Schläge kann der Hammer ausführen, ohne von den Daumen gefangen zu werden. Ein möglichst kleiner Durchmesser des Daumenkreises begünstigt also die Erzielung einer grossen Hubzahl; dieser kleine Durchmesser ist nur möglich, wenn die Daumenwelle dicht neben dem Hammer liegt. Aus diesem Grunde pflegt man den Zapfen der oben erwähnten Hammerhülse ungleiche Längen zu geben. Den Zapfen C (Fig. 168) an der Seite der Daumenwelle macht man so kurz als mög- lich, damit die Büchsensäule nicht der Welle im Wege sei; der ent- gegengesetzte Zapfen C1 ist länger, damit das Ganze zugänglicher bleibe. Hieraus entsteht dann die unsymmetrische Form der beiden Büchsensäulen (Fig. 167).
Damit nicht das Ganze durch die starken Erschütterungen, welche der Reitel zu erleiden hat, seinen Zusammenhalt verliere, ist eine sorg- fältige Verbindung und Unterstützung desselben erforderlich. Ein aus durchbrochenen Gusseisenplatten gebildeter, mit Erdreich gefüllter Kasten Q R Q1R1, welcher auf einer Holzunterlage O P ruht, dient als Fundament; die Reitelsäule und die Hintersäule, welche durch die Erschütterungen der Hammerschläge vorzugsweise beansprucht werden, gehen durch die Deckplatte des Kastens hindurch und sind in der Sohlplatte desselben bei M und N verkeilt; die Büchsensäulen stehen in Schuhen t, welche auf der Deckplatte angegossen sind und werden am oberen Ende durch eine Kopfplatte S zusammengehalten, welche an die Reitelsäule angegossen ist.
Der gusseiserne Ambos ist, vollständig unabhängig von dem Ham- merwerke, in einem eichenen Hammerstocke X befestigt, welcher unten auf hölzernen Schwellen Y Z aufruht.
Die Aufwerfhämmer werden mit einem Gewichte des Hammer- kopfes von 150--500 kg bei 0.5--0.8 m Hubhöhe und 80--150 Schlägen per Minute gebaut. Vor den Stirnhämmern haben sie den Vortheil der günstigeren Ausnutzung des Fallgewichtes infolge theils der An- wendung des hölzernen statt des gusseisernen Helmes theils der Prel- lung. Eben durch diese Eigenthümlichkeiten ist aber auch der Grösse und Leistungsfähigkeit der Hämmer eine Grenze gesteckt, welche nicht gut überschritten werden kann.
Unter allen Hammerformen gehört der Aufwerthammer zu den ältesten, und noch heute dient derselbe in wasserreichen Gegenden als eine aus früherer Zeit überkommene Construction nicht gerade selten zum Verdichten und Ausschmieden des Eisens. Noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts besass er als Zubehör einer Frischfeuer- anlage (siehe unten Herdfrischen) eine hervorragende Wichtigkeit; später wurde er nicht selten auch zum Zängen der Puddelluppen an Stelle des kostspieligeren und schwieriger zu handhabenden Stirnhammers benutzt. Durch die Wandlungen, welche seitdem der Eisenhütten- betrieb erfuhr, insbesondere durch die Zusammendrängung der Eisen- darstellung auf grössere Werke und der damit im nahen Zusammen- hange stehenden vermehrten Benutzung der Dampfkraft hat der nur bei vorhandener Wasserkraft zweckmässige Aufwerfhammer an Wichtig- keit verloren.
Ledebur, Handbuch. 44
Aufwerfhämmer.
Schläge kann der Hammer ausführen, ohne von den Daumen gefangen zu werden. Ein möglichst kleiner Durchmesser des Daumenkreises begünstigt also die Erzielung einer grossen Hubzahl; dieser kleine Durchmesser ist nur möglich, wenn die Daumenwelle dicht neben dem Hammer liegt. Aus diesem Grunde pflegt man den Zapfen der oben erwähnten Hammerhülse ungleiche Längen zu geben. Den Zapfen C (Fig. 168) an der Seite der Daumenwelle macht man so kurz als mög- lich, damit die Büchsensäule nicht der Welle im Wege sei; der ent- gegengesetzte Zapfen C1 ist länger, damit das Ganze zugänglicher bleibe. Hieraus entsteht dann die unsymmetrische Form der beiden Büchsensäulen (Fig. 167).
Damit nicht das Ganze durch die starken Erschütterungen, welche der Reitel zu erleiden hat, seinen Zusammenhalt verliere, ist eine sorg- fältige Verbindung und Unterstützung desselben erforderlich. Ein aus durchbrochenen Gusseisenplatten gebildeter, mit Erdreich gefüllter Kasten Q R Q1R1, welcher auf einer Holzunterlage O P ruht, dient als Fundament; die Reitelsäule und die Hintersäule, welche durch die Erschütterungen der Hammerschläge vorzugsweise beansprucht werden, gehen durch die Deckplatte des Kastens hindurch und sind in der Sohlplatte desselben bei M und N verkeilt; die Büchsensäulen stehen in Schuhen t, welche auf der Deckplatte angegossen sind und werden am oberen Ende durch eine Kopfplatte S zusammengehalten, welche an die Reitelsäule angegossen ist.
