Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
eine nicht unbeträchtliche Menge Eisenkörner eingeschlossen zu ent- halten. Man verbindet in diesem Falle die Zerkleinerung der Schlacke mit der Aufgabe, jenes Eisen wieder zu gewinnen, und bedient sich dazu eines Pochwerkes (S. 177), welches mit einer Flutherwäsche (S. 183) verbunden ist. Die Pochsohle befindet sich zu diesem Zwecke in einem Kasten, dessen eine schmale Seite niedriger als die übrigen ist und nur etwa 10 cm oder weniger über die Pochsohle vorragt. Vor diesem Kasten befindet sich ein flaches Gerinne, welches schliesslich in einen noch etwas flacheren Graben ausmündet. Einzelne flache Quer- schwellen in dem Gerinne, in derselben Weise angeordnet wie bei den auf S. 183 beschriebenen Eisensteinswäschen, dienen zum Zurückhalten der Eisenkörnchen. Die Schlackenstücke werden, wenn sie sehr gross sind, zunächst durch Hämmer in kleinere Stücke zerschlagen und diese werden dann unter dem Pochwerke vollends zerkleint. Während des Pochens lässt man von einem höher liegenden Gerinne aus einen starken Wasserstrahl durch den Kasten des Pochwerkes fliessen, welcher alle feineren Theilchen mit fortnimmt, die gröberen Stücke aber sowie die ausgepochten Eisenkörner zurücklässt. In dem Gerinne und Graben setzt sich nun der Schlackensand ab; zunächst fallen die etwa zufällig mitgerissenen Eisenkörner nieder, dann der gröbere Sand, zuletzt der feinere, so dass man auf diese Weise auch im Stande ist, Sandsorten von verschiedener Korngrösse zu trennen.
Die ausgewaschenen Eisenkörner, welche man Wascheisen nennt, werden gesammelt und in den meisten Fällen, da sie dem Rosten stark unterworfen sind, beim Hochofen wieder aufgegeben. Auch bei kleine- ren Hochöfen ist die Menge des im Verlaufe eines Jahres erfolgenden Wascheisens oft nicht unbeträchtlich.
Schlacken, welche im dünnflüssigen Zustande aus dem Ofen kom- men und demnach höchstens Spuren eingeschlossener Eisenkörnchen enthalten können -- die Schlacken aller Kokshochöfen und der auf Weisseisen betriebenen Holzkohlenhochöfen -- pflegt man, um die Zer- kleinerung zu erleichtern, zu granuliren, d. h. durch Einleiten un- mittelbar aus der Schlackenrinne des Hochofens in bewegtes Wasser zu zertheilen. Die Schlacken nehmen dabei die Form dünner unregel- mässig geformter Blättchen oder Körnchen von einigen Millimetern Durchmesser an, welche für die meisten Zwecke schon in diesem Zu- stande benutzbar sind, jedenfalls mit Leichtigkeit eine weitere Zer- kleinerung durch Zermahlen oder dergleichen zulassen.
Das einfachste, überall anwendbare Mittel der Granulirung ist das Einleiten der Schlacke in einen aus Holz, Eisen oder Mauerung her- gestellten Behälter, in welchem ununterbrochen Wasser ein- und aus- fliesst. Das von den gekühlten Formen abfliessende Wasser lässt sich hierzu benutzen.
