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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Einbau der Oefen.
transmission, sondern die Haltbarkeit des Ofens als Ausgangspunkt für
die Bemessung der Wandstärken und erhält dabei erheblich leichtere,
billigere Oefen als in früherer Zeit. Nur bei Oefen mit langsamer
Verbrennung in grossen Räumen und ununterbrochenem Betriebe, in
denen also das Verhältniss der durch die Wände hindurchgehenden
Wärme zu der überhaupt entwickelten bedeutender ist als gewöhnlich,
würden dickere Wände, als gerade für die Haltbarkeit nothwendig ist,
von Vortheil sein können (Trockenöfen der Eisengiessereien).

Da, wie oben erwähnt wurde, der innere Theil der Oefen aus feuer-
festem Materiale hergestellt wird, dieses aber erheblich kostspieliger zu
sein pflegt als gewöhnliches Ziegel- oder Bruchsteinmauerwerk, so bildet
man wohl, wenn aus besonderen Gründen dicke Wände nöthig sind,
dieselben aus zwei Schichten, einer innern aus feuerfestem Material,
das Futter oder bei Schachtöfen der Kernschacht genannt, und einer
äussern aus gewöhnlichem Mauerwerke, welche das Rauhgemäuer
heisst. Um der grösseren Ausdehnung des stärker erhitzten Futters
Rechnung zu tragen, werden beide Schichten ohne Verband unter ein-
ander aufgeführt; nicht selten lässt man, wo es ohne Beeinträchtigung
der Haltbarkeit des Ofens geschehen kann, zwischen ihnen einen Zwi-
schenraum von einem oder mehreren Centimetern Breite, der entweder
nur mit Luft gefüllt bleibt oder auch wohl mit Asche, Schlackenstück-
chen oder anderen schlechten Wärmeleitern ausgefüllt wird (Füllung).

Bei dem Aufbaue eines aus Rauhgemäuer und Futter bestehenden
Ofens wird zunächst das erstere fertig gestellt und dann das Futter
eingesetzt.

Um den nachtheiligen Einflüssen der Ausdehnung und Zusammen-
ziehung des Ofengemäuers bei wechselnder Temperatur entgegen zu
wirken, pflegt man die Oefen mit einer eisernen Rüstung zu ver-
sehen, welche der äussern Form des Ofens entsprechend verschieden
eingerichtet ist. Für Schachtöfen mit kreisförmigen Querschnitten be-
nutzt man nicht selten einen aus Eisenblech zusammengenieteten Mantel;
oder man begnügt sich mit ringförmigen, um den Ofen herum gelegten,
Ankern. Herdflammöfen pflegt man mit senkrecht stehenden, guss-
eisernen Platten an den Seitenwänden einzufassen, welche durch schmiede-
eiserne, oberhalb und unterhalb des Gemäuers hindurchgehende Quer-
anker zusammen gehalten werden und zugleich für den Schub der
gewölbten Decke den nöthigen Widerstand bilden. Wegen der leichteren
Anbringung dieser Platten pflegt man den Herdflammöfen äusserlich
einen rechtwinkligen Grundriss zu geben.

Da jede Fuge, jeder Riss in dem Ofenfutter den im Innern herr-
schenden zerstörenden Einflüssen eine vergrösserte Oberfläche, einen
neuen Angriffspunkt darbietet, so muss man der Herstellung dieses
Futters eine um so grössere Aufmerksamkeit widmen, je kräftiger jene
Einflüsse sind, je höher insbesondere die herrschende Ofentemperatur
ist. Das Einsetzen jenes Futters heisst das Zustellen des Ofens. Es
giebt hierfür zwei verschiedene Methoden.

Bei der einen Methode wird die als Material für die Zustellung
bestimmte Substanz im angefeuchteten, plastischen Zustande mit Hilfe
von Schablonen und Modellen erst innerhalb des Ofens selbst in die

Einbau der Oefen.
transmission, sondern die Haltbarkeit des Ofens als Ausgangspunkt für
die Bemessung der Wandstärken und erhält dabei erheblich leichtere,
billigere Oefen als in früherer Zeit. Nur bei Oefen mit langsamer
Verbrennung in grossen Räumen und ununterbrochenem Betriebe, in
denen also das Verhältniss der durch die Wände hindurchgehenden
Wärme zu der überhaupt entwickelten bedeutender ist als gewöhnlich,
würden dickere Wände, als gerade für die Haltbarkeit nothwendig ist,
von Vortheil sein können (Trockenöfen der Eisengiessereien).

Da, wie oben erwähnt wurde, der innere Theil der Oefen aus feuer-
festem Materiale hergestellt wird, dieses aber erheblich kostspieliger zu
sein pflegt als gewöhnliches Ziegel- oder Bruchsteinmauerwerk, so bildet
man wohl, wenn aus besonderen Gründen dicke Wände nöthig sind,
dieselben aus zwei Schichten, einer innern aus feuerfestem Material,
das Futter oder bei Schachtöfen der Kernschacht genannt, und einer
äussern aus gewöhnlichem Mauerwerke, welche das Rauhgemäuer
heisst. Um der grösseren Ausdehnung des stärker erhitzten Futters
Rechnung zu tragen, werden beide Schichten ohne Verband unter ein-
ander aufgeführt; nicht selten lässt man, wo es ohne Beeinträchtigung
der Haltbarkeit des Ofens geschehen kann, zwischen ihnen einen Zwi-
schenraum von einem oder mehreren Centimetern Breite, der entweder
nur mit Luft gefüllt bleibt oder auch wohl mit Asche, Schlackenstück-
chen oder anderen schlechten Wärmeleitern ausgefüllt wird (Füllung).

