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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Form und der Bau des Hochofens.

Auf den Kohlensackdurchmesser bezogen findet man das Ver-
hältniss des Gichtdurchmessers bei den meisten Hochöfen wie 1 : 1
(cylindrischer Schacht) bis 1 : 2; am günstigsten für den Schmelzgang
dürfte ein Verhältniss gleich 3 : 4 bis 5 : 6 sein.

Rastwinkel und Lage des Kohlensacks. Da durch einen steileren
Rastwinkel ein allmählicherer Uebergang von dem grössten Ofendurch-
messer nach dem Gestell hin als durch einen weniger steilen herbei-
geführt wird, und da dieser allmählichere Uebergang das gleichmässige
Niederrücken der Schmelzsäule begünstigen wird, so pflegt man bei
neueren Hochöfen Rastwinkel von mindestens 60 Grad,
häufiger noch von 70--80 Grad anzuwenden. Zum Theil
muss der Rastwinkel von der Höhe des Gestelles und
der Höhe des ganzen Hochofens abhängig sein; denn
bei gegebener Gestellhöhe wird offenbar der Kohlensack
um so höher im Ofen hinaufrücken, je steiler die Rast
ist. Gewöhnlich beträgt die Höhe des Kohlensacks über
dem Boden 1/3 --1/2 der ganzen Ofenhöhe; eine höhere
Lage desselben dürfte dem regelmässigen Verlaufe des
Hochofenprocesses nicht günstig sein.

Dass übrigens auch ganz flache, tellerartige Rasten,
wie sie noch in den sechziger Jahren auf mehreren
Eisenwerken des Harzes seit Alters her üblich waren
und vielleicht jetzt noch hier und da zur Anwendung
kommen (Fig. 60), unter Umständen ganz gute Erfolge
geben können, unterliegt keinem Zweifel. Auf der flachen
Rast baut sich, wie es durch Schraffirung in der Skizze
angedeutet ist, aus Kohlen ein sogenannter todter Mantel
auf, innerhalb dessen die Schmelzsäule niedergleitet; es

[Abbildung] Fig. 60.
entsteht eine natürliche Rast, deren Form von der Beschaffenheit der
Materialien abhängig ist und vielleicht gerade deshalb am besten dem
Zwecke entspricht.

Durchmesser und Höhe des Gestelles; beziehentlich Durchmesser
des Ofens vor den Formen.
Die Gründe, welche zu der für alle Eisen-
hochöfen eigenthümlichen Zusammenziehung des Ofenprofils in der
Formgegend Veranlassung gaben, sowie die Nachtheile eines zu engen
und hohen Gestelles wurden bereits auf S. 332 besprochen. Mit je
grösserer Geschwindigkeit der Wind in den Ofen geführt wird, desto
weiter kann das Gestell sein; je höher die Temperatur des Windes ist,
desto niedriger kann dasselbe auch bei Graueisendarstellung sein. Bei
den meisten Oefen findet man das Verhältniss des Ofendurchmessers
in der Formebene zu dem Kohlensackdurchmesser wie 1 : 1.7--1 : 2.5;
engere Durchmesser als in dem Verhältnisse 1 : 2.5 würden eine Beein-
trächtigung der Leistung des Ofens herbeiführen.

Die Höhe des Gestelles bei Holzkohlenhochöfen, welche auf graues
Roheisen arbeiten, sollte 1/6 der ganzen Ofenhöhe nicht übersteigen;
beim Betriebe mit Koks und hocherhitztem Winde oder beim Betriebe
auf Weisseisen ist ein niedrigeres Gestell (1/12--1/8 der Ofenhöhe) ent-
schieden vorzuziehen; oder man lässt, wie bei der Urform Fig. 51
und 52, das eigentliche Gestell unmittelbar in die, in diesem Falle steile,
Rast übergehen.

Die Form und der Bau des Hochofens.

Auf den Kohlensackdurchmesser bezogen findet man das Ver-
hältniss des Gichtdurchmessers bei den meisten Hochöfen wie 1 : 1
(cylindrischer Schacht) bis 1 : 2; am günstigsten für den Schmelzgang
dürfte ein Verhältniss gleich 3 : 4 bis 5 : 6 sein.

Rastwinkel und Lage des Kohlensacks. Da durch einen steileren
Rastwinkel ein allmählicherer Uebergang von dem grössten Ofendurch-
messer nach dem Gestell hin als durch einen weniger steilen herbei-
geführt wird, und da dieser allmählichere Uebergang das gleichmässige
Niederrücken der Schmelzsäule begünstigen wird, so pflegt man bei
neueren Hochöfen Rastwinkel von mindestens 60 Grad,
häufiger noch von 70—80 Grad anzuwenden. Zum Theil
muss der Rastwinkel von der Höhe des Gestelles und
der Höhe des ganzen Hochofens abhängig sein; denn
bei gegebener Gestellhöhe wird offenbar der Kohlensack
um so höher im Ofen hinaufrücken, je steiler die Rast
ist. Gewöhnlich beträgt die Höhe des Kohlensacks über
dem Boden ⅓—½ der ganzen Ofenhöhe; eine höhere
Lage desselben dürfte dem regelmässigen Verlaufe des
Hochofenprocesses nicht günstig sein.

Dass übrigens auch ganz flache, tellerartige Rasten,
wie sie noch in den sechziger Jahren auf mehreren
Eisenwerken des Harzes seit Alters her üblich waren
und vielleicht jetzt noch hier und da zur Anwendung
kommen (Fig. 60), unter Umständen ganz gute Erfolge
geben können, unterliegt keinem Zweifel. Auf der flachen
Rast baut sich, wie es durch Schraffirung in der Skizze
angedeutet ist, aus Kohlen ein sogenannter todter Mantel
auf, innerhalb dessen die Schmelzsäule niedergleitet; es

[Abbildung] Fig. 60.
entsteht eine natürliche Rast, deren Form von der Beschaffenheit der
Materialien abhängig ist und vielleicht gerade deshalb am besten dem
Zwecke entspricht.

