Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
Innern mit einer dicken Lage feuerfesten Materiales ausgekleidet. Die
Auskleidung kann durch Ausmauern mit feuerfesten Steinen oder auch
durch Ausstampfen mit feuerfester Masse bewerkstelligt werden.

Nicht mindere Rücksicht aber ist bei längeren Leitungen auf den
Umstand zu nehmen, dass die Leitungsröhren für den heissen Wind
bei der Erhitzung sich ausdehnen, ihre Länge vergrössern, und bei ein-
tretender Erkaltung sich wieder zusammenziehen. Für je 100 Grad C.
beträgt die Längenausdehnung des Eisens 0.00111; eine Leitung von
10 m Länge verlängert sich demnach bei der Erhitzung auf 400 Grad
um 4.5 cm. Um hierbei Brüche zu verhüten, müssen Vorkehrungen
getroffen werden, um der Leitung eine gewisse Beweglichkeit zu
sichern.

Solche in die Leitung eingeschaltete, eine Verlängerung und Ver-
kürzung ermöglichenden Vorrichtungen heissen Compensatoren.

Die einfachste Einrichtung eines Compensators zeigt die Abbildung
Fig. 139 (Scheibencompensator). An die Leitungsrohre sind die beiden

[Abbildung] Fig. 139.
Rohrstutzen a und b befestigt, deren Enden über
einander greifen und sich um ein gewisses Maass
in einander verschieben lassen. Damit hierbei
keine Klemmung entstehe, ist der äussere Durch-
messer des Rohrstutzens b einige Millimeter
schwächer gehalten als der innere Durchmesser
des Endes von a. Aus gut federndem Eisen-
blech von 2--3 mm Stärke sind zwei kreisrunde
Scheiben von grossem Durchmesser an a und b
befestigt, wie die Abbildung erkennen lässt, und
an ihrem äusseren Rande durch einen eingelegten
luftdicht vernieteten Metallring mit einander ver-
bunden. Dehnt sich die Leitung aus, so werden
die beiden Scheiben zusammengedrückt, um beim
Erkalten ihre ursprüngliche Stellung wieder ein-
zunehmen.

Eine andere Gattung dieser Vorrichtungen
nennt man Stopfbuchsencompensatoren.
Das Ende des einen Rohres ist abgedreht und
schiebt sich in dem mit Stopfbuchse versehenen
Ende des andern. Als Packungsmaterial für
die Stopfbuchse dient Asbest, da der sonst üb-
liche Hanf in der Temperatur des erhitzten Win-
des verkohlt werden würde.

So viel als irgend thunlich sucht man in-
dess die Zahl der erforderlichen Compensatoren durch Abkürzung der
Leitungen für den heissen Wind einzuschränken.


Ein ringförmig um den Hochofen herum laufendes Vertheilungs-
rohr nimmt schliesslich den Wind auf, um ihn durch Zweigröhren den
einzelnen Formen des Hochofens zuzuführen. Früher, so lange man
die Hochöfen mit Rauhgemäuer baute, pflegte man das Vertheilungs-

Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.
Innern mit einer dicken Lage feuerfesten Materiales ausgekleidet. Die
Auskleidung kann durch Ausmauern mit feuerfesten Steinen oder auch
durch Ausstampfen mit feuerfester Masse bewerkstelligt werden.

Nicht mindere Rücksicht aber ist bei längeren Leitungen auf den
Umstand zu nehmen, dass die Leitungsröhren für den heissen Wind
bei der Erhitzung sich ausdehnen, ihre Länge vergrössern, und bei ein-
tretender Erkaltung sich wieder zusammenziehen. Für je 100 Grad C.
beträgt die Längenausdehnung des Eisens 0.00111; eine Leitung von
10 m Länge verlängert sich demnach bei der Erhitzung auf 400 Grad
um 4.5 cm. Um hierbei Brüche zu verhüten, müssen Vorkehrungen
getroffen werden, um der Leitung eine gewisse Beweglichkeit zu
sichern.

Solche in die Leitung eingeschaltete, eine Verlängerung und Ver-
kürzung ermöglichenden Vorrichtungen heissen Compensatoren.

