schiedenen Anzeichen sich schliessen lässt, von legirtem Eisen und krystallisirt in Drusenräumen in jenen auf S. 220 erwähnten oktaedri- schen Formen, während es, der Menge nach fast immer vorwiegend, der Bruchfläche des erstarrten Eisens körnig-krystallinische Beschaffen- heit verleiht. Das legirte Eisen (nicht zerfallenes Kohlenstoffeisen, Sili- ciumeisen, Phosphoreisen u. s. w., ferner die Legirungen des etwa anwesenden Mangans mit Kohlenstoff, Silicium u. s. w.) bleibt als blättrig- oder strahlig-krystallinischer Körper dem körnig-krystallinischen bei- gemengt, zerfällt übrigens nicht selten wiederum in Legirungen ver- schiedener Beschaffenheit.
Bei graphitreichem Roheisen lässt sich gewöhnlich die Anwesen- heit dieser verschiedenen Körper neben einander nicht ohne Weiteres erkennen, da, wie erwähnt, der ausgeschiedene Graphit die übrigen Bestandtheile dem Auge entzieht. Deutlicher zeigt sich bei graphit- armen Roheisensorten ein weisser Grundbestandtheil neben dem Graphit; und bei genauer Betrachtung mit der Lupe wird man in dem weissen Bestandtheile auch die Verschiedenartigkeit des Gefüges zu erkennen vermögen, je nachdem körniges freies Eisen oder blättriges legirtes Eisen vorliegt. Nicht selten wird es sogar möglich sein, auf einer und derselben Bruchfläche beide Körper nebeneinander zu unterscheiden.
Jene Sonderung des legirten Eisens in mehrere verschiedenartig zusammengesetzte Legirungen verräth sich in mehrfacher Weise. Auf S. 257 wurde bereits erwähnt, dass mitunter auf der Oberfläche flüssigen, im Erstarren begriffenen Roheisens sich manganreichere Legirungen ausscheiden, welche, offenbar früher erstarrend als die grössere Menge des übrigen Roheisens, an die Oberfläche emporstiegen. Anderntheils findet man nicht selten an der Aussenfläche erstarrten Roheisens Kügel- chen von mikroskopischer Kleinheit bis zu Erbsengrösse, durch grosse Härte sich von dem übrigen Eisen unterscheidend und durch die er- wähnte Form ihres Auftretens auf eine stattgehabte Aussonderung deu- tend. Sie bestehen offenbar aus Legirungen, welche, in niedrigerer Temperatur erstarrend als das übrige Eisen, innerhalb desselben im noch flüssigen Zustande eingeschlossen waren, als dieses bereits starr geworden war, und nun beim Zusammenziehen desselben tropfenförmig aus dessen Poren herausgequetscht wurden, ähnlich wie sich Quecksilber aus einem Lederbeutel herausdrücken lässt. Auch manche andere Legi- rungen, z. B. zinnreiche Bronzen, lassen einen ganz ähnlichen Vorgang erkennen, und zwar bilden sich bei diesen mitunter förmliche dendriti- sche Auswüchse des herausgedrückten leichtflüssigeren Metalls. Jene Ausscheidungen aus dem Roheisen wirken besonders nachtheilig, wenn sie bei Gusswaaren auftreten, deren Verwendbarkeit von der makel- losen Beschaffenheit ihres Aeussern abhängig ist (Kunstguss, Ornament- guss u. s. w.). Man nennt sie in den Eisengiessereien Anbrand; ihrer grossen Härte wegen in einzelnen Gegenden auch wohl Diamanteisen.
