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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
der Umstand, dass man in diesem Falle, z. B. auf schwedischen Eisen-
werken, schwefelkiesreiche Magneteisenerze selbst bis zur beginnenden
Schmelzung erhitzt. Die Vorgänge, welche hierbei eine Austreibung
des Schwefels selbst aus dem Innern dichter Erzstücke bewirken, wurden
bereits auf S. 188 besprochen.


Da der Zweck der Röstung in allen Fällen, wo derselbe in einer
Höheroxydation oder einer Entschweflung besteht, um so vollständiger
erreicht wird, je grössere Oberfläche die einzelnen Erzstücke darbieten
und je kleiner ihr Rauminhalt ist, so empfiehlt es sich, zuerst die Zer-
kleinerung der Erze vorzunehmen und auf diese erst die Röstung folgen
zu lassen. Wenn man trotzdem nicht selten den umgekehrten Weg
einschlägt, die Zerkleinerung auf die Röstung folgen lässt, so liegt der
Grund zu diesem Verfahren in dem Umstande, dass die Erze durch
die Röstung weit mürber werden, sich im gerösteten Zustande also mit
einem geringeren Aufwande von Arbeit zerkleinern lassen und die Zer-
kleinerungsapparate weniger abnutzen.

Wo die Arbeitslöhne niedrig, die zum Rösten verwendbaren Brenn-
stoffe billig, die gesammten Röstkosten also nicht hoch sind, bringt man
in Rücksicht auf diese Verhältnisse wohl ein zweimaliges Rösten zur
Anwendung, das erste vor, das zweite nach der Zerkleinerung.


Kennzeichen gut gerösteter Erze. Da verschiedene Erze für
ihre Röstung verschiedene Temperaturen erfordern, so sind die Merk-
male für ein gut geröstetes Erz auch nicht immer genau dieselben. In
den meisten Fällen darf die Temperatur aus den erörterten Gründen
nicht bis zum beginnenden Schmelzen der Erzstücke gesteigert werden;
zeigen sich also zusammengebackene verschlackte Massen, so ist das
ein Zeichen, dass die Temperatur zu hoch war.

Die Farbe der gerösteten Erze muss, da bei der Röstung Eisenoxyd
gebildet werden soll, roth sein, und im Allgemeinen lässt sich ein Erz
als um so besser geröstet betrachten, je deutlicher, gleichmässiger dieses
Roth hervortritt. Nur jene Erze, welche zum Zwecke einer völligen
Entschweflung bis zum Sintern erhitzt wurden, machen hiervon eine
Ausnahme; sie zeigen gewöhnlich eine blaugraue Farbe, welche ebenso-
wohl dem Eisenoxyduloxyd als dem geschmolzenen Eisenoxyd eigen-
thümlich ist.

Zerschlägt man ein Stück gerösteten Erzes, so muss das Innere
dasselbe Aussehen zeigen als die Oberfläche; zeigt sich ein Kern, dessen
Beschaffenheit an diejenige des ungerösteten Erzes erinnert, so war die
Zeitdauer der Röstung zu kurz. Dass es jedoch um so schwieriger ist,
die Wirkungen des Röstprocesses gleichmässig bis auf das Innere der
Erzstücke auszudehnen, je grösser der Durchmesser der letzteren ist,
und dass aus diesem Grunde eine der Röstung voraufgehende Zer-
kleinerung sehr am Platze ist, wurde schon öfter hervorgehoben.

Das Zerschlagen der Erzstücke muss ohne Schwierigkeit von statten
gehen; einzelne Erze, insbesondere die Carbonate, lassen sich nach gut
gelungener Röstung häufig schon mit der Hand in kleinere Stücke
zerbrechen.

Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
der Umstand, dass man in diesem Falle, z. B. auf schwedischen Eisen-
werken, schwefelkiesreiche Magneteisenerze selbst bis zur beginnenden
Schmelzung erhitzt. Die Vorgänge, welche hierbei eine Austreibung
des Schwefels selbst aus dem Innern dichter Erzstücke bewirken, wurden
bereits auf S. 188 besprochen.


Da der Zweck der Röstung in allen Fällen, wo derselbe in einer
Höheroxydation oder einer Entschweflung besteht, um so vollständiger
erreicht wird, je grössere Oberfläche die einzelnen Erzstücke darbieten
und je kleiner ihr Rauminhalt ist, so empfiehlt es sich, zuerst die Zer-
kleinerung der Erze vorzunehmen und auf diese erst die Röstung folgen
zu lassen. Wenn man trotzdem nicht selten den umgekehrten Weg
einschlägt, die Zerkleinerung auf die Röstung folgen lässt, so liegt der
Grund zu diesem Verfahren in dem Umstande, dass die Erze durch
die Röstung weit mürber werden, sich im gerösteten Zustande also mit
einem geringeren Aufwande von Arbeit zerkleinern lassen und die Zer-
kleinerungsapparate weniger abnutzen.

Wo die Arbeitslöhne niedrig, die zum Rösten verwendbaren Brenn-
stoffe billig, die gesammten Röstkosten also nicht hoch sind, bringt man
in Rücksicht auf diese Verhältnisse wohl ein zweimaliges Rösten zur
Anwendung, das erste vor, das zweite nach der Zerkleinerung.