Die einfachste Einrichtung eines Compensators zeigt die Abbildung
Fig. 139 (Scheibencompensator). An die Leitungsrohre sind die beiden

[Abbildung] Fig. 139.
Rohrstutzen a und b befestigt, deren Enden über
einander greifen und sich um ein gewisses Maass
in einander verschieben lassen. Damit hierbei
keine Klemmung entstehe, ist der äussere Durch-
messer des Rohrstutzens b einige Millimeter
schwächer gehalten als der innere Durchmesser
des Endes von a. Aus gut federndem Eisen-
blech von 2—3 mm Stärke sind zwei kreisrunde
Scheiben von grossem Durchmesser an a und b
befestigt, wie die Abbildung erkennen lässt, und
an ihrem äusseren Rande durch einen eingelegten
luftdicht vernieteten Metallring mit einander ver-
bunden. Dehnt sich die Leitung aus, so werden
die beiden Scheiben zusammengedrückt, um beim
Erkalten ihre ursprüngliche Stellung wieder ein-
zunehmen.

Eine andere Gattung dieser Vorrichtungen
nennt man Stopfbuchsencompensatoren.
Das Ende des einen Rohres ist abgedreht und
schiebt sich in dem mit Stopfbuchse versehenen
Ende des andern. Als Packungsmaterial für
die Stopfbuchse dient Asbest, da der sonst üb-
liche Hanf in der Temperatur des erhitzten Win-
des verkohlt werden würde.

So viel als irgend thunlich sucht man in-
dess die Zahl der erforderlichen Compensatoren durch Abkürzung der
Leitungen für den heissen Wind einzuschränken.


