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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Winderhitzungs-Apparate mit stehenden Röhren.
einem Ganzen vereinigt; um aber den Röhren einen sichereren Stand zu
geben, hat man die Köpfe zweier gegenüberstehenden Röhren gegen
einander gekrümmt, wodurch sie die eigenthümliche, einem Pistolen-
kolben ähnliche Form erhalten, und sie mit an-
gegossenen Nasen versehen, welche sich gegen
einander legen.

Der Wind wird ausserhalb des Apparates
in zwei getrennte Rohre vertheilt, deren eines mit
der Abtheilung h des links befindlichen Fuss-
kastens und deren anderes mit der Abtheilung a
des rechts befindlichen Fusskastens verbunden ist.
Auf jedem Fusskasten sind sechs bis neun Pisto-
lenröhren angebracht, in welche der Wind gleich-
zeitig eintritt, um, wie es die Pfeile andeuten, in
der einen Hälfte auf- und in der andern abwärts
zu ziehen, worauf derselbe in die Abtheilungen g
und b der Fusskästen gelangt. Aus den Ver-
längerungen dieser Abtheilungen g und b steigt
der Wind in der zweiten Hälfte des Apparates
wiederum in eben solchen Pistolenröhren, jedoch
selbstverständlich in entgegengesetzter Richtung als

[Abbildung] Fig. 123.
zuvor, auf- und abwärts, gelangt hierbei in die in der Verlängerung von
h und a liegenden Abtheilungen der Fusskästen (welche von h und a
durch eine Scheidewand getrennt sind) und wird von hier aus gewöhn-
lich nach aussen in das gemeinschaftliche Heisswindrohr geführt.

Die Pistolenröhrenapparate, welche im Anfange der sechziger Jahre
zuerst auftauchten und dann rasch eine ziemlich ausgedehnte Ver-
breitung fanden, zeichnen sich vor den Calderapparaten durch eine
grössere Haltbarkeit aus, geben aber wegen der starken Krümmung,
welche der Wind innerhalb der einzelnen Röhren zurückzulegen hat,
Veranlassung zu starken Pressungsverlusten, während jener Beweg-
grund, der bei den liegenden Apparaten zur Anwendung von Doppel-
röhren führte, die Ersparung an Krümmlingen, hier ausser Betracht
kommt, da bei allen stehenden Apparaten ohnehin die Röhren voll-
ständig im Feuer liegen.

Aus diesen Gründen sind die Pistolenröhrenapparate in der Jetzt-
zeit selten geworden und werden voraussichtlich bald vollständig ver-
schwunden sein.

Cleveländer Doppelröhrenapparate. Diese seit Anfang der
siebziger Jahre zuerst in Cleveland, später auch auf verschiedenen con-
tinentalen Hochofenwerken zur Anwendung gebrachten Apparate haben
mit den Pistolenröhrenapparaten die Vereinigung zweier Röhren zu
einem Ganzen gemeinsam, unterscheiden sich jedoch übrigens sehr
wesentlich von denselben. Die Abbildungen Fig. 124 und 125 zeigen
die Einrichtung derartiger neuerdings in Gleiwitz für den dortigen Hoch-
ofenbetrieb erbauter Apparate.1)

1) Ztschr. für Berg-, Hütten- u. Salinenwesen in Preussen, Bd. 30, Texttafel f.

Winderhitzungs-Apparate mit stehenden Röhren.
einem Ganzen vereinigt; um aber den Röhren einen sichereren Stand zu
geben, hat man die Köpfe zweier gegenüberstehenden Röhren gegen
einander gekrümmt, wodurch sie die eigenthümliche, einem Pistolen-
kolben ähnliche Form erhalten, und sie mit an-
gegossenen Nasen versehen, welche sich gegen
einander legen.

Der Wind wird ausserhalb des Apparates
in zwei getrennte Rohre vertheilt, deren eines mit
der Abtheilung h des links befindlichen Fuss-
kastens und deren anderes mit der Abtheilung a
des rechts befindlichen Fusskastens verbunden ist.
Auf jedem Fusskasten sind sechs bis neun Pisto-
lenröhren angebracht, in welche der Wind gleich-
zeitig eintritt, um, wie es die Pfeile andeuten, in
der einen Hälfte auf- und in der andern abwärts
zu ziehen, worauf derselbe in die Abtheilungen g
und b der Fusskästen gelangt. Aus den Ver-
längerungen dieser Abtheilungen g und b steigt
der Wind in der zweiten Hälfte des Apparates
wiederum in eben solchen Pistolenröhren, jedoch
selbstverständlich in entgegengesetzter Richtung als

[Abbildung] Fig. 123.
zuvor, auf- und abwärts, gelangt hierbei in die in der Verlängerung von
h und a liegenden Abtheilungen der Fusskästen (welche von h und a
durch eine Scheidewand getrennt sind) und wird von hier aus gewöhn-
lich nach aussen in das gemeinschaftliche Heisswindrohr geführt.

