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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Flammöfen.

Seltener findet man für Roheisenschmelzöfen in Eisengiessereien
eine Form ähnlich derjenigen, wie sie in Fig. 17 auf S. 110 dargestellt
ist, und bei welcher das geschmolzene Roheisen sich an der von der
Feuerbrücke am weitesten entlegenen Stelle unterhalb der Esse sammelt.
Die Esse befindet sich dann unmittelbar am Ende des Herdes, und
statt des Fuchses d führt eine in der Decke des Ofens angebrachte
Oeffnung in die Esse.

Als Constructionsregeln für derartige Flammöfen mit directer Feue-
rung lassen sich folgende Verhältnisszahlen annehmen:

Grösse der Herdfläche (von der Feuerbrücke bis zum Beginn des
Fuchses) per 1000 kg des in einem Einsatze zu schmelzenden Roh-
eisens 0.5--1 qm (bei Oefen mit kleinem Einsatze mehr, mit grossem
Einsatze weniger).

Länge des Herdes 3--4 m.

Grösse der gesammten Rostfläche 1/3 der Herdfläche.

Grösse des Flammenloches 0.5--0.7 der gesammten Rostfläche.

Fuchsquerschnitt = 1/9--1/10 der gesammten Rostfläche.

Essenquerschnitt an der engsten Stelle = 1/5 der gesammten
Rostfläche.

Essenhöhe ca. 25 m.

Die Zeitdauer des Schmelzens, vom Beginn des Anheizens an
gerechnet, pflegt 5--6 Stunden zu sein; verarbeitet man mehrere
Einsätze nach einander, so dass das Roheisen in den schon glühen-
den Ofen eingesetzt wird, so beschränkt sich die Schmelzzeit gewöhn-
lich auf 3--4 Stunden.

Am häufigsten benutzt man Steinkohlen als Brennmaterial. Auch
in den günstigsten Fällen wird der Brennstoffverbrauch zum Schmelzen
von 1000 kg Roheisen nicht weniger als 350 kg Steinkohlen betragen;
häufiger beziffert sich derselbe auf 500--700 kg; unter besonders
ungünstigen Fällen auf 1000 kg und darüber. Bei Anwendung von
Braunkohlen, Torf oder Holz würde der Brennstoffverbrauch in dem-
selben Maasse höher sein, als der Brennwerth derselben niedriger ist
(vergl. die betreffenden Angaben auf S. 29, 37, 41 u. s. w.).

Der Abbrand beim Flammofenschmelzen pflegt infolge der stärkeren
Oxydation höher als beim Cupolofenschmelzen zu sein und 5--7 Proc.
zu betragen.


Siemensöfen, welche unter besonderen, schon oben erörterten
Verhältnissen mitunter in Bessemerhütten zum Schmelzen des Roheisens
Verwendung finden, können in Rücksicht auf die Eigenthümlichkeiten
dieses Feuerungssystems nicht jenes unsymmetrische Profil wie der oben
abgebildete Flammofen mit directer Feuerung erhalten, sondern müssen
mit einem muldenförmigen Herde versehen sein, über welchen die
Flamme abwechselnd in der einen und andern Richtung hinzieht. Von
dem in Fig. 19--24 (S. 116) abgebildeten Siemensofen unterscheiden
sich diese Schmelzöfen im Wesentlichen nur durch die Form des Herdes,
welcher, wie erwähnt, muldenartig geformt ist und in der Bewegungs-
richtung der Flamme eine grössere Ausdehnung besitzt; letzterer Um-
stand bedingt dann auch eine etwas andere Führung von Gas und

Flammöfen.

Seltener findet man für Roheisenschmelzöfen in Eisengiessereien
eine Form ähnlich derjenigen, wie sie in Fig. 17 auf S. 110 dargestellt
ist, und bei welcher das geschmolzene Roheisen sich an der von der
Feuerbrücke am weitesten entlegenen Stelle unterhalb der Esse sammelt.
Die Esse befindet sich dann unmittelbar am Ende des Herdes, und
statt des Fuchses d führt eine in der Decke des Ofens angebrachte
Oeffnung in die Esse.

Als Constructionsregeln für derartige Flammöfen mit directer Feue-
rung lassen sich folgende Verhältnisszahlen annehmen:

Grösse der Herdfläche (von der Feuerbrücke bis zum Beginn des
Fuchses) per 1000 kg des in einem Einsatze zu schmelzenden Roh-
eisens 0.5—1 qm (bei Oefen mit kleinem Einsatze mehr, mit grossem
Einsatze weniger).

Länge des Herdes 3—4 m.

Grösse der gesammten Rostfläche ⅓ der Herdfläche.

Grösse des Flammenloches 0.5—0.7 der gesammten Rostfläche.

Fuchsquerschnitt = 1/9—1/10 der gesammten Rostfläche.

Essenquerschnitt an der engsten Stelle = ⅕ der gesammten
Rostfläche.

Essenhöhe ca. 25 m.

Die Zeitdauer des Schmelzens, vom Beginn des Anheizens an
gerechnet, pflegt 5—6 Stunden zu sein; verarbeitet man mehrere
Einsätze nach einander, so dass das Roheisen in den schon glühen-
den Ofen eingesetzt wird, so beschränkt sich die Schmelzzeit gewöhn-
lich auf 3—4 Stunden.

