Ordnet man mehrere Kreissägeblätter von bestimmter Stärke in solchen Abständen nebeneinander an, dass die Blätter der beiden Wellen genau in einander greifen (Fig. 305), so entsteht ein Eisenschneidwerk oder Eisen- spaltwerk, welches früher häufig in den Eisen- walzwerken benutzt wurde, um einen gewalzten, noch glühenden Flachstab bei einem einmaligen Durchgange in zahlreiche schmale Stäbe, ge- wöhnlich Quadratstäbe, zu zertheilen. Durch die Vervollkommnung der Walzwerke sind die Spalt- werke jetzt seltener geworden.
[Abbildung]
Fig. 305
Kreissägen.
Obwohl die Hebel- und Parallelscheeren sehr geeignete Werkzeuge sind, wo es sich um Zertheilung von Gegenständen mit nicht allzu dicken und einfach gestalteten Querschnitten handelt, so werden sie doch unbenutzbar, wenn Fertigerzeugnisse mit stark profilirten Quer- schnitten -- Träger, Eisenbahnschienen u. a. m. -- zertheilt werden sollen. Diese würden, wie leicht zu ermessen ist, theilweise zerdrückt werden, ehe das Abtrennen erfolgt; in keinem Falle würden sich genaue Schnittflächen erzielen lassen.
In solchen Fällen tritt die Kreissäge an Stelle der Scheeren; auch zum Zertrennen solcher stabförmigen Gegenstände, für welche die Scheere ganz gut brauchbar sein würde, benutzt man die Kreissäge nicht selten in Rücksicht auf ihre vollkommene Wirkung und die ver- hältnissmässige Billigkeit ihrer Anlage und ihres Betriebes.
Eine kreisrunde, am Umfange verzahnte Eisen- oder Stahlscheibe ist zwischen zwei kleineren zum Festhalten dienenden Gusseisenscheiben auf einer wagerechten Welle befestigt und empfängt von dieser rasche Drehung. Während derselben wird entweder das Arbeitsstück gegen die Säge oder diese gegen das Arbeitsstück allmählich vorgeschoben; auf diese Weise nimmt jeder einzelne Zahn Spänchen von dem Arbeits- stücke ab, und es entsteht eine sich mehr und mehr vertiefende Furche, welche die Abtrennung bewirkt. Offenbar findet durch die Zerspanung ein Materialverlust statt, welcher von der Breite des Sägeblattes ab- hängig ist; ausserdem wächst mit der Breite des letzteren der erforder- liche Arbeitsverbrauch, insofern derselbe von der Menge des zu zer- spanenden Metalles abhängig ist. Wenn aus diesen Gründen die Anwendung eines möglichst dünnen Sägeblattes zweckmässig erscheinen dürfte, so muss doch andererseits die Stärke desselben mit seinem Durch- messer im Einklange stehen, damit nicht ein Verbiegen der Zähne oder des ganzen Blattes eintrete; und der Durchmesser muss wiederum abhängig sein von den Querschnittsabmessungen des zu zertheilenden Arbeitsstückes. Gewöhnlich pflegt der Durchmesser der neuen Sägen 0.8--1.5 m zu sein; ausnahmsweise hat man Sägeblätter mit einem Durchmesser bis zu 2 m in Anwendung gebracht. Die Stärke jener gewöhnlichen Sägeblätter dürfte gemeiniglich 3--6 mm betragen.
Wo es angeht, zertheilt man die Arbeitsstücke im noch glühenden Zustande, unmittelbar nachdem sie das letzte Kaliber des Walzwerkes
Die Maschinen zur Zertheilung der Arbeitsstücke.
Ordnet man mehrere Kreissägeblätter von bestimmter Stärke in solchen Abständen nebeneinander an, dass die Blätter der beiden Wellen genau in einander greifen (Fig. 305), so entsteht ein Eisenschneidwerk oder Eisen- spaltwerk, welches früher häufig in den Eisen- walzwerken benutzt wurde, um einen gewalzten, noch glühenden Flachstab bei einem einmaligen Durchgange in zahlreiche schmale Stäbe, ge- wöhnlich Quadratstäbe, zu zertheilen. Durch die Vervollkommnung der Walzwerke sind die Spalt- werke jetzt seltener geworden.
[Abbildung]
Fig. 305
Kreissägen.
Obwohl die Hebel- und Parallelscheeren sehr geeignete Werkzeuge sind, wo es sich um Zertheilung von Gegenständen mit nicht allzu dicken und einfach gestalteten Querschnitten handelt, so werden sie doch unbenutzbar, wenn Fertigerzeugnisse mit stark profilirten Quer- schnitten — Träger, Eisenbahnschienen u. a. m. — zertheilt werden sollen. Diese würden, wie leicht zu ermessen ist, theilweise zerdrückt werden, ehe das Abtrennen erfolgt; in keinem Falle würden sich genaue Schnittflächen erzielen lassen.
In solchen Fällen tritt die Kreissäge an Stelle der Scheeren; auch zum Zertrennen solcher stabförmigen Gegenstände, für welche die Scheere ganz gut brauchbar sein würde, benutzt man die Kreissäge nicht selten in Rücksicht auf ihre vollkommene Wirkung und die ver- hältnissmässige Billigkeit ihrer Anlage und ihres Betriebes.
