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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
etwa 45°C.; parallel der Herdsohle ist die gewölbte Decke angeordnet,
so dass der ganze Ofen einem unter dem angegebenen Winkel auf-
steigenden Kanale gleicht, in welchen oben das Erz eingeschüttet wird,
um allmählich auf der Sohle herabzugleiten, während unten das Gas
eintritt. Die Länge des Ofens, welcher ursprünglich mehr zum Trocknen
sehr feuchter mulmiger Erze bestimmt war, später aber auch zum eigent-
lichen Rösten benutzt wurde, beträgt 3.5--5.5 m, die Breite 1.25--1.5 m,
die Höhe der Erzschicht etwa 0.15 m. Bei ausschliesslicher Verwendung
des Ofens zum Trocknen beträgt die tägliche Leistung ca. 15 Tonnen
Erz, beim Rösten dagegen höchstens die Hälfte. 1)

Unter allen Gasröstöfen nimmt der in Fig. 43--46 abgebildete,
zum Rösten grobstückiger Magneteisenerze in Sintertemperatur bestimmte
Röstofen des Schweden Westman seiner Grösse wie seiner Leistung
nach die hervorragendste Stellung ein. 2) Seit der Erbauung des ersten
dieser Oefen im Jahre 1851 auf dem Werke Söderfors bei Dannemora
sind nicht allein in Schweden die schon damals sehr gebräuchlichen
älteren Gasröstöfen -- die sogenannten Tenninge-Oefen -- mehr und
mehr von demselben verdrängt worden, sondern er ist auch ausserhalb
Schwedens, wo ähnliche Verhältnisse vorliegen, mehrfach in Anwendung
gekommen.

Die Heizung dieses Ofens wird in Schweden ausschliesslich durch
Hochofengase bewirkt; mit gleich gutem Erfolge würden voraussichtlich
auch Generatorgase benutzt werden können, sofern ihr Wassergehalt
nicht zu bedeutend ist. Wo aber nicht Gichtgase für den Röstprocess
zur Verwendung stehen, fällt, wie schon mehrfach betont wurde, eine
Hauptveranlassung zur Anwendung der Gasfeuerung in Röstöfen fort;
und der andere Grund zur Einführung von Gasröstöfen, die in den-
selben erreichbare vollständigere Entschweflung kiesiger und dichter
Magneteisenerze, verliert, sofern der Schwefelgehalt der Erze nicht etwa
ausnahmsweise hoch ist, an Bedeutung, wenn man die Erze nicht mit
Holzkohlen, sondern mit mineralischen Brennstoffen verarbeitet.

Wenn unter solchen Verhältnissen die Anwendung des Westman'-
schen Ofens fast ausschliesslich auf diejenigen Bezirke der Eisenindustrie
beschränkt bleibt, wo eben noch Holzkohlen als Brennstoff für die
spätere Verhüttung der gerösteten Magneteisenerze zur Verwendung
stehen, so verdient dennoch jener Ofen, da er immerhin ein bedeut-
sames Glied unter den Apparaten eines für die gesammte Eisen-
industrie nicht unwichtigen Landes bildet, eine etwas ausführlichere
Besprechung.

Der Schacht zeigt, abweichend von den Röstöfen für niedrigere
Temperaturen, eine Erweiterung nach unten, um das Ansetzen sintern-
der Erze an die Wände zu erschweren, das gleichmässige Niederrücken
zu erleichtern; und zwar ist diese Erweiterung am stärksten in dem

1) Abbildungen dieses ebenfalls nur für ganz besondere Verhältnisse geeigneten
Ofens enthalten die oben genannten Werke: Annales des mines, pl. XIV; Dürre,
Anlage u. s. w., S. 176; ferner Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, Bd. 16, S. 384.
2) Die mitgetheilten Notizen wie die Abbildung sind dem unter Literatur auf-
geführten Werke von R. Akerman entnommen.

Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
etwa 45°C.; parallel der Herdsohle ist die gewölbte Decke angeordnet,
so dass der ganze Ofen einem unter dem angegebenen Winkel auf-
steigenden Kanale gleicht, in welchen oben das Erz eingeschüttet wird,
um allmählich auf der Sohle herabzugleiten, während unten das Gas
eintritt. Die Länge des Ofens, welcher ursprünglich mehr zum Trocknen
sehr feuchter mulmiger Erze bestimmt war, später aber auch zum eigent-
lichen Rösten benutzt wurde, beträgt 3.5—5.5 m, die Breite 1.25—1.5 m,
die Höhe der Erzschicht etwa 0.15 m. Bei ausschliesslicher Verwendung
des Ofens zum Trocknen beträgt die tägliche Leistung ca. 15 Tonnen
Erz, beim Rösten dagegen höchstens die Hälfte. 1)

Unter allen Gasröstöfen nimmt der in Fig. 43—46 abgebildete,
zum Rösten grobstückiger Magneteisenerze in Sintertemperatur bestimmte
Röstofen des Schweden Westman seiner Grösse wie seiner Leistung
nach die hervorragendste Stellung ein. 2) Seit der Erbauung des ersten
dieser Oefen im Jahre 1851 auf dem Werke Söderfors bei Dannemora
sind nicht allein in Schweden die schon damals sehr gebräuchlichen
älteren Gasröstöfen — die sogenannten Tenninge-Oefen — mehr und
mehr von demselben verdrängt worden, sondern er ist auch ausserhalb
Schwedens, wo ähnliche Verhältnisse vorliegen, mehrfach in Anwendung
gekommen.