Am häufigsten benutzt man Steinkohlen als Brennmaterial. Auch
in den günstigsten Fällen wird der Brennstoffverbrauch zum Schmelzen
von 1000 kg Roheisen nicht weniger als 350 kg Steinkohlen betragen;
häufiger beziffert sich derselbe auf 500—700 kg; unter besonders
ungünstigen Fällen auf 1000 kg und darüber. Bei Anwendung von
Braunkohlen, Torf oder Holz würde der Brennstoffverbrauch in dem-
selben Maasse höher sein, als der Brennwerth derselben niedriger ist
(vergl. die betreffenden Angaben auf S. 29, 37, 41 u. s. w.).

Der Abbrand beim Flammofenschmelzen pflegt infolge der stärkeren
Oxydation höher als beim Cupolofenschmelzen zu sein und 5—7 Proc.
zu betragen.


Siemensöfen, welche unter besonderen, schon oben erörterten
Verhältnissen mitunter in Bessemerhütten zum Schmelzen des Roheisens
Verwendung finden, können in Rücksicht auf die Eigenthümlichkeiten
dieses Feuerungssystems nicht jenes unsymmetrische Profil wie der oben
abgebildete Flammofen mit directer Feuerung erhalten, sondern müssen
mit einem muldenförmigen Herde versehen sein, über welchen die
Flamme abwechselnd in der einen und andern Richtung hinzieht. Von
dem in Fig. 19—24 (S. 116) abgebildeten Siemensofen unterscheiden
sich diese Schmelzöfen im Wesentlichen nur durch die Form des Herdes,
welcher, wie erwähnt, muldenartig geformt ist und in der Bewegungs-
richtung der Flamme eine grössere Ausdehnung besitzt; letzterer Um-
stand bedingt dann auch eine etwas andere Führung von Gas und

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[617/0685] Flammöfen. Seltener findet man für Roheisenschmelzöfen in Eisengiessereien eine Form ähnlich derjenigen, wie sie in Fig. 17 auf S. 110 dargestellt ist, und bei welcher das geschmolzene Roheisen sich an der von der Feuerbrücke am weitesten entlegenen Stelle unterhalb der Esse sammelt. Die Esse befindet sich dann unmittelbar am Ende des Herdes, und statt des Fuchses d führt eine in der Decke des Ofens angebrachte Oeffnung in die Esse. Als Constructionsregeln für derartige Flammöfen mit directer Feue- rung lassen sich folgende Verhältnisszahlen annehmen: Grösse der Herdfläche (von der Feuerbrücke bis zum Beginn des Fuchses) per 1000 kg des in einem Einsatze zu schmelzenden Roh- eisens 0.5—1 qm (bei Oefen mit kleinem Einsatze mehr, mit grossem Einsatze weniger). Länge des Herdes 3—4 m. Grösse der gesammten Rostfläche ⅓ der Herdfläche. Grösse des Flammenloches 0.5—0.7 der gesammten Rostfläche. Fuchsquerschnitt = 1/9—1/10 der gesammten Rostfläche. Essenquerschnitt an der engsten Stelle = ⅕ der gesammten Rostfläche. Essenhöhe ca. 25 m. Die Zeitdauer des Schmelzens, vom Beginn des Anheizens an gerechnet, pflegt 5—6 Stunden zu sein; verarbeitet man mehrere Einsätze nach einander, so dass das Roheisen in den schon glühen- den Ofen eingesetzt wird, so beschränkt sich die Schmelzzeit gewöhn- lich auf 3—4 Stunden. Am häufigsten benutzt man Steinkohlen als Brennmaterial. Auch in den günstigsten Fällen wird der Brennstoffverbrauch zum Schmelzen von 1000 kg Roheisen nicht weniger als 350 kg Steinkohlen betragen; häufiger beziffert sich derselbe auf 500—700 kg; unter besonders ungünstigen Fällen auf 1000 kg und darüber. Bei Anwendung von Braunkohlen, Torf oder Holz würde der Brennstoffverbrauch in dem- selben Maasse höher sein, als der Brennwerth derselben niedriger ist (vergl. die betreffenden Angaben auf S. 29, 37, 41 u. s. w.). Der Abbrand beim Flammofenschmelzen pflegt infolge der stärkeren Oxydation höher als beim Cupolofenschmelzen zu sein und 5—7 Proc. zu betragen. Siemensöfen, welche unter besonderen, schon oben erörterten Verhältnissen mitunter in Bessemerhütten zum Schmelzen des Roheisens Verwendung finden, können in Rücksicht auf die Eigenthümlichkeiten dieses Feuerungssystems nicht jenes unsymmetrische Profil wie der oben abgebildete Flammofen mit directer Feuerung erhalten, sondern müssen mit einem muldenförmigen Herde versehen sein, über welchen die Flamme abwechselnd in der einen und andern Richtung hinzieht. Von dem in Fig. 19—24 (S. 116) abgebildeten Siemensofen unterscheiden sich diese Schmelzöfen im Wesentlichen nur durch die Form des Herdes, welcher, wie erwähnt, muldenartig geformt ist und in der Bewegungs- richtung der Flamme eine grössere Ausdehnung besitzt; letzterer Um- stand bedingt dann auch eine etwas andere Führung von Gas und

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/685>, abgerufen am 22.12.2024.