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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Schmiedeprobe.
kommen pflegt, lässt sich wenigstens annäherungsweise vermittelst der
Eggertz'schen Schwefelprobe 1) in sehr kurzer Zeit bestimmen.

Für Bestimmung von Phosphor und Silicium giebt es bislang leider
keine Methoden, welche bei ausreichender Genauigkeit in der kurzen
Zeit wie jene erwähnten zum Ziele führen.

So gross nun aber auch die Wichtigkeit ist, welche die chemische
Untersuchung als Hilfsmittel zur Erforschung der Eigenschaften des
schmiedbaren Eisens und besonders zur Ueberwachung der Darstellung
desselben sich in neuerer Zeit errungen hat, so darf doch niemals der
Umstand ausser Acht gelassen werden, dass die Beschaffenheit des
Eisens nicht allein von der chemischen Zusammensetzung abhängig,
sondern dass auch die stattgehabte mechanische Bearbeitung hierbei
von grösstem Einflusse ist. Die vorausgegangenen Erörterungen dieses
Abschnittes werden zur Genüge dargethan haben, dass die Festig-
keit, Zähigkeit, Dehnbarkeit, Härte u. s. w. u. s. w. eines und desselben
Eisens ganz bedeutende Abweichungen zeigen können, je nachdem das
Eisen längere oder kürzere Zeit, in höherer oder in niedrigerer Tempe-
ratur bearbeitet, rascher oder weniger rasch abgekühlt worden war u. s. w.,
Abweichungen, welche oft nicht minder bedeutend sind, als sie durch
sehr verschiedene chemische Zusammensetzung hervorgerufen werden.

Zur Prüfung der mechanischen Eigenschaften des schmiedbaren
Eisens genügt mithin die chemische Analyse allein nicht; mechanische
Prüfungsmethoden sind hier unerlässlich, wenn man mit einiger Sicher-
heit Auskunft über die Beschaffenheit des Eisens erhalten will.

b) Schmiedeprobe. Es kommt hierbei in Betracht, dass die
Schmiedbarkeit des Eisens durchschnittlich geringer wird, wenn der
Kohlenstoffgehalt zunimmt, und dass man aus diesen Gründen an
einen harten Stahl nicht die nämlichen Ansprüche hinsichtlich der
Schmiedbarkeit stellen kann wie an weiches, kohlenstoffarmes Eisen.
Immerhin muss auch ein Stahl mit einem Kohlenstoffgehalte bis zu
etwa 1 Proc. oder wenig darüber die nachfolgend beschriebenen Proben
aushalten können, sofern seine Beschaffenheit gut ist und bei den
Proben einige Rücksicht auf seinen höheren Kohlenstoffgehalt genom-
men wird.

Ein Stück des zu prüfenden Eisens wird im Schmiedefeuer auf
Hellrothgluth erwärmt und nun auf dem Ambos mit der Finne (der
schmalen Seite) des Hammers theils in der Längenrichtung gestreckt,
theils in der Breitenrichtung ausgebreitet. 2) Es dürfen hierbei weder
im vollen Eisen noch an den Kanten Risse entstehen, auch wenn das
Ausschmieden bis auf einen Querschnitt von nur wenigen Millimetern
Stärke fortgesetzt wird. Kühlt bei lange fortgesetztem Ausschmieden
das Probestück allzu sehr ab, so ist, zumal beim Prüfen härteren Mate-
rials, eine abermalige Erhitzung erforderlich.

1) A. Ledebur, Leitfaden, S. 55.
2) Streckung wird bewirkt, indem man das Eisenstück beim Schmieden so hält,
dass die Eindrücke der Hammerschläge quer über dasselbe hinübergehen, beim Aus-
breiten ist die Richtung der Hammerschläge mit der Längenrichtung des Eisen-
stückes parallel. Vergl. unten: Theorie des Schmiedens unter II.

Schmiedeprobe.
kommen pflegt, lässt sich wenigstens annäherungsweise vermittelst der
Eggertz’schen Schwefelprobe 1) in sehr kurzer Zeit bestimmen.

Für Bestimmung von Phosphor und Silicium giebt es bislang leider
keine Methoden, welche bei ausreichender Genauigkeit in der kurzen
Zeit wie jene erwähnten zum Ziele führen.

So gross nun aber auch die Wichtigkeit ist, welche die chemische
Untersuchung als Hilfsmittel zur Erforschung der Eigenschaften des
schmiedbaren Eisens und besonders zur Ueberwachung der Darstellung
desselben sich in neuerer Zeit errungen hat, so darf doch niemals der
Umstand ausser Acht gelassen werden, dass die Beschaffenheit des
Eisens nicht allein von der chemischen Zusammensetzung abhängig,
sondern dass auch die stattgehabte mechanische Bearbeitung hierbei
von grösstem Einflusse ist. Die vorausgegangenen Erörterungen dieses
Abschnittes werden zur Genüge dargethan haben, dass die Festig-
keit, Zähigkeit, Dehnbarkeit, Härte u. s. w. u. s. w. eines und desselben
Eisens ganz bedeutende Abweichungen zeigen können, je nachdem das
Eisen längere oder kürzere Zeit, in höherer oder in niedrigerer Tempe-
ratur bearbeitet, rascher oder weniger rasch abgekühlt worden war u. s. w.,
Abweichungen, welche oft nicht minder bedeutend sind, als sie durch
sehr verschiedene chemische Zusammensetzung hervorgerufen werden.

