ersteren im Ofen vorher eingenommene Stelle, um auch diese der höheren Temperatur auszusetzen.
Der Brennstoffverbrauch richtet sich nach der Einrichtung und Grösse der Oefen wie nach der Grösse der Packete. Bei Schweiss- öfen mit directer Feuerung pflegt der Steinkohlenverbrauch per 1000 kg einmal geschweissten Eisens 400--700 kg zu betragen. Bei Gasschweiss- öfen ist der Verbrauch entsprechend niedriger; Siemensöfen mit Stein- kohlengasfeuerung erfordern gewöhnlich 200--350 kg Steinkohlen per 1000 kg Eisen. Bei Braunkohlengasfeuerung fällt der Brennstoffverbrauch natürlich um so viel höher ans, als der Brennwerth der Kohlen ge- ringer ist, und es kann derselbe 400--800 kg per 1000 kg Eisen be- tragen.
Der Gewichtsverlust (Abbrand) beim Schweissen richtet sich theils nach dem Schlackengehalte des zu schweissenden Eisens, theils nach der Form und Grösse der eingesetzten Stücke, theils auch nach der Einrichtung des Ofens und der Beschaffenheit des Brennstoffes. Bei der ersten Schweissung von Packeten pflegt der Abgang 9--12 Proc. des ursprünglichen Gewichtes zu betragen; wird das ausgewalzte Packet ein zweites Mal erhitzt, so ist der Abbrand hierbei geringer und be- trägt gewöhnlich etwa 4--5 Proc.
Ueber die Anzahl und Grösse der Einsätze, welche in einem Schweissofen von bestimmter Grösse im Laufe eines Tages verarbeitet werden können, wurden schon auf S. 963 einige Mittheilungen gemacht. Auf 1 qm Herdfläche bezogen dürfte das Gewicht des in 24 Stunden erhitzten Eisens sich gewöhnlich auf 4.5--6.5 t beziffern.
Das Arbeiterpersonal pflegt in jeder Schicht aus 2 Mann an jedem Ofen, einem Vorarbeiter und einem Gehilfen, zu bestehen.
Als ein Nebenerzeugniss des Schweissofenbetriebes entsteht die Schweissofenschlacke, in ihrem Aussehen und ihrer Zusammen- setzung der Puddel- oder Herdfrischschlacke ähnlich und wie diese reich an Eisen. Die meisten derartigen Schlacken enthalten 20 bis 30 Proc. Kieselsäure, 50 Proc. oder etwas darüber an Eisen, grössten- theils in Form von Oxydul, theilweise jedoch auch höher oxydirt, daneben gewöhnlich Phosphorsäure, sowie kleine Mengen Thonerde, Schwefel u. s. w.
Da der Phosphorsäuregehalt der Schweissofenschlacken aus nahe liegenden Gründen geringer zu sein pflegt als derjenige der Frischfeuer- oder Puddelschlacken, welche bei der Darstellung des zu schweissenden Eisens gebildet waren, und selten erheblich über 1 Proc. hinausgeht, so bilden jene Schlacken ein gesuchtes Material sowohl als Zusatz beim Puddeln wie für die Verhüttung im Hochofen.
Beispiele der Verarbeitung des Schweisseisens.
Darstellung des Gärbstahles.
Der durch Frischen erzeugte Schweissstahl (Herdfrischstahl, Puddel- stahl) ist, wie alles Schweisseisen, nicht immer gleichartig in seiner Beschaffenheit und mehr oder minder von Schlacke durchsetzt. Dass
Ledebur, Handbuch. 62
Die Schweissöfen.
ersteren im Ofen vorher eingenommene Stelle, um auch diese der höheren Temperatur auszusetzen.
Der Brennstoffverbrauch richtet sich nach der Einrichtung und Grösse der Oefen wie nach der Grösse der Packete. Bei Schweiss- öfen mit directer Feuerung pflegt der Steinkohlenverbrauch per 1000 kg einmal geschweissten Eisens 400—700 kg zu betragen. Bei Gasschweiss- öfen ist der Verbrauch entsprechend niedriger; Siemensöfen mit Stein- kohlengasfeuerung erfordern gewöhnlich 200—350 kg Steinkohlen per 1000 kg Eisen. Bei Braunkohlengasfeuerung fällt der Brennstoffverbrauch natürlich um so viel höher ans, als der Brennwerth der Kohlen ge- ringer ist, und es kann derselbe 400—800 kg per 1000 kg Eisen be- tragen.
Der Gewichtsverlust (Abbrand) beim Schweissen richtet sich theils nach dem Schlackengehalte des zu schweissenden Eisens, theils nach der Form und Grösse der eingesetzten Stücke, theils auch nach der Einrichtung des Ofens und der Beschaffenheit des Brennstoffes. Bei der ersten Schweissung von Packeten pflegt der Abgang 9—12 Proc. des ursprünglichen Gewichtes zu betragen; wird das ausgewalzte Packet ein zweites Mal erhitzt, so ist der Abbrand hierbei geringer und be- trägt gewöhnlich etwa 4—5 Proc.
