Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
5. Bei Anwendung stückförmiger Brennstoffe wird die Verbrennung zu Kohlensäure durch verhältnissmässig geringe von denselben dargebotene Oberfläche befördert; dichte und grossstückige Brennstoffe liefern daher reich- lichere Mengen von Kohlensäure als poröse und klein- stückige.
Je geringer die von dem Brennstoffe dargebotene Oberfläche ist, desto grösser ist das Verhältniss zwischen den vorhandenen Sauerstoff- atomen und den von denselben berührten Kohlenstoffatomen, desto grösser mithin der augenblickliche Sauerstoffüberschuss, desto reichlicher entsteht Kohlensäure. Daher ist das Verhältniss der entstehenden Kohlensäure zum entstehenden Kohlenoxyd unter übrigens gleichen Verhältnissen weit grösser, wenn Koks als wenn Holzkohlen, die eine erheblich geringere Dichtigkeit besitzen, verbrannt werden. In der- selben Weise wie freier Sauerstoff verhält sich Kohlensäure, wenn die- selbe durch glühende Kohlen geleitet wird; d. h. von den letzteren wird durch die Kohlensäure eine um so geringere Menge verbrannt, die Kohlensäure wird um so unvollständiger reducirt, je dichter die Kohlen sind. Bell1) fand z. B. nach dem Hinüberleiten von Kohlen- säure über glühende Kohlen in dem Gasgemenge:
[Tabelle]
In naher Beziehung zu diesen Einflüssen der Dichtigkeit des Brennstoffes auf die Vollständigkeit der Verbrennung steht bei An- wendung von Gebläsewind die Thatsache, dass stark gepresster Wind Kohlenoxydgasbildung, weniger stark gepresster Kohlensäurebildung befördert. Denn in je stärker gepresstem Zustande der Wind zwischen die Stücke und in die Poren des Brenn- stoffes eindringt, je weniger Raum er selbst also einnimmt und je weniger Oberfläche er darbietet, desto grösser ist das Verhältniss der vom Brennstoffe ihm gebotenen Fläche, desto mehr Atome Kohlenstoff werden durch die gleiche Menge Sauerstoff verbrannt, desto reichlicher wird Kohlenoxydgas entstehen. Pressung des Windes wirkt also ebenso wie Porosität des Brennstoffes; und aus den nämlichen Ursachen.
6. Bei Verbrennung gasförmiger Brennstoffe wird die vollständige und rasche Verbrennung befördert, wenn die Verbrennungsluft und die zu verbrennenden Gase in ver- schiedener Richtung und mit verschiedener Geschwindig- keit auf einander treffen. Die Richtigkeit dieses Lehrsatzes lässt sich leicht aus dem Umstande herleiten, dass die Mischung von Gas und Luft durch jene Verschiedenheiten in der Richtung und Ge- schwindigkeit beider Ströme erleichtert wird; eine rasche und innige Mischung beschleunigt aber auch nach Lehrsatz 3) die Verbrennung.
1) The Journal of the Iron and Steel Institute 1872 I, p. 74; Jahrbuch der Bergakademieen zu Leoben und Pribram Band XXI, S. 234.
Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
5. Bei Anwendung stückförmiger Brennstoffe wird die Verbrennung zu Kohlensäure durch verhältnissmässig geringe von denselben dargebotene Oberfläche befördert; dichte und grossstückige Brennstoffe liefern daher reich- lichere Mengen von Kohlensäure als poröse und klein- stückige.
Je geringer die von dem Brennstoffe dargebotene Oberfläche ist, desto grösser ist das Verhältniss zwischen den vorhandenen Sauerstoff- atomen und den von denselben berührten Kohlenstoffatomen, desto grösser mithin der augenblickliche Sauerstoffüberschuss, desto reichlicher entsteht Kohlensäure. Daher ist das Verhältniss der entstehenden Kohlensäure zum entstehenden Kohlenoxyd unter übrigens gleichen Verhältnissen weit grösser, wenn Koks als wenn Holzkohlen, die eine erheblich geringere Dichtigkeit besitzen, verbrannt werden. In der- selben Weise wie freier Sauerstoff verhält sich Kohlensäure, wenn die- selbe durch glühende Kohlen geleitet wird; d. h. von den letzteren wird durch die Kohlensäure eine um so geringere Menge verbrannt, die Kohlensäure wird um so unvollständiger reducirt, je dichter die Kohlen sind. Bell1) fand z. B. nach dem Hinüberleiten von Kohlen- säure über glühende Kohlen in dem Gasgemenge:
[Tabelle]
In naher Beziehung zu diesen Einflüssen der Dichtigkeit des Brennstoffes auf die Vollständigkeit der Verbrennung steht bei An- wendung von Gebläsewind die Thatsache, dass stark gepresster Wind Kohlenoxydgasbildung, weniger stark gepresster Kohlensäurebildung befördert. Denn in je stärker gepresstem Zustande der Wind zwischen die Stücke und in die Poren des Brenn- stoffes eindringt, je weniger Raum er selbst also einnimmt und je weniger Oberfläche er darbietet, desto grösser ist das Verhältniss der vom Brennstoffe ihm gebotenen Fläche, desto mehr Atome Kohlenstoff werden durch die gleiche Menge Sauerstoff verbrannt, desto reichlicher wird Kohlenoxydgas entstehen. Pressung des Windes wirkt also ebenso wie Porosität des Brennstoffes; und aus den nämlichen Ursachen.
