gegen die zerstörenden Einwirkungen derselben zu schützen. Sobald die Flamme anfängt, grösser zu werden, schüttet man Kalkstein nach und wiederholt dieses Nachschütten so oft, als es erforderlich erscheint, bis das Ausblasen beendet ist. Der untere Raum des Ofens füllt sich hierdurch mit gebranntem, unschmelzbarem Kalk, welcher später aus- geräumt wird und zur Mörteldarstellung benutzt werden kann.
2. Der Betrieb auf verschiedene Roheisensorten. Allgemeines.
Aus den früheren Darlegungen über den Hochofenprocess geht hervor, dass die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens im Wesent- lichen von folgenden Umständen abhängig ist:
1. Von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen verhütteten Erzsorten an und für sich. Aus einem manganarmen Erze kann natür- licherweise niemals ein manganreiches Roheisen entstehen; aus einem phosphorreichen Erze kein phosphorarmes Roheisen.
2. Von der chemischen Zusammensetzung der gesammten Be- schickung. Reduction von Mangan wird durch eine stark basische Be- schaffenheit der schlackengebenden Bestandtheile der Beschickung er- leichtert; Schwefel wird durch eine stark basische Schlacke aufgenom- men. Ausserdem ist aber die Schmelztemperatur der erfolgenden Schlacke von ihrer chemischen Zusammensetzung abhängig. Je mehr fremde, schwieriger als Eisen reducirbare Körper (Silicium, Mangan) reducirt und mit dem Eisen legirt werden sollen, desto höher muss im All- gemeinen die Schmelztemperatur der Schlacke liegen. Die Gründe hierfür ergeben sich aus den früheren Erörterungen über den Hoch- ofenprocess.
3. Von der mineralogischen Beschaffenheit der Bestandtheile der Beschickung. Schon auf S. 464 ist darauf hingewiesen worden, dass die Bildungstemperatur der Schlacke noch wichtiger als die Schmelz- temperatur für die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens, insbesondere auch für den Siliciumgehalt desselben, sei und dass diese Bildungs- temperatur sehr wesentlich von der äusseren Form abhänge, in welcher die schlackengebenden Bestandtheile sich in der Beschickung finden. Auch die verschiedene Reducirbarkeit verschiedener Erze kommt hier in Betracht. Bei Verhüttung schwierig reducirbarer Erze werden grössere Mengen Eisen als bei Verhüttung leichtreducirbarer verschlackt werden; es wird also auch in ersterem Falle schwieriger sein, kohlenstoff-, silicium- oder manganreiche Roheisensorten darzustellen als in letzterem.
4. Von der Temperatur im Schmelzraume des Ofens. Die Re- duction von Mangan und Silicium in grösseren Mengen erfordert hohe Temperaturen; daher lassen sich silicium- oder manganreiche Roheisen- sorten nicht in kalt gehenden Hochöfen darstellen. Die Temperatur im Ofen ist abhängig von der Temperatur des Gebläsewindes, der Beschaffen- heit des Brennstoffes, dem Verhältniss der Menge des Brennstoffes zum Erzsatze und dem Wärmeverbrauche des Ofens; letzterer aber ist be- trächtlicher, wenn grössere Mengen Mangan und Silicium reducirt
Der Betrieb auf verschiedene Roheisensorten.
gegen die zerstörenden Einwirkungen derselben zu schützen. Sobald die Flamme anfängt, grösser zu werden, schüttet man Kalkstein nach und wiederholt dieses Nachschütten so oft, als es erforderlich erscheint, bis das Ausblasen beendet ist. Der untere Raum des Ofens füllt sich hierdurch mit gebranntem, unschmelzbarem Kalk, welcher später aus- geräumt wird und zur Mörteldarstellung benutzt werden kann.
2. Der Betrieb auf verschiedene Roheisensorten. Allgemeines.
Aus den früheren Darlegungen über den Hochofenprocess geht hervor, dass die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens im Wesent- lichen von folgenden Umständen abhängig ist:
1. Von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen verhütteten Erzsorten an und für sich. Aus einem manganarmen Erze kann natür- licherweise niemals ein manganreiches Roheisen entstehen; aus einem phosphorreichen Erze kein phosphorarmes Roheisen.
2. Von der chemischen Zusammensetzung der gesammten Be- schickung. Reduction von Mangan wird durch eine stark basische Be- schaffenheit der schlackengebenden Bestandtheile der Beschickung er- leichtert; Schwefel wird durch eine stark basische Schlacke aufgenom- men. Ausserdem ist aber die Schmelztemperatur der erfolgenden Schlacke von ihrer chemischen Zusammensetzung abhängig. Je mehr fremde, schwieriger als Eisen reducirbare Körper (Silicium, Mangan) reducirt und mit dem Eisen legirt werden sollen, desto höher muss im All- gemeinen die Schmelztemperatur der Schlacke liegen. Die Gründe hierfür ergeben sich aus den früheren Erörterungen über den Hoch- ofenprocess.