Der gusseiserne Ambos ist, vollständig unabhängig von dem Ham- merwerke, in einem eichenen Hammerstocke X befestigt, welcher unten auf hölzernen Schwellen Y Z aufruht.
Die Aufwerfhämmer werden mit einem Gewichte des Hammer- kopfes von 150—500 kg bei 0.5—0.8 m Hubhöhe und 80—150 Schlägen per Minute gebaut. Vor den Stirnhämmern haben sie den Vortheil der günstigeren Ausnutzung des Fallgewichtes infolge theils der An- wendung des hölzernen statt des gusseisernen Helmes theils der Prel- lung. Eben durch diese Eigenthümlichkeiten ist aber auch der Grösse und Leistungsfähigkeit der Hämmer eine Grenze gesteckt, welche nicht gut überschritten werden kann.
Unter allen Hammerformen gehört der Aufwerthammer zu den ältesten, und noch heute dient derselbe in wasserreichen Gegenden als eine aus früherer Zeit überkommene Construction nicht gerade selten zum Verdichten und Ausschmieden des Eisens. Noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts besass er als Zubehör einer Frischfeuer- anlage (siehe unten Herdfrischen) eine hervorragende Wichtigkeit; später wurde er nicht selten auch zum Zängen der Puddelluppen an Stelle des kostspieligeren und schwieriger zu handhabenden Stirnhammers benutzt. Durch die Wandlungen, welche seitdem der Eisenhütten- betrieb erfuhr, insbesondere durch die Zusammendrängung der Eisen- darstellung auf grössere Werke und der damit im nahen Zusammen- hange stehenden vermehrten Benutzung der Dampfkraft hat der nur bei vorhandener Wasserkraft zweckmässige Aufwerfhammer an Wichtig- keit verloren.
Ledebur, Handbuch. 44
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Aufwerfhämmer.
Schläge kann der Hammer ausführen, ohne von den Daumen gefangen
zu werden. Ein möglichst kleiner Durchmesser des Daumenkreises
begünstigt also die Erzielung einer grossen Hubzahl; dieser kleine
Durchmesser ist nur möglich, wenn die Daumenwelle dicht neben dem
Hammer liegt. Aus diesem Grunde pflegt man den Zapfen der oben
erwähnten Hammerhülse ungleiche Längen zu geben. Den Zapfen C
(Fig. 168) an der Seite der Daumenwelle macht man so kurz als mög-
lich, damit die Büchsensäule nicht der Welle im Wege sei; der ent-
gegengesetzte Zapfen C1 ist länger, damit das Ganze zugänglicher
bleibe. Hieraus entsteht dann die unsymmetrische Form der beiden
Büchsensäulen (Fig. 167).
Damit nicht das Ganze durch die starken Erschütterungen, welche
der Reitel zu erleiden hat, seinen Zusammenhalt verliere, ist eine sorg-
fältige Verbindung und Unterstützung desselben erforderlich. Ein aus
durchbrochenen Gusseisenplatten gebildeter, mit Erdreich gefüllter
Kasten Q R Q1 R1, welcher auf einer Holzunterlage O P ruht, dient
als Fundament; die Reitelsäule und die Hintersäule, welche durch die
Erschütterungen der Hammerschläge vorzugsweise beansprucht werden,
gehen durch die Deckplatte des Kastens hindurch und sind in der
Sohlplatte desselben bei M und N verkeilt; die Büchsensäulen stehen
in Schuhen t, welche auf der Deckplatte angegossen sind und werden
am oberen Ende durch eine Kopfplatte S zusammengehalten, welche an
die Reitelsäule angegossen ist.
Der gusseiserne Ambos ist, vollständig unabhängig von dem Ham-
merwerke, in einem eichenen Hammerstocke X befestigt, welcher unten
auf hölzernen Schwellen Y Z aufruht.
Die Aufwerfhämmer werden mit einem Gewichte des Hammer-
kopfes von 150—500 kg bei 0.5—0.8 m Hubhöhe und 80—150 Schlägen
per Minute gebaut. Vor den Stirnhämmern haben sie den Vortheil
der günstigeren Ausnutzung des Fallgewichtes infolge theils der An-
wendung des hölzernen statt des gusseisernen Helmes theils der Prel-
lung. Eben durch diese Eigenthümlichkeiten ist aber auch der Grösse
und Leistungsfähigkeit der Hämmer eine Grenze gesteckt, welche nicht
gut überschritten werden kann.
Unter allen Hammerformen gehört der Aufwerthammer zu den
ältesten, und noch heute dient derselbe in wasserreichen Gegenden als
eine aus früherer Zeit überkommene Construction nicht gerade selten
zum Verdichten und Ausschmieden des Eisens. Noch in der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts besass er als Zubehör einer Frischfeuer-
anlage (siehe unten Herdfrischen) eine hervorragende Wichtigkeit; später
wurde er nicht selten auch zum Zängen der Puddelluppen an Stelle
des kostspieligeren und schwieriger zu handhabenden Stirnhammers
benutzt. Durch die Wandlungen, welche seitdem der Eisenhütten-
betrieb erfuhr, insbesondere durch die Zusammendrängung der Eisen-
darstellung auf grössere Werke und der damit im nahen Zusammen-
hange stehenden vermehrten Benutzung der Dampfkraft hat der nur
bei vorhandener Wasserkraft zweckmässige Aufwerfhammer an Wichtig-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/749>, abgerufen am 21.11.2024.
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