Bei dem Aufbaue eines aus Rauhgemäuer und Futter bestehenden
Ofens wird zunächst das erstere fertig gestellt und dann das Futter
eingesetzt.

Um den nachtheiligen Einflüssen der Ausdehnung und Zusammen-
ziehung des Ofengemäuers bei wechselnder Temperatur entgegen zu
wirken, pflegt man die Oefen mit einer eisernen Rüstung zu ver-
sehen, welche der äussern Form des Ofens entsprechend verschieden
eingerichtet ist. Für Schachtöfen mit kreisförmigen Querschnitten be-
nutzt man nicht selten einen aus Eisenblech zusammengenieteten Mantel;
oder man begnügt sich mit ringförmigen, um den Ofen herum gelegten,
Ankern. Herdflammöfen pflegt man mit senkrecht stehenden, guss-
eisernen Platten an den Seitenwänden einzufassen, welche durch schmiede-
eiserne, oberhalb und unterhalb des Gemäuers hindurchgehende Quer-
anker zusammen gehalten werden und zugleich für den Schub der
gewölbten Decke den nöthigen Widerstand bilden. Wegen der leichteren
Anbringung dieser Platten pflegt man den Herdflammöfen äusserlich
einen rechtwinkligen Grundriss zu geben.

Da jede Fuge, jeder Riss in dem Ofenfutter den im Innern herr-
schenden zerstörenden Einflüssen eine vergrösserte Oberfläche, einen
neuen Angriffspunkt darbietet, so muss man der Herstellung dieses
Futters eine um so grössere Aufmerksamkeit widmen, je kräftiger jene
Einflüsse sind, je höher insbesondere die herrschende Ofentemperatur
ist. Das Einsetzen jenes Futters heisst das Zustellen des Ofens. Es
giebt hierfür zwei verschiedene Methoden.

Bei der einen Methode wird die als Material für die Zustellung
bestimmte Substanz im angefeuchteten, plastischen Zustande mit Hilfe
von Schablonen und Modellen erst innerhalb des Ofens selbst in die

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[133/0173] Einbau der Oefen. transmission, sondern die Haltbarkeit des Ofens als Ausgangspunkt für die Bemessung der Wandstärken und erhält dabei erheblich leichtere, billigere Oefen als in früherer Zeit. Nur bei Oefen mit langsamer Verbrennung in grossen Räumen und ununterbrochenem Betriebe, in denen also das Verhältniss der durch die Wände hindurchgehenden Wärme zu der überhaupt entwickelten bedeutender ist als gewöhnlich, würden dickere Wände, als gerade für die Haltbarkeit nothwendig ist, von Vortheil sein können (Trockenöfen der Eisengiessereien). Da, wie oben erwähnt wurde, der innere Theil der Oefen aus feuer- festem Materiale hergestellt wird, dieses aber erheblich kostspieliger zu sein pflegt als gewöhnliches Ziegel- oder Bruchsteinmauerwerk, so bildet man wohl, wenn aus besonderen Gründen dicke Wände nöthig sind, dieselben aus zwei Schichten, einer innern aus feuerfestem Material, das Futter oder bei Schachtöfen der Kernschacht genannt, und einer äussern aus gewöhnlichem Mauerwerke, welche das Rauhgemäuer heisst. Um der grösseren Ausdehnung des stärker erhitzten Futters Rechnung zu tragen, werden beide Schichten ohne Verband unter ein- ander aufgeführt; nicht selten lässt man, wo es ohne Beeinträchtigung der Haltbarkeit des Ofens geschehen kann, zwischen ihnen einen Zwi- schenraum von einem oder mehreren Centimetern Breite, der entweder nur mit Luft gefüllt bleibt oder auch wohl mit Asche, Schlackenstück- chen oder anderen schlechten Wärmeleitern ausgefüllt wird (Füllung). Bei dem Aufbaue eines aus Rauhgemäuer und Futter bestehenden Ofens wird zunächst das erstere fertig gestellt und dann das Futter eingesetzt. Um den nachtheiligen Einflüssen der Ausdehnung und Zusammen- ziehung des Ofengemäuers bei wechselnder Temperatur entgegen zu wirken, pflegt man die Oefen mit einer eisernen Rüstung zu ver- sehen, welche der äussern Form des Ofens entsprechend verschieden eingerichtet ist. Für Schachtöfen mit kreisförmigen Querschnitten be- nutzt man nicht selten einen aus Eisenblech zusammengenieteten Mantel; oder man begnügt sich mit ringförmigen, um den Ofen herum gelegten, Ankern. Herdflammöfen pflegt man mit senkrecht stehenden, guss- eisernen Platten an den Seitenwänden einzufassen, welche durch schmiede- eiserne, oberhalb und unterhalb des Gemäuers hindurchgehende Quer- anker zusammen gehalten werden und zugleich für den Schub der gewölbten Decke den nöthigen Widerstand bilden. Wegen der leichteren Anbringung dieser Platten pflegt man den Herdflammöfen äusserlich einen rechtwinkligen Grundriss zu geben. Da jede Fuge, jeder Riss in dem Ofenfutter den im Innern herr- schenden zerstörenden Einflüssen eine vergrösserte Oberfläche, einen neuen Angriffspunkt darbietet, so muss man der Herstellung dieses Futters eine um so grössere Aufmerksamkeit widmen, je kräftiger jene Einflüsse sind, je höher insbesondere die herrschende Ofentemperatur ist. Das Einsetzen jenes Futters heisst das Zustellen des Ofens. Es giebt hierfür zwei verschiedene Methoden. Bei der einen Methode wird die als Material für die Zustellung bestimmte Substanz im angefeuchteten, plastischen Zustande mit Hilfe von Schablonen und Modellen erst innerhalb des Ofens selbst in die

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/173>, abgerufen am 18.05.2024.