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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
Ueberwachung aber bildet das Manometer ein sehr einfaches, auch dem
ungebildetsten Arbeiter leicht verständliches Mittel.

Man pflegt, sofern das Manometer nur für den soeben erwähnten
Zweck benutzt werden soll, dass Rohr desselben derartig an der Wind-
leitung zu befestigen, dass es rechtwinklig gegen die Achse des Wind-
leitungsrohres gerichtet ist und dass seine Kante mit der Innenwand des
letzteren abschneidet. In diesem Falle misst man allerdings nur den-
jenigen Druck, den der Wind gegen die Rohrwand ausübt. Für ge-
nauere Messungen -- z. B. für eine genauere Berechnung der Wind-
menge -- würde es sich empfehlen, das Manometerrohr an seinem Ende
rechtwinklig umzubiegen, es bis zur Mitte des Windleitungsrohres ein-
zuführen, und hier so zu stellen, dass es der Windrichtung genau
parallel und dem Strome entgegen gerichtet ist. Durch Ausziehen des
dem Winde zugekehrten Endes zu einer feinen Spitze, über deren coni-
sche Seiten der Wind hingleiten kann, würde sich die durch die Stauung
des Windes entstehende Unrichtigkeit abmindern lassen.1) Dass aber
auch bei dieser Stellung des Manometers nur die Spannung an der be-
treffenden Stelle, nicht die mittlere Spannung innerhalb des ganzen Quer-
schnittes gemessen wird, wurde schon erwähnt.

Dass übrigens das Manometer selbst unmittelbar auf der Wind-
leitung angebracht werde, ist keineswegs erforderlich. Meistens wird es
bequemer sein, dasselbe an einer geschützten Stelle der Wand, wo es
leicht sichtbar ist, zu befestigen und durch eine Leitung aus schmiede-
eisernen Röhren mit der Windleitung zu verbinden. Pressungsverluste
innerhalb dieses Rohres können nicht eintreten, da ja eine Bewegung
des Windes innerhalb desselben nicht stattfindet.

Häufig ordnet man zwei Manometer an verschiedenen Stellen der
Windleitung an; das eine in der Gebläsestube im Anschlusse an die
Leitung für den kalten Wind, ein zweites am Düsenständer. Der Unter-
schied in der von beiden Manometern angegebenen Spannung ergiebt
den Spannungsverlust in der Leitung.

Sofern man das Manometer ausschliesslich für die allgemeine Be-
aufsichtigung des Ganges des Gebläses benutzen will, begnügt man
sich auch wohl mit dem einen Manometer für den kalten Wind, dessen
Herstellung einfacher ist; man verliert aber dadurch auch jede Beur-
theilung für den Betrag der Spannungsverluste, welcher für die Aus-
nutzung der vom Gebläse geleisteten Arbeit von grossem Einflusse ist.

Für die Kaltwindleitung pflegt man ein Quecksilbermano-
meter
zu benutzen, bestehend aus einem U-förmig gebogenen, theil-
weise mit Quecksilber gefüllten Rohre, dessen einer Schenkel mit der
Windleitung verbunden ist. Die Höhe, welche die Oberkante der Queck-
silbersäule in beiden Schenkeln einnimmt, so lange kein Winddruck
herrscht, bildet den Nullpunkt; die Differenz in dem Höhenstande in
den beiden Schenkeln, sobald auf das eine Ende der gepresste Wind
drückt, ergiebt die Höhe der Quecksilbersäule, welche mit dem vor-
handenen Winddrucke im Gleichgewichte steht. An dem offenen Schenkel
pflegt man eine Scala, von dem Nullpunkte beginnend, anzubringen;

1) C. Schinz, Studien über den Hochofen zur Darstellung von Roheisen. S. 83.

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
Ueberwachung aber bildet das Manometer ein sehr einfaches, auch dem
ungebildetsten Arbeiter leicht verständliches Mittel.

Man pflegt, sofern das Manometer nur für den soeben erwähnten
Zweck benutzt werden soll, dass Rohr desselben derartig an der Wind-
leitung zu befestigen, dass es rechtwinklig gegen die Achse des Wind-
leitungsrohres gerichtet ist und dass seine Kante mit der Innenwand des
letzteren abschneidet. In diesem Falle misst man allerdings nur den-
jenigen Druck, den der Wind gegen die Rohrwand ausübt. Für ge-
nauere Messungen — z. B. für eine genauere Berechnung der Wind-
menge — würde es sich empfehlen, das Manometerrohr an seinem Ende
rechtwinklig umzubiegen, es bis zur Mitte des Windleitungsrohres ein-
zuführen, und hier so zu stellen, dass es der Windrichtung genau
parallel und dem Strome entgegen gerichtet ist. Durch Ausziehen des
dem Winde zugekehrten Endes zu einer feinen Spitze, über deren coni-
sche Seiten der Wind hingleiten kann, würde sich die durch die Stauung
des Windes entstehende Unrichtigkeit abmindern lassen.1) Dass aber
auch bei dieser Stellung des Manometers nur die Spannung an der be-
treffenden Stelle, nicht die mittlere Spannung innerhalb des ganzen Quer-
schnittes gemessen wird, wurde schon erwähnt.

Dass übrigens das Manometer selbst unmittelbar auf der Wind-
leitung angebracht werde, ist keineswegs erforderlich. Meistens wird es
bequemer sein, dasselbe an einer geschützten Stelle der Wand, wo es
leicht sichtbar ist, zu befestigen und durch eine Leitung aus schmiede-
eisernen Röhren mit der Windleitung zu verbinden. Pressungsverluste
innerhalb dieses Rohres können nicht eintreten, da ja eine Bewegung
des Windes innerhalb desselben nicht stattfindet.