Wo grosse Mengen Schlacken granulirt werden, pflegt man mit dieser Vorrichtung eine andere zum Herausheben der granulirten Schlacke zu verbinden. Ein von einer Transmissionswelle aus ange- triebenes Becherwerk (Paternosterwerk, S. 57) schöpft vom Boden des Behälters ununterbrochen die Schlacke empor und schüttet sie in einen seitlich stehenden, auf Schienen laufenden Wagen. Auch weniger ein- fache Einrichtungen sind mitunter an Stelle des Paternosterwerkes
Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
eine nicht unbeträchtliche Menge Eisenkörner eingeschlossen zu ent- halten. Man verbindet in diesem Falle die Zerkleinerung der Schlacke mit der Aufgabe, jenes Eisen wieder zu gewinnen, und bedient sich dazu eines Pochwerkes (S. 177), welches mit einer Flutherwäsche (S. 183) verbunden ist. Die Pochsohle befindet sich zu diesem Zwecke in einem Kasten, dessen eine schmale Seite niedriger als die übrigen ist und nur etwa 10 cm oder weniger über die Pochsohle vorragt. Vor diesem Kasten befindet sich ein flaches Gerinne, welches schliesslich in einen noch etwas flacheren Graben ausmündet. Einzelne flache Quer- schwellen in dem Gerinne, in derselben Weise angeordnet wie bei den auf S. 183 beschriebenen Eisensteinswäschen, dienen zum Zurückhalten der Eisenkörnchen. Die Schlackenstücke werden, wenn sie sehr gross sind, zunächst durch Hämmer in kleinere Stücke zerschlagen und diese werden dann unter dem Pochwerke vollends zerkleint. Während des Pochens lässt man von einem höher liegenden Gerinne aus einen starken Wasserstrahl durch den Kasten des Pochwerkes fliessen, welcher alle feineren Theilchen mit fortnimmt, die gröberen Stücke aber sowie die ausgepochten Eisenkörner zurücklässt. In dem Gerinne und Graben setzt sich nun der Schlackensand ab; zunächst fallen die etwa zufällig mitgerissenen Eisenkörner nieder, dann der gröbere Sand, zuletzt der feinere, so dass man auf diese Weise auch im Stande ist, Sandsorten von verschiedener Korngrösse zu trennen.
Die ausgewaschenen Eisenkörner, welche man Wascheisen nennt, werden gesammelt und in den meisten Fällen, da sie dem Rosten stark unterworfen sind, beim Hochofen wieder aufgegeben. Auch bei kleine- ren Hochöfen ist die Menge des im Verlaufe eines Jahres erfolgenden Wascheisens oft nicht unbeträchtlich.
Schlacken, welche im dünnflüssigen Zustande aus dem Ofen kom- men und demnach höchstens Spuren eingeschlossener Eisenkörnchen enthalten können — die Schlacken aller Kokshochöfen und der auf Weisseisen betriebenen Holzkohlenhochöfen — pflegt man, um die Zer- kleinerung zu erleichtern, zu granuliren, d. h. durch Einleiten un- mittelbar aus der Schlackenrinne des Hochofens in bewegtes Wasser zu zertheilen. Die Schlacken nehmen dabei die Form dünner unregel- mässig geformter Blättchen oder Körnchen von einigen Millimetern Durchmesser an, welche für die meisten Zwecke schon in diesem Zu- stande benutzbar sind, jedenfalls mit Leichtigkeit eine weitere Zer- kleinerung durch Zermahlen oder dergleichen zulassen.
Das einfachste, überall anwendbare Mittel der Granulirung ist das Einleiten der Schlacke in einen aus Holz, Eisen oder Mauerung her- gestellten Behälter, in welchem ununterbrochen Wasser ein- und aus- fliesst. Das von den gekühlten Formen abfliessende Wasser lässt sich hierzu benutzen.
