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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
kohlen, Anthracite, Braunkohlen und neben den Holzkohlen rohes
Holz -- in abwechselnden Lagen mit den zu verhüttenden Erzen und
Zuschlägen (S. 172) eingeschüttet werden, während in dem untersten
Theile des Ofens durch zugeführte Gebläseluft Verbrennung des Brenn-
stoffs stattfindet.

Solcherart entsteht die jedem direct wirkenden Schachtofen eigen-
thümliche, auf S. 107 geschilderte entgegengesetzte Bewegungsrichtung
der gasförmigen Verbrennungserzeugnisse und der festen Körper, welche
eine ausgedehnte Berührung beider ermöglicht und dem Schachtofen ein
so entschiedenes Uebergewicht über andere Ofengattungen verleiht.
Die Gase steigen empor, um aus der Gicht zu entweichen, die festen
Körper sinken abwärts, die den Gasen entzogene Wärme wieder nach
unten führend, um hier theils als Brennstoff zu dienen, theils reducirt
und geschmolzen zu werden. Roheisen und Schlacke, die beiden End-
erzeugnisse des zuletzt erwähnten Vorgangs, sammeln sich unterhalb
der Windeinströmungsöffnungen (Formen), sondern sich vermöge der
Verschiedenheit ihres specifischen Gewichts (specifisches Gewicht des
Roheisens ca. 7.3, der Schlacke 2.8) von einander und lassen sich ge-
trennt dem Hochofen entziehen.

Die erwähnten Gase des Hochofens haben eine doppelte Aufgabe
zu erfüllen. Sie bilden erstens, wie in jedem Schachtofen, die Träger
der bei ihrer Erzeugung gebildeten Wärme, um diese an die ihnen
begegnenden festen Körper abzugeben; sie sollen aber zweitens auch
als Reductionsmaterial für die Erze dienen.

Aus den früheren Erörterungen über die Reduction der Eisenerze
folgt, dass diese sowohl durch Kohlenoxydgas als durch festen Kohlen-
stoff bewirkt werden kann; die Ziffern auf S. 222 und 223 zeigen, wie
erheblich grösser der Wärmeverbrauch ist, wenn feste Kohle als wenn
Kohlenoxydgas für die Reduction benutzt wird.

Unter übrigens gleichen Verhältnissen wird mithin ein Hochofen
um so weniger Brennstoff zur Darstellung der gleichen Menge Roh-
eisen gebrauchen, je vollständiger die Erze durch Kohlenoxyd, je
weniger sie durch feste Kohle reducirt werden.

Reduction durch Kohlenoxyd aber kann nur so lange stattfinden,
als die Erze nicht geschmolzen und dabei verschlackt sind; von dem
Augenblicke des Schmelzens an muss die Reduction durch Kohlenstoff
an ihre Stelle treten. Hieraus folgt, dass jenes Ziel, möglichste Aus-
dehnung der Reduction durch Kohlenoxyd, um so leichter erreichbar
sein wird, je rascher beim Aufsteigen der Gase die vor den Formen
des Hochofens zur Durchführung des Schmelzprocesses erforderliche
hohe Temperatur unter jene Grenze sinkt, wo die Schlackenbildung
und die Aufnahme des noch nicht reducirten Eisens in die Schlacke
beginnt. Anderntheils ist eine annähernd vollständige Reduction des
überhaupt in der Beschickung vorhandenen Eisens nur möglich und
die Oxydation schon reducirten Eisens vor den Formen lässt sich nur
vermeiden, wenn sich der Sauerstoff der eingeblasenen atmosphärischen
Luft hier rasch und vollständig mit Kohlenstoff zu Kohlenoxyd ver-
einigt; beim Aufsteigen der Gase aber kann, ohne dass dieselben ihre
Eigenschaft als Reductionsmaterial einbüssen, ihr Gehalt an Kohlen-

Der Hochofen.
kohlen, Anthracite, Braunkohlen und neben den Holzkohlen rohes
Holz — in abwechselnden Lagen mit den zu verhüttenden Erzen und
Zuschlägen (S. 172) eingeschüttet werden, während in dem untersten
Theile des Ofens durch zugeführte Gebläseluft Verbrennung des Brenn-
stoffs stattfindet.

Solcherart entsteht die jedem direct wirkenden Schachtofen eigen-
thümliche, auf S. 107 geschilderte entgegengesetzte Bewegungsrichtung
der gasförmigen Verbrennungserzeugnisse und der festen Körper, welche
eine ausgedehnte Berührung beider ermöglicht und dem Schachtofen ein
so entschiedenes Uebergewicht über andere Ofengattungen verleiht.
Die Gase steigen empor, um aus der Gicht zu entweichen, die festen
Körper sinken abwärts, die den Gasen entzogene Wärme wieder nach
unten führend, um hier theils als Brennstoff zu dienen, theils reducirt
und geschmolzen zu werden. Roheisen und Schlacke, die beiden End-
erzeugnisse des zuletzt erwähnten Vorgangs, sammeln sich unterhalb
der Windeinströmungsöffnungen (Formen), sondern sich vermöge der
Verschiedenheit ihres specifischen Gewichts (specifisches Gewicht des
Roheisens ca. 7.3, der Schlacke 2.8) von einander und lassen sich ge-
trennt dem Hochofen entziehen.

Die erwähnten Gase des Hochofens haben eine doppelte Aufgabe
zu erfüllen. Sie bilden erstens, wie in jedem Schachtofen, die Träger
der bei ihrer Erzeugung gebildeten Wärme, um diese an die ihnen
begegnenden festen Körper abzugeben; sie sollen aber zweitens auch
als Reductionsmaterial für die Erze dienen.

