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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Arbeiten während des gewöhnlichen Betriebes.
welcher von dem Betriebsbeamten des Hochofens die einzelnen zu
gattirenden Erzsorten ihrer Menge nach vorgeschrieben werden. Lässt
man besondere Möller von bestimmtem Inhalte auffahren, so ergiebt
die Anzahl der in bestimmten Zeiträumen verbrauchten Möller ohne
Weiteres den Erzverbrauch; im andern Falle erhält man denselben
als Product aus der Anzahl der eingeschütteten Gichten mal ihrem
Inhalte. In jedem Falle muss die Zahl dieser Gichten auf der soge-
nannten Gichtentafel notirt werden, da aus derselben gewöhnlich auch
der stattgehabte Brennstoffverbrauch berechnet wird, und der Betriebs-
leiter aus dieser Zahl ausserdem seine Schlussfolgerungen für den mehr
oder minder raschen Verlauf des Schmelzganges ziehen muss.

Die Entfernung der Schlacke aus dem Hochofen ist ziemlich ein-
fach, wenn dieselbe dünnflüssig genug ist, um von selbst abzufliessen,
ein Fall, welcher bei allen mit heissem Winde betriebenen Kokshoch-
öfen und auch bei den auf Weisseisen arbeitenden Holzkohlenhochöfen
vorliegt. An die Schlackenform (S. 361) beziehentlich an die Schlacken-
spur bei Oefen mit offener Brust (S. 354) wird eine mit Masse aus-
gekleidete Rinne angeschlossen, welche die Schlacke einem Sammelorte
zuführt. Die Aufgabe des Schmelzers ist es dann nur, dafür zu sorgen,
dass die Austrittsöffnung für die Schlacke aus dem Ofen nicht ver-
stopft werde.

Die Art und Weise des Ansammelns der flüssigen und Fort-
schaffens der erstarrten Schlacke richtet sich nach der beabsichtigten
Verwendung derselben, von welcher im siebenten Abschnitte die Rede
sein wird. In den meisten Fällen lässt man die Schlacke unmittelbar
aus der höher liegenden Schlackenrinne in gusseiserne Wagen laufen,
in denen sie erstarrt und an einen entfernt liegenden Stürzplatz ge-
fahren wird. Diese Wagen, welche auf Schienen laufen, sind vierrädrig;
auf den Achsen ruht eine starke Gusseisenplatte, welche den Boden des
zur Aufnahme der Schlacke bestimmten Eisenkastens bildet. Der Kasten
ist aus vier unter einander und mit dem Boden verdübelten Platten
zusammengesetzt, so dass er sich auseinander nehmen lässt, und pflegt
ca. 1 m lang, 0.6--0.7 m breit und hoch zu sein, doch werden auch noch
grössere Abmessungen angewendet. Bisweilen giebt man ihm die Form
eines abgestumpften Kegels, so dass man ihn, wenn an dem Stürz-
platze ein Krahn vorhanden ist, ohne ihn auseinander zu nehmen,
von dem erstarrten Schlackenkörper abheben kann, um diesen alsdann
zu beseitigen; stehen die Wände des Kastens dagegen senkrecht, so
pflegt man den Kasten nach Lösung der Dübel auseinander zu nehmen,
wenn die erstarrte Schlacke entfernt werden soll.

Die Aufgabe, die Schlacke über den obern Rand des Kastens
hinweg in denselben einfliessen zu lassen, lässt sich in den meisten
Fällen ohne Schwierigkeit lösen; man legt eben, wie schon früher
erwähnt wurde, von vorn herein den Bodenstein des Ofens so hoch
über die Ebene der Hüttensohle, dass sowohl hierfür als für das Ab-
lassen des Roheisens der nöthige Fall gewahrt bleibt.