Häufig ordnet man zwei Manometer an verschiedenen Stellen der
Windleitung an; das eine in der Gebläsestube im Anschlusse an die
Leitung für den kalten Wind, ein zweites am Düsenständer. Der Unter-
schied in der von beiden Manometern angegebenen Spannung ergiebt
den Spannungsverlust in der Leitung.

Sofern man das Manometer ausschliesslich für die allgemeine Be-
aufsichtigung des Ganges des Gebläses benutzen will, begnügt man
sich auch wohl mit dem einen Manometer für den kalten Wind, dessen
Herstellung einfacher ist; man verliert aber dadurch auch jede Beur-
theilung für den Betrag der Spannungsverluste, welcher für die Aus-
nutzung der vom Gebläse geleisteten Arbeit von grossem Einflusse ist.

Für die Kaltwindleitung pflegt man ein Quecksilbermano-
meter
zu benutzen, bestehend aus einem U-förmig gebogenen, theil-
weise mit Quecksilber gefüllten Rohre, dessen einer Schenkel mit der
Windleitung verbunden ist. Die Höhe, welche die Oberkante der Queck-
silbersäule in beiden Schenkeln einnimmt, so lange kein Winddruck
herrscht, bildet den Nullpunkt; die Differenz in dem Höhenstande in
den beiden Schenkeln, sobald auf das eine Ende der gepresste Wind
drückt, ergiebt die Höhe der Quecksilbersäule, welche mit dem vor-
handenen Winddrucke im Gleichgewichte steht. An dem offenen Schenkel
pflegt man eine Scala, von dem Nullpunkte beginnend, anzubringen;

1) C. Schinz, Studien über den Hochofen zur Darstellung von Roheisen. S. 83.
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[440/0500] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. Ueberwachung aber bildet das Manometer ein sehr einfaches, auch dem ungebildetsten Arbeiter leicht verständliches Mittel. Man pflegt, sofern das Manometer nur für den soeben erwähnten Zweck benutzt werden soll, dass Rohr desselben derartig an der Wind- leitung zu befestigen, dass es rechtwinklig gegen die Achse des Wind- leitungsrohres gerichtet ist und dass seine Kante mit der Innenwand des letzteren abschneidet. In diesem Falle misst man allerdings nur den- jenigen Druck, den der Wind gegen die Rohrwand ausübt. Für ge- nauere Messungen — z. B. für eine genauere Berechnung der Wind- menge — würde es sich empfehlen, das Manometerrohr an seinem Ende rechtwinklig umzubiegen, es bis zur Mitte des Windleitungsrohres ein- zuführen, und hier so zu stellen, dass es der Windrichtung genau parallel und dem Strome entgegen gerichtet ist. Durch Ausziehen des dem Winde zugekehrten Endes zu einer feinen Spitze, über deren coni- sche Seiten der Wind hingleiten kann, würde sich die durch die Stauung des Windes entstehende Unrichtigkeit abmindern lassen. 1) Dass aber auch bei dieser Stellung des Manometers nur die Spannung an der be- treffenden Stelle, nicht die mittlere Spannung innerhalb des ganzen Quer- schnittes gemessen wird, wurde schon erwähnt. Dass übrigens das Manometer selbst unmittelbar auf der Wind- leitung angebracht werde, ist keineswegs erforderlich. Meistens wird es bequemer sein, dasselbe an einer geschützten Stelle der Wand, wo es leicht sichtbar ist, zu befestigen und durch eine Leitung aus schmiede- eisernen Röhren mit der Windleitung zu verbinden. Pressungsverluste innerhalb dieses Rohres können nicht eintreten, da ja eine Bewegung des Windes innerhalb desselben nicht stattfindet. Häufig ordnet man zwei Manometer an verschiedenen Stellen der Windleitung an; das eine in der Gebläsestube im Anschlusse an die Leitung für den kalten Wind, ein zweites am Düsenständer. Der Unter- schied in der von beiden Manometern angegebenen Spannung ergiebt den Spannungsverlust in der Leitung. Sofern man das Manometer ausschliesslich für die allgemeine Be- aufsichtigung des Ganges des Gebläses benutzen will, begnügt man sich auch wohl mit dem einen Manometer für den kalten Wind, dessen Herstellung einfacher ist; man verliert aber dadurch auch jede Beur- theilung für den Betrag der Spannungsverluste, welcher für die Aus- nutzung der vom Gebläse geleisteten Arbeit von grossem Einflusse ist. Für die Kaltwindleitung pflegt man ein Quecksilbermano- meter zu benutzen, bestehend aus einem U-förmig gebogenen, theil- weise mit Quecksilber gefüllten Rohre, dessen einer Schenkel mit der Windleitung verbunden ist. Die Höhe, welche die Oberkante der Queck- silbersäule in beiden Schenkeln einnimmt, so lange kein Winddruck herrscht, bildet den Nullpunkt; die Differenz in dem Höhenstande in den beiden Schenkeln, sobald auf das eine Ende der gepresste Wind drückt, ergiebt die Höhe der Quecksilbersäule, welche mit dem vor- handenen Winddrucke im Gleichgewichte steht. An dem offenen Schenkel pflegt man eine Scala, von dem Nullpunkte beginnend, anzubringen; 1) C. Schinz, Studien über den Hochofen zur Darstellung von Roheisen. S. 83.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/500>, abgerufen am 01.07.2024.