Aus den früheren Erörterungen über die Reduction der Eisenerze
folgt, dass diese sowohl durch Kohlenoxydgas als durch festen Kohlen-
stoff bewirkt werden kann; die Ziffern auf S. 222 und 223 zeigen, wie
erheblich grösser der Wärmeverbrauch ist, wenn feste Kohle als wenn
Kohlenoxydgas für die Reduction benutzt wird.

Unter übrigens gleichen Verhältnissen wird mithin ein Hochofen
um so weniger Brennstoff zur Darstellung der gleichen Menge Roh-
eisen gebrauchen, je vollständiger die Erze durch Kohlenoxyd, je
weniger sie durch feste Kohle reducirt werden.

Reduction durch Kohlenoxyd aber kann nur so lange stattfinden,
als die Erze nicht geschmolzen und dabei verschlackt sind; von dem
Augenblicke des Schmelzens an muss die Reduction durch Kohlenstoff
an ihre Stelle treten. Hieraus folgt, dass jenes Ziel, möglichste Aus-
dehnung der Reduction durch Kohlenoxyd, um so leichter erreichbar
sein wird, je rascher beim Aufsteigen der Gase die vor den Formen
des Hochofens zur Durchführung des Schmelzprocesses erforderliche
hohe Temperatur unter jene Grenze sinkt, wo die Schlackenbildung
und die Aufnahme des noch nicht reducirten Eisens in die Schlacke
beginnt. Anderntheils ist eine annähernd vollständige Reduction des
überhaupt in der Beschickung vorhandenen Eisens nur möglich und
die Oxydation schon reducirten Eisens vor den Formen lässt sich nur
vermeiden, wenn sich der Sauerstoff der eingeblasenen atmosphärischen
Luft hier rasch und vollständig mit Kohlenstoff zu Kohlenoxyd ver-
einigt; beim Aufsteigen der Gase aber kann, ohne dass dieselben ihre
Eigenschaft als Reductionsmaterial einbüssen, ihr Gehalt an Kohlen-

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[320/0366] Der Hochofen. kohlen, Anthracite, Braunkohlen und neben den Holzkohlen rohes Holz — in abwechselnden Lagen mit den zu verhüttenden Erzen und Zuschlägen (S. 172) eingeschüttet werden, während in dem untersten Theile des Ofens durch zugeführte Gebläseluft Verbrennung des Brenn- stoffs stattfindet. Solcherart entsteht die jedem direct wirkenden Schachtofen eigen- thümliche, auf S. 107 geschilderte entgegengesetzte Bewegungsrichtung der gasförmigen Verbrennungserzeugnisse und der festen Körper, welche eine ausgedehnte Berührung beider ermöglicht und dem Schachtofen ein so entschiedenes Uebergewicht über andere Ofengattungen verleiht. Die Gase steigen empor, um aus der Gicht zu entweichen, die festen Körper sinken abwärts, die den Gasen entzogene Wärme wieder nach unten führend, um hier theils als Brennstoff zu dienen, theils reducirt und geschmolzen zu werden. Roheisen und Schlacke, die beiden End- erzeugnisse des zuletzt erwähnten Vorgangs, sammeln sich unterhalb der Windeinströmungsöffnungen (Formen), sondern sich vermöge der Verschiedenheit ihres specifischen Gewichts (specifisches Gewicht des Roheisens ca. 7.3, der Schlacke 2.8) von einander und lassen sich ge- trennt dem Hochofen entziehen. Die erwähnten Gase des Hochofens haben eine doppelte Aufgabe zu erfüllen. Sie bilden erstens, wie in jedem Schachtofen, die Träger der bei ihrer Erzeugung gebildeten Wärme, um diese an die ihnen begegnenden festen Körper abzugeben; sie sollen aber zweitens auch als Reductionsmaterial für die Erze dienen. Aus den früheren Erörterungen über die Reduction der Eisenerze folgt, dass diese sowohl durch Kohlenoxydgas als durch festen Kohlen- stoff bewirkt werden kann; die Ziffern auf S. 222 und 223 zeigen, wie erheblich grösser der Wärmeverbrauch ist, wenn feste Kohle als wenn Kohlenoxydgas für die Reduction benutzt wird. Unter übrigens gleichen Verhältnissen wird mithin ein Hochofen um so weniger Brennstoff zur Darstellung der gleichen Menge Roh- eisen gebrauchen, je vollständiger die Erze durch Kohlenoxyd, je weniger sie durch feste Kohle reducirt werden. Reduction durch Kohlenoxyd aber kann nur so lange stattfinden, als die Erze nicht geschmolzen und dabei verschlackt sind; von dem Augenblicke des Schmelzens an muss die Reduction durch Kohlenstoff an ihre Stelle treten. Hieraus folgt, dass jenes Ziel, möglichste Aus- dehnung der Reduction durch Kohlenoxyd, um so leichter erreichbar sein wird, je rascher beim Aufsteigen der Gase die vor den Formen des Hochofens zur Durchführung des Schmelzprocesses erforderliche hohe Temperatur unter jene Grenze sinkt, wo die Schlackenbildung und die Aufnahme des noch nicht reducirten Eisens in die Schlacke beginnt. Anderntheils ist eine annähernd vollständige Reduction des überhaupt in der Beschickung vorhandenen Eisens nur möglich und die Oxydation schon reducirten Eisens vor den Formen lässt sich nur vermeiden, wenn sich der Sauerstoff der eingeblasenen atmosphärischen Luft hier rasch und vollständig mit Kohlenstoff zu Kohlenoxyd ver- einigt; beim Aufsteigen der Gase aber kann, ohne dass dieselben ihre Eigenschaft als Reductionsmaterial einbüssen, ihr Gehalt an Kohlen-

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/366>, abgerufen am 21.11.2024.