Schleift und polirt man die Bruchfläche eines Roheisenstücks und unterwirft sie der Einwirkung von Aetzmitteln, welche einzelne Be- standtheile der zerfallenen Legirung stärker als andere angreifen, oder ruft man durch vorsichtige Erwärmung Anlauffarben hervor, welche ebenfalls auf verschiedenen Bestandtheilen in verschiedener Weise er- scheinen, so lassen sich unter geeigneter Benutzung eines Mikroskops
Das graue Roheisen.
schiedenen Anzeichen sich schliessen lässt, von legirtem Eisen und krystallisirt in Drusenräumen in jenen auf S. 220 erwähnten oktaedri- schen Formen, während es, der Menge nach fast immer vorwiegend, der Bruchfläche des erstarrten Eisens körnig-krystallinische Beschaffen- heit verleiht. Das legirte Eisen (nicht zerfallenes Kohlenstoffeisen, Sili- ciumeisen, Phosphoreisen u. s. w., ferner die Legirungen des etwa anwesenden Mangans mit Kohlenstoff, Silicium u. s. w.) bleibt als blättrig- oder strahlig-krystallinischer Körper dem körnig-krystallinischen bei- gemengt, zerfällt übrigens nicht selten wiederum in Legirungen ver- schiedener Beschaffenheit.
Bei graphitreichem Roheisen lässt sich gewöhnlich die Anwesen- heit dieser verschiedenen Körper neben einander nicht ohne Weiteres erkennen, da, wie erwähnt, der ausgeschiedene Graphit die übrigen Bestandtheile dem Auge entzieht. Deutlicher zeigt sich bei graphit- armen Roheisensorten ein weisser Grundbestandtheil neben dem Graphit; und bei genauer Betrachtung mit der Lupe wird man in dem weissen Bestandtheile auch die Verschiedenartigkeit des Gefüges zu erkennen vermögen, je nachdem körniges freies Eisen oder blättriges legirtes Eisen vorliegt. Nicht selten wird es sogar möglich sein, auf einer und derselben Bruchfläche beide Körper nebeneinander zu unterscheiden.
Jene Sonderung des legirten Eisens in mehrere verschiedenartig zusammengesetzte Legirungen verräth sich in mehrfacher Weise. Auf S. 257 wurde bereits erwähnt, dass mitunter auf der Oberfläche flüssigen, im Erstarren begriffenen Roheisens sich manganreichere Legirungen ausscheiden, welche, offenbar früher erstarrend als die grössere Menge des übrigen Roheisens, an die Oberfläche emporstiegen. Anderntheils findet man nicht selten an der Aussenfläche erstarrten Roheisens Kügel- chen von mikroskopischer Kleinheit bis zu Erbsengrösse, durch grosse Härte sich von dem übrigen Eisen unterscheidend und durch die er- wähnte Form ihres Auftretens auf eine stattgehabte Aussonderung deu- tend. Sie bestehen offenbar aus Legirungen, welche, in niedrigerer Temperatur erstarrend als das übrige Eisen, innerhalb desselben im noch flüssigen Zustande eingeschlossen waren, als dieses bereits starr geworden war, und nun beim Zusammenziehen desselben tropfenförmig aus dessen Poren herausgequetscht wurden, ähnlich wie sich Quecksilber aus einem Lederbeutel herausdrücken lässt. Auch manche andere Legi- rungen, z. B. zinnreiche Bronzen, lassen einen ganz ähnlichen Vorgang erkennen, und zwar bilden sich bei diesen mitunter förmliche dendriti- sche Auswüchse des herausgedrückten leichtflüssigeren Metalls. Jene Ausscheidungen aus dem Roheisen wirken besonders nachtheilig, wenn sie bei Gusswaaren auftreten, deren Verwendbarkeit von der makel- losen Beschaffenheit ihres Aeussern abhängig ist (Kunstguss, Ornament- guss u. s. w.). Man nennt sie in den Eisengiessereien Anbrand; ihrer grossen Härte wegen in einzelnen Gegenden auch wohl Diamanteisen.