Bei Holzkohlenhochöfen, welche graues Roheisen für die Giesserei
liefern, pflegt die Schlacke nicht so dünnflüssig zu sein, dass ein regel-
mässiges Abfliessen derselben in der soeben geschilderten Weise mög-

Ledebur, Handbuch. 33

Die Arbeiten während des gewöhnlichen Betriebes.
welcher von dem Betriebsbeamten des Hochofens die einzelnen zu
gattirenden Erzsorten ihrer Menge nach vorgeschrieben werden. Lässt
man besondere Möller von bestimmtem Inhalte auffahren, so ergiebt
die Anzahl der in bestimmten Zeiträumen verbrauchten Möller ohne
Weiteres den Erzverbrauch; im andern Falle erhält man denselben
als Product aus der Anzahl der eingeschütteten Gichten mal ihrem
Inhalte. In jedem Falle muss die Zahl dieser Gichten auf der soge-
nannten Gichtentafel notirt werden, da aus derselben gewöhnlich auch
der stattgehabte Brennstoffverbrauch berechnet wird, und der Betriebs-
leiter aus dieser Zahl ausserdem seine Schlussfolgerungen für den mehr
oder minder raschen Verlauf des Schmelzganges ziehen muss.

Die Entfernung der Schlacke aus dem Hochofen ist ziemlich ein-
fach, wenn dieselbe dünnflüssig genug ist, um von selbst abzufliessen,
ein Fall, welcher bei allen mit heissem Winde betriebenen Kokshoch-
öfen und auch bei den auf Weisseisen arbeitenden Holzkohlenhochöfen
vorliegt. An die Schlackenform (S. 361) beziehentlich an die Schlacken-
spur bei Oefen mit offener Brust (S. 354) wird eine mit Masse aus-
gekleidete Rinne angeschlossen, welche die Schlacke einem Sammelorte
zuführt. Die Aufgabe des Schmelzers ist es dann nur, dafür zu sorgen,
dass die Austrittsöffnung für die Schlacke aus dem Ofen nicht ver-
stopft werde.

Die Art und Weise des Ansammelns der flüssigen und Fort-
schaffens der erstarrten Schlacke richtet sich nach der beabsichtigten
Verwendung derselben, von welcher im siebenten Abschnitte die Rede
sein wird. In den meisten Fällen lässt man die Schlacke unmittelbar
aus der höher liegenden Schlackenrinne in gusseiserne Wagen laufen,
in denen sie erstarrt und an einen entfernt liegenden Stürzplatz ge-
fahren wird. Diese Wagen, welche auf Schienen laufen, sind vierrädrig;
auf den Achsen ruht eine starke Gusseisenplatte, welche den Boden des
zur Aufnahme der Schlacke bestimmten Eisenkastens bildet. Der Kasten
ist aus vier unter einander und mit dem Boden verdübelten Platten
zusammengesetzt, so dass er sich auseinander nehmen lässt, und pflegt
ca. 1 m lang, 0.6—0.7 m breit und hoch zu sein, doch werden auch noch
grössere Abmessungen angewendet. Bisweilen giebt man ihm die Form
eines abgestumpften Kegels, so dass man ihn, wenn an dem Stürz-
platze ein Krahn vorhanden ist, ohne ihn auseinander zu nehmen,
von dem erstarrten Schlackenkörper abheben kann, um diesen alsdann
zu beseitigen; stehen die Wände des Kastens dagegen senkrecht, so
pflegt man den Kasten nach Lösung der Dübel auseinander zu nehmen,
wenn die erstarrte Schlacke entfernt werden soll.

Die Aufgabe, die Schlacke über den obern Rand des Kastens
hinweg in denselben einfliessen zu lassen, lässt sich in den meisten
Fällen ohne Schwierigkeit lösen; man legt eben, wie schon früher
erwähnt wurde, von vorn herein den Bodenstein des Ofens so hoch
über die Ebene der Hüttensohle, dass sowohl hierfür als für das Ab-
lassen des Roheisens der nöthige Fall gewahrt bleibt.

