Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Schwefelgehalte, der im Innern der Erzstücke eingeschlossen ist, die Luft immerhin nur beschränkten Zutritt erhält. Eine Zersetzung und Entschweflung dieser im Innern dichter Erzstücke eingeschlossenen Kiese ist jedoch ebenfalls möglich, wenn die Temperatur sehr hoch, d. h. bis zum Sintern der Erze gesteigert wird. Das Erz selbst dient dann ver- möge seines Sauerstoffgehaltes als Oxydationsmittel für den Schwefel; ein anderer Theil des bei der Erhitzung in jedem Falle zuerst ent- stehenden Einfachschwefeleisens schmilzt, saigert aus dem hocherhitzten Erzstücke aus und wird an der Oberfläche desselben dann ebenfalls oxydirt. 1)
Kupferkies wird ohne Luftzutritt nicht zerlegt; durch oxydirende Röstung dagegen entstehen schwefelsaure Salze, welche in Wasser lös- lich sind, in sehr hoher Temperatur aber unter Hinterlassung der Oxyde und Austreibung der Schwefelsäure zersetzt werden.
Arsenkies entlässt schon in dunkler Rothgluth einen Theil seines Schwefel- und Arsengehaltes als Schwefelarsen; in höherer Temperatur und unter Luftzutritt entsteht zunächst schwefelsaures und arsensaures Eisen, welches ersteres wie bei der Schwefelkiesröstung zerlegt wird, wäh- rend das letztere unzersetzbar ist. Ein Theil des Arsens bleibt also bei dem Eisen zurück; das verflüchtigte Arsen, dessen Anwesenheit beim Rösten arsenhaltiger Erze sich gewöhnlich durch den bekannten knob- lauchartigen Geruch deutlich verräth, wird bei Luftzutritt ganz oder theilweise zu Arsenigsäureanhydrid verbrannt.
Zinkblende bildet beim Rösten unter Luftzutritt Zinkoxyd neben Zinksulfat; letzteres aber ist durch Erhitzung nur in sehr hoher Tempe- ratur zerlegbar. Seine Leichtlöslichkeit in Wasser giebt trotzdem ein Mittel an die Hand, es nach vollbrachter Röstung aus den Erzen zu entfernen.
Bleiglanz entlässt bei Luftzutritt schon in niedriger Temperatur einen Theil seines Schwefels als schweflige Säure; ein anderer Theil desselben bildet mit dem entstehenden Bleioxyd schwefelsaures Salz, welches wie das Zinksulfat einer sehr hohen Temperatur zur Zerlegung bedarf, dagegen nicht, wie dieses, in Wasser löslich ist.
Aus dem geschilderten Verhalten der verschiedenen in den Erzen auftretenden Schwefelverbindungen ergiebt sich, dass in jedem Falle ein grosser Theil des Schwefels durch Röstung der Erze ausgetrieben werden kann; dass die Ent- schweflung, in welcher Verbindung der Schwefel auftreten möge, um so vollständiger sein wird, je kleiner die Erz- stücke sind, je stärker der Luftzutritt und je höher die Temperatur beim Rösten ist; und dass in vielen Fällen die Wirkung des Röstens durch eine nachfolgende Behandlung des Erzes mit Wasser zum Ausziehen der gebildeten lös- lichen Sulfate wesentlich unterstützt werden kann.
Die in früheren Jahren verschiedentlich vorgeschlagene und ver- suchsweise durchgeführte Anwendung von Wasserdampf beim Rösten
1) Jern-Kontorets Annaler 1829, p. 452; R. Akerman, Om jernmalmers rostning, p. 28.
Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Schwefelgehalte, der im Innern der Erzstücke eingeschlossen ist, die Luft immerhin nur beschränkten Zutritt erhält. Eine Zersetzung und Entschweflung dieser im Innern dichter Erzstücke eingeschlossenen Kiese ist jedoch ebenfalls möglich, wenn die Temperatur sehr hoch, d. h. bis zum Sintern der Erze gesteigert wird. Das Erz selbst dient dann ver- möge seines Sauerstoffgehaltes als Oxydationsmittel für den Schwefel; ein anderer Theil des bei der Erhitzung in jedem Falle zuerst ent- stehenden Einfachschwefeleisens schmilzt, saigert aus dem hocherhitzten Erzstücke aus und wird an der Oberfläche desselben dann ebenfalls oxydirt. 1)
Kupferkies wird ohne Luftzutritt nicht zerlegt; durch oxydirende Röstung dagegen entstehen schwefelsaure Salze, welche in Wasser lös- lich sind, in sehr hoher Temperatur aber unter Hinterlassung der Oxyde und Austreibung der Schwefelsäure zersetzt werden.
Arsenkies entlässt schon in dunkler Rothgluth einen Theil seines Schwefel- und Arsengehaltes als Schwefelarsen; in höherer Temperatur und unter Luftzutritt entsteht zunächst schwefelsaures und arsensaures Eisen, welches ersteres wie bei der Schwefelkiesröstung zerlegt wird, wäh- rend das letztere unzersetzbar ist. Ein Theil des Arsens bleibt also bei dem Eisen zurück; das verflüchtigte Arsen, dessen Anwesenheit beim Rösten arsenhaltiger Erze sich gewöhnlich durch den bekannten knob- lauchartigen Geruch deutlich verräth, wird bei Luftzutritt ganz oder theilweise zu Arsenigsäureanhydrid verbrannt.