3. Von der mineralogischen Beschaffenheit der Bestandtheile der Beschickung. Schon auf S. 464 ist darauf hingewiesen worden, dass die Bildungstemperatur der Schlacke noch wichtiger als die Schmelz- temperatur für die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens, insbesondere auch für den Siliciumgehalt desselben, sei und dass diese Bildungs- temperatur sehr wesentlich von der äusseren Form abhänge, in welcher die schlackengebenden Bestandtheile sich in der Beschickung finden. Auch die verschiedene Reducirbarkeit verschiedener Erze kommt hier in Betracht. Bei Verhüttung schwierig reducirbarer Erze werden grössere Mengen Eisen als bei Verhüttung leichtreducirbarer verschlackt werden; es wird also auch in ersterem Falle schwieriger sein, kohlenstoff-, silicium- oder manganreiche Roheisensorten darzustellen als in letzterem.
4. Von der Temperatur im Schmelzraume des Ofens. Die Re- duction von Mangan und Silicium in grösseren Mengen erfordert hohe Temperaturen; daher lassen sich silicium- oder manganreiche Roheisen- sorten nicht in kalt gehenden Hochöfen darstellen. Die Temperatur im Ofen ist abhängig von der Temperatur des Gebläsewindes, der Beschaffen- heit des Brennstoffes, dem Verhältniss der Menge des Brennstoffes zum Erzsatze und dem Wärmeverbrauche des Ofens; letzterer aber ist be- trächtlicher, wenn grössere Mengen Mangan und Silicium reducirt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0581"n="521"/><fwplace="top"type="header">Der Betrieb auf verschiedene Roheisensorten.</fw><lb/>
gegen die zerstörenden Einwirkungen derselben zu schützen. Sobald<lb/>
die Flamme anfängt, grösser zu werden, schüttet man Kalkstein nach<lb/>
und wiederholt dieses Nachschütten so oft, als es erforderlich erscheint,<lb/>
bis das Ausblasen beendet ist. Der untere Raum des Ofens füllt sich<lb/>
hierdurch mit gebranntem, unschmelzbarem Kalk, welcher später aus-<lb/>
geräumt wird und zur Mörteldarstellung benutzt werden kann.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">2. Der Betrieb auf verschiedene Roheisensorten.<lb/>
Allgemeines.</hi></head><lb/><p>Aus den früheren Darlegungen über den Hochofenprocess geht<lb/>
hervor, dass die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens im Wesent-<lb/>
lichen von folgenden Umständen abhängig ist:</p><lb/><p>1. Von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen verhütteten<lb/>
Erzsorten an und für sich. Aus einem manganarmen Erze kann natür-<lb/>
licherweise niemals ein manganreiches Roheisen entstehen; aus einem<lb/>
phosphorreichen Erze kein phosphorarmes Roheisen.</p><lb/><p>2. Von der chemischen Zusammensetzung der gesammten Be-<lb/>
schickung. Reduction von Mangan wird durch eine stark basische Be-<lb/>
schaffenheit der schlackengebenden Bestandtheile der Beschickung er-<lb/>
leichtert; Schwefel wird durch eine stark basische Schlacke aufgenom-<lb/>
men. Ausserdem ist aber die Schmelztemperatur der erfolgenden Schlacke<lb/>
von ihrer chemischen Zusammensetzung abhängig. Je mehr fremde,<lb/>
schwieriger als Eisen reducirbare Körper (Silicium, Mangan) reducirt<lb/>
und mit dem Eisen legirt werden sollen, desto höher muss im All-<lb/>
gemeinen die Schmelztemperatur der Schlacke liegen. Die Gründe<lb/>
hierfür ergeben sich aus den früheren Erörterungen über den Hoch-<lb/>
ofenprocess.</p><lb/><p>3. Von der mineralogischen Beschaffenheit der Bestandtheile der<lb/>
Beschickung. Schon auf S. 464 ist darauf hingewiesen worden, dass<lb/>
die Bildungstemperatur der Schlacke noch wichtiger als die Schmelz-<lb/>
temperatur für die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens, insbesondere<lb/>
auch für den Siliciumgehalt desselben, sei und dass diese Bildungs-<lb/>
temperatur sehr wesentlich von der äusseren Form abhänge, in welcher<lb/>
die schlackengebenden Bestandtheile sich in der Beschickung finden.<lb/>
Auch die verschiedene Reducirbarkeit verschiedener Erze kommt hier<lb/>
in Betracht. Bei Verhüttung schwierig reducirbarer Erze werden grössere<lb/>
Mengen Eisen als bei Verhüttung leichtreducirbarer verschlackt werden;<lb/>
es wird also auch in ersterem Falle schwieriger sein, kohlenstoff-,<lb/>
silicium- oder manganreiche Roheisensorten darzustellen als in letzterem.</p><lb/><p>4. Von der Temperatur im Schmelzraume des Ofens. Die Re-<lb/>
duction von Mangan und Silicium in grösseren Mengen erfordert hohe<lb/>
Temperaturen; daher lassen sich silicium- oder manganreiche Roheisen-<lb/>
sorten nicht in kalt gehenden Hochöfen darstellen. Die Temperatur im<lb/>
Ofen ist abhängig von der Temperatur des Gebläsewindes, der Beschaffen-<lb/>
heit des Brennstoffes, dem Verhältniss der Menge des Brennstoffes zum<lb/>
Erzsatze und dem Wärmeverbrauche des Ofens; letzterer aber ist be-<lb/>
trächtlicher, wenn grössere Mengen Mangan und Silicium reducirt<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[521/0581]
Der Betrieb auf verschiedene Roheisensorten.
