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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
die Erzschichten um so stärker, je weiter nach oben sie sich befinden,
damit eine möglichst gleichmässige Erhitzung des ganzen Haufens
erzielt werde.

Bei dem Auffahren der Schichten übereinander entsteht schon von
selbst, wenn man nicht etwa durch künstliches Aufbauen besonders
dazu geeigneter Erzstücke senkrechte Umfassungswände herstellt, die
Form einer flachen abgestumpften Pyramide gemäss dem Böschungs-
winkel des Materials.

Der ganze Haufen wird schliesslich noch mit einer Decke aus Kohlen-
klein versehen und nun rings herum am Fusse entzündet.

Bei der Röstung von Kohleneisensteinen fällt, wie schon erwähnt,
die Einschichtung von Brennstoff fort. Sind dieselben schwer entzünd-
lich, so legt man beim Setzen des Haufens mit Hilfe grösserer Erz-
stücke Zündkanäle an der Sohle an, welche bis zur Mitte führen und
mit leicht brennbarem Materiale gefüllt werden.

Sehr lange Haufen steckt man auch wohl nur an einer Seite in
Brand, so dass das Feuer sich von hier aus nach dem anderen Ende hin
fortpflanzt; die abgerösteten Erze werden entfernt, und man kann schon
das Auffahren eines neuen Haufens beginnen, ehe der alte völlig durch-
geröstet ist.

Die Brennzeit beträgt je nach der Grösse der Haufen zwei Wochen
bis mehrere Monate. Sehr verschieden ist auch der Brennstoffverbrauch
bei den Erzen, welche nicht selbst ihren Brennstoff mitführen. Die Art
des Brennstoffes, die erforderliche Rösttemperatur, die Grösse der Haufen
sind hierbei maassgebend. Bei Anwendung von Steinkohlenklein wird
man als durchschnittlichen Verbrauch zum Rösten von 1000 kg Erz
100 kg Kohlen rechnen dürfen; die Löhne dürften sich in den meisten
Fällen auf 40--50 Pf. für dasselbe Erzquantum beziffern. 1)

Da der Rösthaufen an allen Seiten wie an der Oberfläche voll-
ständig frei liegt und einem steten Luftwechsel ausgesetzt ist, so ist die
Ausnutzung des Brennstoffes beim Rösten in Haufen eine sehr un-
günstige. Zu diesem Uebelstande kommt der andere, dass der Verlauf
des Verbrennungsprocesses durch Witterungseinflüsse, insbesondere durch
Stärke und Richtung des herrschenden Windes nicht unwesentlich be-
einflusst wird, und dass es, ganz abgesehen von diesen zufälligen Ein-
wirkungen, doch in Rücksicht auf die schon oben angedeutete Eigen-
thümlichkeit der Erhitzung, welcher die oberen Schichten stärker als
die unteren ausgesetzt sind, auch bei sorgfältigster Aufstellung des
Haufens kaum möglich ist, eine ganz gleichmässige Röstung der Erze
zu erreichen. Stets werden sich einzelne zu schwach und andere zu
stark geröstete Erze in einem und demselben Haufen befinden.

Von Jahr zu Jahr hat deshalb die Haufenröstung abgenommen,
seitdem man mehr als in alter Zeit durch äussere Verhältnisse ge-
zwungen war, bei jedem Processe der Eisenerzeugung auf Brennstoff-
ersparung und möglichste Vervollkommnung des Arbeitsverfahrens Rück-

1) Nach Wedding (Eisenhüttenkunde, Abth. II, S. 429) verbraucht man in
Ebbw Vale (Südwales) beim Rösten von Thoneisensteinen per 1000 kg Erz 75 kg
Kohlenklein nebst 25 kg Stückkohlen und zahlte (in den sechziger Jahren) 42 Pf.
Lohn für das Setzen und spätere Ziehen.

Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
die Erzschichten um so stärker, je weiter nach oben sie sich befinden,
damit eine möglichst gleichmässige Erhitzung des ganzen Haufens
erzielt werde.

Bei dem Auffahren der Schichten übereinander entsteht schon von
selbst, wenn man nicht etwa durch künstliches Aufbauen besonders
dazu geeigneter Erzstücke senkrechte Umfassungswände herstellt, die
Form einer flachen abgestumpften Pyramide gemäss dem Böschungs-
winkel des Materials.

Der ganze Haufen wird schliesslich noch mit einer Decke aus Kohlen-
klein versehen und nun rings herum am Fusse entzündet.

Bei der Röstung von Kohleneisensteinen fällt, wie schon erwähnt,
die Einschichtung von Brennstoff fort. Sind dieselben schwer entzünd-
lich, so legt man beim Setzen des Haufens mit Hilfe grösserer Erz-
stücke Zündkanäle an der Sohle an, welche bis zur Mitte führen und
mit leicht brennbarem Materiale gefüllt werden.

Sehr lange Haufen steckt man auch wohl nur an einer Seite in
Brand, so dass das Feuer sich von hier aus nach dem anderen Ende hin
fortpflanzt; die abgerösteten Erze werden entfernt, und man kann schon
das Auffahren eines neuen Haufens beginnen, ehe der alte völlig durch-
geröstet ist.

