Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Schwefel wird in merklicher Weise verflüchtigt.
Derselbe Vorgang, d. h. die Verbrennung gebundenen Kohlenstoffs beim Glühen, findet statt, wenn an Stelle freien Sauerstoffs Oxyde, welche in der betreffenden Temperatur Sauerstoff abgeben, mit dem Eisen in Berührung sind. Hierher gehören Eisenoxyd (welches sich dabei in Oxyduloxyd umwandelt), Zinkoxyd u. a. m. Man macht in der Praxis von diesem Verhalten des gebundenen Kohlenstoffs Anwen- dung, um weisses Roheisen durch Glühen in schmiedbares Eisen um- zuwandeln (Glühfrischen; siehe Abtheilung III).
Findet eine längere Zeit hindurch fortgesetzte Einwirkung oxydi- render Gase auf das Eisen statt, auch nachdem der gebundene Kohlen- stoff verbrannt worden ist, so wird das Eisen selbst weiter und weiter oxydirt, das anfänglich entstehende Eisenoxyduloxyd wandelt sich in Eisenoxyd um, das Eisenstück schwillt auf und kann schliesslich voll- ständig oxydirt werden. Graphit aber wird auch hierbei in nur unvoll- kommener Weise verbrannt. Deutlich lässt sich dieser Vorgang an Eisentheilen erkennen, welche als ein Bestandtheil von Feuerungen Monate oder Jahre hindurch der Einwirkung einer Stichflamme, also eines Gemisches von Kohlensäure, Wasserdampf und freiem Sauerstoff neben Stickstoff und kleineren Mengen unverbrannter Gase ausgesetzt gewesen sind und sich dabei in sogenanntes Brandeisen umgewandelt haben. Eine von mir untersuchte Platte eines gusseisernen Stubenofens, welche jahrelang oberhalb der Feuerung gelegen und dabei vollständig -- auch auf der Bruchfläche -- die rothe Farbe des Eisenoxydes ange- nommen hatte, zeigte folgende Zusammensetzung:
Eisen 68.386
Mangan 0.023
Kupfer, Kobalt, Nickel 0.125
Silicium 1.240
Schwefel 0.079
Phosphor 0.269
Arsen 0.056
Graphit 0.960
Sauerstoff 28.899
100.037.
b. Oxydation im flüssigen Zustande des Eisens.
Wirken freier Sauerstoff oder oxydirende Gase, beziehentlich auch geschmolzene sauerstoffabgebende Körper, auf Eisen im flüssigen Zu- stande ein, so werden neben einem Theile des Eisens selbst die fremden Begleiter desselben in der Reihenfolge oxydirt, welche durch die ver- schiedene Verwandtschaft derselben zum Sauerstoff gegeben ist, und theils durch Vergasung (Kohlenstoff), theils durch Verschlackung (Mangan, Eisen, Silicium, Phosphor) entfernt. Wurde Roheisen einer derartigen Einwirkung unterworfen, so verwandelt es sich infolge des Austretens seiner Begleiter in schmiedbares Eisen um. Dieser Vorgang, welcher die Grundlage für die Darstellung des grössten Theils alles schmiedbaren Eisens bildet, heisst Frischen oder Frischprocess.
Jene Reihenfolge der Oxydation der verschiedenen Körper aber ist
Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Schwefel wird in merklicher Weise verflüchtigt.
Derselbe Vorgang, d. h. die Verbrennung gebundenen Kohlenstoffs beim Glühen, findet statt, wenn an Stelle freien Sauerstoffs Oxyde, welche in der betreffenden Temperatur Sauerstoff abgeben, mit dem Eisen in Berührung sind. Hierher gehören Eisenoxyd (welches sich dabei in Oxyduloxyd umwandelt), Zinkoxyd u. a. m. Man macht in der Praxis von diesem Verhalten des gebundenen Kohlenstoffs Anwen- dung, um weisses Roheisen durch Glühen in schmiedbares Eisen um- zuwandeln (Glühfrischen; siehe Abtheilung III).
Findet eine längere Zeit hindurch fortgesetzte Einwirkung oxydi- render Gase auf das Eisen statt, auch nachdem der gebundene Kohlen- stoff verbrannt worden ist, so wird das Eisen selbst weiter und weiter oxydirt, das anfänglich entstehende Eisenoxyduloxyd wandelt sich in Eisenoxyd um, das Eisenstück schwillt auf und kann schliesslich voll- ständig oxydirt werden. Graphit aber wird auch hierbei in nur unvoll- kommener Weise verbrannt. Deutlich lässt sich dieser Vorgang an Eisentheilen erkennen, welche als ein Bestandtheil von Feuerungen Monate oder Jahre hindurch der Einwirkung einer Stichflamme, also eines Gemisches von Kohlensäure, Wasserdampf und freiem Sauerstoff neben Stickstoff und kleineren Mengen unverbrannter Gase ausgesetzt gewesen sind und sich dabei in sogenanntes Brandeisen umgewandelt haben. Eine von mir untersuchte Platte eines gusseisernen Stubenofens, welche jahrelang oberhalb der Feuerung gelegen und dabei vollständig — auch auf der Bruchfläche — die rothe Farbe des Eisenoxydes ange- nommen hatte, zeigte folgende Zusammensetzung:
Eisen 68.386
Mangan 0.023
Kupfer, Kobalt, Nickel 0.125
Silicium 1.240
Schwefel 0.079
Phosphor 0.269
Arsen 0.056
Graphit 0.960
Sauerstoff 28.899
100.037.
b. Oxydation im flüssigen Zustande des Eisens.