Schleift und polirt man die Bruchfläche eines Roheisenstücks und unterwirft sie der Einwirkung von Aetzmitteln, welche einzelne Be- standtheile der zerfallenen Legirung stärker als andere angreifen, oder ruft man durch vorsichtige Erwärmung Anlauffarben hervor, welche ebenfalls auf verschiedenen Bestandtheilen in verschiedener Weise er- scheinen, so lassen sich unter geeigneter Benutzung eines Mikroskops
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Das graue Roheisen.
schiedenen Anzeichen sich schliessen lässt, von legirtem Eisen und
krystallisirt in Drusenräumen in jenen auf S. 220 erwähnten oktaedri-
schen Formen, während es, der Menge nach fast immer vorwiegend,
der Bruchfläche des erstarrten Eisens körnig-krystallinische Beschaffen-
heit verleiht. Das legirte Eisen (nicht zerfallenes Kohlenstoffeisen, Sili-
ciumeisen, Phosphoreisen u. s. w., ferner die Legirungen des etwa
anwesenden Mangans mit Kohlenstoff, Silicium u. s. w.) bleibt als blättrig-
oder strahlig-krystallinischer Körper dem körnig-krystallinischen bei-
gemengt, zerfällt übrigens nicht selten wiederum in Legirungen ver-
schiedener Beschaffenheit.
Bei graphitreichem Roheisen lässt sich gewöhnlich die Anwesen-
heit dieser verschiedenen Körper neben einander nicht ohne Weiteres
erkennen, da, wie erwähnt, der ausgeschiedene Graphit die übrigen
Bestandtheile dem Auge entzieht. Deutlicher zeigt sich bei graphit-
armen Roheisensorten ein weisser Grundbestandtheil neben dem Graphit;
und bei genauer Betrachtung mit der Lupe wird man in dem weissen
Bestandtheile auch die Verschiedenartigkeit des Gefüges zu erkennen
vermögen, je nachdem körniges freies Eisen oder blättriges legirtes
Eisen vorliegt. Nicht selten wird es sogar möglich sein, auf einer und
derselben Bruchfläche beide Körper nebeneinander zu unterscheiden.
Jene Sonderung des legirten Eisens in mehrere verschiedenartig
zusammengesetzte Legirungen verräth sich in mehrfacher Weise. Auf
S. 257 wurde bereits erwähnt, dass mitunter auf der Oberfläche flüssigen,
im Erstarren begriffenen Roheisens sich manganreichere Legirungen
ausscheiden, welche, offenbar früher erstarrend als die grössere Menge
des übrigen Roheisens, an die Oberfläche emporstiegen. Anderntheils
findet man nicht selten an der Aussenfläche erstarrten Roheisens Kügel-
chen von mikroskopischer Kleinheit bis zu Erbsengrösse, durch grosse
Härte sich von dem übrigen Eisen unterscheidend und durch die er-
wähnte Form ihres Auftretens auf eine stattgehabte Aussonderung deu-
tend. Sie bestehen offenbar aus Legirungen, welche, in niedrigerer
Temperatur erstarrend als das übrige Eisen, innerhalb desselben im
noch flüssigen Zustande eingeschlossen waren, als dieses bereits starr
geworden war, und nun beim Zusammenziehen desselben tropfenförmig
aus dessen Poren herausgequetscht wurden, ähnlich wie sich Quecksilber
aus einem Lederbeutel herausdrücken lässt. Auch manche andere Legi-
rungen, z. B. zinnreiche Bronzen, lassen einen ganz ähnlichen Vorgang
erkennen, und zwar bilden sich bei diesen mitunter förmliche dendriti-
sche Auswüchse des herausgedrückten leichtflüssigeren Metalls. Jene
Ausscheidungen aus dem Roheisen wirken besonders nachtheilig, wenn
sie bei Gusswaaren auftreten, deren Verwendbarkeit von der makel-
losen Beschaffenheit ihres Aeussern abhängig ist (Kunstguss, Ornament-
guss u. s. w.). Man nennt sie in den Eisengiessereien Anbrand; ihrer
grossen Härte wegen in einzelnen Gegenden auch wohl Diamanteisen.
Schleift und polirt man die Bruchfläche eines Roheisenstücks und
unterwirft sie der Einwirkung von Aetzmitteln, welche einzelne Be-
standtheile der zerfallenen Legirung stärker als andere angreifen, oder
ruft man durch vorsichtige Erwärmung Anlauffarben hervor, welche
ebenfalls auf verschiedenen Bestandtheilen in verschiedener Weise er-
scheinen, so lassen sich unter geeigneter Benutzung eines Mikroskops
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/339>, abgerufen am 04.12.2024.
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