6. Bei Verbrennung gasförmiger Brennstoffe wird die vollständige und rasche Verbrennung befördert, wenn die Verbrennungsluft und die zu verbrennenden Gase in ver- schiedener Richtung und mit verschiedener Geschwindig- keit auf einander treffen. Die Richtigkeit dieses Lehrsatzes lässt sich leicht aus dem Umstande herleiten, dass die Mischung von Gas und Luft durch jene Verschiedenheiten in der Richtung und Ge- schwindigkeit beider Ströme erleichtert wird; eine rasche und innige Mischung beschleunigt aber auch nach Lehrsatz 3) die Verbrennung.
1) The Journal of the Iron and Steel Institute 1872 I, p. 74; Jahrbuch der Bergakademieen zu Leoben und Pribram Band XXI, S. 234.
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Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
5. Bei Anwendung stückförmiger Brennstoffe wird die
Verbrennung zu Kohlensäure durch verhältnissmässig
geringe von denselben dargebotene Oberfläche befördert;
dichte und grossstückige Brennstoffe liefern daher reich-
lichere Mengen von Kohlensäure als poröse und klein-
stückige.
Je geringer die von dem Brennstoffe dargebotene Oberfläche ist,
desto grösser ist das Verhältniss zwischen den vorhandenen Sauerstoff-
atomen und den von denselben berührten Kohlenstoffatomen, desto
grösser mithin der augenblickliche Sauerstoffüberschuss, desto reichlicher
entsteht Kohlensäure. Daher ist das Verhältniss der entstehenden
Kohlensäure zum entstehenden Kohlenoxyd unter übrigens gleichen
Verhältnissen weit grösser, wenn Koks als wenn Holzkohlen, die eine
erheblich geringere Dichtigkeit besitzen, verbrannt werden. In der-
selben Weise wie freier Sauerstoff verhält sich Kohlensäure, wenn die-
selbe durch glühende Kohlen geleitet wird; d. h. von den letzteren wird
durch die Kohlensäure eine um so geringere Menge verbrannt, die
Kohlensäure wird um so unvollständiger reducirt, je dichter die
Kohlen sind. Bell 1) fand z. B. nach dem Hinüberleiten von Kohlen-
säure über glühende Kohlen in dem Gasgemenge:
In naher Beziehung zu diesen Einflüssen der Dichtigkeit des
Brennstoffes auf die Vollständigkeit der Verbrennung steht bei An-
wendung von Gebläsewind die Thatsache, dass stark gepresster
Wind Kohlenoxydgasbildung, weniger stark gepresster
Kohlensäurebildung befördert. Denn in je stärker gepresstem
Zustande der Wind zwischen die Stücke und in die Poren des Brenn-
stoffes eindringt, je weniger Raum er selbst also einnimmt und je
weniger Oberfläche er darbietet, desto grösser ist das Verhältniss der
vom Brennstoffe ihm gebotenen Fläche, desto mehr Atome Kohlenstoff
werden durch die gleiche Menge Sauerstoff verbrannt, desto reichlicher
wird Kohlenoxydgas entstehen. Pressung des Windes wirkt also ebenso
wie Porosität des Brennstoffes; und aus den nämlichen Ursachen.
6. Bei Verbrennung gasförmiger Brennstoffe wird die
vollständige und rasche Verbrennung befördert, wenn die
Verbrennungsluft und die zu verbrennenden Gase in ver-
schiedener Richtung und mit verschiedener Geschwindig-
keit auf einander treffen. Die Richtigkeit dieses Lehrsatzes lässt
sich leicht aus dem Umstande herleiten, dass die Mischung von Gas
und Luft durch jene Verschiedenheiten in der Richtung und Ge-
schwindigkeit beider Ströme erleichtert wird; eine rasche und innige
Mischung beschleunigt aber auch nach Lehrsatz 3) die Verbrennung.
1) The Journal of the Iron and Steel Institute 1872 I, p. 74; Jahrbuch der
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/46>, abgerufen am 21.11.2024.
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