Wirken freier Sauerstoff oder oxydirende Gase, beziehentlich auch geschmolzene sauerstoffabgebende Körper, auf Eisen im flüssigen Zu- stande ein, so werden neben einem Theile des Eisens selbst die fremden Begleiter desselben in der Reihenfolge oxydirt, welche durch die ver- schiedene Verwandtschaft derselben zum Sauerstoff gegeben ist, und theils durch Vergasung (Kohlenstoff), theils durch Verschlackung (Mangan, Eisen, Silicium, Phosphor) entfernt. Wurde Roheisen einer derartigen Einwirkung unterworfen, so verwandelt es sich infolge des Austretens seiner Begleiter in schmiedbares Eisen um. Dieser Vorgang, welcher die Grundlage für die Darstellung des grössten Theils alles schmiedbaren Eisens bildet, heisst Frischen oder Frischprocess.
Jene Reihenfolge der Oxydation der verschiedenen Körper aber ist
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Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Schwefel wird in merklicher Weise verflüchtigt.
Derselbe Vorgang, d. h. die Verbrennung gebundenen Kohlenstoffs
beim Glühen, findet statt, wenn an Stelle freien Sauerstoffs Oxyde,
welche in der betreffenden Temperatur Sauerstoff abgeben, mit dem
Eisen in Berührung sind. Hierher gehören Eisenoxyd (welches sich
dabei in Oxyduloxyd umwandelt), Zinkoxyd u. a. m. Man macht in
der Praxis von diesem Verhalten des gebundenen Kohlenstoffs Anwen-
dung, um weisses Roheisen durch Glühen in schmiedbares Eisen um-
zuwandeln (Glühfrischen; siehe Abtheilung III).
Findet eine längere Zeit hindurch fortgesetzte Einwirkung oxydi-
render Gase auf das Eisen statt, auch nachdem der gebundene Kohlen-
stoff verbrannt worden ist, so wird das Eisen selbst weiter und weiter
oxydirt, das anfänglich entstehende Eisenoxyduloxyd wandelt sich in
Eisenoxyd um, das Eisenstück schwillt auf und kann schliesslich voll-
ständig oxydirt werden. Graphit aber wird auch hierbei in nur unvoll-
kommener Weise verbrannt. Deutlich lässt sich dieser Vorgang an
Eisentheilen erkennen, welche als ein Bestandtheil von Feuerungen
Monate oder Jahre hindurch der Einwirkung einer Stichflamme, also
eines Gemisches von Kohlensäure, Wasserdampf und freiem Sauerstoff
neben Stickstoff und kleineren Mengen unverbrannter Gase ausgesetzt
gewesen sind und sich dabei in sogenanntes Brandeisen umgewandelt
haben. Eine von mir untersuchte Platte eines gusseisernen Stubenofens,
welche jahrelang oberhalb der Feuerung gelegen und dabei vollständig
— auch auf der Bruchfläche — die rothe Farbe des Eisenoxydes ange-
nommen hatte, zeigte folgende Zusammensetzung:
Eisen 68.386
Mangan 0.023
Kupfer, Kobalt, Nickel 0.125
Silicium 1.240
Schwefel 0.079
Phosphor 0.269
Arsen 0.056
Graphit 0.960
Sauerstoff 28.899
100.037.
b. Oxydation im flüssigen Zustande des Eisens.
Wirken freier Sauerstoff oder oxydirende Gase, beziehentlich auch
geschmolzene sauerstoffabgebende Körper, auf Eisen im flüssigen Zu-
stande ein, so werden neben einem Theile des Eisens selbst die fremden
Begleiter desselben in der Reihenfolge oxydirt, welche durch die ver-
schiedene Verwandtschaft derselben zum Sauerstoff gegeben ist, und
theils durch Vergasung (Kohlenstoff), theils durch Verschlackung (Mangan,
Eisen, Silicium, Phosphor) entfernt. Wurde Roheisen einer derartigen
Einwirkung unterworfen, so verwandelt es sich infolge des Austretens
seiner Begleiter in schmiedbares Eisen um. Dieser Vorgang, welcher
die Grundlage für die Darstellung des grössten Theils alles schmiedbaren
Eisens bildet, heisst Frischen oder Frischprocess.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/328>, abgerufen am 25.11.2024.
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