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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
richtung erforderlich, durch welche das Einfüllen der vorher in Bereit-
schaft gehaltenen Materialien in kürzester Zeit, während welcher aller-
dings ein Oeffnen des Gichtverschlusses unumgänglich ist, bewirkt
werden kann; und damit nicht während dieses Oeffnens von aussen her
Luft in das Gasableitungsrohr eintrete und Explosionen hervorrufe, muss
ausserdem eine Vorrichtung vorhanden sein, welche in Form eines
Schiebers oder Ventils -- am besten selbstthätig wirksam -- die Leitung
in dem Augenblicke absperrt, wo der Gichtverschluss geöffnet wird. In
einfacher Weise lässt sich diese selbstthätige Wirkung des Apparates her-
vorbringen, indem man durch Ketten, die in entsprechender Weise über
Rollen geführt sind, jene Verschlussvorrichtung für die Leitung mit dem
Mechanismus zum Oeffnen des Gichtverschlusses verbindet, so dass beide
Theile gleichzeitig bewegt werden müssen.

Parry's Gasfang. Diese auch unter der Bezeichnung Parry'scher
Trichter bekannte Vorrichtung ist in Fig. 104 abgebildet. 1) Der

[Abbildung] Fig. 104.
Apparat wurde von Parry im Jahre 1850 zuerst auf den Ebbw-Vale
Eisenwerken angewendet und hat seitdem in Grossbritannien eine sehr
häufige Anwendung gefunden; seltener sieht man denselben in dieser
ursprünglichen Form auf deutschen Eisenwerken.

Er besteht aus zwei Haupttheilen, dem gusseisernen festliegenden
Trichter a und dem aus Blech oder Gusseisen gefertigten Kegel b,
welcher an Ketten aufgehängt ist und mit Hilfe derselben gehoben und
gesenkt werden kann. Den Trichter pflegt man in zwei Stücken zu
giessen, deren unteres a mit einem Rande in einem Ringe des oberen
Stückes c aufruht, so dass es ohne Schwierigkeit herausgenommen wer-
den kann, während das Stück c fest eingemauert ist. Der grösste Durch-
messer des Kegels b aber ist etwas kleiner als der engste Durchmesser
des Stückes c, so dass auch jener aus dem Ofen entfernt werden kann,

1) Gasfang des Hochofens Nr. 1 der Bochumer Gussstahlfabrik.

Der Hochofen.
richtung erforderlich, durch welche das Einfüllen der vorher in Bereit-
schaft gehaltenen Materialien in kürzester Zeit, während welcher aller-
dings ein Oeffnen des Gichtverschlusses unumgänglich ist, bewirkt
werden kann; und damit nicht während dieses Oeffnens von aussen her
Luft in das Gasableitungsrohr eintrete und Explosionen hervorrufe, muss
ausserdem eine Vorrichtung vorhanden sein, welche in Form eines
Schiebers oder Ventils — am besten selbstthätig wirksam — die Leitung
in dem Augenblicke absperrt, wo der Gichtverschluss geöffnet wird. In
einfacher Weise lässt sich diese selbstthätige Wirkung des Apparates her-
vorbringen, indem man durch Ketten, die in entsprechender Weise über
Rollen geführt sind, jene Verschlussvorrichtung für die Leitung mit dem
Mechanismus zum Oeffnen des Gichtverschlusses verbindet, so dass beide
Theile gleichzeitig bewegt werden müssen.

Parry’s Gasfang. Diese auch unter der Bezeichnung Parry’scher
Trichter bekannte Vorrichtung ist in Fig. 104 abgebildet. 1) Der

[Abbildung] Fig. 104.
Apparat wurde von Parry im Jahre 1850 zuerst auf den Ebbw-Vale
Eisenwerken angewendet und hat seitdem in Grossbritannien eine sehr
häufige Anwendung gefunden; seltener sieht man denselben in dieser
ursprünglichen Form auf deutschen Eisenwerken.

Er besteht aus zwei Haupttheilen, dem gusseisernen festliegenden
Trichter a und dem aus Blech oder Gusseisen gefertigten Kegel b,
welcher an Ketten aufgehängt ist und mit Hilfe derselben gehoben und
gesenkt werden kann. Den Trichter pflegt man in zwei Stücken zu
giessen, deren unteres a mit einem Rande in einem Ringe des oberen
Stückes c aufruht, so dass es ohne Schwierigkeit herausgenommen wer-
den kann, während das Stück c fest eingemauert ist. Der grösste Durch-
messer des Kegels b aber ist etwas kleiner als der engste Durchmesser
des Stückes c, so dass auch jener aus dem Ofen entfernt werden kann,

1) Gasfang des Hochofens Nr. 1 der Bochumer Gussstahlfabrik.
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[374/0428] Der Hochofen. richtung erforderlich, durch welche das Einfüllen der vorher in Bereit- schaft gehaltenen Materialien in kürzester Zeit, während welcher aller- dings ein Oeffnen des Gichtverschlusses unumgänglich ist, bewirkt werden kann; und damit nicht während dieses Oeffnens von aussen her Luft in das Gasableitungsrohr eintrete und Explosionen hervorrufe, muss ausserdem eine Vorrichtung vorhanden sein, welche in Form eines Schiebers oder Ventils — am besten selbstthätig wirksam — die Leitung in dem Augenblicke absperrt, wo der Gichtverschluss geöffnet wird. In einfacher Weise lässt sich diese selbstthätige Wirkung des Apparates her- vorbringen, indem man durch Ketten, die in entsprechender Weise über Rollen geführt sind, jene Verschlussvorrichtung für die Leitung mit dem Mechanismus zum Oeffnen des Gichtverschlusses verbindet, so dass beide Theile gleichzeitig bewegt werden müssen. Parry’s Gasfang. Diese auch unter der Bezeichnung Parry’scher Trichter bekannte Vorrichtung ist in Fig. 104 abgebildet. 1) Der [Abbildung Fig. 104.] Apparat wurde von Parry im Jahre 1850 zuerst auf den Ebbw-Vale Eisenwerken angewendet und hat seitdem in Grossbritannien eine sehr häufige Anwendung gefunden; seltener sieht man denselben in dieser ursprünglichen Form auf deutschen Eisenwerken. Er besteht aus zwei Haupttheilen, dem gusseisernen festliegenden Trichter a und dem aus Blech oder Gusseisen gefertigten Kegel b, welcher an Ketten aufgehängt ist und mit Hilfe derselben gehoben und gesenkt werden kann. Den Trichter pflegt man in zwei Stücken zu giessen, deren unteres a mit einem Rande in einem Ringe des oberen Stückes c aufruht, so dass es ohne Schwierigkeit herausgenommen wer- den kann, während das Stück c fest eingemauert ist. Der grösste Durch- messer des Kegels b aber ist etwas kleiner als der engste Durchmesser des Stückes c, so dass auch jener aus dem Ofen entfernt werden kann, 1) Gasfang des Hochofens Nr. 1 der Bochumer Gussstahlfabrik.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/428>, abgerufen am 19.05.2024.