der Pressung und Menge des zugeführten Windes erleidet, bereits mehr- fach erwähnt wurden, möge doch der bessern Uebersichtlichkeit halber eine gedrängte Zusammenstellung derselben hier folgen.
Durch stärkere Pressung wird der Wind befähigt, kräftiger zwi- schen den Stücken des Brennmateriales hindurch und weiter im Ofen vorzudringen. Die Sauerstoffmoleküle treten gewissermaassen infolge der grösseren lebendigen Kraft, mit welcher sie gegen die Kohlenstücke anprallen, in innigere Berührung mit diesen, die Verbrennung zu Kohlenoxyd wird dadurch beschleunigt, der Verbrennungsprocess auf einen kleineren Raum beschränkt. In dieser Beziehung wirkt mithin stark gepresster Wind ähnlich wie erhitzter Wind; je dichter, d. i. schwerer verbrennlich, der Brennstoff ist, desto höhere Pressung ist von Nutzen.
Durch das stärkere Vordringen im Ofen aber wird innerhalb des Ofenquerschnittes eine gleichmässigere Verbrennung erzielt; es wird verhütet, dass dieselbe vorzugsweise in der Nähe der Ofenwände stattfinde und die Mitte des Ofens davon unberührt bleibe. Infolge davon werden die in der Mitte niederrückenden Erze besser als bei zu schwacher Pressung erwärmt und reducirt, das Maass der indirecten Reduction wird ausgedehnt. Hierdurch kann früheren Erörterungen zufolge Brennstoff gespart werden.
Die Pressung muss also, damit dieser Zweck erreicht werde, von dem Ofendurchmesser abhängig und um so beträchtlicher sein, je grösser dieser ist. Damit nicht zwei in entgegengesetzter Richtung mit starker Pressung eintretende Windströme gegenseitige Stauung hervorrufen, ist eine Anordnung der Formen zweckmässig, wie sie auf S. 337 in Fig. 75 dargestellt ist. Dass durch ein Vorschieben der Formen bei weiten Gestellen das Vordringen des Windes bis zur Mitte des Ofens erleichtert werde, ohne dass eine übermässige, nur durch einen be- trächtlichen Arbeitsaufwand der Betriebsmaschine erreichbare Wind- spannung erforderlich ist, wurde auf S. 360 erörtert.
Der mit Hilfe des Manometers messbaren Windspannung im Aus- flussquerschnitte stellt sich jedoch die im Ofen herrschende Gasspan- nung entgegen; je höher die letztere ist, desto höher muss auch die erstere sein, um im Ofen zur Geltung zu gelangen. Die Gasspannung im Ofen aber wächst im Allgemeinen mit der Höhe desselben, da sie durch die Widerstände hervorgerufen wird, welche die Gase beim Durch- dringen der Schmelzsäule finden; hieraus folgt dann, dass das Maass der Windpressung nicht allein mit dem Durchmesser des Ofens und der Dichtigkeit des Brennstoffes, sondern auch mit der Höhe des Ofens zunehmen muss.
Erhöht man bei einem Hochofen die Windpressung, ohne den Düsenquerschnitt zu verringern, so führt man naturgemäss eine grössere Windmenge in den Ofen. Mehr Brennstoff wird in der Zeiteinheit ver- brannt, eine grössere Wärmemenge wird erzeugt, die Production des Ofens wächst. Die Gase steigen, da ihre Menge im geraden Verhält- nisse zu der Menge des verbrannten Kohlenstoffs steht, mit beschleu- nigter Geschwindigkeit im Ofen auf und verlassen denselben im heisseren Zustande; die Gichttemperatur steigt. Die Ausnutzung der Wärme wird hierdurch ungünstiger; unter Umständen kann aber diesem Nach- theile der grössere Vortheil gegenüber stehen, dass bei der rascheren
Einfluss der Windpressung und Windmenge.
der Pressung und Menge des zugeführten Windes erleidet, bereits mehr- fach erwähnt wurden, möge doch der bessern Uebersichtlichkeit halber eine gedrängte Zusammenstellung derselben hier folgen.