Wo grosse Mengen Schlacken granulirt werden, pflegt man mit dieser Vorrichtung eine andere zum Herausheben der granulirten Schlacke zu verbinden. Ein von einer Transmissionswelle aus ange- triebenes Becherwerk (Paternosterwerk, S. 57) schöpft vom Boden des Behälters ununterbrochen die Schlacke empor und schüttet sie in einen seitlich stehenden, auf Schienen laufenden Wagen. Auch weniger ein- fache Einrichtungen sind mitunter an Stelle des Paternosterwerkes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0646"n="586"/><fwplace="top"type="header">Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.</fw><lb/>
eine nicht unbeträchtliche Menge Eisenkörner eingeschlossen zu ent-<lb/>
halten. Man verbindet in diesem Falle die Zerkleinerung der Schlacke<lb/>
mit der Aufgabe, jenes Eisen wieder zu gewinnen, und bedient sich<lb/>
dazu eines Pochwerkes (S. 177), welches mit einer Flutherwäsche<lb/>
(S. 183) verbunden ist. Die Pochsohle befindet sich zu diesem Zwecke<lb/>
in einem Kasten, dessen eine schmale Seite niedriger als die übrigen<lb/>
ist und nur etwa 10 cm oder weniger über die Pochsohle vorragt. Vor<lb/>
diesem Kasten befindet sich ein flaches Gerinne, welches schliesslich in<lb/>
einen noch etwas flacheren Graben ausmündet. Einzelne flache Quer-<lb/>
schwellen in dem Gerinne, in derselben Weise angeordnet wie bei den<lb/>
auf S. 183 beschriebenen Eisensteinswäschen, dienen zum Zurückhalten<lb/>
der Eisenkörnchen. Die Schlackenstücke werden, wenn sie sehr gross<lb/>
sind, zunächst durch Hämmer in kleinere Stücke zerschlagen und diese<lb/>
werden dann unter dem Pochwerke vollends zerkleint. Während des<lb/>
Pochens lässt man von einem höher liegenden Gerinne aus einen starken<lb/>
Wasserstrahl durch den Kasten des Pochwerkes fliessen, welcher alle<lb/>
feineren Theilchen mit fortnimmt, die gröberen Stücke aber sowie die<lb/>
ausgepochten Eisenkörner zurücklässt. In dem Gerinne und Graben<lb/>
setzt sich nun der Schlackensand ab; zunächst fallen die etwa zufällig<lb/>
mitgerissenen Eisenkörner nieder, dann der gröbere Sand, zuletzt der<lb/>
feinere, so dass man auf diese Weise auch im Stande ist, Sandsorten<lb/>
von verschiedener Korngrösse zu trennen.</p><lb/><p>Die ausgewaschenen Eisenkörner, welche man <hirendition="#g">Wascheisen</hi> nennt,<lb/>
werden gesammelt und in den meisten Fällen, da sie dem Rosten stark<lb/>
unterworfen sind, beim Hochofen wieder aufgegeben. Auch bei kleine-<lb/>
ren Hochöfen ist die Menge des im Verlaufe eines Jahres erfolgenden<lb/>
Wascheisens oft nicht unbeträchtlich.</p><lb/><p>Schlacken, welche im dünnflüssigen Zustande aus dem Ofen kom-<lb/>
men und demnach höchstens Spuren eingeschlossener Eisenkörnchen<lb/>
enthalten können — die Schlacken aller Kokshochöfen und der auf<lb/>
Weisseisen betriebenen Holzkohlenhochöfen — pflegt man, um die Zer-<lb/>
kleinerung zu erleichtern, zu <hirendition="#g">granuliren</hi>, d. h. durch Einleiten un-<lb/>
mittelbar aus der Schlackenrinne des Hochofens in bewegtes Wasser zu<lb/>
zertheilen. Die Schlacken nehmen dabei die Form dünner unregel-<lb/>
mässig geformter Blättchen oder Körnchen von einigen Millimetern<lb/>
Durchmesser an, welche für die meisten Zwecke schon in diesem Zu-<lb/>
stande benutzbar sind, jedenfalls mit Leichtigkeit eine weitere Zer-<lb/>
kleinerung durch Zermahlen oder dergleichen zulassen.</p><lb/><p>Das einfachste, überall anwendbare Mittel der Granulirung ist das<lb/>
Einleiten der Schlacke in einen aus Holz, Eisen oder Mauerung her-<lb/>
gestellten Behälter, in welchem ununterbrochen Wasser ein- und aus-<lb/>
fliesst. Das von den gekühlten Formen abfliessende Wasser lässt sich<lb/>
hierzu benutzen.</p><lb/><p>Wo grosse Mengen Schlacken granulirt werden, pflegt man mit<lb/>
dieser Vorrichtung eine andere zum Herausheben der granulirten<lb/>