Durchmesser und Höhe des Gestelles; beziehentlich Durchmesser
des Ofens vor den Formen.
Die Gründe, welche zu der für alle Eisen-
hochöfen eigenthümlichen Zusammenziehung des Ofenprofils in der
Formgegend Veranlassung gaben, sowie die Nachtheile eines zu engen
und hohen Gestelles wurden bereits auf S. 332 besprochen. Mit je
grösserer Geschwindigkeit der Wind in den Ofen geführt wird, desto
weiter kann das Gestell sein; je höher die Temperatur des Windes ist,
desto niedriger kann dasselbe auch bei Graueisendarstellung sein. Bei
den meisten Oefen findet man das Verhältniss des Ofendurchmessers
in der Formebene zu dem Kohlensackdurchmesser wie 1 : 1.7—1 : 2.5;
engere Durchmesser als in dem Verhältnisse 1 : 2.5 würden eine Beein-
trächtigung der Leistung des Ofens herbeiführen.

Die Höhe des Gestelles bei Holzkohlenhochöfen, welche auf graues
Roheisen arbeiten, sollte ⅙ der ganzen Ofenhöhe nicht übersteigen;
beim Betriebe mit Koks und hocherhitztem Winde oder beim Betriebe
auf Weisseisen ist ein niedrigeres Gestell (1/12—1/8 der Ofenhöhe) ent-
schieden vorzuziehen; oder man lässt, wie bei der Urform Fig. 51
und 52, das eigentliche Gestell unmittelbar in die, in diesem Falle steile,
Rast übergehen.

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[335/0381] Die Form und der Bau des Hochofens. Auf den Kohlensackdurchmesser bezogen findet man das Ver- hältniss des Gichtdurchmessers bei den meisten Hochöfen wie 1 : 1 (cylindrischer Schacht) bis 1 : 2; am günstigsten für den Schmelzgang dürfte ein Verhältniss gleich 3 : 4 bis 5 : 6 sein. Rastwinkel und Lage des Kohlensacks. Da durch einen steileren Rastwinkel ein allmählicherer Uebergang von dem grössten Ofendurch- messer nach dem Gestell hin als durch einen weniger steilen herbei- geführt wird, und da dieser allmählichere Uebergang das gleichmässige Niederrücken der Schmelzsäule begünstigen wird, so pflegt man bei neueren Hochöfen Rastwinkel von mindestens 60 Grad, häufiger noch von 70—80 Grad anzuwenden. Zum Theil muss der Rastwinkel von der Höhe des Gestelles und der Höhe des ganzen Hochofens abhängig sein; denn bei gegebener Gestellhöhe wird offenbar der Kohlensack um so höher im Ofen hinaufrücken, je steiler die Rast ist. Gewöhnlich beträgt die Höhe des Kohlensacks über dem Boden ⅓—½ der ganzen Ofenhöhe; eine höhere Lage desselben dürfte dem regelmässigen Verlaufe des Hochofenprocesses nicht günstig sein. Dass übrigens auch ganz flache, tellerartige Rasten, wie sie noch in den sechziger Jahren auf mehreren Eisenwerken des Harzes seit Alters her üblich waren und vielleicht jetzt noch hier und da zur Anwendung kommen (Fig. 60), unter Umständen ganz gute Erfolge geben können, unterliegt keinem Zweifel. Auf der flachen Rast baut sich, wie es durch Schraffirung in der Skizze angedeutet ist, aus Kohlen ein sogenannter todter Mantel auf, innerhalb dessen die Schmelzsäule niedergleitet; es [Abbildung Fig. 60.] entsteht eine natürliche Rast, deren Form von der Beschaffenheit der Materialien abhängig ist und vielleicht gerade deshalb am besten dem Zwecke entspricht. Durchmesser und Höhe des Gestelles; beziehentlich Durchmesser des Ofens vor den Formen. Die Gründe, welche zu der für alle Eisen- hochöfen eigenthümlichen Zusammenziehung des Ofenprofils in der Formgegend Veranlassung gaben, sowie die Nachtheile eines zu engen und hohen Gestelles wurden bereits auf S. 332 besprochen. Mit je grösserer Geschwindigkeit der Wind in den Ofen geführt wird, desto weiter kann das Gestell sein; je höher die Temperatur des Windes ist, desto niedriger kann dasselbe auch bei Graueisendarstellung sein. Bei den meisten Oefen findet man das Verhältniss des Ofendurchmessers in der Formebene zu dem Kohlensackdurchmesser wie 1 : 1.7—1 : 2.5; engere Durchmesser als in dem Verhältnisse 1 : 2.5 würden eine Beein- trächtigung der Leistung des Ofens herbeiführen. Die Höhe des Gestelles bei Holzkohlenhochöfen, welche auf graues Roheisen arbeiten, sollte ⅙ der ganzen Ofenhöhe nicht übersteigen; beim Betriebe mit Koks und hocherhitztem Winde oder beim Betriebe auf Weisseisen ist ein niedrigeres Gestell (1/12—1/8 der Ofenhöhe) ent- schieden vorzuziehen; oder man lässt, wie bei der Urform Fig. 51 und 52, das eigentliche Gestell unmittelbar in die, in diesem Falle steile, Rast übergehen.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/381>, abgerufen am 19.05.2024.