geringere Einwirkung als durch Kohlenstoff. Nach Mrazek's Ver- suchen liegt die Schmelztemperatur jenes Siliciumeisens mit 7.4 Proc. Silicium höher als die eines graphitischen Kohlenstoffeisens mit 5 Proc. Kohlenstoff, aber niedriger als diejenige eines Stahles mit ca. 0.75 Proc. Kohlenstoff (sogenannten mittelharten Stahles).
6. Eisen und Phosphor.
Reduction des Phosphors.
Phosphor findet sich in den Erzen und Zuschlägen wie in der Asche der Brennstoffe als Phosphorsäure in Verbindung mit Calcium (Apatit, Phosphorit), Eisen (Vivianit) oder anderen Metallen. Die Re- duction des Phosphors aus diesen in der Natur vorkommenden Ver- bindungen geht in hoher Temperatur unter Einwirkung von Kohle leicht von Statten, um so leichter, wenn Eisen zugegen ist, zu dem der Phosphor ein starkes Vereinigungsbestreben besitzt. Selbst die Gegen- wart starker Basen vermag nicht bei Gegenwart von Eisen und redu- cirenden Körpern die Reduction des Phosphors und Aufnahme durch das Eisen zu hindern; bei Berührung von geschmolzenem kohlenstoff- haltigem Eisen mit Phosphaten ist ein fremdes Reductionsmittel nicht einmal erforderlich, sofern die Temperatur hoch genug ist (hohe Tempe- ratur steigert nach S. 12 die Verwandtschaft des Kohlenstoffs zum Sauerstoff stärker als die vieler anderen Körper), und der Kohlenstoff des Eisens genügt, Phosphor zu reduciren und dem Eisen zuzuführen. Auch Mangan und Silicium können, wie wenigstens sehr wahrschein- lich ist, als Bestandtheile des technisch dargestellten Eisens vermöge ihrer Leichtoxydirbarkeit reducirend auf Phosphate einwirken. Kohlen- stofffreies Eisen dagegen ist nach Karsten nicht im Stande, Phosphor- reduction herbeizuführen.
Jenes Verhalten des Phosphors erklärt es, dass beim reducirenden Schmelzen von Eisenerzen mit Kohle ein grosser Theil des in den Erzen, den Zuschlägen und der Asche enthaltenen Phosphors reducirt und vom Eisen aufgenommen wird. Annähernd vollständige Reduction des anwesenden Phosphors findet statt, wenn -- wie im Hochofen -- die Temperatur hoch und die thätigen reducirenden Einflüsse so kräftig sind, dass auch alles anwesende Eisen bis auf kleine in den Schlacken zurückbleibende Mengen reducirt wird. In diesem Falle pflegt die ent- stehende Schlacke, selbst wenn sie sehr basisch ist, nur unbedeutende Mengen von Phosphor, sei es als Phosphat oder als Phosphormetall, zurückzuhalten. Je niedriger aber die Temperatur, je eisenreicher die entstehende Schlacke ist, desto grössere Mengen des Phosphorsäure- gehaltes der Erze u. s. w. bleiben in letzterer zurück. Man kann also selbst aus phosphorreichen Erzen unter Benutzung dieses Verhaltens des Phosphors ein verhältnissmässig phosphorarmes Eisen darstellen, indem man die Erze nicht im Hochofen auf Roheisen, sondern in kleineren, im dritten Abschnitte beschriebenen Schmelzapparaten (Renn- feuern) unter Bildung einer eisenreichen Schlacke auf schmiedbares Eisen verarbeitet, eine Methode, auf welcher die gesammte Eisendar- stellung des Alterthums beruhte. Dem Vortheile eines geringeren Phos-
Eisen und Phosphor.
geringere Einwirkung als durch Kohlenstoff. Nach Mrázek’s Ver- suchen liegt die Schmelztemperatur jenes Siliciumeisens mit 7.4 Proc. Silicium höher als die eines graphitischen Kohlenstoffeisens mit 5 Proc. Kohlenstoff, aber niedriger als diejenige eines Stahles mit ca. 0.75 Proc. Kohlenstoff (sogenannten mittelharten Stahles).
6. Eisen und Phosphor.
Reduction des Phosphors.
Phosphor findet sich in den Erzen und Zuschlägen wie in der Asche der Brennstoffe als Phosphorsäure in Verbindung mit Calcium (Apatit, Phosphorit), Eisen (Vivianit) oder anderen Metallen. Die Re- duction des Phosphors aus diesen in der Natur vorkommenden Ver- bindungen geht in hoher Temperatur unter Einwirkung von Kohle leicht von Statten, um so leichter, wenn Eisen zugegen ist, zu dem der Phosphor ein starkes Vereinigungsbestreben besitzt. Selbst die Gegen- wart starker Basen vermag nicht bei Gegenwart von Eisen und redu- cirenden Körpern die Reduction des Phosphors und Aufnahme durch das Eisen zu hindern; bei Berührung von geschmolzenem kohlenstoff- haltigem Eisen mit Phosphaten ist ein fremdes Reductionsmittel nicht einmal erforderlich, sofern die Temperatur hoch genug ist (hohe Tempe- ratur steigert nach S. 12 die Verwandtschaft des Kohlenstoffs zum Sauerstoff stärker als die vieler anderen Körper), und der Kohlenstoff des Eisens genügt, Phosphor zu reduciren und dem Eisen zuzuführen. Auch Mangan und Silicium können, wie wenigstens sehr wahrschein- lich ist, als Bestandtheile des technisch dargestellten Eisens vermöge ihrer Leichtoxydirbarkeit reducirend auf Phosphate einwirken. Kohlen- stofffreies Eisen dagegen ist nach Karsten nicht im Stande, Phosphor- reduction herbeizuführen.