Zinkblende bildet beim Rösten unter Luftzutritt Zinkoxyd neben Zinksulfat; letzteres aber ist durch Erhitzung nur in sehr hoher Tempe- ratur zerlegbar. Seine Leichtlöslichkeit in Wasser giebt trotzdem ein Mittel an die Hand, es nach vollbrachter Röstung aus den Erzen zu entfernen.
Bleiglanz entlässt bei Luftzutritt schon in niedriger Temperatur einen Theil seines Schwefels als schweflige Säure; ein anderer Theil desselben bildet mit dem entstehenden Bleioxyd schwefelsaures Salz, welches wie das Zinksulfat einer sehr hohen Temperatur zur Zerlegung bedarf, dagegen nicht, wie dieses, in Wasser löslich ist.
Aus dem geschilderten Verhalten der verschiedenen in den Erzen auftretenden Schwefelverbindungen ergiebt sich, dass in jedem Falle ein grosser Theil des Schwefels durch Röstung der Erze ausgetrieben werden kann; dass die Ent- schweflung, in welcher Verbindung der Schwefel auftreten möge, um so vollständiger sein wird, je kleiner die Erz- stücke sind, je stärker der Luftzutritt und je höher die Temperatur beim Rösten ist; und dass in vielen Fällen die Wirkung des Röstens durch eine nachfolgende Behandlung des Erzes mit Wasser zum Ausziehen der gebildeten lös- lichen Sulfate wesentlich unterstützt werden kann.
Die in früheren Jahren verschiedentlich vorgeschlagene und ver- suchsweise durchgeführte Anwendung von Wasserdampf beim Rösten
1) Jern-Kontorets Annaler 1829, p. 452; R. Åkerman, Om jernmalmers rostning, p. 28.
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Die Erze nebst Zuschlägen und ihre Vorbereitung für die Verhüttung.
Schwefelgehalte, der im Innern der Erzstücke eingeschlossen ist, die
Luft immerhin nur beschränkten Zutritt erhält. Eine Zersetzung und
Entschweflung dieser im Innern dichter Erzstücke eingeschlossenen Kiese
ist jedoch ebenfalls möglich, wenn die Temperatur sehr hoch, d. h. bis
zum Sintern der Erze gesteigert wird. Das Erz selbst dient dann ver-
möge seines Sauerstoffgehaltes als Oxydationsmittel für den Schwefel;
ein anderer Theil des bei der Erhitzung in jedem Falle zuerst ent-
stehenden Einfachschwefeleisens schmilzt, saigert aus dem hocherhitzten
Erzstücke aus und wird an der Oberfläche desselben dann ebenfalls
oxydirt. 1)
Kupferkies wird ohne Luftzutritt nicht zerlegt; durch oxydirende
Röstung dagegen entstehen schwefelsaure Salze, welche in Wasser lös-
lich sind, in sehr hoher Temperatur aber unter Hinterlassung der Oxyde
und Austreibung der Schwefelsäure zersetzt werden.
Arsenkies entlässt schon in dunkler Rothgluth einen Theil seines
Schwefel- und Arsengehaltes als Schwefelarsen; in höherer Temperatur
und unter Luftzutritt entsteht zunächst schwefelsaures und arsensaures
Eisen, welches ersteres wie bei der Schwefelkiesröstung zerlegt wird, wäh-
rend das letztere unzersetzbar ist. Ein Theil des Arsens bleibt also bei
dem Eisen zurück; das verflüchtigte Arsen, dessen Anwesenheit beim
Rösten arsenhaltiger Erze sich gewöhnlich durch den bekannten knob-
lauchartigen Geruch deutlich verräth, wird bei Luftzutritt ganz oder
theilweise zu Arsenigsäureanhydrid verbrannt.
Zinkblende bildet beim Rösten unter Luftzutritt Zinkoxyd neben
Zinksulfat; letzteres aber ist durch Erhitzung nur in sehr hoher Tempe-
ratur zerlegbar. Seine Leichtlöslichkeit in Wasser giebt trotzdem ein
Mittel an die Hand, es nach vollbrachter Röstung aus den Erzen zu
entfernen.
Bleiglanz entlässt bei Luftzutritt schon in niedriger Temperatur
einen Theil seines Schwefels als schweflige Säure; ein anderer Theil
desselben bildet mit dem entstehenden Bleioxyd schwefelsaures Salz,
welches wie das Zinksulfat einer sehr hohen Temperatur zur Zerlegung
bedarf, dagegen nicht, wie dieses, in Wasser löslich ist.
Aus dem geschilderten Verhalten der verschiedenen in
den Erzen auftretenden Schwefelverbindungen ergiebt sich,
dass in jedem Falle ein grosser Theil des Schwefels durch
Röstung der Erze ausgetrieben werden kann; dass die Ent-
schweflung, in welcher Verbindung der Schwefel auftreten
möge, um so vollständiger sein wird, je kleiner die Erz-
stücke sind, je stärker der Luftzutritt und je höher die
Temperatur beim Rösten ist; und dass in vielen Fällen die
Wirkung des Röstens durch eine nachfolgende Behandlung
des Erzes mit Wasser zum Ausziehen der gebildeten lös-
lichen Sulfate wesentlich unterstützt werden kann.
Die in früheren Jahren verschiedentlich vorgeschlagene und ver-
suchsweise durchgeführte Anwendung von Wasserdampf beim Rösten
1) Jern-Kontorets Annaler 1829, p. 452; R. Åkerman, Om jernmalmers
rostning, p. 28.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/228>, abgerufen am 27.11.2024.
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