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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
und sonstige Beschaffenheit unter den Nebenproducten des Hochofens
weiter unten besprochen ist.

Die Menge des Wasserdampfes richtet sich nach dem Wasser-
gehalte der Beschickung, die Menge des Gichtstaubes nach der Zusam-
mensetzung derselben und der im Hochofen herrschenden Temperatur.
Er tritt bei stark basischen Beschickungen und hoher Temperatur durch-
weg reichlicher auf als bei kieselsäurereicheren Beschickungen und
weniger hoher Temperatur.

Beide Körper, der Wasserdampf wie der Gichtstaub, erniedrigen
durch ihre Anwesenheit natürlicherweise die Verbrennungstemperatur
der Gichtgase, schmälern dadurch die Wärmeausnutzung und können,
wenn sie in grösseren Mengen auftreten, sogar die Entzündbarkeit der
Gase vollständig aufheben.

Es ist mithin von Wichtigkeit, die Gichtgase, ehe sie an den Ort
ihrer Verwendung gelangen, so viel als thunlich von diesen schädlichen
Beimengungen zu befreien.

Wasserdampf wird in längeren Leitungen infolge der stattfindenden
Abkühlung von selbst verdichtet werden, und man pflegt deshalb von
der Anordnung besonderer Condensationsvorrichtungen abzusehen. Mit-
unter, bei wasserreichen Beschickungen, hat man wohl eine Brause an
einer geeigneten Stelle des Leitungsrohres angebracht, um mit Hilfe
eingespritzter Wasserstrahlen eine stärkere Verdichtung des mitgeführten
Wasserdampfes hervorzubringen.

Staub lagert sich während der Fortbewegung der Gase in um so
reichlicheren Mengen in den Leitungsröhren selbst ab, je langsamer die
Bewegung der Gase in den letzteren, d. h. je grösser der Durchmesser
derselben ist.

Es ist mithin erforderlich, an den Leitungsröhren Vorkehrungen
anzubringen, welche es ermöglichen, von Zeit zu Zeit die verdichteten,
beziehentlich abgelagerten Körper zu entfernen, und, so viel als irgend
thunlich, die Ansammlung derselben auf gewisse Stellen der Leitung
zu concentriren.

An den Enden der Leitungsrohre, sowohl der wagerechten, als
senkrechten oder geneigten, bringt man leicht zu öffnende Verschluss-
klappen an, welche die Entfernung des Staubes gestatten, nachdem das
Gas abgesperrt worden ist. Bei den Abbildungen Fig. 83 auf S. 343,
Fig. 103 auf S. 372, Fig. 105 auf S. 376, Fig. 106 auf S. 378 sind
diese Reinigungsverschlüsse deutlich erkennbar. Die Verschlussklappe
selbst besteht aus Gusseisen, dreht sich in einem Scharnier und liegt,
wenn sie sich am oberen Ende eines senkrechten Rohres befindet,
horizontal auf der entsprechenden, mit gusseisernem abgedrehtem oder
glatt gehobeltem Flantsche versehenen Oeffnung auf; an dem Ende
horizontaler Röhren giebt man, wie aus den genannten Abbildungen
zu ersehen ist, den Klappen eine etwas geneigte Lage, so dass sie von
selbst auf der zugehörigen Oeffnung aufliegen und eine andere Be-
festigung oder Verdichtung als etwa ein Verstreichen der Fuge mit
Lehm nicht erforderlich ist. In solcher Anordnung erfüllen sie zugleich
den andern Zweck, als Sicherheitsvorrichtung bei vorkommenden Ex-
plosionen in der Gasleitung zu dienen; sie werden dann durch die

Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase.
und sonstige Beschaffenheit unter den Nebenproducten des Hochofens
weiter unten besprochen ist.

Die Menge des Wasserdampfes richtet sich nach dem Wasser-
gehalte der Beschickung, die Menge des Gichtstaubes nach der Zusam-
mensetzung derselben und der im Hochofen herrschenden Temperatur.
Er tritt bei stark basischen Beschickungen und hoher Temperatur durch-
weg reichlicher auf als bei kieselsäurereicheren Beschickungen und
weniger hoher Temperatur.

Beide Körper, der Wasserdampf wie der Gichtstaub, erniedrigen
durch ihre Anwesenheit natürlicherweise die Verbrennungstemperatur
der Gichtgase, schmälern dadurch die Wärmeausnutzung und können,
wenn sie in grösseren Mengen auftreten, sogar die Entzündbarkeit der
Gase vollständig aufheben.

Es ist mithin von Wichtigkeit, die Gichtgase, ehe sie an den Ort
ihrer Verwendung gelangen, so viel als thunlich von diesen schädlichen
Beimengungen zu befreien.

Wasserdampf wird in längeren Leitungen infolge der stattfindenden
Abkühlung von selbst verdichtet werden, und man pflegt deshalb von
der Anordnung besonderer Condensationsvorrichtungen abzusehen. Mit-
unter, bei wasserreichen Beschickungen, hat man wohl eine Brause an
einer geeigneten Stelle des Leitungsrohres angebracht, um mit Hilfe
eingespritzter Wasserstrahlen eine stärkere Verdichtung des mitgeführten
Wasserdampfes hervorzubringen.

Staub lagert sich während der Fortbewegung der Gase in um so
reichlicheren Mengen in den Leitungsröhren selbst ab, je langsamer die
Bewegung der Gase in den letzteren, d. h. je grösser der Durchmesser
derselben ist.