Durch stärkere Pressung wird der Wind befähigt, kräftiger zwi- schen den Stücken des Brennmateriales hindurch und weiter im Ofen vorzudringen. Die Sauerstoffmoleküle treten gewissermaassen infolge der grösseren lebendigen Kraft, mit welcher sie gegen die Kohlenstücke anprallen, in innigere Berührung mit diesen, die Verbrennung zu Kohlenoxyd wird dadurch beschleunigt, der Verbrennungsprocess auf einen kleineren Raum beschränkt. In dieser Beziehung wirkt mithin stark gepresster Wind ähnlich wie erhitzter Wind; je dichter, d. i. schwerer verbrennlich, der Brennstoff ist, desto höhere Pressung ist von Nutzen.
Durch das stärkere Vordringen im Ofen aber wird innerhalb des Ofenquerschnittes eine gleichmässigere Verbrennung erzielt; es wird verhütet, dass dieselbe vorzugsweise in der Nähe der Ofenwände stattfinde und die Mitte des Ofens davon unberührt bleibe. Infolge davon werden die in der Mitte niederrückenden Erze besser als bei zu schwacher Pressung erwärmt und reducirt, das Maass der indirecten Reduction wird ausgedehnt. Hierdurch kann früheren Erörterungen zufolge Brennstoff gespart werden.
Die Pressung muss also, damit dieser Zweck erreicht werde, von dem Ofendurchmesser abhängig und um so beträchtlicher sein, je grösser dieser ist. Damit nicht zwei in entgegengesetzter Richtung mit starker Pressung eintretende Windströme gegenseitige Stauung hervorrufen, ist eine Anordnung der Formen zweckmässig, wie sie auf S. 337 in Fig. 75 dargestellt ist. Dass durch ein Vorschieben der Formen bei weiten Gestellen das Vordringen des Windes bis zur Mitte des Ofens erleichtert werde, ohne dass eine übermässige, nur durch einen be- trächtlichen Arbeitsaufwand der Betriebsmaschine erreichbare Wind- spannung erforderlich ist, wurde auf S. 360 erörtert.
Der mit Hilfe des Manometers messbaren Windspannung im Aus- flussquerschnitte stellt sich jedoch die im Ofen herrschende Gasspan- nung entgegen; je höher die letztere ist, desto höher muss auch die erstere sein, um im Ofen zur Geltung zu gelangen. Die Gasspannung im Ofen aber wächst im Allgemeinen mit der Höhe desselben, da sie durch die Widerstände hervorgerufen wird, welche die Gase beim Durch- dringen der Schmelzsäule finden; hieraus folgt dann, dass das Maass der Windpressung nicht allein mit dem Durchmesser des Ofens und der Dichtigkeit des Brennstoffes, sondern auch mit der Höhe des Ofens zunehmen muss.
Erhöht man bei einem Hochofen die Windpressung, ohne den Düsenquerschnitt zu verringern, so führt man naturgemäss eine grössere Windmenge in den Ofen. Mehr Brennstoff wird in der Zeiteinheit ver- brannt, eine grössere Wärmemenge wird erzeugt, die Production des Ofens wächst. Die Gase steigen, da ihre Menge im geraden Verhält- nisse zu der Menge des verbrannten Kohlenstoffs steht, mit beschleu- nigter Geschwindigkeit im Ofen auf und verlassen denselben im heisseren Zustande; die Gichttemperatur steigt. Die Ausnutzung der Wärme wird hierdurch ungünstiger; unter Umständen kann aber diesem Nach- theile der grössere Vortheil gegenüber stehen, dass bei der rascheren
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[475/0535]
Einfluss der Windpressung und Windmenge.
der Pressung und Menge des zugeführten Windes erleidet, bereits mehr-
fach erwähnt wurden, möge doch der bessern Uebersichtlichkeit halber
eine gedrängte Zusammenstellung derselben hier folgen.