Jenes Verhalten des Phosphors erklärt es, dass beim reducirenden Schmelzen von Eisenerzen mit Kohle ein grosser Theil des in den Erzen, den Zuschlägen und der Asche enthaltenen Phosphors reducirt und vom Eisen aufgenommen wird. Annähernd vollständige Reduction des anwesenden Phosphors findet statt, wenn — wie im Hochofen — die Temperatur hoch und die thätigen reducirenden Einflüsse so kräftig sind, dass auch alles anwesende Eisen bis auf kleine in den Schlacken zurückbleibende Mengen reducirt wird. In diesem Falle pflegt die ent- stehende Schlacke, selbst wenn sie sehr basisch ist, nur unbedeutende Mengen von Phosphor, sei es als Phosphat oder als Phosphormetall, zurückzuhalten. Je niedriger aber die Temperatur, je eisenreicher die entstehende Schlacke ist, desto grössere Mengen des Phosphorsäure- gehaltes der Erze u. s. w. bleiben in letzterer zurück. Man kann also selbst aus phosphorreichen Erzen unter Benutzung dieses Verhaltens des Phosphors ein verhältnissmässig phosphorarmes Eisen darstellen, indem man die Erze nicht im Hochofen auf Roheisen, sondern in kleineren, im dritten Abschnitte beschriebenen Schmelzapparaten (Renn- feuern) unter Bildung einer eisenreichen Schlacke auf schmiedbares Eisen verarbeitet, eine Methode, auf welcher die gesammte Eisendar- stellung des Alterthums beruhte. Dem Vortheile eines geringeren Phos-
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Eisen und Phosphor.
geringere Einwirkung als durch Kohlenstoff. Nach Mrázek’s Ver-
suchen liegt die Schmelztemperatur jenes Siliciumeisens mit 7.4 Proc.
Silicium höher als die eines graphitischen Kohlenstoffeisens mit 5 Proc.
Kohlenstoff, aber niedriger als diejenige eines Stahles mit ca. 0.75 Proc.
Kohlenstoff (sogenannten mittelharten Stahles).
6. Eisen und Phosphor.
Reduction des Phosphors.
Phosphor findet sich in den Erzen und Zuschlägen wie in der
Asche der Brennstoffe als Phosphorsäure in Verbindung mit Calcium
(Apatit, Phosphorit), Eisen (Vivianit) oder anderen Metallen. Die Re-
duction des Phosphors aus diesen in der Natur vorkommenden Ver-
bindungen geht in hoher Temperatur unter Einwirkung von Kohle leicht
von Statten, um so leichter, wenn Eisen zugegen ist, zu dem der
Phosphor ein starkes Vereinigungsbestreben besitzt. Selbst die Gegen-
wart starker Basen vermag nicht bei Gegenwart von Eisen und redu-
cirenden Körpern die Reduction des Phosphors und Aufnahme durch
das Eisen zu hindern; bei Berührung von geschmolzenem kohlenstoff-
haltigem Eisen mit Phosphaten ist ein fremdes Reductionsmittel nicht
einmal erforderlich, sofern die Temperatur hoch genug ist (hohe Tempe-
ratur steigert nach S. 12 die Verwandtschaft des Kohlenstoffs zum
Sauerstoff stärker als die vieler anderen Körper), und der Kohlenstoff
des Eisens genügt, Phosphor zu reduciren und dem Eisen zuzuführen.
Auch Mangan und Silicium können, wie wenigstens sehr wahrschein-
lich ist, als Bestandtheile des technisch dargestellten Eisens vermöge
ihrer Leichtoxydirbarkeit reducirend auf Phosphate einwirken. Kohlen-
stofffreies Eisen dagegen ist nach Karsten nicht im Stande, Phosphor-
reduction herbeizuführen.
Jenes Verhalten des Phosphors erklärt es, dass beim reducirenden
Schmelzen von Eisenerzen mit Kohle ein grosser Theil des in den Erzen,
den Zuschlägen und der Asche enthaltenen Phosphors reducirt und
vom Eisen aufgenommen wird. Annähernd vollständige Reduction des
anwesenden Phosphors findet statt, wenn — wie im Hochofen — die
Temperatur hoch und die thätigen reducirenden Einflüsse so kräftig
sind, dass auch alles anwesende Eisen bis auf kleine in den Schlacken
zurückbleibende Mengen reducirt wird. In diesem Falle pflegt die ent-
stehende Schlacke, selbst wenn sie sehr basisch ist, nur unbedeutende
Mengen von Phosphor, sei es als Phosphat oder als Phosphormetall,
zurückzuhalten. Je niedriger aber die Temperatur, je eisenreicher die
entstehende Schlacke ist, desto grössere Mengen des Phosphorsäure-
gehaltes der Erze u. s. w. bleiben in letzterer zurück. Man kann also
selbst aus phosphorreichen Erzen unter Benutzung dieses Verhaltens
des Phosphors ein verhältnissmässig phosphorarmes Eisen darstellen,
indem man die Erze nicht im Hochofen auf Roheisen, sondern in
kleineren, im dritten Abschnitte beschriebenen Schmelzapparaten (Renn-
feuern) unter Bildung einer eisenreichen Schlacke auf schmiedbares
Eisen verarbeitet, eine Methode, auf welcher die gesammte Eisendar-
stellung des Alterthums beruhte. Dem Vortheile eines geringeren Phos-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/291>, abgerufen am 21.11.2024.
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