Blei- und Silbererze, zeigte naturgemäss den Weg für die Aufbereitung der Stein- kohlen. Eine der ersten Aufbereitungsanstalten dieser Art wurde 1830 im Plauenschen Grunde bei Dresden angelegt; bald folgten andere Kohlenwerke dem gegebenen Beispiele. Eine ausgedehntere Anwendung jedoch fand die Steinkohlenaufbereitung erst seit den sechziger Jahren, nachdem die von Jahr zu Jahr zunehmende Anwendung von Koks für den Hochofenbetrieb der Aufgabe, aschenarme Koks darzustellen, eine grössere Wichtigkeit als zuvor verliehen hatte. Die Aufbereitung wird entweder unmittelbar auf der Kohlengrube, nicht selten aber auch auf dem Eisenwerke vorgenommen. Sie beruht im Wesentlichen auf dem physikalischen Gesetze, dass Körper von annähernd gleicher Korngrösse im Wasser um so rascher zu Boden sinken, je grösser ihr specifisches Gewicht ist, und dass mithin, wenn man Körper von verschiedenem specifischen Gewichte, aber gleicher Korngrösse, im Wasser sinken lässt, sie sich in horizontalen Lagen gemäss dem Unterschiede ihrer specifischen Gewichte von einander sondern werden. Bei der Behandlung der Steinkohlen in dieser Weise werden mithin die specifisch schwereren „Berge“, d. h. die beigemengten fremden Gesteine zu unterst und die eigentlichen Kohlen zu oberst zu liegen kommen und sich solcherart von einander sondern lassen. Wendet man jedoch hierbei nicht ruhig stehendes Wasser an, sondern führt man den niederfallenden Körpern einen aufsteigenden Wasserstrom ent- gegen, so wird dadurch die Geschwindigkeit der fallenden Körper um so mehr verlangsamt werden, je grösser die Geschwindigkeit des Wassers ist; ja, durch entsprechende Regelung dieser Wassergeschwindigkeit wird man im Stande sein, den leichteren Bestandtheilen des zu sortirenden Gemisches, in diesem Falle also den Kohlen, eine mit dem Wasserstrome aufsteigende Bewegung zu ertheilen und sie von dem Wasser fort- führen zu lassen, um sie an einer anderen Stelle aufzufangen, während die schwereren Bestandtheile, die Berge, nach wie vor ihre Bewegung abwärts, dem Wasserstrome entgegen, beibehalten. Setzt man endlich Körper von verschiedenem specifischen Gewichte, aber gleicher Grösse, der Einwirkung eines horizontal oder mit schwacher Neigung abwärts bewegten Wasserstromes aus, so sinken innerhalb des Stromes zunächst die schwereren Bestandtheile, dann allmählich in grösserer Entfernung von der ersten Stelle auch die leichteren zu Boden; und wenn die Geschwindigkeit des Stromes allmählich sich verringert und seine Tiefe ausreichend gross ist, so werden schliesslich auch die feinsten Mehle aus demselben abgeschieden werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/75
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/75>, abgerufen am 21.11.2024.