Die Brennzeit beträgt je nach der Grösse der Haufen zwei Wochen
bis mehrere Monate. Sehr verschieden ist auch der Brennstoffverbrauch
bei den Erzen, welche nicht selbst ihren Brennstoff mitführen. Die Art
des Brennstoffes, die erforderliche Rösttemperatur, die Grösse der Haufen
sind hierbei maassgebend. Bei Anwendung von Steinkohlenklein wird
man als durchschnittlichen Verbrauch zum Rösten von 1000 kg Erz
100 kg Kohlen rechnen dürfen; die Löhne dürften sich in den meisten
Fällen auf 40—50 Pf. für dasselbe Erzquantum beziffern. 1)

Da der Rösthaufen an allen Seiten wie an der Oberfläche voll-
ständig frei liegt und einem steten Luftwechsel ausgesetzt ist, so ist die
Ausnutzung des Brennstoffes beim Rösten in Haufen eine sehr un-
günstige. Zu diesem Uebelstande kommt der andere, dass der Verlauf
des Verbrennungsprocesses durch Witterungseinflüsse, insbesondere durch
Stärke und Richtung des herrschenden Windes nicht unwesentlich be-
einflusst wird, und dass es, ganz abgesehen von diesen zufälligen Ein-
wirkungen, doch in Rücksicht auf die schon oben angedeutete Eigen-
thümlichkeit der Erhitzung, welcher die oberen Schichten stärker als
die unteren ausgesetzt sind, auch bei sorgfältigster Aufstellung des
Haufens kaum möglich ist, eine ganz gleichmässige Röstung der Erze
zu erreichen. Stets werden sich einzelne zu schwach und andere zu
stark geröstete Erze in einem und demselben Haufen befinden.

Von Jahr zu Jahr hat deshalb die Haufenröstung abgenommen,
seitdem man mehr als in alter Zeit durch äussere Verhältnisse ge-
zwungen war, bei jedem Processe der Eisenerzeugung auf Brennstoff-
ersparung und möglichste Vervollkommnung des Arbeitsverfahrens Rück-

1) Nach Wedding (Eisenhüttenkunde, Abth. II, S. 429) verbraucht man in
Ebbw Vale (Südwales) beim Rösten von Thoneisensteinen per 1000 kg Erz 75 kg
Kohlenklein nebst 25 kg Stückkohlen und zahlte (in den sechziger Jahren) 42 Pf.
Lohn für das Setzen und spätere Ziehen.
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[194/0234] Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung. die Erzschichten um so stärker, je weiter nach oben sie sich befinden, damit eine möglichst gleichmässige Erhitzung des ganzen Haufens erzielt werde. Bei dem Auffahren der Schichten übereinander entsteht schon von selbst, wenn man nicht etwa durch künstliches Aufbauen besonders dazu geeigneter Erzstücke senkrechte Umfassungswände herstellt, die Form einer flachen abgestumpften Pyramide gemäss dem Böschungs- winkel des Materials. Der ganze Haufen wird schliesslich noch mit einer Decke aus Kohlen- klein versehen und nun rings herum am Fusse entzündet. Bei der Röstung von Kohleneisensteinen fällt, wie schon erwähnt, die Einschichtung von Brennstoff fort. Sind dieselben schwer entzünd- lich, so legt man beim Setzen des Haufens mit Hilfe grösserer Erz- stücke Zündkanäle an der Sohle an, welche bis zur Mitte führen und mit leicht brennbarem Materiale gefüllt werden. Sehr lange Haufen steckt man auch wohl nur an einer Seite in Brand, so dass das Feuer sich von hier aus nach dem anderen Ende hin fortpflanzt; die abgerösteten Erze werden entfernt, und man kann schon das Auffahren eines neuen Haufens beginnen, ehe der alte völlig durch- geröstet ist. Die Brennzeit beträgt je nach der Grösse der Haufen zwei Wochen bis mehrere Monate. Sehr verschieden ist auch der Brennstoffverbrauch bei den Erzen, welche nicht selbst ihren Brennstoff mitführen. Die Art des Brennstoffes, die erforderliche Rösttemperatur, die Grösse der Haufen sind hierbei maassgebend. Bei Anwendung von Steinkohlenklein wird man als durchschnittlichen Verbrauch zum Rösten von 1000 kg Erz 100 kg Kohlen rechnen dürfen; die Löhne dürften sich in den meisten Fällen auf 40—50 Pf. für dasselbe Erzquantum beziffern. 1) Da der Rösthaufen an allen Seiten wie an der Oberfläche voll- ständig frei liegt und einem steten Luftwechsel ausgesetzt ist, so ist die Ausnutzung des Brennstoffes beim Rösten in Haufen eine sehr un- günstige. Zu diesem Uebelstande kommt der andere, dass der Verlauf des Verbrennungsprocesses durch Witterungseinflüsse, insbesondere durch Stärke und Richtung des herrschenden Windes nicht unwesentlich be- einflusst wird, und dass es, ganz abgesehen von diesen zufälligen Ein- wirkungen, doch in Rücksicht auf die schon oben angedeutete Eigen- thümlichkeit der Erhitzung, welcher die oberen Schichten stärker als die unteren ausgesetzt sind, auch bei sorgfältigster Aufstellung des Haufens kaum möglich ist, eine ganz gleichmässige Röstung der Erze zu erreichen. Stets werden sich einzelne zu schwach und andere zu stark geröstete Erze in einem und demselben Haufen befinden. Von Jahr zu Jahr hat deshalb die Haufenröstung abgenommen, seitdem man mehr als in alter Zeit durch äussere Verhältnisse ge- zwungen war, bei jedem Processe der Eisenerzeugung auf Brennstoff- ersparung und möglichste Vervollkommnung des Arbeitsverfahrens Rück- 1) Nach Wedding (Eisenhüttenkunde, Abth. II, S. 429) verbraucht man in Ebbw Vale (Südwales) beim Rösten von Thoneisensteinen per 1000 kg Erz 75 kg Kohlenklein nebst 25 kg Stückkohlen und zahlte (in den sechziger Jahren) 42 Pf. Lohn für das Setzen und spätere Ziehen.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/234>, abgerufen am 07.05.2024.