gegen die zerstörenden Einwirkungen derselben zu schützen. Sobald
die Flamme anfängt, grösser zu werden, schüttet man Kalkstein nach
und wiederholt dieses Nachschütten so oft, als es erforderlich erscheint,
bis das Ausblasen beendet ist. Der untere Raum des Ofens füllt sich
hierdurch mit gebranntem, unschmelzbarem Kalk, welcher später aus-
geräumt wird und zur Mörteldarstellung benutzt werden kann.
2. Der Betrieb auf verschiedene Roheisensorten.
Allgemeines.
Aus den früheren Darlegungen über den Hochofenprocess geht
hervor, dass die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens im Wesent-
lichen von folgenden Umständen abhängig ist:
1. Von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen verhütteten
Erzsorten an und für sich. Aus einem manganarmen Erze kann natür-
licherweise niemals ein manganreiches Roheisen entstehen; aus einem
phosphorreichen Erze kein phosphorarmes Roheisen.
2. Von der chemischen Zusammensetzung der gesammten Be-
schickung. Reduction von Mangan wird durch eine stark basische Be-
schaffenheit der schlackengebenden Bestandtheile der Beschickung er-
leichtert; Schwefel wird durch eine stark basische Schlacke aufgenom-
men. Ausserdem ist aber die Schmelztemperatur der erfolgenden Schlacke
von ihrer chemischen Zusammensetzung abhängig. Je mehr fremde,
schwieriger als Eisen reducirbare Körper (Silicium, Mangan) reducirt
und mit dem Eisen legirt werden sollen, desto höher muss im All-
gemeinen die Schmelztemperatur der Schlacke liegen. Die Gründe
hierfür ergeben sich aus den früheren Erörterungen über den Hoch-
ofenprocess.
3. Von der mineralogischen Beschaffenheit der Bestandtheile der
Beschickung. Schon auf S. 464 ist darauf hingewiesen worden, dass
die Bildungstemperatur der Schlacke noch wichtiger als die Schmelz-
temperatur für die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens, insbesondere
auch für den Siliciumgehalt desselben, sei und dass diese Bildungs-
temperatur sehr wesentlich von der äusseren Form abhänge, in welcher
die schlackengebenden Bestandtheile sich in der Beschickung finden.
Auch die verschiedene Reducirbarkeit verschiedener Erze kommt hier
in Betracht. Bei Verhüttung schwierig reducirbarer Erze werden grössere
Mengen Eisen als bei Verhüttung leichtreducirbarer verschlackt werden;
es wird also auch in ersterem Falle schwieriger sein, kohlenstoff-,
silicium- oder manganreiche Roheisensorten darzustellen als in letzterem.
4. Von der Temperatur im Schmelzraume des Ofens. Die Re-
duction von Mangan und Silicium in grösseren Mengen erfordert hohe
Temperaturen; daher lassen sich silicium- oder manganreiche Roheisen-
sorten nicht in kalt gehenden Hochöfen darstellen. Die Temperatur im
Ofen ist abhängig von der Temperatur des Gebläsewindes, der Beschaffen-
heit des Brennstoffes, dem Verhältniss der Menge des Brennstoffes zum
Erzsatze und dem Wärmeverbrauche des Ofens; letzterer aber ist be-
trächtlicher, wenn grössere Mengen Mangan und Silicium reducirt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/581>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.