Auch in der Praxis lässt sich nicht selten diese Einwirkung des Mangangehaltes beobachten. Auf der Oberfläche ruhig stehenden flüssigen Eisens (und insbesondere Roheisens) bilden sich tropfenartige Aus- scheidungen, welche früher erstarren als das darunter befindliche Eisen, als dunkele blatternartige Gebilde auf der Oberfläche umherschwimmen und in den Eisengiessereien als "Wanzen" bezeichnet werden. Sie be- stehen offenbar aus Absonderungen aus dem Eisen, die allerdings theil- weise infolge der oxydirenden Wirkung der Luft auf die leichter oxy- dirbaren Bestandtheile des Eisens entstanden und in diesem Falle aus oxydirten Körpern bestehen, in allen Fällen aber weit reicher an Schwefel und Mangan zu sein pflegen als das Eisen, aus dem sie sich ausschieden. Besonders deutlich zeigt sich dieser Vorgang bei folgenden von mir angestellten Analysen eines für die Giesserei bestimmten Guss- eisens nebst den von der Oberfläche desselben beim ruhigen Stehen abgeschöpften "Wanzen": 1)
[Tabelle]
Gewöhnlich hat man diese Wanzen erst abgelöst, nachdem das Eisen erkaltet war. Da inzwischen aber, wie erwähnt, auch unter dem Einflusse des atmosphärischen Sauerstoffes bestimmte leichter oxydir- bare Körper aus dem Eisen austraten und in jene Wanzen über- gingen, so tritt bei der Analyse derselben die erwähnte Wirkung des Mangans weniger deutlich hervor als in obigem Falle; immerhin aber zeigt sich auch hier regelmässig ein hoher Schwefelgehalt. So z. B. fand Muck in drei Fällen die Zusammensetzung solcher Wanzen folgendermaassen: 2)
Kieselsäure 31.874 31.939 28.731
Eisenoxydul 39.609 38.107 45.873
Manganoxydul 24.612 25.876 21.108
Kalkerde 1.580 1.363 0.615
Magnesia 0.150 0.051 0.031
Phosphorsäure 3.401 4.088 4.335
Schwefel 1.602 1.701 0.824
102.828 103.125 101.517.
Der Umstand, dass in allen drei Fällen die Summe der gefundenen Körper grösser ist als 100, beweist deutlich, dass ein Theil der als Oxyde aufgeführten Körper nicht als solche, sondern als Metalle, be- ziehentlich in Legirung mit dem Schwefel zugegen war. Bei dem grossen Mangangehalte kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass der Schwefel vollständig an Mangan gebunden war. Woher der Gehalt an Kalkerde und Magnesia stammt, ist nicht zu ersehen.
Ich selbst fand bei einer Untersuchung solcher nach dem Erkalten
1) Berg- und hüttenm. Ztg. 1878, S. 322.
2) Dingl. Polyt. Journ., Bd. 214, S. 48.
Ledebur, Handbuch. 17
Eisen und Mangan.
Auch in der Praxis lässt sich nicht selten diese Einwirkung des Mangangehaltes beobachten. Auf der Oberfläche ruhig stehenden flüssigen Eisens (und insbesondere Roheisens) bilden sich tropfenartige Aus- scheidungen, welche früher erstarren als das darunter befindliche Eisen, als dunkele blatternartige Gebilde auf der Oberfläche umherschwimmen und in den Eisengiessereien als „Wanzen“ bezeichnet werden. Sie be- stehen offenbar aus Absonderungen aus dem Eisen, die allerdings theil- weise infolge der oxydirenden Wirkung der Luft auf die leichter oxy- dirbaren Bestandtheile des Eisens entstanden und in diesem Falle aus oxydirten Körpern bestehen, in allen Fällen aber weit reicher an Schwefel und Mangan zu sein pflegen als das Eisen, aus dem sie sich ausschieden. Besonders deutlich zeigt sich dieser Vorgang bei folgenden von mir angestellten Analysen eines für die Giesserei bestimmten Guss- eisens nebst den von der Oberfläche desselben beim ruhigen Stehen abgeschöpften „Wanzen“: 1)
[Tabelle]
Gewöhnlich hat man diese Wanzen erst abgelöst, nachdem das Eisen erkaltet war. Da inzwischen aber, wie erwähnt, auch unter dem Einflusse des atmosphärischen Sauerstoffes bestimmte leichter oxydir- bare Körper aus dem Eisen austraten und in jene Wanzen über- gingen, so tritt bei der Analyse derselben die erwähnte Wirkung des Mangans weniger deutlich hervor als in obigem Falle; immerhin aber zeigt sich auch hier regelmässig ein hoher Schwefelgehalt. So z. B. fand Muck in drei Fällen die Zusammensetzung solcher Wanzen folgendermaassen: 2)
Kieselsäure 31.874 31.939 28.731
Eisenoxydul 39.609 38.107 45.873
Manganoxydul 24.612 25.876 21.108
Kalkerde 1.580 1.363 0.615
Magnesia 0.150 0.051 0.031
Phosphorsäure 3.401 4.088 4.335
Schwefel 1.602 1.701 0.824
102.828 103.125 101.517.