Die Heizung dieses Ofens wird in Schweden ausschliesslich durch
Hochofengase bewirkt; mit gleich gutem Erfolge würden voraussichtlich
auch Generatorgase benutzt werden können, sofern ihr Wassergehalt
nicht zu bedeutend ist. Wo aber nicht Gichtgase für den Röstprocess
zur Verwendung stehen, fällt, wie schon mehrfach betont wurde, eine
Hauptveranlassung zur Anwendung der Gasfeuerung in Röstöfen fort;
und der andere Grund zur Einführung von Gasröstöfen, die in den-
selben erreichbare vollständigere Entschweflung kiesiger und dichter
Magneteisenerze, verliert, sofern der Schwefelgehalt der Erze nicht etwa
ausnahmsweise hoch ist, an Bedeutung, wenn man die Erze nicht mit
Holzkohlen, sondern mit mineralischen Brennstoffen verarbeitet.

Wenn unter solchen Verhältnissen die Anwendung des Westman’-
schen Ofens fast ausschliesslich auf diejenigen Bezirke der Eisenindustrie
beschränkt bleibt, wo eben noch Holzkohlen als Brennstoff für die
spätere Verhüttung der gerösteten Magneteisenerze zur Verwendung
stehen, so verdient dennoch jener Ofen, da er immerhin ein bedeut-
sames Glied unter den Apparaten eines für die gesammte Eisen-
industrie nicht unwichtigen Landes bildet, eine etwas ausführlichere
Besprechung.

Der Schacht zeigt, abweichend von den Röstöfen für niedrigere
Temperaturen, eine Erweiterung nach unten, um das Ansetzen sintern-
der Erze an die Wände zu erschweren, das gleichmässige Niederrücken
zu erleichtern; und zwar ist diese Erweiterung am stärksten in dem

1) Abbildungen dieses ebenfalls nur für ganz besondere Verhältnisse geeigneten
Ofens enthalten die oben genannten Werke: Annales des mines, pl. XIV; Dürre,
Anlage u. s. w., S. 176; ferner Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, Bd. 16, S. 384.
2) Die mitgetheilten Notizen wie die Abbildung sind dem unter Literatur auf-
geführten Werke von R. Akerman entnommen.
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[210/0250] Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung. etwa 45°C.; parallel der Herdsohle ist die gewölbte Decke angeordnet, so dass der ganze Ofen einem unter dem angegebenen Winkel auf- steigenden Kanale gleicht, in welchen oben das Erz eingeschüttet wird, um allmählich auf der Sohle herabzugleiten, während unten das Gas eintritt. Die Länge des Ofens, welcher ursprünglich mehr zum Trocknen sehr feuchter mulmiger Erze bestimmt war, später aber auch zum eigent- lichen Rösten benutzt wurde, beträgt 3.5—5.5 m, die Breite 1.25—1.5 m, die Höhe der Erzschicht etwa 0.15 m. Bei ausschliesslicher Verwendung des Ofens zum Trocknen beträgt die tägliche Leistung ca. 15 Tonnen Erz, beim Rösten dagegen höchstens die Hälfte. 1) Unter allen Gasröstöfen nimmt der in Fig. 43—46 abgebildete, zum Rösten grobstückiger Magneteisenerze in Sintertemperatur bestimmte Röstofen des Schweden Westman seiner Grösse wie seiner Leistung nach die hervorragendste Stellung ein. 2) Seit der Erbauung des ersten dieser Oefen im Jahre 1851 auf dem Werke Söderfors bei Dannemora sind nicht allein in Schweden die schon damals sehr gebräuchlichen älteren Gasröstöfen — die sogenannten Tenninge-Oefen — mehr und mehr von demselben verdrängt worden, sondern er ist auch ausserhalb Schwedens, wo ähnliche Verhältnisse vorliegen, mehrfach in Anwendung gekommen. Die Heizung dieses Ofens wird in Schweden ausschliesslich durch Hochofengase bewirkt; mit gleich gutem Erfolge würden voraussichtlich auch Generatorgase benutzt werden können, sofern ihr Wassergehalt nicht zu bedeutend ist. Wo aber nicht Gichtgase für den Röstprocess zur Verwendung stehen, fällt, wie schon mehrfach betont wurde, eine Hauptveranlassung zur Anwendung der Gasfeuerung in Röstöfen fort; und der andere Grund zur Einführung von Gasröstöfen, die in den- selben erreichbare vollständigere Entschweflung kiesiger und dichter Magneteisenerze, verliert, sofern der Schwefelgehalt der Erze nicht etwa ausnahmsweise hoch ist, an Bedeutung, wenn man die Erze nicht mit Holzkohlen, sondern mit mineralischen Brennstoffen verarbeitet. Wenn unter solchen Verhältnissen die Anwendung des Westman’- schen Ofens fast ausschliesslich auf diejenigen Bezirke der Eisenindustrie beschränkt bleibt, wo eben noch Holzkohlen als Brennstoff für die spätere Verhüttung der gerösteten Magneteisenerze zur Verwendung stehen, so verdient dennoch jener Ofen, da er immerhin ein bedeut- sames Glied unter den Apparaten eines für die gesammte Eisen- industrie nicht unwichtigen Landes bildet, eine etwas ausführlichere Besprechung. Der Schacht zeigt, abweichend von den Röstöfen für niedrigere Temperaturen, eine Erweiterung nach unten, um das Ansetzen sintern- der Erze an die Wände zu erschweren, das gleichmässige Niederrücken zu erleichtern; und zwar ist diese Erweiterung am stärksten in dem 1) Abbildungen dieses ebenfalls nur für ganz besondere Verhältnisse geeigneten Ofens enthalten die oben genannten Werke: Annales des mines, pl. XIV; Dürre, Anlage u. s. w., S. 176; ferner Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, Bd. 16, S. 384. 2) Die mitgetheilten Notizen wie die Abbildung sind dem unter Literatur auf- geführten Werke von R. Akerman entnommen.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/250>, abgerufen am 07.05.2024.