Ueber die Anzahl und Grösse der Einsätze, welche in einem Schweissofen von bestimmter Grösse im Laufe eines Tages verarbeitet werden können, wurden schon auf S. 963 einige Mittheilungen gemacht. Auf 1 qm Herdfläche bezogen dürfte das Gewicht des in 24 Stunden erhitzten Eisens sich gewöhnlich auf 4.5—6.5 t beziffern.
Das Arbeiterpersonal pflegt in jeder Schicht aus 2 Mann an jedem Ofen, einem Vorarbeiter und einem Gehilfen, zu bestehen.
Als ein Nebenerzeugniss des Schweissofenbetriebes entsteht die Schweissofenschlacke, in ihrem Aussehen und ihrer Zusammen- setzung der Puddel- oder Herdfrischschlacke ähnlich und wie diese reich an Eisen. Die meisten derartigen Schlacken enthalten 20 bis 30 Proc. Kieselsäure, 50 Proc. oder etwas darüber an Eisen, grössten- theils in Form von Oxydul, theilweise jedoch auch höher oxydirt, daneben gewöhnlich Phosphorsäure, sowie kleine Mengen Thonerde, Schwefel u. s. w.
Da der Phosphorsäuregehalt der Schweissofenschlacken aus nahe liegenden Gründen geringer zu sein pflegt als derjenige der Frischfeuer- oder Puddelschlacken, welche bei der Darstellung des zu schweissenden Eisens gebildet waren, und selten erheblich über 1 Proc. hinausgeht, so bilden jene Schlacken ein gesuchtes Material sowohl als Zusatz beim Puddeln wie für die Verhüttung im Hochofen.
Beispiele der Verarbeitung des Schweisseisens.
Darstellung des Gärbstahles.
Der durch Frischen erzeugte Schweissstahl (Herdfrischstahl, Puddel- stahl) ist, wie alles Schweisseisen, nicht immer gleichartig in seiner Beschaffenheit und mehr oder minder von Schlacke durchsetzt. Dass
Ledebur, Handbuch. 62
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f1057"n="969"/><fwplace="top"type="header">Die Schweissöfen.</fw><lb/>
ersteren im Ofen vorher eingenommene Stelle, um auch diese der<lb/>
höheren Temperatur auszusetzen.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Brennstoffverbrauch</hi> richtet sich nach der Einrichtung<lb/>
und Grösse der Oefen wie nach der Grösse der Packete. Bei Schweiss-<lb/>
öfen mit directer Feuerung pflegt der Steinkohlenverbrauch per 1000 kg<lb/>
einmal geschweissten Eisens 400—700 kg zu betragen. Bei Gasschweiss-<lb/>
öfen ist der Verbrauch entsprechend niedriger; Siemensöfen mit Stein-<lb/>
kohlengasfeuerung erfordern gewöhnlich 200—350 kg Steinkohlen per<lb/>
1000 kg Eisen. Bei Braunkohlengasfeuerung fällt der Brennstoffverbrauch<lb/>
natürlich um so viel höher ans, als der Brennwerth der Kohlen ge-<lb/>
ringer ist, und es kann derselbe 400—800 kg per 1000 kg Eisen be-<lb/>
tragen.</p><lb/><p>Der Gewichtsverlust (Abbrand) beim Schweissen richtet sich theils<lb/>
nach dem Schlackengehalte des zu schweissenden Eisens, theils nach<lb/>
der Form und Grösse der eingesetzten Stücke, theils auch nach der<lb/>
Einrichtung des Ofens und der Beschaffenheit des Brennstoffes. Bei<lb/>
der ersten Schweissung von Packeten pflegt der Abgang 9—12 Proc.<lb/>
des ursprünglichen Gewichtes zu betragen; wird das ausgewalzte Packet<lb/>
ein zweites Mal erhitzt, so ist der Abbrand hierbei geringer und be-<lb/>
trägt gewöhnlich etwa 4—5 Proc.</p><lb/><p>Ueber die Anzahl und Grösse der Einsätze, welche in einem<lb/>
Schweissofen von bestimmter Grösse im Laufe eines Tages verarbeitet<lb/>
werden können, wurden schon auf S. 963 einige Mittheilungen gemacht.<lb/>
Auf 1 qm Herdfläche bezogen dürfte das Gewicht des in 24 Stunden<lb/>
erhitzten Eisens sich gewöhnlich auf 4.<hirendition="#sub">5</hi>—6.<hirendition="#sub">5</hi> t beziffern.</p><lb/><p>Das Arbeiterpersonal pflegt in jeder Schicht aus 2 Mann an jedem<lb/>
Ofen, einem Vorarbeiter und einem Gehilfen, zu bestehen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Als ein Nebenerzeugniss des Schweissofenbetriebes entsteht die<lb/><hirendition="#g">Schweissofenschlacke</hi>, in ihrem Aussehen und ihrer Zusammen-<lb/>
setzung der Puddel- oder Herdfrischschlacke ähnlich und wie diese<lb/>
reich an Eisen. Die meisten derartigen Schlacken enthalten 20 bis<lb/>
30 Proc. Kieselsäure, 50 Proc. oder etwas darüber an Eisen, grössten-<lb/>
theils in Form von Oxydul, theilweise jedoch auch höher oxydirt,<lb/>
daneben gewöhnlich Phosphorsäure, sowie kleine Mengen Thonerde,<lb/>
Schwefel u. s. w.</p><lb/><p>Da der Phosphorsäuregehalt der Schweissofenschlacken aus nahe<lb/>
liegenden Gründen geringer zu sein pflegt als derjenige der Frischfeuer-<lb/>
oder Puddelschlacken, welche bei der Darstellung des zu schweissenden<lb/>
Eisens gebildet waren, und selten erheblich über 1 Proc. hinausgeht,<lb/>
so bilden jene Schlacken ein gesuchtes Material sowohl als Zusatz beim<lb/>
Puddeln wie für die Verhüttung im Hochofen.</p></div></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Beispiele der Verarbeitung des Schweisseisens.</hi></head><lb/><divn="5"><head><hirendition="#i">Darstellung des Gärbstahles.</hi></head><lb/><p>Der durch Frischen erzeugte Schweissstahl (Herdfrischstahl, Puddel-<lb/>
stahl) ist, wie alles Schweisseisen, nicht immer gleichartig in seiner<lb/>
Beschaffenheit und mehr oder minder von Schlacke durchsetzt. Dass<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Ledebur</hi>, Handbuch. 62</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[969/1057]
Die Schweissöfen.