Der Umstand, dass in allen drei Fällen die Summe der gefundenen Körper grösser ist als 100, beweist deutlich, dass ein Theil der als Oxyde aufgeführten Körper nicht als solche, sondern als Metalle, be- ziehentlich in Legirung mit dem Schwefel zugegen war. Bei dem grossen Mangangehalte kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass der Schwefel vollständig an Mangan gebunden war. Woher der Gehalt an Kalkerde und Magnesia stammt, ist nicht zu ersehen.
Ich selbst fand bei einer Untersuchung solcher nach dem Erkalten
1) Berg- und hüttenm. Ztg. 1878, S. 322.
2) Dingl. Polyt. Journ., Bd. 214, S. 48.
Ledebur, Handbuch. 17
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Eisen und Mangan.
Auch in der Praxis lässt sich nicht selten diese Einwirkung des
Mangangehaltes beobachten. Auf der Oberfläche ruhig stehenden flüssigen
Eisens (und insbesondere Roheisens) bilden sich tropfenartige Aus-
scheidungen, welche früher erstarren als das darunter befindliche Eisen,
als dunkele blatternartige Gebilde auf der Oberfläche umherschwimmen
und in den Eisengiessereien als „Wanzen“ bezeichnet werden. Sie be-
stehen offenbar aus Absonderungen aus dem Eisen, die allerdings theil-
weise infolge der oxydirenden Wirkung der Luft auf die leichter oxy-
dirbaren Bestandtheile des Eisens entstanden und in diesem Falle aus
oxydirten Körpern bestehen, in allen Fällen aber weit reicher an
Schwefel und Mangan zu sein pflegen als das Eisen, aus dem sie sich
ausschieden. Besonders deutlich zeigt sich dieser Vorgang bei folgenden
von mir angestellten Analysen eines für die Giesserei bestimmten Guss-
eisens nebst den von der Oberfläche desselben beim ruhigen Stehen
abgeschöpften „Wanzen“: 1)
Gewöhnlich hat man diese Wanzen erst abgelöst, nachdem das
Eisen erkaltet war. Da inzwischen aber, wie erwähnt, auch unter dem
Einflusse des atmosphärischen Sauerstoffes bestimmte leichter oxydir-
bare Körper aus dem Eisen austraten und in jene Wanzen über-
gingen, so tritt bei der Analyse derselben die erwähnte Wirkung des
Mangans weniger deutlich hervor als in obigem Falle; immerhin aber
zeigt sich auch hier regelmässig ein hoher Schwefelgehalt. So z. B.
fand Muck in drei Fällen die Zusammensetzung solcher Wanzen
folgendermaassen: 2)
Kieselsäure 31.874 31.939 28.731
Eisenoxydul 39.609 38.107 45.873
Manganoxydul 24.612 25.876 21.108
Kalkerde 1.580 1.363 0.615
Magnesia 0.150 0.051 0.031
Phosphorsäure 3.401 4.088 4.335
Schwefel 1.602 1.701 0.824
102.828 103.125 101.517.
Der Umstand, dass in allen drei Fällen die Summe der gefundenen
Körper grösser ist als 100, beweist deutlich, dass ein Theil der als
Oxyde aufgeführten Körper nicht als solche, sondern als Metalle, be-
ziehentlich in Legirung mit dem Schwefel zugegen war. Bei dem
grossen Mangangehalte kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen,
dass der Schwefel vollständig an Mangan gebunden war. Woher der
Gehalt an Kalkerde und Magnesia stammt, ist nicht zu ersehen.
Ich selbst fand bei einer Untersuchung solcher nach dem Erkalten
1) Berg- und hüttenm. Ztg. 1878, S. 322.
2) Dingl. Polyt. Journ., Bd. 214, S. 48.
Ledebur, Handbuch. 17
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/303>, abgerufen am 04.12.2024.
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