nach der Beschaffenheit der Koks, der Einrichtung des Ofens, der Windführung und der Ueberhitzung, welche das geschmolzene Roh- eisen erhalten soll. In den günstigsten Fällen kann man 20 Gewichts- theile Roheisen mit 1 Gewichtstheil Koks schmelzen; häufiger beträgt der Roheisensatz nur das 10--15 fache vom Gewichte der Koks; dauert das Schmelzen längere Zeit (in Bessemerhütten), so pflegt jenes Ver- hältniss ungünstiger zu sein, als bei einem Schmelzen von wenigen Stunden, wo die von den Füllkoks beim Beginne des Schmelzens ent- wickelte reichliche Wärmemenge eine anfängliche starke Erhitzung des ganzen Ofens herbeiführt, die alsdann auch dem Schmelzprocesse zu Gute kommt. Fehlerhaft würde es deshalb sein, wenn man etwa, wie beim Anblasen eines Hochofens, mit schwächeren Roheisengichten be- ginnen und später den Satz steigern wollte.
Die zweckmässigste Grösse jeder einzelnen Koksgicht hängt vom Gichtdurchmesser ab. Als passendes Verhältniss kann man per qm Gicht- querschnitt einen einmaligen Kokssatz von 80 kg rechnen und den Roheisensatz den oben besprochenen Verhältnissen entsprechend be- messen. Die Erfahrung muss schliesslich für die zulässige Höhe des Roheisensatzes den Ausschlag geben.
Mit dem Aufgichten von Koks, Roheisen und Kalkstein wird so lange fortgefahren, als das Schmelzen währen soll. Alsdann bläst man wieder, öffnet, wenn alles Roheisen geschmolzen ist, den Ofen, räumt die noch rückständigen Koks (welche, nachdem sie mit Wasser gelöscht wurden, zum Füllen wieder benutzt werden können) aus und lässt den Ofen erkalten, um am folgenden Tage das Schachtfutter, die Herd- sohle u. s. w. einer Reparatur zu unterziehen.
Die früher besprochene Oxydation einzelner Bestandtheile des Roheisens sowie der stattfindende mechanische Verlust durch Ver- spritzen des flüssigen Roheisens beim Abstechen u. s. w. erklären es, dass das Gewicht des umgeschmolzenen Roheisens stets etwas geringer ausfällt als dasjenige des aufgegichteten. Den entfallenden Gewichts- unterschied pflegt man Abgang oder Abbrand zu nennen. Derselbe beträgt unter verschiedenen Verhältnissen gewöhnlich 3--5 Proc. vom ursprünglichen Roheisengewichte.
B. Flammöfen.
Die Einrichtung derselben entspricht im Wesentlichen der auf S. 109--130 geschilderten Einrichtung der Flammöfen überhaupt. Wie alle diese gestatten sie zwar die Anwendung unverkohlter Brennstoffe; aber die Ausnutzung der Wärme ist erheblich ungünstiger als in Cupol- öfen, in welchen die Gase den Ofen im fast abgekühlten Zustande ver- lassen können, und der Kostenaufwand für den zum Betriebe erforder- lichen Brennstoff pflegt deshalb nicht unerheblich höher zu sein als in letzteren.
Während in den Cupolöfen das Schmelzen ununterbrochen fortgeht, muss in einem Flammofen gewöhnlich die ganze Menge des zu schmel- zenden Roheisens mit einem Male eingesetzt werden, und dasselbe bleibt dann mehrere Stunden hindurch der Einwirkung der Flamme preisgegeben, bis es vollständig geschmolzen ist. Nicht allein verliert
Flammöfen.
nach der Beschaffenheit der Koks, der Einrichtung des Ofens, der Windführung und der Ueberhitzung, welche das geschmolzene Roh- eisen erhalten soll. In den günstigsten Fällen kann man 20 Gewichts- theile Roheisen mit 1 Gewichtstheil Koks schmelzen; häufiger beträgt der Roheisensatz nur das 10—15 fache vom Gewichte der Koks; dauert das Schmelzen längere Zeit (in Bessemerhütten), so pflegt jenes Ver- hältniss ungünstiger zu sein, als bei einem Schmelzen von wenigen Stunden, wo die von den Füllkoks beim Beginne des Schmelzens ent- wickelte reichliche Wärmemenge eine anfängliche starke Erhitzung des ganzen Ofens herbeiführt, die alsdann auch dem Schmelzprocesse zu Gute kommt. Fehlerhaft würde es deshalb sein, wenn man etwa, wie beim Anblasen eines Hochofens, mit schwächeren Roheisengichten be- ginnen und später den Satz steigern wollte.
Die zweckmässigste Grösse jeder einzelnen Koksgicht hängt vom Gichtdurchmesser ab. Als passendes Verhältniss kann man per qm Gicht- querschnitt einen einmaligen Kokssatz von 80 kg rechnen und den Roheisensatz den oben besprochenen Verhältnissen entsprechend be- messen. Die Erfahrung muss schliesslich für die zulässige Höhe des Roheisensatzes den Ausschlag geben.
Mit dem Aufgichten von Koks, Roheisen und Kalkstein wird so lange fortgefahren, als das Schmelzen währen soll. Alsdann bläst man wieder, öffnet, wenn alles Roheisen geschmolzen ist, den Ofen, räumt die noch rückständigen Koks (welche, nachdem sie mit Wasser gelöscht wurden, zum Füllen wieder benutzt werden können) aus und lässt den Ofen erkalten, um am folgenden Tage das Schachtfutter, die Herd- sohle u. s. w. einer Reparatur zu unterziehen.