Durch stärkere Pressung wird der Wind befähigt, kräftiger zwi-
schen den Stücken des Brennmateriales hindurch und weiter im Ofen
vorzudringen. Die Sauerstoffmoleküle treten gewissermaassen infolge der
grösseren lebendigen Kraft, mit welcher sie gegen die Kohlenstücke
anprallen, in innigere Berührung mit diesen, die Verbrennung zu
Kohlenoxyd wird dadurch beschleunigt, der Verbrennungsprocess auf
einen kleineren Raum beschränkt. In dieser Beziehung wirkt mithin stark
gepresster Wind ähnlich wie erhitzter Wind; je dichter, d. i. schwerer
verbrennlich, der Brennstoff ist, desto höhere Pressung ist von Nutzen.
Durch das stärkere Vordringen im Ofen aber wird innerhalb des
Ofenquerschnittes eine gleichmässigere Verbrennung erzielt; es wird
verhütet, dass dieselbe vorzugsweise in der Nähe der Ofenwände
stattfinde und die Mitte des Ofens davon unberührt bleibe. Infolge
davon werden die in der Mitte niederrückenden Erze besser als bei
zu schwacher Pressung erwärmt und reducirt, das Maass der indirecten
Reduction wird ausgedehnt. Hierdurch kann früheren Erörterungen
zufolge Brennstoff gespart werden.
Die Pressung muss also, damit dieser Zweck erreicht werde, von
dem Ofendurchmesser abhängig und um so beträchtlicher sein, je grösser
dieser ist. Damit nicht zwei in entgegengesetzter Richtung mit starker
Pressung eintretende Windströme gegenseitige Stauung hervorrufen,
ist eine Anordnung der Formen zweckmässig, wie sie auf S. 337 in
Fig. 75 dargestellt ist. Dass durch ein Vorschieben der Formen bei
weiten Gestellen das Vordringen des Windes bis zur Mitte des Ofens
erleichtert werde, ohne dass eine übermässige, nur durch einen be-
trächtlichen Arbeitsaufwand der Betriebsmaschine erreichbare Wind-
spannung erforderlich ist, wurde auf S. 360 erörtert.
Der mit Hilfe des Manometers messbaren Windspannung im Aus-
flussquerschnitte stellt sich jedoch die im Ofen herrschende Gasspan-
nung entgegen; je höher die letztere ist, desto höher muss auch die
erstere sein, um im Ofen zur Geltung zu gelangen. Die Gasspannung
im Ofen aber wächst im Allgemeinen mit der Höhe desselben, da sie
durch die Widerstände hervorgerufen wird, welche die Gase beim Durch-
dringen der Schmelzsäule finden; hieraus folgt dann, dass das Maass
der Windpressung nicht allein mit dem Durchmesser des Ofens und
der Dichtigkeit des Brennstoffes, sondern auch mit der Höhe des Ofens
zunehmen muss.
Erhöht man bei einem Hochofen die Windpressung, ohne den
Düsenquerschnitt zu verringern, so führt man naturgemäss eine grössere
Windmenge in den Ofen. Mehr Brennstoff wird in der Zeiteinheit ver-
brannt, eine grössere Wärmemenge wird erzeugt, die Production des
Ofens wächst. Die Gase steigen, da ihre Menge im geraden Verhält-
nisse zu der Menge des verbrannten Kohlenstoffs steht, mit beschleu-
nigter Geschwindigkeit im Ofen auf und verlassen denselben im heisseren
Zustande; die Gichttemperatur steigt. Die Ausnutzung der Wärme
wird hierdurch ungünstiger; unter Umständen kann aber diesem Nach-
theile der grössere Vortheil gegenüber stehen, dass bei der rascheren
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/535>, abgerufen am 05.12.2024.
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