Ein ringförmig um den Hochofen herum laufendes Vertheilungs-
rohr nimmt schliesslich den Wind auf, um ihn durch Zweigröhren den
einzelnen Formen des Hochofens zuzuführen. Früher, so lange man
die Hochöfen mit Rauhgemäuer baute, pflegte man das Vertheilungs-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0494" n="434"/><fw place="top" type="header">Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes.</fw><lb/>
Innern mit einer dicken Lage feuerfesten Materiales ausgekleidet. Die<lb/>
Auskleidung kann durch Ausmauern mit feuerfesten Steinen oder auch<lb/>
durch Ausstampfen mit feuerfester Masse bewerkstelligt werden.</p><lb/>
            <p>Nicht mindere Rücksicht aber ist bei längeren Leitungen auf den<lb/>
Umstand zu nehmen, dass die Leitungsröhren für den heissen Wind<lb/>
bei der Erhitzung sich ausdehnen, ihre Länge vergrössern, und bei ein-<lb/>
tretender Erkaltung sich wieder zusammenziehen. Für je 100 Grad C.<lb/>
beträgt die Längenausdehnung des Eisens 0.<hi rendition="#sub">00111</hi>; eine Leitung von<lb/>
10 m Länge verlängert sich demnach bei der Erhitzung auf 400 Grad<lb/>
um 4.<hi rendition="#sub">5</hi> cm. Um hierbei Brüche zu verhüten, müssen Vorkehrungen<lb/>
getroffen werden, um der Leitung eine gewisse Beweglichkeit zu<lb/>
sichern.</p><lb/>
            <p>Solche in die Leitung eingeschaltete, eine Verlängerung und Ver-<lb/>
kürzung ermöglichenden Vorrichtungen heissen <hi rendition="#b">Compensatoren.</hi></p><lb/>
            <p>Die einfachste Einrichtung eines Compensators zeigt die Abbildung<lb/>
Fig. 139 (<hi rendition="#g">Scheibencompensator</hi>). An die Leitungsrohre sind die beiden<lb/><figure><head>Fig. 139.</head></figure><lb/>
Rohrstutzen <hi rendition="#i">a</hi> und <hi rendition="#i">b</hi> befestigt, deren Enden über<lb/>
einander greifen und sich um ein gewisses Maass<lb/>
in einander verschieben lassen. Damit hierbei<lb/>
keine Klemmung entstehe, ist der äussere Durch-<lb/>
messer des Rohrstutzens <hi rendition="#i">b</hi> einige Millimeter<lb/>
schwächer gehalten als der innere Durchmesser<lb/>
des Endes von <hi rendition="#i">a</hi>. Aus gut federndem Eisen-<lb/>
blech von 2&#x2014;3 mm Stärke sind zwei kreisrunde<lb/>
Scheiben von grossem Durchmesser an <hi rendition="#i">a</hi> und <hi rendition="#i">b</hi><lb/>
befestigt, wie die Abbildung erkennen lässt, und<lb/>
an ihrem äusseren Rande durch einen eingelegten<lb/>
luftdicht vernieteten Metallring mit einander ver-<lb/>
bunden. Dehnt sich die Leitung aus, so werden<lb/>
die beiden Scheiben zusammengedrückt, um beim<lb/>
Erkalten ihre ursprüngliche Stellung wieder ein-<lb/>
zunehmen.</p><lb/>
            <p>Eine andere Gattung dieser Vorrichtungen<lb/>
nennt man <hi rendition="#g">Stopfbuchsencompensatoren</hi>.<lb/>
Das Ende des einen Rohres ist abgedreht und<lb/>
schiebt sich in dem mit Stopfbuchse versehenen<lb/>
Ende des andern. Als Packungsmaterial für<lb/>
die Stopfbuchse dient Asbest, da der sonst üb-<lb/>
liche Hanf in der Temperatur des erhitzten Win-<lb/>
des verkohlt werden würde.</p><lb/>
            <p>So viel als irgend thunlich sucht man in-<lb/>
dess die Zahl der erforderlichen Compensatoren durch Abkürzung der<lb/>
Leitungen für den heissen Wind einzuschränken.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Ein ringförmig um den Hochofen herum laufendes Vertheilungs-<lb/>
rohr nimmt schliesslich den Wind auf, um ihn durch Zweigröhren den<lb/>
einzelnen Formen des Hochofens zuzuführen. Früher, so lange man<lb/>
die Hochöfen mit Rauhgemäuer baute, pflegte man das Vertheilungs-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[434/0494] Die Erzeugung, Erhitzung und Fortleitung des Gebläsewindes. Innern mit einer dicken Lage feuerfesten Materiales ausgekleidet. Die Auskleidung kann durch Ausmauern mit feuerfesten Steinen oder auch durch Ausstampfen mit feuerfester Masse bewerkstelligt werden. Nicht mindere Rücksicht aber ist bei längeren Leitungen auf den Umstand zu nehmen, dass die Leitungsröhren für den heissen Wind bei der Erhitzung sich ausdehnen, ihre Länge vergrössern, und bei ein- tretender Erkaltung sich wieder zusammenziehen. Für je 100 Grad C. beträgt die Längenausdehnung des Eisens 0.00111; eine Leitung von 10 m Länge verlängert sich demnach bei der Erhitzung auf 400 Grad um 4.5 cm. Um hierbei Brüche zu verhüten, müssen Vorkehrungen getroffen werden, um der Leitung eine gewisse Beweglichkeit zu sichern. Solche in die Leitung eingeschaltete, eine Verlängerung und Ver- kürzung ermöglichenden Vorrichtungen heissen Compensatoren. Die einfachste Einrichtung eines Compensators zeigt die Abbildung Fig. 139 (Scheibencompensator). An die Leitungsrohre sind die beiden [Abbildung Fig. 139.] Rohrstutzen a und b befestigt, deren Enden über einander greifen und sich um ein gewisses Maass in einander verschieben lassen. Damit hierbei keine Klemmung entstehe, ist der äussere Durch- messer des Rohrstutzens b einige Millimeter schwächer gehalten als der innere Durchmesser des Endes von a. Aus gut federndem Eisen- blech von 2—3 mm Stärke sind zwei kreisrunde Scheiben von grossem Durchmesser an a und b befestigt, wie die Abbildung erkennen lässt, und an ihrem äusseren Rande durch einen eingelegten luftdicht vernieteten Metallring mit einander ver- bunden. Dehnt sich die Leitung aus, so werden die beiden Scheiben zusammengedrückt, um beim Erkalten ihre ursprüngliche Stellung wieder ein- zunehmen. Eine andere Gattung dieser Vorrichtungen nennt man Stopfbuchsencompensatoren. Das Ende des einen Rohres ist abgedreht und schiebt sich in dem mit Stopfbuchse versehenen Ende des andern. Als Packungsmaterial für die Stopfbuchse dient Asbest, da der sonst üb- liche Hanf in der Temperatur des erhitzten Win- des verkohlt werden würde. So viel als irgend thunlich sucht man in- dess die Zahl der erforderlichen Compensatoren durch Abkürzung der Leitungen für den heissen Wind einzuschränken. Ein ringförmig um den Hochofen herum laufendes Vertheilungs- rohr nimmt schliesslich den Wind auf, um ihn durch Zweigröhren den einzelnen Formen des Hochofens zuzuführen. Früher, so lange man die Hochöfen mit Rauhgemäuer baute, pflegte man das Vertheilungs-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/494
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/494>, abgerufen am 14.08.2024.