Die Pistolenröhrenapparate, welche im Anfange der sechziger Jahre
zuerst auftauchten und dann rasch eine ziemlich ausgedehnte Ver-
breitung fanden, zeichnen sich vor den Calderapparaten durch eine
grössere Haltbarkeit aus, geben aber wegen der starken Krümmung,
welche der Wind innerhalb der einzelnen Röhren zurückzulegen hat,
Veranlassung zu starken Pressungsverlusten, während jener Beweg-
grund, der bei den liegenden Apparaten zur Anwendung von Doppel-
röhren führte, die Ersparung an Krümmlingen, hier ausser Betracht
kommt, da bei allen stehenden Apparaten ohnehin die Röhren voll-
ständig im Feuer liegen.

Aus diesen Gründen sind die Pistolenröhrenapparate in der Jetzt-
zeit selten geworden und werden voraussichtlich bald vollständig ver-
schwunden sein.

Cleveländer Doppelröhrenapparate. Diese seit Anfang der
siebziger Jahre zuerst in Cleveland, später auch auf verschiedenen con-
tinentalen Hochofenwerken zur Anwendung gebrachten Apparate haben
mit den Pistolenröhrenapparaten die Vereinigung zweier Röhren zu
einem Ganzen gemeinsam, unterscheiden sich jedoch übrigens sehr
wesentlich von denselben. Die Abbildungen Fig. 124 und 125 zeigen
die Einrichtung derartiger neuerdings in Gleiwitz für den dortigen Hoch-
ofenbetrieb erbauter Apparate.1)

1) Ztschr. für Berg-, Hütten- u. Salinenwesen in Preussen, Bd. 30, Texttafel f.
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[413/0469] Winderhitzungs-Apparate mit stehenden Röhren. einem Ganzen vereinigt; um aber den Röhren einen sichereren Stand zu geben, hat man die Köpfe zweier gegenüberstehenden Röhren gegen einander gekrümmt, wodurch sie die eigenthümliche, einem Pistolen- kolben ähnliche Form erhalten, und sie mit an- gegossenen Nasen versehen, welche sich gegen einander legen. Der Wind wird ausserhalb des Apparates in zwei getrennte Rohre vertheilt, deren eines mit der Abtheilung h des links befindlichen Fuss- kastens und deren anderes mit der Abtheilung a des rechts befindlichen Fusskastens verbunden ist. Auf jedem Fusskasten sind sechs bis neun Pisto- lenröhren angebracht, in welche der Wind gleich- zeitig eintritt, um, wie es die Pfeile andeuten, in der einen Hälfte auf- und in der andern abwärts zu ziehen, worauf derselbe in die Abtheilungen g und b der Fusskästen gelangt. Aus den Ver- längerungen dieser Abtheilungen g und b steigt der Wind in der zweiten Hälfte des Apparates wiederum in eben solchen Pistolenröhren, jedoch selbstverständlich in entgegengesetzter Richtung als [Abbildung Fig. 123.] zuvor, auf- und abwärts, gelangt hierbei in die in der Verlängerung von h und a liegenden Abtheilungen der Fusskästen (welche von h und a durch eine Scheidewand getrennt sind) und wird von hier aus gewöhn- lich nach aussen in das gemeinschaftliche Heisswindrohr geführt. Die Pistolenröhrenapparate, welche im Anfange der sechziger Jahre zuerst auftauchten und dann rasch eine ziemlich ausgedehnte Ver- breitung fanden, zeichnen sich vor den Calderapparaten durch eine grössere Haltbarkeit aus, geben aber wegen der starken Krümmung, welche der Wind innerhalb der einzelnen Röhren zurückzulegen hat, Veranlassung zu starken Pressungsverlusten, während jener Beweg- grund, der bei den liegenden Apparaten zur Anwendung von Doppel- röhren führte, die Ersparung an Krümmlingen, hier ausser Betracht kommt, da bei allen stehenden Apparaten ohnehin die Röhren voll- ständig im Feuer liegen. Aus diesen Gründen sind die Pistolenröhrenapparate in der Jetzt- zeit selten geworden und werden voraussichtlich bald vollständig ver- schwunden sein. Cleveländer Doppelröhrenapparate. Diese seit Anfang der siebziger Jahre zuerst in Cleveland, später auch auf verschiedenen con- tinentalen Hochofenwerken zur Anwendung gebrachten Apparate haben mit den Pistolenröhrenapparaten die Vereinigung zweier Röhren zu einem Ganzen gemeinsam, unterscheiden sich jedoch übrigens sehr wesentlich von denselben. Die Abbildungen Fig. 124 und 125 zeigen die Einrichtung derartiger neuerdings in Gleiwitz für den dortigen Hoch- ofenbetrieb erbauter Apparate. 1) 1) Ztschr. für Berg-, Hütten- u. Salinenwesen in Preussen, Bd. 30, Texttafel f.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/469>, abgerufen am 23.07.2024.