Bei Holzkohlenhochöfen, welche graues Roheisen für die Giesserei
liefern, pflegt die Schlacke nicht so dünnflüssig zu sein, dass ein regel-
mässiges Abfliessen derselben in der soeben geschilderten Weise mög-

Ledebur, Handbuch. 33
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[513/0573] Die Arbeiten während des gewöhnlichen Betriebes. welcher von dem Betriebsbeamten des Hochofens die einzelnen zu gattirenden Erzsorten ihrer Menge nach vorgeschrieben werden. Lässt man besondere Möller von bestimmtem Inhalte auffahren, so ergiebt die Anzahl der in bestimmten Zeiträumen verbrauchten Möller ohne Weiteres den Erzverbrauch; im andern Falle erhält man denselben als Product aus der Anzahl der eingeschütteten Gichten mal ihrem Inhalte. In jedem Falle muss die Zahl dieser Gichten auf der soge- nannten Gichtentafel notirt werden, da aus derselben gewöhnlich auch der stattgehabte Brennstoffverbrauch berechnet wird, und der Betriebs- leiter aus dieser Zahl ausserdem seine Schlussfolgerungen für den mehr oder minder raschen Verlauf des Schmelzganges ziehen muss. Die Entfernung der Schlacke aus dem Hochofen ist ziemlich ein- fach, wenn dieselbe dünnflüssig genug ist, um von selbst abzufliessen, ein Fall, welcher bei allen mit heissem Winde betriebenen Kokshoch- öfen und auch bei den auf Weisseisen arbeitenden Holzkohlenhochöfen vorliegt. An die Schlackenform (S. 361) beziehentlich an die Schlacken- spur bei Oefen mit offener Brust (S. 354) wird eine mit Masse aus- gekleidete Rinne angeschlossen, welche die Schlacke einem Sammelorte zuführt. Die Aufgabe des Schmelzers ist es dann nur, dafür zu sorgen, dass die Austrittsöffnung für die Schlacke aus dem Ofen nicht ver- stopft werde. Die Art und Weise des Ansammelns der flüssigen und Fort- schaffens der erstarrten Schlacke richtet sich nach der beabsichtigten Verwendung derselben, von welcher im siebenten Abschnitte die Rede sein wird. In den meisten Fällen lässt man die Schlacke unmittelbar aus der höher liegenden Schlackenrinne in gusseiserne Wagen laufen, in denen sie erstarrt und an einen entfernt liegenden Stürzplatz ge- fahren wird. Diese Wagen, welche auf Schienen laufen, sind vierrädrig; auf den Achsen ruht eine starke Gusseisenplatte, welche den Boden des zur Aufnahme der Schlacke bestimmten Eisenkastens bildet. Der Kasten ist aus vier unter einander und mit dem Boden verdübelten Platten zusammengesetzt, so dass er sich auseinander nehmen lässt, und pflegt ca. 1 m lang, 0.6—0.7 m breit und hoch zu sein, doch werden auch noch grössere Abmessungen angewendet. Bisweilen giebt man ihm die Form eines abgestumpften Kegels, so dass man ihn, wenn an dem Stürz- platze ein Krahn vorhanden ist, ohne ihn auseinander zu nehmen, von dem erstarrten Schlackenkörper abheben kann, um diesen alsdann zu beseitigen; stehen die Wände des Kastens dagegen senkrecht, so pflegt man den Kasten nach Lösung der Dübel auseinander zu nehmen, wenn die erstarrte Schlacke entfernt werden soll. Die Aufgabe, die Schlacke über den obern Rand des Kastens hinweg in denselben einfliessen zu lassen, lässt sich in den meisten Fällen ohne Schwierigkeit lösen; man legt eben, wie schon früher erwähnt wurde, von vorn herein den Bodenstein des Ofens so hoch über die Ebene der Hüttensohle, dass sowohl hierfür als für das Ab- lassen des Roheisens der nöthige Fall gewahrt bleibt. Bei Holzkohlenhochöfen, welche graues Roheisen für die Giesserei liefern, pflegt die Schlacke nicht so dünnflüssig zu sein, dass ein regel- mässiges Abfliessen derselben in der soeben geschilderten Weise mög- Ledebur, Handbuch. 33

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/573>, abgerufen am 24.11.2024.