Es ist mithin erforderlich, an den Leitungsröhren Vorkehrungen
anzubringen, welche es ermöglichen, von Zeit zu Zeit die verdichteten,
beziehentlich abgelagerten Körper zu entfernen, und, so viel als irgend
thunlich, die Ansammlung derselben auf gewisse Stellen der Leitung
zu concentriren.

An den Enden der Leitungsrohre, sowohl der wagerechten, als
senkrechten oder geneigten, bringt man leicht zu öffnende Verschluss-
klappen an, welche die Entfernung des Staubes gestatten, nachdem das
Gas abgesperrt worden ist. Bei den Abbildungen Fig. 83 auf S. 343,
Fig. 103 auf S. 372, Fig. 105 auf S. 376, Fig. 106 auf S. 378 sind
diese Reinigungsverschlüsse deutlich erkennbar. Die Verschlussklappe
selbst besteht aus Gusseisen, dreht sich in einem Scharnier und liegt,
wenn sie sich am oberen Ende eines senkrechten Rohres befindet,
horizontal auf der entsprechenden, mit gusseisernem abgedrehtem oder
glatt gehobeltem Flantsche versehenen Oeffnung auf; an dem Ende
horizontaler Röhren giebt man, wie aus den genannten Abbildungen
zu ersehen ist, den Klappen eine etwas geneigte Lage, so dass sie von
selbst auf der zugehörigen Oeffnung aufliegen und eine andere Be-
festigung oder Verdichtung als etwa ein Verstreichen der Fuge mit
Lehm nicht erforderlich ist. In solcher Anordnung erfüllen sie zugleich
den andern Zweck, als Sicherheitsvorrichtung bei vorkommenden Ex-
plosionen in der Gasleitung zu dienen; sie werden dann durch die

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[383/0437] Die Apparate zur Entziehung und Fortleitung der Gichtgase. und sonstige Beschaffenheit unter den Nebenproducten des Hochofens weiter unten besprochen ist. Die Menge des Wasserdampfes richtet sich nach dem Wasser- gehalte der Beschickung, die Menge des Gichtstaubes nach der Zusam- mensetzung derselben und der im Hochofen herrschenden Temperatur. Er tritt bei stark basischen Beschickungen und hoher Temperatur durch- weg reichlicher auf als bei kieselsäurereicheren Beschickungen und weniger hoher Temperatur. Beide Körper, der Wasserdampf wie der Gichtstaub, erniedrigen durch ihre Anwesenheit natürlicherweise die Verbrennungstemperatur der Gichtgase, schmälern dadurch die Wärmeausnutzung und können, wenn sie in grösseren Mengen auftreten, sogar die Entzündbarkeit der Gase vollständig aufheben. Es ist mithin von Wichtigkeit, die Gichtgase, ehe sie an den Ort ihrer Verwendung gelangen, so viel als thunlich von diesen schädlichen Beimengungen zu befreien. Wasserdampf wird in längeren Leitungen infolge der stattfindenden Abkühlung von selbst verdichtet werden, und man pflegt deshalb von der Anordnung besonderer Condensationsvorrichtungen abzusehen. Mit- unter, bei wasserreichen Beschickungen, hat man wohl eine Brause an einer geeigneten Stelle des Leitungsrohres angebracht, um mit Hilfe eingespritzter Wasserstrahlen eine stärkere Verdichtung des mitgeführten Wasserdampfes hervorzubringen. Staub lagert sich während der Fortbewegung der Gase in um so reichlicheren Mengen in den Leitungsröhren selbst ab, je langsamer die Bewegung der Gase in den letzteren, d. h. je grösser der Durchmesser derselben ist. Es ist mithin erforderlich, an den Leitungsröhren Vorkehrungen anzubringen, welche es ermöglichen, von Zeit zu Zeit die verdichteten, beziehentlich abgelagerten Körper zu entfernen, und, so viel als irgend thunlich, die Ansammlung derselben auf gewisse Stellen der Leitung zu concentriren. An den Enden der Leitungsrohre, sowohl der wagerechten, als senkrechten oder geneigten, bringt man leicht zu öffnende Verschluss- klappen an, welche die Entfernung des Staubes gestatten, nachdem das Gas abgesperrt worden ist. Bei den Abbildungen Fig. 83 auf S. 343, Fig. 103 auf S. 372, Fig. 105 auf S. 376, Fig. 106 auf S. 378 sind diese Reinigungsverschlüsse deutlich erkennbar. Die Verschlussklappe selbst besteht aus Gusseisen, dreht sich in einem Scharnier und liegt, wenn sie sich am oberen Ende eines senkrechten Rohres befindet, horizontal auf der entsprechenden, mit gusseisernem abgedrehtem oder glatt gehobeltem Flantsche versehenen Oeffnung auf; an dem Ende horizontaler Röhren giebt man, wie aus den genannten Abbildungen zu ersehen ist, den Klappen eine etwas geneigte Lage, so dass sie von selbst auf der zugehörigen Oeffnung aufliegen und eine andere Be- festigung oder Verdichtung als etwa ein Verstreichen der Fuge mit Lehm nicht erforderlich ist. In solcher Anordnung erfüllen sie zugleich den andern Zweck, als Sicherheitsvorrichtung bei vorkommenden Ex- plosionen in der Gasleitung zu dienen; sie werden dann durch die

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/437>, abgerufen am 19.05.2024.