Eine kreisrunde, am Umfange verzahnte Eisen- oder Stahlscheibe ist zwischen zwei kleineren zum Festhalten dienenden Gusseisenscheiben auf einer wagerechten Welle befestigt und empfängt von dieser rasche Drehung. Während derselben wird entweder das Arbeitsstück gegen die Säge oder diese gegen das Arbeitsstück allmählich vorgeschoben; auf diese Weise nimmt jeder einzelne Zahn Spänchen von dem Arbeits- stücke ab, und es entsteht eine sich mehr und mehr vertiefende Furche, welche die Abtrennung bewirkt. Offenbar findet durch die Zerspanung ein Materialverlust statt, welcher von der Breite des Sägeblattes ab- hängig ist; ausserdem wächst mit der Breite des letzteren der erforder- liche Arbeitsverbrauch, insofern derselbe von der Menge des zu zer- spanenden Metalles abhängig ist. Wenn aus diesen Gründen die Anwendung eines möglichst dünnen Sägeblattes zweckmässig erscheinen dürfte, so muss doch andererseits die Stärke desselben mit seinem Durch- messer im Einklange stehen, damit nicht ein Verbiegen der Zähne oder des ganzen Blattes eintrete; und der Durchmesser muss wiederum abhängig sein von den Querschnittsabmessungen des zu zertheilenden Arbeitsstückes. Gewöhnlich pflegt der Durchmesser der neuen Sägen 0.8—1.5 m zu sein; ausnahmsweise hat man Sägeblätter mit einem Durchmesser bis zu 2 m in Anwendung gebracht. Die Stärke jener gewöhnlichen Sägeblätter dürfte gemeiniglich 3—6 mm betragen.
Wo es angeht, zertheilt man die Arbeitsstücke im noch glühenden Zustande, unmittelbar nachdem sie das letzte Kaliber des Walzwerkes
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Die Maschinen zur Zertheilung der Arbeitsstücke.
Ordnet man mehrere Kreissägeblätter von bestimmter Stärke in
solchen Abständen nebeneinander an, dass die Blätter der beiden
Wellen genau in einander greifen (Fig. 305), so
entsteht ein Eisenschneidwerk oder Eisen-
spaltwerk, welches früher häufig in den Eisen-
walzwerken benutzt wurde, um einen gewalzten,
noch glühenden Flachstab bei einem einmaligen
Durchgange in zahlreiche schmale Stäbe, ge-
wöhnlich Quadratstäbe, zu zertheilen. Durch die
Vervollkommnung der Walzwerke sind die Spalt-
werke jetzt seltener geworden.
[Abbildung Fig. 305]
Kreissägen.
Obwohl die Hebel- und Parallelscheeren sehr geeignete Werkzeuge
sind, wo es sich um Zertheilung von Gegenständen mit nicht allzu
dicken und einfach gestalteten Querschnitten handelt, so werden sie
doch unbenutzbar, wenn Fertigerzeugnisse mit stark profilirten Quer-
schnitten — Träger, Eisenbahnschienen u. a. m. — zertheilt werden
sollen. Diese würden, wie leicht zu ermessen ist, theilweise zerdrückt
werden, ehe das Abtrennen erfolgt; in keinem Falle würden sich genaue
Schnittflächen erzielen lassen.
In solchen Fällen tritt die Kreissäge an Stelle der Scheeren; auch
zum Zertrennen solcher stabförmigen Gegenstände, für welche die
Scheere ganz gut brauchbar sein würde, benutzt man die Kreissäge
nicht selten in Rücksicht auf ihre vollkommene Wirkung und die ver-
hältnissmässige Billigkeit ihrer Anlage und ihres Betriebes.
Eine kreisrunde, am Umfange verzahnte Eisen- oder Stahlscheibe
ist zwischen zwei kleineren zum Festhalten dienenden Gusseisenscheiben
auf einer wagerechten Welle befestigt und empfängt von dieser rasche
Drehung. Während derselben wird entweder das Arbeitsstück gegen
die Säge oder diese gegen das Arbeitsstück allmählich vorgeschoben;
auf diese Weise nimmt jeder einzelne Zahn Spänchen von dem Arbeits-
stücke ab, und es entsteht eine sich mehr und mehr vertiefende Furche,
welche die Abtrennung bewirkt. Offenbar findet durch die Zerspanung
ein Materialverlust statt, welcher von der Breite des Sägeblattes ab-
hängig ist; ausserdem wächst mit der Breite des letzteren der erforder-
liche Arbeitsverbrauch, insofern derselbe von der Menge des zu zer-
spanenden Metalles abhängig ist. Wenn aus diesen Gründen die
Anwendung eines möglichst dünnen Sägeblattes zweckmässig erscheinen
dürfte, so muss doch andererseits die Stärke desselben mit seinem Durch-
messer im Einklange stehen, damit nicht ein Verbiegen der Zähne
oder des ganzen Blattes eintrete; und der Durchmesser muss wiederum
abhängig sein von den Querschnittsabmessungen des zu zertheilenden
Arbeitsstückes. Gewöhnlich pflegt der Durchmesser der neuen Sägen
0.8—1.5 m zu sein; ausnahmsweise hat man Sägeblätter mit einem
Durchmesser bis zu 2 m in Anwendung gebracht. Die Stärke jener
gewöhnlichen Sägeblätter dürfte gemeiniglich 3—6 mm betragen.
Wo es angeht, zertheilt man die Arbeitsstücke im noch glühenden
Zustande, unmittelbar nachdem sie das letzte Kaliber des Walzwerkes
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 999. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1091>, abgerufen am 24.11.2024.
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