ersteren im Ofen vorher eingenommene Stelle, um auch diese der
höheren Temperatur auszusetzen.
Der Brennstoffverbrauch richtet sich nach der Einrichtung
und Grösse der Oefen wie nach der Grösse der Packete. Bei Schweiss-
öfen mit directer Feuerung pflegt der Steinkohlenverbrauch per 1000 kg
einmal geschweissten Eisens 400—700 kg zu betragen. Bei Gasschweiss-
öfen ist der Verbrauch entsprechend niedriger; Siemensöfen mit Stein-
kohlengasfeuerung erfordern gewöhnlich 200—350 kg Steinkohlen per
1000 kg Eisen. Bei Braunkohlengasfeuerung fällt der Brennstoffverbrauch
natürlich um so viel höher ans, als der Brennwerth der Kohlen ge-
ringer ist, und es kann derselbe 400—800 kg per 1000 kg Eisen be-
tragen.
Der Gewichtsverlust (Abbrand) beim Schweissen richtet sich theils
nach dem Schlackengehalte des zu schweissenden Eisens, theils nach
der Form und Grösse der eingesetzten Stücke, theils auch nach der
Einrichtung des Ofens und der Beschaffenheit des Brennstoffes. Bei
der ersten Schweissung von Packeten pflegt der Abgang 9—12 Proc.
des ursprünglichen Gewichtes zu betragen; wird das ausgewalzte Packet
ein zweites Mal erhitzt, so ist der Abbrand hierbei geringer und be-
trägt gewöhnlich etwa 4—5 Proc.
Ueber die Anzahl und Grösse der Einsätze, welche in einem
Schweissofen von bestimmter Grösse im Laufe eines Tages verarbeitet
werden können, wurden schon auf S. 963 einige Mittheilungen gemacht.
Auf 1 qm Herdfläche bezogen dürfte das Gewicht des in 24 Stunden
erhitzten Eisens sich gewöhnlich auf 4.5—6.5 t beziffern.
Das Arbeiterpersonal pflegt in jeder Schicht aus 2 Mann an jedem
Ofen, einem Vorarbeiter und einem Gehilfen, zu bestehen.
Als ein Nebenerzeugniss des Schweissofenbetriebes entsteht die
Schweissofenschlacke, in ihrem Aussehen und ihrer Zusammen-
setzung der Puddel- oder Herdfrischschlacke ähnlich und wie diese
reich an Eisen. Die meisten derartigen Schlacken enthalten 20 bis
30 Proc. Kieselsäure, 50 Proc. oder etwas darüber an Eisen, grössten-
theils in Form von Oxydul, theilweise jedoch auch höher oxydirt,
daneben gewöhnlich Phosphorsäure, sowie kleine Mengen Thonerde,
Schwefel u. s. w.
Da der Phosphorsäuregehalt der Schweissofenschlacken aus nahe
liegenden Gründen geringer zu sein pflegt als derjenige der Frischfeuer-
oder Puddelschlacken, welche bei der Darstellung des zu schweissenden
Eisens gebildet waren, und selten erheblich über 1 Proc. hinausgeht,
so bilden jene Schlacken ein gesuchtes Material sowohl als Zusatz beim
Puddeln wie für die Verhüttung im Hochofen.
Beispiele der Verarbeitung des Schweisseisens.
Darstellung des Gärbstahles.
Der durch Frischen erzeugte Schweissstahl (Herdfrischstahl, Puddel-
stahl) ist, wie alles Schweisseisen, nicht immer gleichartig in seiner
Beschaffenheit und mehr oder minder von Schlacke durchsetzt. Dass
Ledebur, Handbuch. 62
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 969. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/1057>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.