Schlacke zu verbinden. Ein von einer Transmissionswelle aus ange-<lb/>
triebenes Becherwerk (Paternosterwerk, S. 57) schöpft vom Boden des<lb/>
Behälters ununterbrochen die Schlacke empor und schüttet sie in einen<lb/>
seitlich stehenden, auf Schienen laufenden Wagen. Auch weniger ein-<lb/>
fache Einrichtungen sind mitunter an Stelle des Paternosterwerkes<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[586/0646]
Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
eine nicht unbeträchtliche Menge Eisenkörner eingeschlossen zu ent-
halten. Man verbindet in diesem Falle die Zerkleinerung der Schlacke
mit der Aufgabe, jenes Eisen wieder zu gewinnen, und bedient sich
dazu eines Pochwerkes (S. 177), welches mit einer Flutherwäsche
(S. 183) verbunden ist. Die Pochsohle befindet sich zu diesem Zwecke
in einem Kasten, dessen eine schmale Seite niedriger als die übrigen
ist und nur etwa 10 cm oder weniger über die Pochsohle vorragt. Vor
diesem Kasten befindet sich ein flaches Gerinne, welches schliesslich in
einen noch etwas flacheren Graben ausmündet. Einzelne flache Quer-
schwellen in dem Gerinne, in derselben Weise angeordnet wie bei den
auf S. 183 beschriebenen Eisensteinswäschen, dienen zum Zurückhalten
der Eisenkörnchen. Die Schlackenstücke werden, wenn sie sehr gross
sind, zunächst durch Hämmer in kleinere Stücke zerschlagen und diese
werden dann unter dem Pochwerke vollends zerkleint. Während des
Pochens lässt man von einem höher liegenden Gerinne aus einen starken
Wasserstrahl durch den Kasten des Pochwerkes fliessen, welcher alle
feineren Theilchen mit fortnimmt, die gröberen Stücke aber sowie die
ausgepochten Eisenkörner zurücklässt. In dem Gerinne und Graben
setzt sich nun der Schlackensand ab; zunächst fallen die etwa zufällig
mitgerissenen Eisenkörner nieder, dann der gröbere Sand, zuletzt der
feinere, so dass man auf diese Weise auch im Stande ist, Sandsorten
von verschiedener Korngrösse zu trennen.
Die ausgewaschenen Eisenkörner, welche man Wascheisen nennt,
werden gesammelt und in den meisten Fällen, da sie dem Rosten stark
unterworfen sind, beim Hochofen wieder aufgegeben. Auch bei kleine-
ren Hochöfen ist die Menge des im Verlaufe eines Jahres erfolgenden
Wascheisens oft nicht unbeträchtlich.
Schlacken, welche im dünnflüssigen Zustande aus dem Ofen kom-
men und demnach höchstens Spuren eingeschlossener Eisenkörnchen
enthalten können — die Schlacken aller Kokshochöfen und der auf
Weisseisen betriebenen Holzkohlenhochöfen — pflegt man, um die Zer-
kleinerung zu erleichtern, zu granuliren, d. h. durch Einleiten un-
mittelbar aus der Schlackenrinne des Hochofens in bewegtes Wasser zu
zertheilen. Die Schlacken nehmen dabei die Form dünner unregel-
mässig geformter Blättchen oder Körnchen von einigen Millimetern
Durchmesser an, welche für die meisten Zwecke schon in diesem Zu-
stande benutzbar sind, jedenfalls mit Leichtigkeit eine weitere Zer-
kleinerung durch Zermahlen oder dergleichen zulassen.
Das einfachste, überall anwendbare Mittel der Granulirung ist das
Einleiten der Schlacke in einen aus Holz, Eisen oder Mauerung her-
gestellten Behälter, in welchem ununterbrochen Wasser ein- und aus-
fliesst. Das von den gekühlten Formen abfliessende Wasser lässt sich
hierzu benutzen.
Wo grosse Mengen Schlacken granulirt werden, pflegt man mit
dieser Vorrichtung eine andere zum Herausheben der granulirten
Schlacke zu verbinden. Ein von einer Transmissionswelle aus ange-
triebenes Becherwerk (Paternosterwerk, S. 57) schöpft vom Boden des
Behälters ununterbrochen die Schlacke empor und schüttet sie in einen
seitlich stehenden, auf Schienen laufenden Wagen. Auch weniger ein-
fache Einrichtungen sind mitunter an Stelle des Paternosterwerkes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/646>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.