Die früher besprochene Oxydation einzelner Bestandtheile des Roheisens sowie der stattfindende mechanische Verlust durch Ver- spritzen des flüssigen Roheisens beim Abstechen u. s. w. erklären es, dass das Gewicht des umgeschmolzenen Roheisens stets etwas geringer ausfällt als dasjenige des aufgegichteten. Den entfallenden Gewichts- unterschied pflegt man Abgang oder Abbrand zu nennen. Derselbe beträgt unter verschiedenen Verhältnissen gewöhnlich 3—5 Proc. vom ursprünglichen Roheisengewichte.
B. Flammöfen.
Die Einrichtung derselben entspricht im Wesentlichen der auf S. 109—130 geschilderten Einrichtung der Flammöfen überhaupt. Wie alle diese gestatten sie zwar die Anwendung unverkohlter Brennstoffe; aber die Ausnutzung der Wärme ist erheblich ungünstiger als in Cupol- öfen, in welchen die Gase den Ofen im fast abgekühlten Zustande ver- lassen können, und der Kostenaufwand für den zum Betriebe erforder- lichen Brennstoff pflegt deshalb nicht unerheblich höher zu sein als in letzteren.
Während in den Cupolöfen das Schmelzen ununterbrochen fortgeht, muss in einem Flammofen gewöhnlich die ganze Menge des zu schmel- zenden Roheisens mit einem Male eingesetzt werden, und dasselbe bleibt dann mehrere Stunden hindurch der Einwirkung der Flamme preisgegeben, bis es vollständig geschmolzen ist. Nicht allein verliert
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[615/0679]
Flammöfen.
nach der Beschaffenheit der Koks, der Einrichtung des Ofens, der
Windführung und der Ueberhitzung, welche das geschmolzene Roh-
eisen erhalten soll. In den günstigsten Fällen kann man 20 Gewichts-
theile Roheisen mit 1 Gewichtstheil Koks schmelzen; häufiger beträgt
der Roheisensatz nur das 10—15 fache vom Gewichte der Koks; dauert
das Schmelzen längere Zeit (in Bessemerhütten), so pflegt jenes Ver-
hältniss ungünstiger zu sein, als bei einem Schmelzen von wenigen
Stunden, wo die von den Füllkoks beim Beginne des Schmelzens ent-
wickelte reichliche Wärmemenge eine anfängliche starke Erhitzung des
ganzen Ofens herbeiführt, die alsdann auch dem Schmelzprocesse zu
Gute kommt. Fehlerhaft würde es deshalb sein, wenn man etwa, wie
beim Anblasen eines Hochofens, mit schwächeren Roheisengichten be-
ginnen und später den Satz steigern wollte.
Die zweckmässigste Grösse jeder einzelnen Koksgicht hängt vom
Gichtdurchmesser ab. Als passendes Verhältniss kann man per qm Gicht-
querschnitt einen einmaligen Kokssatz von 80 kg rechnen und den
Roheisensatz den oben besprochenen Verhältnissen entsprechend be-
messen. Die Erfahrung muss schliesslich für die zulässige Höhe des
Roheisensatzes den Ausschlag geben.
Mit dem Aufgichten von Koks, Roheisen und Kalkstein wird so
lange fortgefahren, als das Schmelzen währen soll. Alsdann bläst man
wieder, öffnet, wenn alles Roheisen geschmolzen ist, den Ofen, räumt
die noch rückständigen Koks (welche, nachdem sie mit Wasser gelöscht
wurden, zum Füllen wieder benutzt werden können) aus und lässt den
Ofen erkalten, um am folgenden Tage das Schachtfutter, die Herd-
sohle u. s. w. einer Reparatur zu unterziehen.
Die früher besprochene Oxydation einzelner Bestandtheile des
Roheisens sowie der stattfindende mechanische Verlust durch Ver-
spritzen des flüssigen Roheisens beim Abstechen u. s. w. erklären es,
dass das Gewicht des umgeschmolzenen Roheisens stets etwas geringer
ausfällt als dasjenige des aufgegichteten. Den entfallenden Gewichts-
unterschied pflegt man Abgang oder Abbrand zu nennen. Derselbe
beträgt unter verschiedenen Verhältnissen gewöhnlich 3—5 Proc. vom
ursprünglichen Roheisengewichte.
B. Flammöfen.
Die Einrichtung derselben entspricht im Wesentlichen der auf
S. 109—130 geschilderten Einrichtung der Flammöfen überhaupt. Wie
alle diese gestatten sie zwar die Anwendung unverkohlter Brennstoffe;
aber die Ausnutzung der Wärme ist erheblich ungünstiger als in Cupol-
öfen, in welchen die Gase den Ofen im fast abgekühlten Zustande ver-
lassen können, und der Kostenaufwand für den zum Betriebe erforder-
lichen Brennstoff pflegt deshalb nicht unerheblich höher zu sein als
in letzteren.
Während in den Cupolöfen das Schmelzen ununterbrochen fortgeht,
muss in einem Flammofen gewöhnlich die ganze Menge des zu schmel-
zenden Roheisens mit einem Male eingesetzt werden, und dasselbe
bleibt dann mehrere Stunden hindurch der Einwirkung der Flamme
preisgegeben, bis es vollständig geschmolzen ist. Nicht allein verliert
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/679>, abgerufen am 21.11.2024.
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