Kennzeichen gut gerösteter Erze. Da verschiedene Erze für
ihre Röstung verschiedene Temperaturen erfordern, so sind die Merk-
male für ein gut geröstetes Erz auch nicht immer genau dieselben. In
den meisten Fällen darf die Temperatur aus den erörterten Gründen
nicht bis zum beginnenden Schmelzen der Erzstücke gesteigert werden;
zeigen sich also zusammengebackene verschlackte Massen, so ist das
ein Zeichen, dass die Temperatur zu hoch war.

Die Farbe der gerösteten Erze muss, da bei der Röstung Eisenoxyd
gebildet werden soll, roth sein, und im Allgemeinen lässt sich ein Erz
als um so besser geröstet betrachten, je deutlicher, gleichmässiger dieses
Roth hervortritt. Nur jene Erze, welche zum Zwecke einer völligen
Entschweflung bis zum Sintern erhitzt wurden, machen hiervon eine
Ausnahme; sie zeigen gewöhnlich eine blaugraue Farbe, welche ebenso-
wohl dem Eisenoxyduloxyd als dem geschmolzenen Eisenoxyd eigen-
thümlich ist.

Zerschlägt man ein Stück gerösteten Erzes, so muss das Innere
dasselbe Aussehen zeigen als die Oberfläche; zeigt sich ein Kern, dessen
Beschaffenheit an diejenige des ungerösteten Erzes erinnert, so war die
Zeitdauer der Röstung zu kurz. Dass es jedoch um so schwieriger ist,
die Wirkungen des Röstprocesses gleichmässig bis auf das Innere der
Erzstücke auszudehnen, je grösser der Durchmesser der letzteren ist,
und dass aus diesem Grunde eine der Röstung voraufgehende Zer-
kleinerung sehr am Platze ist, wurde schon öfter hervorgehoben.

Das Zerschlagen der Erzstücke muss ohne Schwierigkeit von statten
gehen; einzelne Erze, insbesondere die Carbonate, lassen sich nach gut
gelungener Röstung häufig schon mit der Hand in kleinere Stücke
zerbrechen.

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[192/0232] Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung. der Umstand, dass man in diesem Falle, z. B. auf schwedischen Eisen- werken, schwefelkiesreiche Magneteisenerze selbst bis zur beginnenden Schmelzung erhitzt. Die Vorgänge, welche hierbei eine Austreibung des Schwefels selbst aus dem Innern dichter Erzstücke bewirken, wurden bereits auf S. 188 besprochen. Da der Zweck der Röstung in allen Fällen, wo derselbe in einer Höheroxydation oder einer Entschweflung besteht, um so vollständiger erreicht wird, je grössere Oberfläche die einzelnen Erzstücke darbieten und je kleiner ihr Rauminhalt ist, so empfiehlt es sich, zuerst die Zer- kleinerung der Erze vorzunehmen und auf diese erst die Röstung folgen zu lassen. Wenn man trotzdem nicht selten den umgekehrten Weg einschlägt, die Zerkleinerung auf die Röstung folgen lässt, so liegt der Grund zu diesem Verfahren in dem Umstande, dass die Erze durch die Röstung weit mürber werden, sich im gerösteten Zustande also mit einem geringeren Aufwande von Arbeit zerkleinern lassen und die Zer- kleinerungsapparate weniger abnutzen. Wo die Arbeitslöhne niedrig, die zum Rösten verwendbaren Brenn- stoffe billig, die gesammten Röstkosten also nicht hoch sind, bringt man in Rücksicht auf diese Verhältnisse wohl ein zweimaliges Rösten zur Anwendung, das erste vor, das zweite nach der Zerkleinerung. Kennzeichen gut gerösteter Erze. Da verschiedene Erze für ihre Röstung verschiedene Temperaturen erfordern, so sind die Merk- male für ein gut geröstetes Erz auch nicht immer genau dieselben. In den meisten Fällen darf die Temperatur aus den erörterten Gründen nicht bis zum beginnenden Schmelzen der Erzstücke gesteigert werden; zeigen sich also zusammengebackene verschlackte Massen, so ist das ein Zeichen, dass die Temperatur zu hoch war. Die Farbe der gerösteten Erze muss, da bei der Röstung Eisenoxyd gebildet werden soll, roth sein, und im Allgemeinen lässt sich ein Erz als um so besser geröstet betrachten, je deutlicher, gleichmässiger dieses Roth hervortritt. Nur jene Erze, welche zum Zwecke einer völligen Entschweflung bis zum Sintern erhitzt wurden, machen hiervon eine Ausnahme; sie zeigen gewöhnlich eine blaugraue Farbe, welche ebenso- wohl dem Eisenoxyduloxyd als dem geschmolzenen Eisenoxyd eigen- thümlich ist. Zerschlägt man ein Stück gerösteten Erzes, so muss das Innere dasselbe Aussehen zeigen als die Oberfläche; zeigt sich ein Kern, dessen Beschaffenheit an diejenige des ungerösteten Erzes erinnert, so war die Zeitdauer der Röstung zu kurz. Dass es jedoch um so schwieriger ist, die Wirkungen des Röstprocesses gleichmässig bis auf das Innere der Erzstücke auszudehnen, je grösser der Durchmesser der letzteren ist, und dass aus diesem Grunde eine der Röstung voraufgehende Zer- kleinerung sehr am Platze ist, wurde schon öfter hervorgehoben. Das Zerschlagen der Erzstücke muss ohne Schwierigkeit von statten gehen; einzelne Erze, insbesondere die Carbonate, lassen sich nach gut gelungener Röstung häufig schon mit der Hand in kleinere Stücke zerbrechen.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/232>, abgerufen am 27.11.2024.