Zur Prüfung der mechanischen Eigenschaften des schmiedbaren
Eisens genügt mithin die chemische Analyse allein nicht; mechanische
Prüfungsmethoden sind hier unerlässlich, wenn man mit einiger Sicher-
heit Auskunft über die Beschaffenheit des Eisens erhalten will.

b) Schmiedeprobe. Es kommt hierbei in Betracht, dass die
Schmiedbarkeit des Eisens durchschnittlich geringer wird, wenn der
Kohlenstoffgehalt zunimmt, und dass man aus diesen Gründen an
einen harten Stahl nicht die nämlichen Ansprüche hinsichtlich der
Schmiedbarkeit stellen kann wie an weiches, kohlenstoffarmes Eisen.
Immerhin muss auch ein Stahl mit einem Kohlenstoffgehalte bis zu
etwa 1 Proc. oder wenig darüber die nachfolgend beschriebenen Proben
aushalten können, sofern seine Beschaffenheit gut ist und bei den
Proben einige Rücksicht auf seinen höheren Kohlenstoffgehalt genom-
men wird.

Ein Stück des zu prüfenden Eisens wird im Schmiedefeuer auf
Hellrothgluth erwärmt und nun auf dem Ambos mit der Finne (der
schmalen Seite) des Hammers theils in der Längenrichtung gestreckt,
theils in der Breitenrichtung ausgebreitet. 2) Es dürfen hierbei weder
im vollen Eisen noch an den Kanten Risse entstehen, auch wenn das
Ausschmieden bis auf einen Querschnitt von nur wenigen Millimetern
Stärke fortgesetzt wird. Kühlt bei lange fortgesetztem Ausschmieden
das Probestück allzu sehr ab, so ist, zumal beim Prüfen härteren Mate-
rials, eine abermalige Erhitzung erforderlich.

1) A. Ledebur, Leitfaden, S. 55.
2) Streckung wird bewirkt, indem man das Eisenstück beim Schmieden so hält,
dass die Eindrücke der Hammerschläge quer über dasselbe hinübergehen, beim Aus-
breiten ist die Richtung der Hammerschläge mit der Längenrichtung des Eisen-
stückes parallel. Vergl. unten: Theorie des Schmiedens unter II.
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[663/0731] Schmiedeprobe. kommen pflegt, lässt sich wenigstens annäherungsweise vermittelst der Eggertz’schen Schwefelprobe 1) in sehr kurzer Zeit bestimmen. Für Bestimmung von Phosphor und Silicium giebt es bislang leider keine Methoden, welche bei ausreichender Genauigkeit in der kurzen Zeit wie jene erwähnten zum Ziele führen. So gross nun aber auch die Wichtigkeit ist, welche die chemische Untersuchung als Hilfsmittel zur Erforschung der Eigenschaften des schmiedbaren Eisens und besonders zur Ueberwachung der Darstellung desselben sich in neuerer Zeit errungen hat, so darf doch niemals der Umstand ausser Acht gelassen werden, dass die Beschaffenheit des Eisens nicht allein von der chemischen Zusammensetzung abhängig, sondern dass auch die stattgehabte mechanische Bearbeitung hierbei von grösstem Einflusse ist. Die vorausgegangenen Erörterungen dieses Abschnittes werden zur Genüge dargethan haben, dass die Festig- keit, Zähigkeit, Dehnbarkeit, Härte u. s. w. u. s. w. eines und desselben Eisens ganz bedeutende Abweichungen zeigen können, je nachdem das Eisen längere oder kürzere Zeit, in höherer oder in niedrigerer Tempe- ratur bearbeitet, rascher oder weniger rasch abgekühlt worden war u. s. w., Abweichungen, welche oft nicht minder bedeutend sind, als sie durch sehr verschiedene chemische Zusammensetzung hervorgerufen werden. Zur Prüfung der mechanischen Eigenschaften des schmiedbaren Eisens genügt mithin die chemische Analyse allein nicht; mechanische Prüfungsmethoden sind hier unerlässlich, wenn man mit einiger Sicher- heit Auskunft über die Beschaffenheit des Eisens erhalten will. b) Schmiedeprobe. Es kommt hierbei in Betracht, dass die Schmiedbarkeit des Eisens durchschnittlich geringer wird, wenn der Kohlenstoffgehalt zunimmt, und dass man aus diesen Gründen an einen harten Stahl nicht die nämlichen Ansprüche hinsichtlich der Schmiedbarkeit stellen kann wie an weiches, kohlenstoffarmes Eisen. Immerhin muss auch ein Stahl mit einem Kohlenstoffgehalte bis zu etwa 1 Proc. oder wenig darüber die nachfolgend beschriebenen Proben aushalten können, sofern seine Beschaffenheit gut ist und bei den Proben einige Rücksicht auf seinen höheren Kohlenstoffgehalt genom- men wird. Ein Stück des zu prüfenden Eisens wird im Schmiedefeuer auf Hellrothgluth erwärmt und nun auf dem Ambos mit der Finne (der schmalen Seite) des Hammers theils in der Längenrichtung gestreckt, theils in der Breitenrichtung ausgebreitet. 2) Es dürfen hierbei weder im vollen Eisen noch an den Kanten Risse entstehen, auch wenn das Ausschmieden bis auf einen Querschnitt von nur wenigen Millimetern Stärke fortgesetzt wird. Kühlt bei lange fortgesetztem Ausschmieden das Probestück allzu sehr ab, so ist, zumal beim Prüfen härteren Mate- rials, eine abermalige Erhitzung erforderlich. 1) A. Ledebur, Leitfaden, S. 55. 2) Streckung wird bewirkt, indem man das Eisenstück beim Schmieden so hält, dass die Eindrücke der Hammerschläge quer über dasselbe hinübergehen, beim Aus- breiten ist die Richtung der Hammerschläge mit der Längenrichtung des Eisen- stückes parallel. Vergl. unten: Theorie des Schmiedens unter II.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/731>, abgerufen am 18.06.2024.